Reiseberatung für individuelle Reisen

China individuell erleben – Guilin, eine Station auf unserer Rundreise

Freitag

Die Koffer sind bereits gepackt, nun rasch eine erfrischende Dusche und wir können vor unserer Abreise  in Ruhe frühstücken. Hoffentlich gibt es heute warmes Wasser! Gestern früh kam nur ein eiskalter Strahl aus der Dusche, egal welchen Hahn ich aufdrehte. Die eine junge Dame sagte den blauen Hahn aufdrehen, die andere meinte es sei der Rote. Ich habe das Gefühl es gibt gar kein warmes Wasser, es möchte nur keiner zugeben. Mal schauen, tapfer gehe ich zuerst ins Badezimmer. Und es ist so wie erwartet, das Wasser bleibt kalt! Brrrrrr!

Reisbauern

Reisbauern

Doch egal, das Hotel ist trotzdem schön und zeichnet sich vor allem durch die Freundlichkeit  und Gastfreundschaft aus.
Auch heute ist das Frühstück gut und alles geht mit ländlicher Ruhe und Beschaulichkeit vor sich. Nur keine unnötige Hast!
Wir haben uns vom Hotel ein Taxi bestellen lassen um von Yangshou zurück nach Guilin zu fahren.  Pünktlich zur vereinbarten Zeit steht der Fahrer vor der Tür und los geht es.  Wir fahren vorbei an Reisefeldern und durch kleine Dörfer auf die nächste Autobahn und bereits eine Stunde später haben wir unser Hotel in Guilin erreicht. Der Fahrer beendet die Fahrt mit einer waghalsigen Wende, um uns direkt vor der Tür des Riverview Guilin abzusetzen.
Es ist das gleiche Hotel, das wir schon bei unserem ersten Aufenthalt in Guilin hatten. Auch diesmal bleiben wir nur eine Nacht, kommen jedoch einen Tag später noch einmal für eine weitere Übernachtung  zurück.
An der Rezeption ist die junge Frau, die uns vor drei Tagen die Bootsfahrt nach Yangshou verkauft hat. Vielleicht hat sie auch Bustickets nach Longsheng zu den Reisterrassen? Doch dorthin kann sie uns nur Tagesausflüge anbieten. Da wir jedoch eine Nach bleiben möchten, müssen wir den Linienbus nehmen. Ihr Interesse an uns hat damit merklich nachgelassen, trotzdem schreibt sie uns die entsprechende Verbindung heraus und notiert unser Ziel in chinesisch auf einem Zettel. Den sollen wir am Busbahnhof vorlegen, wir werden dann schon irgendwie nach Longsheng kommen. „Have to change“ ist ihr abschließender Kommentar, wobei ich nicht erfahre, was ich denn nun wechseln muss. Doch zumindest weiß ich den Namen des Busbahnhofes und so können wir morgen früh mit einem Taxi hinfahren. Dort werden wir schon irgendwie weiter kommen.

Fischer in Guilin

Fischer in Guilin

„Was hältst du davon, wenn wir uns  ein kleinen Koffer kaufen?“ schlage ich Edith vor. „Wir lassen morgen den großen Koffer  im Hotel und brauchen nicht für eine Nacht alles mit nach Longsheng zu nehmen.“  „Umpacken?“ ist Edith ihr skeptischer Kommentar. „Wozu das denn? Und was machen wir hinterher mit dem kleinen Koffer?“  Wir nehmen ihn als Handgepäck auf dem Rückflug! Wenn wir drei Tage in Hongkong waren, brauchen wir den bestimmt. „Außerdem“ rufe ich ihr in Erinnerung „weißt du noch, im Tal der Inka? Wie froh waren wir über unser kleines Gepäck!“  Zustimmend nickt Edith und wir machen uns auf Koffersuche.
Diesmal halten wir uns nach rechts um in Richtung Einkaufsstraße zu gehen. Auch heute sind wieder Fischer auf dem Fluss unterwegs. Entweder mit Angel, Harpune oder auf einem Bambusfloss mit Korb und Netz.
Ein junger Mann beobachtet uns und spricht uns an: „Hallo, are you German?“  Ja, sind wir und das hat er vermutlich auch an der Sprache gehört. Nun beginnt ein allgemeines Geplauder, was mit Sicherheit darauf hinauf läuft, dass er irgendwo einen Onkel mit einem absolut einmaligem Geschäft hat. „Waren sie schon im Theater? Da gibt es jeden Abend eine Vorstellung“ höre ich da gerade. Was? Will er uns Theaterkarten verkaufen? „Ich zeige ihnen wo das Theater ist“ bietet der junge Mann selbstlos an.  Also ich kann es von hier aus sehen, es ist genau gegenüber.  „Ich zeige ihnen den Haupteingang, der liegt  direkt neben dem Teegeschäft von meiner Schwester.“  Loool !!!!

