Reiseberatung für individuelle Reisen

Reise nach Karelien, zum magischen Schungit Stein.

Kurzer Überblick:
• Über mich.
• Russisch-Karelien.
• Die Menschen in Karelien.
• Warum ausgerechnet nach Shunga und was ist Schungit?
• Die Reise vom Flughafen zur Shunga.
Die erste Möglichkeit: Helsinki-Petrosawodsk.
Die zweite Möglichkeit: St. Petersburg-Petrosawodsk.
In St. Petersburg, vom Flughafen Pulkovo zum LADOGA-Bahnhof (Ладожский вокзал).
Von Petrosawodsk zu Shunga.
Über Shunga, Medvezhyegorsk und Zaonezhye.

Über mich.
Seit Ende der neunziger Jahre betreibe ich Handel mit Schungit Mineral. Um unseren Kunden die Echtheit und Qualität der Steine zu garantieren, reise ich regelmäßig nach Karelien. In nun mehr als fünfzehn Jahren meiner Tätigkeit habe ich diese Region kennen und lieben gelernt. Meine Erfahrungen und mein Wissen möchte ich Ihnen in diesem Reisebericht weitergeben.
Ich bin in Russland geboren und in Deutschland aufgewachsen. Mit der russischen Mentalität und der russischen Sprache bin ich sehr gut vertraut. Dadurch habe ich die Möglichkeit, guten Kontakt mit den Einheimischen aufzubauen und Dinge zu erfahren, die man sonst nicht erfahren kann.
Russisch-Karelien.
Wenn man Russland auf der Karte anschaut, befindet sich Karelien auf der europäischen Seite des Landes. Karelien wird aber auch oft mit Sibirien verwechselt, wahrscheinlich weil die meisten Menschen sich beide Regionen ähnlich vorstellen: kalt, dünn besiedelt und mit Wäldern bedeckt. Zwischen Karelien und Sibirien gibt es aber auf jeden Fall viele Unterschiede. Immerhin befindet sich Sibirien weit weg auf einem anderen Kontinent, nämlich in Asien.

Karte, mit Karelien, Russland und Europa
Abb.: 01 (Karte, mit Karelien, Russland und Europa)
Karelien bezaubert mit seinen unzähligen Seen, hunderten von kleinen und großen Inseln und einer wunderschönen nördlichen Natur. Durch seine besondere Lage und relative Nähe zu St. Petersburg und anderen Großstädten ist Karelien in Russland ein sehr beliebtes Ausflugsziel. Und das nicht nur heutzutage, zu den Zeiten Peter den Großen entstand in Karelien erstes Kurort Russlands. Heute hat sich eine richtige Tourismusindustrie entwickelt, die einiges zu bieten hat.

Bootstour in Karelien

Abb.: 02 (Bootstour in Karelien)
Zu allen Jahreszeiten kann man die wunderschöne Natur auf sehr viele verschiedene Weisen genießen. Wie im Winter mit Schiern und Schneemobil, so im Sommer mit Fahrrad und zu Fuß. Touristeninformationen wie auch Angebote zu einer Karelien Reise finden Sie mit Sicherheit fast in jedem Reisebüro und natürlich im Internet.
Auch kulturell hat Karelien einiges zu bieten: von Museen und Theater in der Hauptstadt Petrosawodsk bis hin zu traditionellen kulinarischen Spezialitäten. Auf dem Foto sehen Sie,“Kalitki“ ein traditionelles karelisches Gebäck.

Kalitki
Abb. 03 (Kalitki)
Die “Kalitki“ gibt es mit unterschiedlicher Füllung: mit Fisch, Kartoffeln oder einer süßen Quarkmischung, auch die Form kann variieren. Oben ist das Gebäck aber immer offen. “Kalitki“ werden in Karelien in vielen Lokalen verkauft, in Restaurants wie auch an den Kiosken als Snack. Ich empfehle ihnen, diese Leckerei auf jeden Fall zu probieren.

