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Toledo, Hauptstadt der Region Kastilien-La Mancha

Die letzte Etappe dieser Reise, Toledo

Heute beginnt die letzte Etappe dieser Reise. Es geht nach Toledo, der Hauptstadt der autonomen Region Kastilien-La Mancha. Toledo liegt 65 km südwestlich von Madrid am Fluss Tajo der in Lissabon in den Atlantik mündet.

mittelalterliche Gassen in Toledo

mittelalterliche Gassen in Toledo

Kurz nach dem Frühstück fahren wir in Richtung Madrid und knapp zwei Stunden später sind wir schon an unserem Ziel. Toledo ist auf einen Felsen gebaut und um in die Stadt zu gelangen folgen wir den Verkehrsschildern „Zentrum“. Laut Internet hat das gebuchte Hotel eine Parkmöglichkeit in unmittelbarer Nähe. Doch nach der zweiten Abbiegung werde ich unsicher. Ob das hier wirklich richtig ist? Steil geht es hinauf und die Gasse wird immer enger. Um Himmel willen- die Außenspiegel kratzen fast die Hauswände entlang. Das ist doch nicht möglich! Wo führ diese Gasse nur hin? Drehen ist ausgeschlossen, mein armes schönes rotes Auto! Es wird ihm doch nichts passieren?
Direkt hinter mit ist jetzt ein weiteres Auto- der hat sich bestimmt auch verfahren. Doch nein, das Auto biegt links ab in eine noch kleinere Gasse. Auch die Fußgänger bleiben unbeeindruckt bei unserem Anblick und drücken sich in die Hauseingänge, um uns passieren zu lassen. Sieht so aus als sind Autos hier an der Tagesordnung.
Nach der nächsten Biegung wird die mit Kopfstein gepflasterte Durchfahrt ein wenig breiter. War da nicht ein Schild mit dem Namen von unserem Hotel? Nein- das kann ich nicht glauben ! Wer soll den diese Kurve nehmen? Wo sind wir nur?

Unsere Ankunft in der Altstadt von Toledo

die Kathedrale von Toledo

die Kathedrale von Toledo

Einen Moment später ist die Frage beantwortet. Wir landen auf dem Platz vor dem Rathaus, direkt neben der Kathedrale und einem großen Hinweisschild „Fußgängerzone“. Na toll! Wenn das mal kein Knöllchen gibt! Und jetzt? „Frag doch einfach mal jemand!“ ist Edith ihr Ratschlag. Mein Güte, ich soll hier einfach stehen bleiben? Hoffentlich kommt keine Polizei! Ich frage einen vorbeigehenden Passanten. „Nein“ ist seine Antwort „da kann ich Ihnen leider nicht helfen. Am besten Sie fragen die Polizei!“ Aha! Na ja- da kommt ja auch schon einer unserer Helfer in Not. Nun bin ich mal gespannt, hilft er mir oder verteilt er gleich einen Strafzettel? Er hilft! Nachdem ich ihm erklärt habe wo ich hin möchte zeigt er auf den Weg wo wir herkamen und meint: „Sie müssen da wieder zurück fahren und die erste rechts abbiegen.“ Ach oh Schreck! Die schmale Gasse? Das ist aber Einbahnstraße! Mein Freund und Helfer schaut mich einen Moment entgeistert an und meint: „Es ist ja nicht weit. Sie müssen eben vorsichtig fahren!“
Es sind tatsächlich nur einige Meter und alles geht gut- kein Gegenverkehr und kurz darauf stehen wir vor dem Hotel. Und wo ist die Parkmöglichkeit? Denn solange mein Auto hier steht kommt kein anderes Fahrzeug durch. Also rasch aussteigen, die Koffer zur Rezeption bringen und danach so schnell wie möglich mein bis jetzt noch kratz-freies Auto an einen sicheren Platz bringen. Wo kann ich parken? Die junge Dame an der Rezeption holt einen Stadtplan heraus und erklärt mir die Anfahrt. Zwei Parkhäuser stehen zur Auswahl, beide logischerweise außerhalb der Altstadt. Und wie komme ich dahin? Durch genauso enge Gassen wie eben. Inzwischen bin ich etwas beruhigter, ich bin nicht der erste Autofahrer in Toledo und werde allem Anschein nach auch in keiner Gasse stecken bleiben.
Edith und Peter bleiben an der Rezeption zum einchecken und ich bringe das Auto in eines der Parkhäuser. Sobald ich Vertrauen in die breite der Gassen gefasst habe ist das auch gar kein Problem. Ich finde sogar das Hotel wieder und stelle fest, in Toledo geht es zwei mal bergab und danach dreimal bergauf. Zumindest fühlt es sich für meine Beine so an.
Zurück im Hotel ist das Zimmer inzwischen fertig gereinigt und die Dame an der Rezeption überreicht uns den Schlüssel. Auch hier bin ich angenehm überrascht. Das Zimmer ist groß, hell und ebenfalls frisch renoviert. Die Fenster gehen auf die Strasse, doch bei den schmalen Gassen wird ja nicht viel Autoverkehr sein. Hier ist sicher jeder froh, wenn er zu Fuß unterwegs ist.
Kurz darauf machen wir uns auf zu unserem ersten Erkundungsrundgang durch Toledo.