Einkaufsstraße in Guilin

Einkaufsstraße in Guilin

Wir gehen trotzdem mit, ohne Interesse am Theater. Doch einige gute Teesorten, die würden uns schon interessieren. Der junge Mann ist ein wenig irritiert, so einfach hat er es wohl nicht immer. Keinerlei Widerstand- im Gegenteil!
Im Teeladen bekommen wir die unterschiedlichen Teesorten erklärt, wie man sie zubereitet und wie oft man sie aufbrühen kann.  „Manche Teesorten schmecken erst nach dem dritten Wasseraufguss“ erklärt uns der Händler. Ein Punkt, den ich bereits bei dem in China überall anzutreffendem grünen Tee festgestellt habe.
An meinen indischen Lieblingstee Chai Masala kommt keine der Teesorten mit, doch das ist natürlich Geschmackssache.
Hier erfahren wir auch, was es mit den Kiwi- ähnlichen Früchten auf sich hat. Sie sehen aus wie eine Mischung aus Kiwi und Kartoffeln, doch es ist schwarzer Tee. Laut des Verkäufers stammt diese Frucht vom Teestrauch, es ist die Fruchtkapsel aus deren Inneren ein sehr schwarzer Tee aufgebrüht wird. „Nicht die ganze Kapsel nehmen, nur sehr, sehr  wenig!“
Edith ist an dem bekannten Pu-Erh-Tee interessiert. Dieser Tee wird von einer Unterart des Teestrauches hergestellt, die Qingmao, die als Ursprungsform des Tees gilt. Bekannt ist der Pu-Erh-Tee seit bereits 1.700 Jahren.

der Stolz der Familie!

der Stolz der Familie!

Der Pu-Erh-Tee wird gedämpft und in Ziegel-oder Kugelformen gepresst. Danach durchläuft er einen mindestens 5 Jahre langen Reifungsprozess an dem eine Vielzahl von Bakterien und Pilzen beteiligt sind. Je älter der Tee, umso hochwertiger ist seine Qualität.
Es gibt seit Neuerem auch eine Form der Herstellung, in der der Reifungsprozess verkürzt wird. Doch selbstverständlich wird hier nur der qualitativ hochwertige Tee nach der traditionellen Reifung gehandelt.
Pu-Erh-Tee soll Cholesterin senken, vorbeugen gegen bakterielle und mykotische Infektionen und zusätzlich schlank machen. Wobei ich mich auf das letztere nicht unbedingt verlassen würde.

die erste Fahrstunde

die erste Fahrstunde

Kurz darauf stehen wir mit unseren Teeeinkäufen wieder auf der Straße. Wir sind  goldrichtig, mitten auf der Fußgängerzone. Hier befindet sich ein Geschäft neben dem anderen und selbstverständlich bekommen wir  auch Koffer in Bord-Case-Grösse, geeignet als Handgepäck. „Das sind internationale Masse“ versichert mir die Verkäuferin „sie können den Koffer bei allen Fluggesellschaften mit an Bord nehmen.“  Das ist genau was ich brauche! Es stimmt auch, was sie mir sagt. Die Größe gilt bei allen internationalen Fluglinien. Warum das Köfferchen einige Monate später bei Ryan Air in der Gitterschablone stecken bleibt, weiß ich allerdings auch nicht. Vermutlich hat meine Jacke eine Kofferecke zu weit ausgebeult.

