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Rundreise – Prince Rupert in British Columbia

Mittwoch, 30.04.08

der Hafen von Prince Rupert

An diesem Morgen scheint die Sonne und gut gelaunt stehen wir auf und gehen frühstücken. Tony schlägt vor außerhalb  zu frühstücken, doch ich habe eine andere Idee. „Lass uns doch lieber heute Mittag nach unserem Spaziergang irgendwo eine Kleinigkeit essen gehen. Dann können wir uns gleichzeitig in dem Lokal aufwärmen.“  Tony ist einverstanden und nachdem wir ein süßes Gebäckstück  gegessen haben machen wir uns auf den Weg. Unser heutiges Ziel liegt in Prince Rupert und wir können den Beginn des Trails zu Fuß erreichen. Wir gehen an einem Wohnhaus vorbei, als eine junge Frau mit dem Auto vorfährt. Sie steigt mit einem Starbuck´s Cafebecher in der Hand aus, winkt uns lachend zu und meint: „Na, seid ihr guys extra heute gekommen um einen Sonnentag zu erleben?“
Wir gehen den inzwischen bekannten Weg zum Hafen und an den Docks besuche ich den Souvenirshop um nach meinem Grizzlybären-Ausflug zu fragen. Morgen ist  die letzte Gelegenheit.

an den Docks von Prince Rupert

Oder ob heute Mittag noch ein Flugzeug startet? Die anwesende Verkäuferin blättert in dem entsprechenden Buch und schüttelt nach einer Weile bedauernd den Kopf. Ich strecke den Hals lang und kann einen Blick in den Terminkalender werfen. Auf  den leeren Seiten prangt nur mein Name, sonst nichts. Kein anderer Eintrag! Ob da noch Anmeldungen kommen? Immerhin ist doch morgen der erste Mai. Die Verkäuferin schaut mich zweifelnd an und meint : „Bis jetzt sind ja noch keine Touristen da, es ist noch zu kalt.“ Da hat sie allerdings in beiden Fällen recht!  Wir sind mit einigen Leuten ins Gespräch gekommen, doch es waren alles Bewohner von Prince Rupert. Sind wir wirklich die einzigen Touristen in diesem Ort? Das Versprechen: „Falls sich noch jemand meldet rufen wir sofort im Harbour Inn an“ bekomme ich noch mit auf den Weg bevor ich wieder in der Kälte stehe.
Wo ist Tony? Er steht auf der Wasserseite der Gebäude und schaut zusammen mit einem älteren Mann angestrengt ins Wasser. Neugierig gehe ich näher, was gibt es da zu sehen? Im Moment nichts! Wir haben es um einen Augenblick verpasst. „Ein Otter schwimmt hier im Hafen und gestern habe ich dort hinten einen großen Seal gesehen“  lässt uns der Mann wissen. „Ich bin jeden Tag hier und jeden Tag gibt es etwas zu sehen.“ Er ist in Prince Rupert geboren, hat hier sein ganzes Leben verbracht und liebt das Meer. Es gibt für ihn nichts schöneres als die Docks, vor allem bei so gutem Wetter wie heute. Jeden Tag hier am Dock? Ich mustere den Herrn heimlich von oben bis unten. Er trägt einen Trainingsanzug, geht am Stock und hat eine dunkle runde Büchse in der Hand. Vielleicht ein Sammelbüchse? Wartet er hier auf Touristen und macht einen auf Reiseführer wie ich das schon in Ägypten kennengelernt habe? Er ermuntert uns noch eine Weile zu bleiben, der Otter kommt sicher zurück. Und morgen sollen wir auch kommen, da legt das erste Kreuzschiff der Saison an. Es kommt aus Amerika, fährt nach Alaska und die Passagiere haben einige Stunden Landgang in Prince Rupert. Mitten in seinen Erzählungen ruft er auf einmal: „Look,look- da ist der Otter!“ Tatsächlich, da hüpft er einige Meter von uns entfernt  den Peer  entlang.

…..so hatten wir uns das vorgestellt!