Am östlichen Ufer des Onegasees findet man auch in Fels geritzte Bilder: „Die Bibel der Steinzeit“ oder auch „Karelischen Petroglyphen“ genannt. Die Figuren und Szenen geben den Wissenschaftlern bis heute Rätsel auf.

Petroglyphen

Abb.: 04 (Petroglyphen)
Karelien ist eben vielseitig und bietet interessante Möglichkeiten, etwas Neues kennen zu lernen und zu entdecken.
Die Menschen in Karelien.
Die Bevölkerung Kareliens besteht aus Menschen sehr verschiedener Herkunft. Die Ureinwohner Kareliens heißen Karelen. Sie bilden heute aber nur noch einen sehr kleinen Teil an der Gesamtbevölkerung Kareliens. Wie zu Zarenzeiten, aber vor allem nach der Revolution im Jahr 1917 wurde Karelien von den Kreml-Machthabern als ein großes Arbeitslager benutzt. Das hat natürlich einen sehr großen Einfluss auf Karelien genommen. Auch die Zwangsumsiedlung der Völker von Stalin und die kommunistische Planwirtschaft gingen nicht spurlos vorbei. Die Landwirtschaft und andere wirtschaftliche Stärken Kareliens gingen verloren.
Heute sind diese Zeiten zum Glück vorbei, von der Regierung wird einiges unternommen, um die karelische Kultur zu unterstützen. Mittlerweile gibt es Theater und Fernsehsender in karelischer Sprache. Es wird versucht, z. B. mit Straßenfesten und anderen Veranstaltungen die alten Traditionen wiederzubeleben.

karelische Folklore, nationale Tracht, Straßenfest

Abb.: 05 (karelische Folklore, nationale Tracht, Straßenfest)
Auf meinen Reisen habe ich in Karelien sehr unterschiedliche Menschen kennengelernt, Menschen verschiedener Nationalitäten und Konfessionen. Es sind Ukrainer, Weißrussen und Menschen andere. All diese Menschen leben und arbeiten friedlich miteinander, ohne dass unterschiedliche Konfession oder Nationalität die zwischenmenschlichen Beziehungen belasten. Leider ist das in letzter Zeit keine Selbstverständlichkeit mehr.
Warum ausgerechnet nach Shunga und was ist Schungit?
Shunga ist ein Dorf auf der karelischen Halbinsel „Zaonezhye“ . Dieser Ort hat für mich und viele andere Menschen, die sich mit dem Gestein Schungit beschäftigen, eine besondere Bedeutung.
Am Rand des Dorfes Shunga befindet sich die einzige heute bekannte Fundstelle des Minerals Edel-Schungit.

Ortsschild des Dorfes Shunga
Abb.: 07 (Ortsschild des Dorfes Shunga)
Etwas weiter von diesem Dorf entfernt liegen auch die Abbaustelle „Zazhoginskij“ für Klassischen Schungit und die berühmte Quelle “ Zarewin Klutsch“.
Diese Gegend ist mit dem Schungit sehr eng verbunden und zieht auch die Menschen an, die einen besonders starken energetischen Ort aufsuchen möchten.
Der Schungit hat seinen Namen von dem Dorf Shunga bekommen. Dieses Gestein gibt es in einer besonders hohen Qualität nur in an diese Stelle.
Schungit ist ein Kompositgestein mit Kohlenstoff als wesentlichem Bestandteil. Über die Entstehung gibt es zwei Theorien. Der ersten zufolge ist der Schungit aus den Schlammablagerungen abgestorbener Algen entstanden. Die andere Theorie geht davon aus, dass Schungit aus dem All gekommen ist, dieses Gestein soll ein Überrest des Planeten Phaeton sein, der einst zu unserem Sonnensystem gehörte.
Schungit wird zur Wasseraufbereitung, zum Strahlenschutz wie auch bei der Stahlherstellung verwendet verwendet.
Reise zum Schungit.
Die Region Karelien zieht Touristen mit unterschiedlichsten Interessen an: von gemütlichen Kreuzfahrten durch die unvergleichliche Seen- und Flusslandschaften über die kulturellen Schätze des Landes bis hin zu Extremsport-Aktivitäten. Auch die Anreise lässt sich verschieden gestalten: Flugzeug, Zug, das eigene Auto oder, wenn man möchte, auch ein Fahrrad: alle Möglichkeiten stehen dem Reisewilligen offen. Wie auch immer, die wunderschöne Natur des Nordens wird jeden verzaubern.