Ein Spaziergang durch das historische Zentrum

zurück im Mittelalter

zurück im Mittelalter

Kirche in ToledoGemeinsam mit den historischen Städten Segovia und Ávila gehört Toledo zu den drei historischen Metropolen in der Umgebung von Madrid.
Toledo erlebte seine Blüte zur Zeit der Maurenherrschaft als Tulaytula. Wenige Jahre nach der Rückeroberung Toledos beantragte der Erzbischof bei Papst Urban II, dass Toledo das Primat in allen Königreichen der iberischen Halbinsel sein sollte. Doch erst mehr als ein Jahrhundert später gelingt es diesen Titel an Toledo zu binden. Heue ist der Erzbischof von Toledo der Primas der katholischen Kirche in Spanien und war einst der mächtigste Fürstbischof Spaniens. Im Mittelalter verfügte er über eigene Truppen und hat sich an Kriegszügen der spanischen Könige mit eigenen Soldaten beteiligt.
Nach der Rückeroberung durch die christlichen Truppen unter Alfonso VI war Toledo die Residenz des Königreichs Kastilien und blieb bis 1561 die Hauptstadt Spaniens. Erst Philipp II verlegte seine Residenz nach Madrid.
Im 12. Und 13. Jahrhundert war Toledo ein bedeutendes Zentrum für die Übersetzung arabischer Schriften ins Lateinische.
Bei unserem ersten Spaziergang habe ich das Gefühl, es hat sich in Toledo seit dem Mittelalter nicht viel verändert. Die kopfsteingepflasterten Gassen ziehen sich durch die gesamte Stadt und es braucht nicht viel Vorstellungskraft sich das damalige Leben in Toledo vorzustellen. Menschen, die mit Handwagen und Eselskarren ihre Ware zum Markt brauchten. Hausfrauen, die sich über die engen, schattigen Gassen von Fenster zu Fenster unterhielten und spanische „Caballeros“ deren Pferde mit klackenden Hufen durch die Strassen trabten. Fast glaube ich das damalige Stimmengewirr zu hören. Doch nein- es ist lediglich eine weitere chinesische Reisegruppe die an uns vorüber zieht. Das passt nun so gar nicht in meine mittelalterlichen Fantasien!
Nach wenigen Metern Fußweg sind wir bereits an der Kathedrale von Toledo. Hier herrscht großer Andrang, es wimmelt nur so vor Menschen. Vor dem Eingang zur Kathedrale stehen lange Schlangen von Touristen, die entweder auf ihren Reiseleiter oder auf Einlass warten. „Am besten wir gehen morgen so früh wie möglich in die Kathedrale“ schlage ich vor. Vielleicht ist da der Andrang ja nicht ganz so groß!