Majongspieler

Majongspieler

Auch Edith findet einen entsprechenden Koffer, doch  sie macht es besser als ich. Sie geht auf einen Markt, handelt den Preis hinunter und hat ihr Handgepäck für ein Drittel des Preises.  Pech! Da war ich mal wieder zu schnell!
Nach diesen erfolgreichen Einkäufen gehen wir  in einem der vielen Straßenlokale etwas trinken. Es gibt  sogar Deutsches Bier!

....vor Feuchtigkeit geschützt!

….vor Feuchtigkeit geschützt!

Interessant ist hier die vor Feuchtigkeit geschützte Stromvernetzung. Die Anbringung, Schutz und Verbindung der Stromkabel, die ist sehr…………..nun-mit Ideenreichtum improvisiert. Das Stromkabel mündet in eine leere Wasserflasche aus Plastik. In dieser befindet sich, vor Feuchtigkeit geschützt, eine Sicherung oder der Lichtschalter. So ganz klar kann ich das nicht erkennen. Halt bekommt diese technische Konstruktion durch schwarzes Isolierband. Das Kabel führt auf der anderen, ebenfalls offenen, Flaschenseite wieder hinaus. Hauptsache es funktioniert!
Nach dieser Pause bringen wir unsere Neuerwerbungen  in das nahe gelegene Hotel und machen uns in der Abenddämmerung nochmal auf den Weg zu einem Spaziergang.

die Zwillingspagoden

die Zwillingspagoden

In der Nähe des Shan Hu Sees haben wir einen schönen Blick auf die Zwillingspagoden im Abendlicht. Doch wir möchten gerne zurück in die Einkaufsstraße. Hier schlendern wir nochmals die Fußgängerzone hinauf und schauen in Schuh- und Bekleidungsgeschäfte. Im Anschluss bummeln wir durch die kleinen Gassen mit den großen Geheimnissen. Hier finden wir Garküchen, Obst- und Gemüseverkäufer und alles was eine chinesische Hausfrau braucht.
Eisenwaren und Fahrradreifen, ein Reisebüro und natürlich Elektronikläden. Vor einem der Schaufenster bleibt Edith interessiert stehen. „Schau mal“ ruft sie mich zurück „ein Friseur!“  Sie wird doch nicht im Ernst daran denken hier zum Friseur zu gehen? Sie kann sich doch gar nicht verständigen!  „Also wenn ich da so zusehe, dann schneiden die Jung´s sehr gut. Vielleicht sollte ich mir auch die Haare schneiden lassen?“  Doch! Sie denkt tatsächlich darüber nach! „Erinnerst du dich , was mir in Bulgarien passiert ist?“ frage ich Edith. „Ich war beim Friseur und wusste nicht, das Kopfschütteln Zustimmung bedeutet. Je mehr ich den Kopf geschüttelt habe , um so mehr hat die Friseuse abgeschnitten!“  Doch Edith hat ihren Entschluss innerlich bereits gefasst.  „Ach weißt du“ erklärt sie mir „bei meiner momentanen Frisur kann man nicht viel verkehrt machen. Es kann nur besser werden!“  Da würde ich mich zwar nicht drauf verlassen, aber wenn sie das so möchte……..!  Mutig marschiert Edith in den Friseursalon. Ich tappe hinterher, vielleicht spricht ja doch jemand Englisch und ich kann ein wenig helfen. Doch nein, Chinesisch ist hier gefragt! Der Chef das Salons lässt sich von solchen Kleinigkeiten wie mangelnde Sprachkenntnisse nicht aus der Ruhe bringen. Edith erklärt mit Hilfe ihrer Hände was in etwa sie möchte. Er nickt, greift zu seinem I-Pad und die beiden stecken für eine Weile die Köpfe über dem Display zusammen. Kurz darauf ist die richtige Frisur gefunden. Das PC- Modell dreht einmal ihren digitalen Kopf , lässt sich von allen Seiten betrachten und findet Ediths Zustimmung.

der Friseur :-) , gut geschnitten!

der Friseur 🙂 , gut geschnitten!