Ufer Onegasee

Abb:07 (Ufer Onegasee)
Ich bin nach Karelien gekommen, um Schungit besser kennenzulernen und die Verbindung zwischen diesem Stein und Karelien zu verstehen. In diesem Kapitel möchte ich Ihnen deshalb die Schungitvorkommen näherbringen und Ihnen ein wenig genauer schildern, wie man dorthin kommen kann.
Um zu dem Dorf Shunga zu kommen, sollte man am besten erst in die karelische Hauptstadt Petrosawodsk reisen. Von dort aus geht es dann zunächst zum nördlichen Ende des Onega-Sees in die Stadt Medvezhyegorsk und von dort aus wieder in Richtung Süden nach Shunga.
Als ich dieses Buch schrieb, gab es in Petrosawodsk allerdings keinen richtigen Flughafen. Ein Militärflughafen besteht zwar und wird hin und wieder für zivile Flüge benutzt, aber es gibt keinen regelmäßigen und verlässlichen Flugverkehr dorthin oder von dort weg. So fliegt man am besten erst in eine der beiden nächstgelegenen Metropolen: nach Helsinki oder St. Petersburg.

Karte, vom Flughafen nach Karelien

Abb.: 08 (karte, vom Flughafen nach Karelien)
Tipps: Denken Sie bitte daran, wenn Sie Koffer packen: Karelien liegt im Norden Osteuropas. Nehmen Sie lieber einen warmen Pullover zu viel mit als zu wenig.
Im Sommer sind die Stechmücken in Karelien sehr lästig. Nehmen Sie ein Gegenmittel mit, am besten zwei. Sie werden es nicht bereuen.
Alle im Folgenden genannten Preise dienen nur zum Vergleich zwischen Kostspieliger und Billiger. Der Wechselkurs wie auch andere Faktoren lassen die Preise sehr schnell schwanken. Rechnen Sie also bitte nicht mit den Beträgen, die Sie hier in meiner Beschreibung lesen.
Bevor Sie abreisen, machen Sie sich möglichst etwas vertraut mit der kyrillischen Schrift, auch wenn Sie die Sprache natürlich für die Reise nicht lernen können. Wenn Sie aber zumindest Ortsschilder lesen können, ist das sehr hilfreich.
Wenn Sie den Schungitsteinbruch besuchen möchten, melden Sie sich unbedingt vorher bei der Verwaltung an. Ohne Voranmeldung wird man Sie nicht auf das Gelände lassen. Hier ist die Adresse der Verwaltung des Steinbruchs:
185031, Карелия
г. Петрозаводск
ул. Мурманская, 22, а/я 75
Erste Etappe: nach Petrosawodsk
Die erste Möglichkeit: von Helsinki nach Petrosawodsk.
Die Strecke von Helsinki nach Petrosawodsk beträgt ungefähr 700 km. Zahlreiche Anbieter haben sich darauf spezialisiert, Touristen vom Flughafen Helsinki nach Petrosawodsk und zurück zu bringen. Die Kleinbusse sind preiswert und schnell. Doch ist diese Variante auch recht anstrengend. Trotz gut ausgebauter Straßen dauert die Fahrt mindestens 8-9 Stunden. Auch der Grenzübergang zwischen Finnland und Russland ist nicht immer eine zuverlässige Station, unter Umständen kann die Kontrolle lange dauern. Der große Vorteil der langen Autofahrt besteht im günstigen Preis: die einfache Fahrt kostet ungefähr 50,- €. Wenn Sie im Internet nach »Helsinki Petrosawodsk Transfer« suchen, bekommen sie viele Angebote für diesen Transfer.
Die zweite Möglichkeit: von St. Petersburg nach Petrosawodsk.
Wenn Sie mit dem Flugzeug in St. Petersburg landen, kann ihre Reise etwas teurer werden. Dafür haben sie aber die Möglichkeit, St. Petersburg, die U-Bahn und eine Fahrt mit dem Zug zu erleben. St. Petersburg ist eine großartige Stadt, für die man sich am besten einen eigenen Besuch vornimmt.