Strassenmusiker in Toledo

Strassenmusiker

Langsam setzten wir unseren Erkundungsgang fort. Den Stadtplan brauche wir nicht, wir nehmen einfach die Strassen, in denen noch Platz für drei weitere Personen ist. Trotz der Mittagszeit sind alle Geschäfte geöffnet. Angeboten werden Souvenirs wie Fächer, Puppen in Flamenco-Kleidung, der berühmte Toledo-Schmuck, Ansichtskarten und Kühlschrankmagneten.
Doch es gibt auch sehr schöne Geschäfte mit ausgesuchtem Schmuck und sehr viele Lebensmittelgeschäfte mit Spezialitäten der Region. Dazu gehört Marzipan, spanische Schinkenspezialitäten und ein vielseitiges Angebot an Käse. Was ist das? Manchegokäse mit Chilli? Das hört sich ja toll an! Hoffentlich finde ich das Geschäft wieder.
Wir landen auf einem kleinen Platz neben einer Markthalle und legen in einem der Straßencafes eine Pause ein. Sofort kommt der Kellner mit der Speisekarte, Brötchen und Besteck. Es ist offensichtlich- man erwartet das wir etwas essen. Da wir jedoch seit dem Frühstück unterwegs sind ist das gar keine schlechte Idee und wir bestellen uns jeder eine Kleinigkeit. Die Pause tut uns gut, das drängeln durch die Menschenmassen ist doch relativ anstrengend. Wo immer man hin möchte stehen schon zwei andere Personen
Frisch gestärkt begeben wir uns eine Stunde später weiter auf unseren Rundgang. Jetzt am Spätnachmittag sind auch die meisten Gruppenreisen verschwunden, vermutlich in einem Bus auf dem Weg nach Madrid oder Salamanca.
In einer Strasse hinter der Kathedrale sitzt ein Straßenmusikant und seine Musik gefällt uns so gut, dass wir zwei seiner angebotenen CD´s kaufen. Chiki Serrano steht auf der Hülle mit seinem Bild. Bin ich ja mal gespannt ob mir das zu Hause noch genauso gut gefällt.

Der Rathausplatz

ein Ruheplatz vor dem Rathaus

ein Ruheplatz vor dem Rathaus

Nachdem wir die Kathedrale umringt haben landen wir wieder auf dem Platz vor dem Rathaus von Toledo. Hier suchen wir uns einen schönen Platz mir guter Sicht und beobachten das Geschehen um uns herum. „Leute gucken“ nenne ich das immer!

Kunstwerk vor dem Rathaus

Kunstwerk vor dem Rathaus

Und hier gibt es tatsächlich viel zu sehen und vor allem zu staunen- zum Beispiel über den „Brunnen“ vor dem Rathaus. Jeder, aber wirklich jeder Tourist, bleibt hier staunend stehen. Auch uns fehlen erst mal die Worte, allerdings nicht vor Begeisterung. Es ist ein Becken mit Wasser und umrandet von- tja – was eigentlich? Es ist aus Metall und sieht aus wie Schlamm oder Müll. Wirkt als soll das einen halb ausgetrockneten Tümpel darstellen. Moderne Kunst? „Das ist doch keine Kunst!“ protestiert Edith absolut zu recht. Ein Reiseleiter bleibt mit seiner Gruppe stehen und gibt eine Erklärung zu diesem Kunstwerk ab. Leider kann ich nicht verstehen was er erzählt. Schade! Das Touristeninformationszentrum hat bereits geschlossen, ansonsten würde ich dort wirklich mal anfragen was das bedeutet. Denn irgendeinen Sinn muss es ja haben. Auf jeden Fall sind wir drei uns einig, dieser Brunnen passt nicht in eine hübsche alte Stadt wie Toledo. Nein- beim besten Willen, da muss der Künstler oder Künstlerin doch einen sehr guten Freund in der Stadtverwaltung gehabt haben. Anders kann ich mir das nicht so recht erklären.
Eine asiatische Gruppe bleibt ebenfalls vor dem halb mit Wasser gefülltem Becken stehen. Die Mädchen sind mutiger als die Jungs. Vorsichtig versuchen sie mit der Fußspitze was das für ein Modder ist. Und kichern amüsiert als sie bemerken das dies ein Gebilde aus Metall ist. Na , da haben sie in fernen Ländern ja was über Europa und Kunst zu berichten!
Nachdem wir dieses Kunstwerk ausreichend bestaunt haben machen wir uns auf den Weg in unser Hotel. Wir kaufen unterwegs noch Mineralwasser und beschäftigen uns in Gedanken schon mit dem Abendessen. Es gibt eine große Auswahl an Restaurants in Toledo, wir werden sicher etwas in der Nähe finden.