Er schaut sich um, robbt  noch einen Meter weiter und gleitet sachte zurück  ins Wasser. So langsam wird mir kalt, wir gehen ein Stückchen weiter und unser Gesprächspartner begleitet uns. Interessiert beobachten wir wie ein gelbes Schiff mit Getränken beladen wird und ein Techniker scheint den Motor durchzuchecken. „Adverture-Tours“  steht da mit großen Buchstaben.  Ob die vielleicht ab morgen mit der Beobachtung der Orka Wale starten? Ein sportlicher kräftiger Mann scheint das Sagen zu haben und Tony spricht ihn an. „Oh no!“ ist die sofortige Antwort „das ist zu früh. In zwei Wochen vielleicht, jetzt sind noch keine Orkas hier“.  „Was ist denn mit den Residenten? Die sind doch das ganze Jahr über hier“ möchte ich gerne wissen. „Das sind viel zu wenige, da sieht kein Passagier  was er erwartet. Um diese Jahreszeit fahren wir noch nicht.“  Sein Vorschlag, dass wir in drei bis vier Wochen wiederkommen sollen ist für uns nicht zu realisieren.
Unser Begleiter im Trainingsanzug und der „Sammelbüchse“ nickt verständnisvoll, als Tony ihm unsere bisher erfolglose „Bärenjagd“ schildert. Inzwischen hat sich ein weiter Spaziergänger zu uns gesellt und nimmt an dem Gespräch teil. Auch er ist jeden Tag an den Docks, da er seinen Hund ausführt. „Doch“ versichern sie uns  „es gibt hier Bären. Und Wölfe, die kommen bis in den Ort.“  Die Beiden tauschen Erinnerungen aus: „Dem John ist doch mal einer vor´s Auto gelaufen“.  „Yes, und bei Tom war mal einer im Vorgarten. Weißt du noch?“  Wann war das denn? Dieses Jahr?  „Oh no, das war vor – na ja- vielleicht vor fünf Jahren.“   Und seitdem? Dieses Jahr zum Beispiel?  Die Beiden schauen sich überrascht an und wiegen den Kopf hin und her: „Nun ja, es ist die letzte Zeit weniger geworden. Isn´t it?“
Inzwischen wird mir mit jeder Minute kälter und ich möchte gerne weitergehen. Wir verabschieden uns und zu meinem Erstaunen kommt die „Sammelbüchse“ nicht zum Einsatz. Vielleicht ist es ja auch keine Sammelbüchse?

Holzbrücke……

Unser Weg führt uns  auf einer Autostraße durch ein Industriegebiet, dann kommt ein  Fluss und da ist auch der Beginn des Trails. Wie gut, dass wir Karten lesen können! Der Pfad führt uns am Flussbett entlang unter einer Holzbrücke hindurch in den Wald. Es geht immerzu gerade aus und wir schauen nochmals auf die Karte. Ja, der eingezeichnete Weg ist auf der linken Flussseite. Also dürfen wir hier nicht über die kleine Metallbrücke gehen. Wer weiß wo dieser Weg hinführt! Nach etwa 500 m kreuzen wir eine Autostraße und auf der anderen Seite geht es weiter. Doch das Gehen ist auf diesem Pfad nicht so einfach, immer wieder müssen wir ein Bachbrett kreuzen und hoffen das unsere Schuhe wie versprochen wasserdicht sind.Ob das wirklich der richtige Weg ist? Die Dame im Touristenbüro sagte uns es kann hier ein wenig feucht sein. Doch inzwischen waten wir nur noch im Wasser und hangeln uns von einem rutschigen nassen Stein zum nächsten.

…..mit zweifelhafter Konstruktion

Nein, wir geben auf und kehren um!  Wir bleiben auf der vorher von uns gekreuzten Autostraße und gehen langsam in Richtung Zentrum. Hier befinden wir uns in einer Wohngegend die von Wald umgeben oberhalb von Prince Rupert liegt. Eigentlich ist es ein sehr netter Ort, wenn es nur nicht so kalt wäre. Als wir die Straßenseite wechseln wollen bemerken wir eine Bewegung bei einem der Häuser. Ein Deer steht dort auf dem Rasen, äst in aller Seelenruhe im Vorgarten und verschwindet dann langsam hinter der Garage.  Bewohner von Prince Rupert hatten uns schon erzählt, das die Deers häufig eine Plage für die Gärten sind. Sie fressen leider nicht nur das Gras sondern auch die liebevoll gezüchteten Blumen und, falls vorhanden, den Salat. Doch wir haben keinen Blumengarten und freuen uns, das Tier von so nahe beobachten zu können.

Wandergeselle in British Columbia

Die Autostraße  trifft am Ortseingang auf den Highway und wir sind wieder in bekanntem „Gelände“. Wir überqueren eine Brücke und hier ist mir schon gestern im Vorbeifahren ein Spazierweg entlang  dem Bach aufgefallen. Da der geplante Trail nicht begehbar war haben wir  viel Zeit und können jetzt diesen Pfad erkunden. Bin ja gespannt wo der hinführt! Der Pfad verläuft parallel zum Bachbett und führt uns in einen Wald, der dem von gestern sehr ähnelt.