St.Petersburg

Abb.: 09 (St.Petersburg)
Aber auch die Gelegenheit zu einer nur kurzen Zwischenstation in St. Petersburg sollten Sie auf jeden Fall nutzen. Eine kurze Stadtrundfahrt, die Besichtigung einiger Sehenswürdigkeiten oder auch nur gut essen gehen – St. Petersburg bietet einiges für seine Gäste.
Von St. Petersburg nach Petrosawodsk und auch weiter in Richtung Shunga können Sie natürlich mit dem Bus oder Auto fahren, ich würde aber auf jeden Fall die Zugfahrt bis Petrosawodsk empfehlen.
Zum Ladoga-Bahnhof in St. Petersburg
Petrosawodsk liegt an der Eisenbahnstrecke St. Petersburg – Murmansk. Die Züge dieser Strecke fahren allesamt am Ladoga-Bahnhof ab, dem jüngsten der fünf Bahnhöfe in St. Petersburg. Dorthin können Sie vom St. Petersburger Flughafen Pulkovo entweder mit einem Taxi oder mit den öffentlichen Bussen und der U-Bahn gelangen.
mit dem Taxi
Dies ist die einfachste Möglichkeit, aber natürlich nicht die günstigste. Die Preise sind sehr unterschiedlich: es gibt staatliche Taxi mit einer Lizenz, meistens sind die Fahrzeuge an den gelben Taxiwürfeln zu erkennen. Aber auch nicht lizenzierte Fahrer verdienen mit dem Personentransport ihr Geld. Beim staatlichen Unternehmen kann die Fahrt vom Flughafen zum Bahnhof um die 50.- € kosten. Ein Privatfahrer (fliegende Taxifahrer) kann unter Umständen aber noch viel teurer werden. Diese Möglichkeit würde ich deshalb nicht empfehlen, es sei denn, Sie reisen mit sehr viel Gepäck. In diesem Fall gehen Sie am besten direkt am Flughafen zu einem Taxistand, an dem Sie einen lizenzierten Taxifahrer buchen können. Wenn dies nicht möglich ist, verhandeln sie den Preis: auf jeden Fall, bevor in das Auto einsteigen!
mit Bus und U-Bahn
Wenn Sie das Flughafengebäude verlassen, werden Sie mit Sicherheit von mehreren Taxifahrern angesprochen, die Ihnen ihre Dienste anbieten. Ich empfehle Ihnen aber eher, den Bus und die U-Bahn zu nehmen, es ist preiswerter und kann unter Umständen auch schneller gehen. Öffentliche Verkehrsmittel funktionieren in St. Petersburg recht zuverlässig und sind auch für Touristen gut zu nutzen. Vieles ist ins Englische übersetzt und auch ohne Russischkenntnisse einfach zu verstehen. Die Kosten vom Flughafen bis zum Bahnhof betragen insgesamt nicht mehr als 4-7 €.
Direkt im Ausgangsbereich des Flughafens finden Sie die Haltestelle für die Buslinien 39 oder 39a (»a« steht für »Direktverbindung«). Beide Verbindungen führen zu der U-Bahn-Station Moskovskaya.
Mit der U-Bahn fahren Sie die blaue Linie sechs Stationen weit bis zur Station Sennaja Ploschad (Сенная Площадь). Dort nehmen sie den Übergang zur Station Spasskaya (Спасская) auf der orangenen Linie, die Sie dann fünf Stationen weit bis zur Station Ladozhskaya (Ладожская) fahren. Wenn Sie die U-Bahn verlassen, sind sie am Bahnhof angekommen.
nach Petrosawodsk mit dem Zug
Es verkehren Züge von St. Petersburg direkt nach Medvezhyegorsk, zu dem Ort, von dem aus Sie direkt nach Shunga kommen. Ich würde aber trotzdem unbedingt empfehlen, über Petrosawodsk zu fahren, denn Kareliens Hauptstadt ist auf jeden Fall sehenswert und eignet sich bestens als eine Zwischenstation. Von Petrosawodsk aus haben sie die besten Möglichkeiten, weiter zu reisen oder auch, um die wichtigsten Sehenswürdigkeiten Kareliens zu besuchen, wie z. B. das Weltkulturerbe der Insel Kizhi (Кижи), die Klosterinsel Walaam (Валаам) und vieles andere.
Die Züge von St. Petersburg nach Petrosawodsk unterscheiden sich in Preis, Fahrtdauer wie auch im Komfort. Mein persönlicher Favorit ist die Zugverbindung, die spät abends in St. Petersburg abgeht und früh in Petrosawodsk ankommt: Mit dieser Zugverbindung können Sie eine Übernachtung im Hotel sparen. Wenn sie dazu noch die teuerste Variante des Schlafabteils für zwei Personen (Hin und Rückfahrt ca. 120.- €) nehmen, erleben Sie eine wirklich sehr angenehme und gemütliche Reise.