Während für mich ein Tee gekocht wird, bekommt Edith ihre Haarwäsche. Dies geschieht hier nicht im Sitzen, sondern der Kunde liegt dazu auf einer Liege. Dann beginnt der spannende Teil. Ein junger Mann wurde dazu auserkoren Edith zu einer neuen Frisur zu verhelfen. Gespannt schaue ich zu.  Er macht es gut, nimmt sich Zeit und prüft immer wieder seine Arbeit.  Ich glaube Edith hatte Recht mit ihrem spontanen Vertrauen in dieses Geschäft. Fragend schaut sie mich mit großen Augen im Spiegel an und ich nicke ihr aufmunternd zu. Was würde sie wohl tun, wenn ich jetzt ein entsetztes „Haaach!!“ von mir geben würde? Aber nein, das wäre wirklich unfair!
Eine Stunde später ist der junge Mann fertig und das Resultat ist super! Toll geschnitten! Eine wirklich gute Entscheidung und es ist genau so geworden wie Edith sich das vorgestellt hat. Prima!
Froh und gut gelaunt spazieren wir durch kleine Gassen zurück zum Hotel. Sollen wir wieder hier essen? War doch gut und draußen  sitzen können wir hier auch. „Da nehme ich nochmal die Guilin- Nudeln“ erklärt Edith. „Die haben spitze geschmeckt.“
Das Essen ist so gut wie erwartet und im Anschluss kommen wir noch mit einem sehr netten deutschen Ehepaar ins Gespräch. Sie stellen sich als Gerhard und Alwin vor und während wir gegenseitig unsere bisherigen Erlebnisse erzählen, vergeht die Zeit wie im Fluge.
Wir sollten uns so langsam verabschieden, denn morgen geht es weiter nach Longshen, in die Reisterrassen. „Oh“ meint Alwin „das muss toll sein, leider ist dies in unserer Rundreise nicht mit eingeschlossen.“   „Ich werde mir dort so einen chinesischen Strohhut kaufen“ verkündet Edith.  „Damit  gehe ich dann in Spanien in meine Stammkneipe!“  Ein Satz, der für Gerhard offensichtlich sehr erheiternd ist. Er findet es toll, dass meine Mutti eine Stammkneipe hat. Merkwürdig , gibt es denn Leute ohne Stammkneipe? Hat denn Gerhard keine? Der Arme!
Aber vielleicht findet er ja noch eine! 😉
Doch nun gehen wir rasch auf unsere Zimmer, kontrollieren nochmals ob wir auch alles in unseren neuen Köfferchen haben und schlafen  einem neuen Tag entgegen.

Mein vorhergehender Bericht ist erschienen unter: https://www.reiseberichte-blog.com/china-erlebnisreise-yangshou-und-seine-umgebung-inmitten-des-kalksteingebirge/

 

China- Reise September 2012

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Über den Autor

Elke Hoppe

Vor ca. 20 Jahren bin ich von Deutschland nach Spanien ausgewandert, um auf der Sonnenseite Europas leben zu können. Doch auch von hier aus habe ich das Bedürfnis mehr von der Welt kennen zu lernen. Da es mir zeitlich und beruflich möglich ist, mache ich seit 2005 einmal im Jahr eine „große Reise“. Begleitet werde ich dabei von Edith, meiner Mutter, die vor 18 Jahre ebenfalls aus dem deutschen Regen in die spanische Sonne geflüchtet ist. Bisher hat uns unsere Reiselust nach Asien, Kenia und Peru geführt. Für das Jahr 2009 hatten wir uns für Indien entschieden und dort neben Rajasthan inzwischen auch andere Regionen besucht. Auf den Rundreisen in Indien waren wir in Begleitung von unserem Fahrer Prakash Acharya. Er ist ein zuverlässiger und informativer Reisebegleiter, den ich sehr empfehlen kann. Prakash hat sich vor einigen Jahren selbständig gemacht und falls jemand mit ihm eine Rundreise machen möchte bin gerne bereit den Kontakt herzustellen.

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