neues Leben auf einem vermoderndem Stamm

Auch hier  zeigt sich der Regenwald in den verschiedensten Grüntönen und der Mensch hat hier, außer den Wanderweg freizuhalten, nicht in die Natur eingegriffen. So liegen vermodernde Baumstämme quer auf dem Boden, bewachsen von Moos und bevölkert von Käfern. Ein Weißkopfadler fühlt sich von uns gestört und steigt wenige Meter von uns entfernt in die Höhe. Er saß gut versteckt hinter einem zugewachsenen abgestorbenen Baumstamm.
Es ist ein wunderschöner Spaziergang und wir genießen jeden Meter. Wo uns der Weg wohl hinführt?  In mir keimt schon seit einer geraumen Weile ein Verdacht, der sich bestätigt als wir an einer kleinen Metallbrücke ankommen. Wir haben unseren geplanten Trail gefunden, nur von der anderen Seite. Wir hätten vorhin über diese Brücke gehen müssen! Ich kontrolliere nochmal die Karte – tatsächlich, der Pfad ist falsch eingezeichnet. Doch wir haben ihn  letztendlich entdeckt, das ist die Hauptsache.
Inzwischen ist es Mittag und wir haben beide großen Durst und ein kleines Hungergefühl. An den Docks gibt es ein Restaurant, doch so viel möchten wir gar nicht essen. Einfach nur eine Kleinigkeit! Aus diesem Grund gehen wir zurück in das Zentrum, denn dort habe ich verschiedene Fastfood- Lokale gesehen deren Namen auf unserer Fahrt in jedem Ort auftauchten. Unsere erste Anlaufstation ist Horton, doch als wir das Angebot betrachten werden wir an unser Frühstück erinnert. Nur süßes Gebäck und Kuchen! Macht nichts, schräg über die Straße ist ein Lokal der Kette Subway. Hier entspricht das Angebot schon mehr meinem Geschmack, es gibt warme Schinken und Käse- Baguettes. Doch Tony hat recht, als er mich auf die Größe aufmerksam macht. Es sind Riesenbaguettes, selbst wenn wir uns eins teilen ist es zu viel für unseren Hunger. Gibt es hier denn nicht irgendwo einen kleinen leckeren Hamburger? Vielleicht im Einkaufszentrum?  Wir machen uns auf den Weg und werden tatsächlich fündig. Das Lokal bietet u.a.Hamburger an und ist gut besucht. Das Publikum ist gemischt, viele Frauen mit Kinderwagen und im Fernseher läuft gerade die Ziehung einer Lotterie. Die Bestellung geben wir direkt an der Theke ab, zahlen den angegebenen Preis und bekommen einen Zettel mit einer Nummer. „Setzt euch, wenn das Essen fertig ist wird die Nummer aufgerufen.“  Wir nehmen also  unsere Cola-Pappbecher und suchen  einen Tisch in Hörweite. Nun habe ich Zeit die anderen Gäste zu begutachten. Die Frau am Tisch gegenüber löst ihren Blick nicht vom Fernseher und schreibt eifrig die gezogenen Lotterienummern auf. Doch sie ist dabei nicht allein und die Sendung wird von vielen hier mit großem Interesse verfolgt.  Einige werfen immerzu verstohlene  Blicke auf irgendwelche Papierstücke, die sie in der Hand halten. Das ist ja fast wie die Weihnachtslotterie in Spanien!
Allerdings habe ich das Gefühl, das es sich dabei nicht um eine Veranstaltung handelt die nur ein mal im Jahr stattfindet.
Meine Aufmerksamkeit ist jedoch mehr auf die Nummern gerichtet, die der Koch ruft. Dann ist es soweit – unsere „Kleinigkeit“ ist fertig und wir können unsere Teller abholen. Ich habe einen Cheeseburger mit einer riesigen Portion Fritten und Tony ein Schinken-Käse-Sandwich mit einer riesigen Portion Fritten. Kartoffeln gehören  anscheinend bei jedem Gericht dazu. Wir lassen den Großteil dieser Beilage zurück, trotzdem habe ich viel zu viel gegessen. Kleine Rationen scheinen hier unbekannt zu sein.