Zugabteil

Abb.: 10 (Zugabteil)
Im selben Zug können Sie alternativ zu der Luxusfahrt auch den günstigeren Schlafwaggon im Schlafabteil für vier Personen nehmen (Hin und Rückfahrt ca. 50.- €). Neben dieser Nachtverbindung gibt es auch eine schnellere Zugverbindung mit Sitzplätzen. Am besten informieren Sie sich vor der Abreise im Internet auf der Webseite der russischen Eisenbahn.
Praktische Tipps: die Karten für den Fernzugverkehr werden in Russland im Internet wie auch an den Kassen im Bahnhof selbst verkauft. Die Karten sind streng an Ihre Personalpapiere gekoppelt. Achten Sie deshalb unbedingt darauf, dass Ihr Name auf den Fahrkarten genauso geschrieben ist wie im Pass, sonst wird man Sie den Zug nicht besteigen lassen.
Bevor Sie die Reise antreten, besorgen Sie sich möglichst noch zuhause 50-70 Rubel bei Ihrer Bank. Es ist immer praktisch, wenn Sie den Flughafen verlassen und gleich mit Rubel bezahlen können. Unter Umständen kann der Preis für Sie günstiger werden, denn mit Euro oder Dollar können Sie nicht immer und auch nicht überall bezahlen.
Neben dem Ladoga-Bahnhof befindet sich das große Einkaufszentrum Zanevskiy Kaskad (Заневский каскад). Dort können Sie preiswert essen und Kleinigkeiten einkaufen. Im oberen Stockwerk gibt es eine kostenlose Internetverbindung (WiFi), die zudem recht schnell ist.
Zweite Etappe: Von Petrosawodsk nach Shunga.
Das Dorf Shunga liegt weit im Norden am Westufer des Onegasees, ihm verdankt der Schungit seinen Namen. Am Rand dieser Ortschaft befindet sich auch die Mine, in der der Edel-Schungit abgebaut wurde. Auch wenn die Lagerstätte in der Grotte inzwischen vollständig abgebaut ist, ist es trotzdem ein sehr interessanter Ort. Etwas weiter vom Dorf weg befindet sich die Abbaustelle Zazhoginskij (Зажогинский) für klassischen Schungit und in unmittelbarer Nähe dazu die berühmte Quelle Zarewin Klutsch (Царевин ключь). Sie bietet ein wirklich besonderes Wasser. Auch wenn es in dieser Gegend keine Kurorte oder Wellnesshotels gibt, ist die Region um Shunga als Kraft- und Energieort bekannt.
Shunga liegt etwa 230 km von Petrosawodsk entfernt in nordöstlicher Richtung. Die Gegend dort ist nicht übermäßig mit Straßen gepflastert, so dass es nur einen Weg dorthin gibt: über die E 105/R15 und die M18. Man fährt auf dieser Straße zunächst fast geradeaus nach Norden bis zum nördlichen Ende des Onegasees nach Medvezhyegorsk und dann am westlichen Seeufer wieder nach Süden, um direkt nach Shunga zu kommen. Ich möchte Ihnen zwei Möglichkeiten beschreiben, diesen Weg zu nehmen.
Variante eins: Autofahrt.
Sie finden in Petrosawodsk einen Fahrer, der Sie mit dem Auto nach Shunga fährt. Diese Möglichkeit ist natürlich recht teuer, die Fahrt hin und zurück wird je nach dem, wie Sie verhandeln, ca. 150 bis 200 € kosten.
Variante zwei: Busfahrt.
Die günstigste Variante ist der Bus von Petrosawodsk nach Medvezhyegorsk. Der Busbahnhof in Petrosawodsk befindet sich mitten in der Stadt nicht weit vom Bahnhof und kann zu Fuß oder für ein paar Euro mit dem Taxi erreicht werden. Die Busfahrt von Petrosawodsk nach Medvezhyegorsk dauert ca. 2-3 Stunden und kostet weniger als 10,- €. Es ist eine gute Busverbindung, die beide Städte mehrmals am Tag verbindet. Die Strecke ist nicht unbedingt spannend, es gibt wenig zu sehen und die Fahrt erinnert sehr an die Fahrt auf einer Autobahn in Deutschland. In Medvezhyegorsk haben sie die Möglichkeit zu übernachten. Es gibt mehrere Hotels, die Übernachtung kann zwischen 30,- und 40,- € kosten. Darüber hinaus haben Sie in der Stadt die Möglichkeit zum Einkaufen; die Lebensmittelpreise sind denen in Westeuropa ähnlich.