Toledo bei Nacht

das Rathaus von Toledo bei Nacht

das Rathaus bei Nacht

die Strasse zu unserem Hotel

die Strasse zu unserem Hotel

So ist es dann auch, wir finden eine spanische Bodega mit rustikaler Einrichtung und Bildern von allen Helden in spanischen Stierkampfarenen. Das Essen ist gut, sehr typisch aus der Region Kastilien und nicht zu weit von unserem Hotel entfernt. Das ständige bergauf und bergab in den Strassen von Toledo hat uns für heute gereicht.
Auf dem Rückweg treffen wir noch auf eine Osterprozession. Es ist die K-Woche und auch in Toledo wird die „Semana Santa“ gefeiert. Ruhig und andächtig warten die Zuschauer auf die Träger des Thrones mit der Christusfigur. Peter und Edith haben kein großes Interesse, sie gehen schon ins Hotel zurück während ich noch ein Weile ausharre. Kommt da noch etwas? Nein, kurz darauf verläuft sich die Menschenansammlung. Doch ich habe den Genuss Toledo sehr ruhig und still zu sehen. Die beleuchtete Kathedrale, ohne Reisegruppen im Vordergrund und auch der Platz vor dem Rathaus liegt still und verlassen vor mir. Ich schieße noch schnell ein Foto, wer weiß ob ich Toledo noch einmal so ruhig erlebe.
Im Hotel sind Edith und Peter am warten, sie wundern sich schon wo ich so lange bleibe. „Wir dachten schon du bist noch in eine Disco gegangen!“ meint Edith als ich endlich im Zimmer ankomme. Nein, Disco lieber nicht. Außerdem möchte ich morgen früh fit sein, denn es steht die Besichtigung der Kathedrale von Toledo an. Und die möchte ich auf gar keinen Fall verschlafen!

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Über den Autor

Elke Hoppe

Vor ca. 20 Jahren bin ich von Deutschland nach Spanien ausgewandert, um auf der Sonnenseite Europas leben zu können. Doch auch von hier aus habe ich das Bedürfnis mehr von der Welt kennen zu lernen. Da es mir zeitlich und beruflich möglich ist, mache ich seit 2005 einmal im Jahr eine „große Reise“. Begleitet werde ich dabei von Edith, meiner Mutter, die vor 18 Jahre ebenfalls aus dem deutschen Regen in die spanische Sonne geflüchtet ist. Bisher hat uns unsere Reiselust nach Asien, Kenia und Peru geführt. Für das Jahr 2009 hatten wir uns für Indien entschieden und dort neben Rajasthan inzwischen auch andere Regionen besucht. Auf den Rundreisen in Indien waren wir in Begleitung von unserem Fahrer Prakash Acharya. Er ist ein zuverlässiger und informativer Reisebegleiter, den ich sehr empfehlen kann. Prakash hat sich vor einigen Jahren selbständig gemacht und falls jemand mit ihm eine Rundreise machen möchte bin gerne bereit den Kontakt herzustellen.

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