die Feuerwehr von Prince Rupert

Und nun? Was macht man am dritten Nachmittag  in Prince Rupert? Ich schlage vor in das Museum von Nord British Columbia zu gehen und Tony ist einverstanden.
Es ist ein lohnender Besuch. Hier wird die Siedlungsgeschichte der Nordwestküste mit indianischen Kultgegenständen, Pionierzeit-Fundstücken und alten Fotos und Dokumenten dargestellt. Die  älteren indianischen Kleider sind geschmückt mit Perlmutt und Federn; Kleidungsstücke aus der Pionierzeit jedoch mit Plastikperlen, Knöpfen und billigen Stoffresten.
In einer Vitrine befindet sich neben einem Kopfschmuck eine Kette mit den Krallen eines Grizzlybären. Ob der Grieche in Prince George doch nicht übertrieben hat? Nun, zumindest nicht viel. 😉
Ich stelle am Ende des Besuchs mal wieder fest, dass ein Rundgang durch ein Museum so richtig „Fuß-müde“ macht. Daher schmieden wir keine weiteren Pläne sondern gehen zurück zum Hotel. Der kürzeste Weg führt durch das Einkaufszentrum und ich schaue mir unterwegs das Angebot an Bekleidung an. Immerhin haben Bekannte mir immer wieder gesagt wie gut man in Kanada Jeans und  T-Shirts kaufen kann. Doch meine Größe ist hier nicht zu finden. Die Jeans in meiner  Größe habe alle zu kurze Beine, sie reichen mir gerade bis über die Knie. Bei der richtigen Länge passe ich zweimal hinein. Da muss ich doch zu meinem Hamburger die Fritten essen, wenn ich hier ein paar Hosen kaufen möchte.
Im Hotel machen wir es uns für den restlichen Tag gemütlich, die Heizung funktioniert und ich lese mein Buch zu Ende. Als es Zeit für das Abendessen ist, haben wir immernoch keinen Hunger. Der Cheeseburger hat geschmeckt, liegt aber doch lange in meinem Magen. Daher entscheiden wir uns nochmal für den Italiener direkt neben unserer Unterkunft und bestellen heute jeder nur eine leichte Vorspeise. Doch trotzdem- das Fett des kleinen Snacks am Mittag lässt mir keine Ruhe. Auf dem Weg in unser Hotel habe ich die Idee: einen Whisky, der hilft bestimmt. Tony und ich gehen in den gut frequentierten Schnapsladen gegenüber des Harbour Inn. Die meisten der Kunden sind Stammkunden und mir bereits bekannt, da ich auf der anderen Straßenseite jeden Abend meine Gute-Nacht-Zigarette rauche.  Wir entscheiden uns für eine kleine Flasche Bourbon-Whisky und nehmen sie mit auf unser Zimmer. Gläser sind vorhanden, es fehlen nur noch  Eiswürfel. Kein Problem, draußen im Flur steht eine Eismaschine. Ich gehe mit  einem der Gläser hin, halte es unter den Spender und drücke auf den Knopf. Die Maschine gibt ein kurzes Brummen von sich – und dann fallen Eiswürfel. Es rumpelt,  poltert, klickert  und immer mehr und mehr Eiswürfel spuckt dieses Gerät aus. Das ist einwandfrei nicht für einzelne Glas-Portionen gedacht. Hierfür  hätte ich einen Eimer gebraucht! Vorsichtig schaue ich mich um- hat das jemand gesehen? Doch es bleibt Gott sei Dank ruhig und ich fange an die Eiswürfel auf dem Boden aufzulesen. Ich möchte ja nicht den Teppich unter Wasser setzen. Vorsichtig häufe ich das Eis auf das Ablaufbrettchen der Maschine , damit das Tauwasser ablaufen kann. Alles schaffe ich nicht aufzuheben, einige Würfel sind unter der Maschine und die ersten fangen an zu tauen und flutschen mir aus den inzwischen kalten Fingern. Doch der schlimmste Schaden ist behoben. Noch ein vorsichtiger Blick in die Runde- nein, keiner scheint mein Missgeschick bemerkt zu haben.
Im Zimmer genießen wir unseren Schlummerdrunk mit den geretteten vier Eiswürfel und dank des Whiskys träume ich auch nicht von wildgewordenen und überquellenden Eismaschinen.

Kanada- eine Rundreise durch British Columbia
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Über den Autor

Elke Hoppe

Vor ca. 20 Jahren bin ich von Deutschland nach Spanien ausgewandert, um auf der Sonnenseite Europas leben zu können. Doch auch von hier aus habe ich das Bedürfnis mehr von der Welt kennen zu lernen. Da es mir zeitlich und beruflich möglich ist, mache ich seit 2005 einmal im Jahr eine „große Reise“. Begleitet werde ich dabei von Edith, meiner Mutter, die vor 18 Jahre ebenfalls aus dem deutschen Regen in die spanische Sonne geflüchtet ist. Bisher hat uns unsere Reiselust nach Asien, Kenia und Peru geführt. Für das Jahr 2009 hatten wir uns für Indien entschieden und dort neben Rajasthan inzwischen auch andere Regionen besucht. Auf den Rundreisen in Indien waren wir in Begleitung von unserem Fahrer Prakash Acharya. Er ist ein zuverlässiger und informativer Reisebegleiter, den ich sehr empfehlen kann. Prakash hat sich vor einigen Jahren selbständig gemacht und falls jemand mit ihm eine Rundreise machen möchte bin gerne bereit den Kontakt herzustellen.

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