Wirklich zu empfehlen ist ein Besuch im Heimatmuseum von Medvezhyegorsk, es ist sehr interessant. Auch wenn das Gebäude von außen nicht besonders einladend ausschaut, überrascht das Museum von innen mit seinen gut erhaltenen Exponaten aus früheren Zeiten und durch aktuelle Ausstellungen. Für eine Stadt dieser Größe ist es wirklich gut.
Vom Busbahnhof in Medvezhyegorsk fährt auch ein Bus in Richtung Shunga, der sehr preiswert ist. Er fährt allerdings nur einmal am Tag, so dass man an einem Tag nicht hin und wieder zurück reisen kann. Hotels oder Möglichkeiten zum Übernachten in Shunga oder in der Nähe des Schungitsteinbruchs gibt es kaum. Ich empfehle deshalb, von Medvezhyegorsk aus mit dem Auto zu fahren, je nachdem wie gut sie feilschen können, kann die Hin und Rückfahrt um die 50,- € kosten.
Variante drei: der Zug
Haben Sie es ganz eilig, zum Ursprungsort des Schungit zu kommen, und empfinden wenig touristisches Interesse an Kareliens Hauptstadt? Dann fahren Sie von St. Petersburg mit dem Zug bis Medvezhyegorsk durch und dann mit dem Wagen oder Bus südwärts nach Shunga.
Shunga und Medvezhyegorsk.
Die Gegend um Shunga und Medvezhyegorsk ist sehr ländlich geprägt. Zudem sind die Spuren der sowjetischen Führung bis heute deutlich zu spüren. Es ist alles ziemlich heruntergekommen, die Gebäude ebenso wie die Straßen. Sie werden dort kaum jemanden finden, der Englisch oder gar Deutsch spricht. Die Menschen erscheinen zunächst recht gestresst und unfreundlich, dieser Eindruck täuscht aber. Wenn man Unterstützung benötigt, findet sich mit Sicherheit jemand, der Ihnen hilft. Die meisten Menschen sind hilfsbereit und auf keinen Fall fremdenfeindlich.
Auch wenn es eine recht ruhige Gegend ist und die meisten Menschen, die ich getroffen habe, ihre Heimat lieben und Fremden gegenüber nach kurzer Zeit offen und zuvorkommend sind, sind Ausflüge durch die Straßen der Ortschaften zu später Stunde nicht unbedingt ein echtes Vergnügen. Leicht können Sie dem einen oder anderen Zeitgenossen begegnen, der aufgrund übermäßigen Alkoholgenusses seine Friedfertigkeit und Menschenfreundlichkeit zeitweilig vergessen hat. Die Polizei ist zwar selbstverständlich präsent und greift unverzüglich ein, dennoch würde ich empfehlen, lieber abends früher ins Bett zu gehen und auszuschlafen, damit man am nächsten Tag die erlebenswerten Dinge mit ganzer Kraft genießen kann.
Schungit hat seinen Namen von dem Dorf Shunga. Der Ort wird in den alten Überlieferungen bereits im fünfzehnten Jahrhundert als ein großes Handelszentrum des Nordens erwähnt. Damals kamen bis zu siebentausend Menschen zu den berühmten Jahrmärkten nach Shunga. Zu Winterszeiten konnte man mit dem Schlitten sehr weite Strecken zurücklegen, am besten ging es über den gefrorenen See. Die Lage auf einer Halbinsel prädestinierte das Dorf Shunga als Handelszentrum mitten im See. Auf dem Bild sehen Sie eine Kaffeemühle, die man in Shunga zu Anfang des zwanzigsten Jahrhundert gekauft hat. Kaum zu glauben, aber hier gab es zu dieser Mühle auch Kaffeebohnen zu kaufen, auch wenn Kaffee zu dieser Zeit nur den reichen und privilegierten Personen zugänglich war – aber die gab es offensichtlich in Shunga.

10_Zugabteil

Abb.: 11 (Kaffeemühle, Museum Medvezhyegorsk)
Wie auch an der Seidenstraße brachten die Händler nicht nur die Ware, sondern auch die fremde Kultur in die Region. Aus Shunga gingen umgekehrt auch viele schöne und interessante Dinge in die ganze Welt hinaus. Die Handstickereien der Region Zaonezhye haben es sogar bis nach Paris in die Modehäuser geschafft. Auf dem Bild sehen Sie ein originales, traditionell handgesticktes Tuch aus dieser Zeit.

12_Tuch

Abb.: 12 (handgesticktes Tuch, Museum Medvezhyegorsk)
Seitdem ist sehr viel Zeit vergangen, seine Bedeutung und seinen Ruf hat Shunga längst verloren, die Jahrmärkte finden nur noch einmal alle zwei Jahre statt. Heute haben sie eine andere Bedeutung: es sind eher regionale Feste als Plätze zum Austausch von Waren und Erzeugnissen des Landes. Die Bewohner, vor allem die Jugend, zieht in die Großstädte, und so leben in Shunga heute noch etwa fünfhundert Menschen.

Historische Fakten um die Region und den Schungit.
Den Stein gab es in der Region natürlich schon immer, früher hat man ihn aber Aspidstein genannt. Mit steigendem Interesse der Menschen, die von außen kamen und den Stein auch auf den Jahrmärkten mitgenommen haben, nannte man ihn auch »Schungit«, weil er eben aus Shunga kam. Offiziell gab es aber den Namen Schungit erst seit dem Jahr 1880, nachdem das Gestein von Alexander Alexandrowitsch Inostranzew genau beschrieben worden war. Als einer der bedeutendsten russischen Geologen und Paläontologen war Inostranzew seit 1901 korrespondierendes Mitglied der Petersburger Akademie der Wissenschaften. In dem Dorf war ein Hügel mit später dazu gekommener Grotte zu finden, voll mit dem glänzenden schwarzen Schatz (Edel-Schungit).
Im späteren Verlauf der Geschichte hat man gehofft, Schungit wegen seines hohen Kohlenstoffgehalts als Brennstoff für die Öfen der Industrie verwenden zu können. Aus diesem Grund kamen die Geologen und haben den Schungit genauer auf seinen Gehalt an Kohlenstoff untersucht. Schungitsteine findet man in der ganzen Region, die Zusammensetzung, vor allem der Gehalt an Kohlenstoff ist aber an vielen Stellen unterschiedlich.
So musste man jahrelange Bodenuntersuchungen und viele tausende Bohrungen machen. Daraus ergaben sich zwei Abbaugebiete, allerdings nicht um das Dorf Shunga herum. Die beiden Orte Maksovskij und Zazohginskij liegen etwas weiter südlich entlang der Straße P17 in der Nähe des Dorfes Tolvuya. Wenn Sie z. B. bei Google Earth nachschauen, sehen Sie deutlich die zwei dunklen Flächen an der Stelle, wo der Schungit abgebaut wird.
Mit der Zeit stellte man fest, dass Schungit sich als Brennstoff nicht eignet. Für die Natur der Region war das bestimmt ein Segen, sonst wäre die Industrialisierung und die Ausbeutung der Bodenschätze in einem viel größeren Ausmaß von statten gegangen. So aber bleibt der Steinbruch ein relativ kleiner Betrieb. Dieser Teil Kareliens nennt sich Zaonezhye (Заонежье) und ist eine der schönsten Gegenden im Norden, mit reicher Flora und Fauna. Zaonezhye hat auch kulturell einiges zu bieten, dort befindet sich z. B. das berühmte Freilichtmuseum Kizhi (Кижи), das von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen worden ist.

Museum Kizi

Abb.: 13 (Museum Kizi)
Wenn Sie in dieser Gegend übernachten möchten, haben Sie nur wenige Möglichkeiten. Es gibt sicherlich Reisende, die sehr gerne in einem Zelt übernachten. Als Alternative dazu finden Sie in ca. 7 km Entfernung vom Dorf und 40 km vom Schungitsteinbruch entfernt eine kleine Hotelanlage. Das sind mehrere kleinere, komfortable Holzhäuser. Die Übernachtungen dort sind überwiegend für Touristengruppen vorgesehen und nur mit Voranmeldung zu buchen.
Praktische Tipps: Im Internet unter www.zaonego.ru finden Sie genaue Informationen zu »zaonego«.

Tipps: Am besten bevor sie reißen mache sich vertraut mir die kyrillische Schrift, auch wenn sie die Sprache natürlich für die Reise nicht lernen können. Wenn Sie aber zumindest Ortsschilder lesen können, ist das sehr hilfreich.
Weitere Informationen zur Schungit und Schungit Produkten finden Sie bei uns auf der Webseite www.schungit.com
ich wünsche Ihnen eine interessante erlebnisreiche Reise. Vielleicht auch bis dann, man sieht sich in Karelien.

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Über den Autor

SvenStrecker

Eine Reaktion bis “ Reise nach Karelien, zum magischen Schungit Stein. ”

  1. Elke Hoppe

    Ein interessanter Bericht mit vielen Tipps. Werde es auf meiner „Reiseliste“ vermerken und mich während der Planungsphase melden 🙂
    Viele grüsse
    Elke Hoppe

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