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Urlaubserlebnisse – der Regenwald von Prince Rupert

Dienstag

Blick am Morgen aus unserem Hotelfenster

Als wir erwachen ist der Himmel zwar bedeckt, doch bis jetzt ist es trocken und vielleicht kommt ja sogar die Sonne durch.  Doch bevor wir Tagespläne schmieden möchten wir erst etwas frühstücken. Der Frühstücksraum ist durch eine Schiebetür von der Rezeption abgeteilt und hat eine eingebaute  Kochnische. Hier stehen große Thermokannen mit Kaffee und heißem Wasser, Teebeutel, Milch und Zucker. Die Tassen befinden sich  im Hängeschrank, Plastikbesteck und Plastikteller auf dem Regal. Des weiteren  gibt es ein Körbchen mit Butter und Marmelade, Toastbrot und süßes Gebäck. Macht nichts, so esse ich sicher weniger! Ich will ja sowieso abnehmen. Wir decken uns einen Tisch mit Plastikgeschirr und Papierservietten, holen uns Butter und Marmelade und ernten befremdete Blicke der anderen Gäste. Die machen weniger Aufwand. Sie  nehmen sich ein Stück süßen Kuchen auf einem Plastikteller und einen Pappbecher für den Kaffee. Fertig! !!!  Das finde ich nun wieder befremdend, vor allem bei der Dame in Hausschlappen und Morgenmantel. Meine volle Bewunderung hat jedoch der Toaster. Ein fantastisches Hightech  Küchengerät. Mit elektrischen roten Lämpchen zeigt der Toaster die noch andauernde Zeitspanne des toasten an. Die fertigen Brotscheiben hüpfen nicht wie bei mir zu Hause mit einem  hörbaren „Klick“ aus dem Gerät sondern surren langsam und sacht in die Höhe. Toll! Nach dem Frühstück folgen wir dem Beispiel der anderen Gäste und räumen unseren Tisch ab. Das Plastikgeschirr in den schon sehr vollen Mülleimer, die Tassen in die Geschirrspülmaschine und mit den Servierten wischen wir noch die Krümel weg.
Nun wage ich einen Schritt vor die Tür und teste das Wetter. Die Bewölkung hat sich aufgelockert und es sieht nach einem schönen Tag aus. Rasch gehen wir auf unser Zimmer, packen unsere Regenjacken in die Taschen und machen uns auf den Weg. Im Besucherzentrum haben wir gestern eine Karte von Prince Rupert erhalten in der die Wanderwege der Umgebung angegeben sind. Wir entscheiden uns für einen Trail außerhalb von Prince Rupert der uns als besonders schön empfohlen wurde. Er führt am Butze Rapid Viewpoint vorbei, eine Reihe von Stromschnellen die ihre Richtung mit Ebbe und Flut ändern.

Sicherheitshinweise im Regenwald von Prince Rupert

Als wir kurz darauf mit dem Auto auf den zum Trail gehörenden Parkplatz einfahren trifft uns
eine Überraschung. Zwei weitere Autos sind hier geparkt! Im Vergleich mit der letzten Woche ist es hier ja fast überbevölkert!  Am Beginn des Trails steht eine große Informationstafel auf der in dicken roten Buchstaben steht:  „Safty Tips“ . Die Tafel  informiert uns darüber, das dieser Trail von Wölfen und Bären frequentiert wird. Wir sollen daher möglichst in Gruppen gehen und am besten pfeifen und singen um keines der wilden Tiere zu überraschen. Kinder sollen an der Hand geführt werden und Hunde an der Leine. Kleine (schmackhafte?) Hunde sollen am besten zu Hause bleiben. Das lässt uns doch wieder hoffen! Auf leisen Sohlen gehen wir in den Regenwald mit seiner üppigen  grünen Vegetation. Der Pfad führt leicht bergab und wir kommen flott voran. Tony ist einen Schritt vor mir als hinter einer Kurve ein Tier auf uns zuspringt. Ein Wolf?? Tony stellt sich schützend vor mich und beim zweiten Hinsehen erkennen wir, dass der „Wolf“ etwas Rotes im Maul trägt. Vielleicht Rotkäppchens Mütze? Nein, es ist ein Ball und da kommt auch schon der Besitzer des „Wolfs“ angejoggt. Unser „Wolf“  ist ein verspielter Schäferhund und  trägt einen roten Spielball im Maul. Tony plaudert ein wenig mit dem Jogger , ist ihm auf diesem Trail denn schon einmal ein Bär begegnet? „Well, mir noch nicht. Aber ich habe davon gehört“ ist die vage Auskunft. Wir bekommen die Empfehlung uns auf jeden Fall die Stromschnellen anzusehen und nachdem der Hund ungeduldig wird traben die Beiden ballspielend davon.

Märchenwald, ein echtes Urlaubserlebnis

Wir gehen weiter und ich habe das Gefühl mich in einem Märchenwald zu befinden.Die Bäume sind riesig und alles ist bemoost. So viel Schattierungen von Grün ist unglaublich und selbst von den Zweigen hängen lange Moospflanzen wie grünes Lametta. Vermodernde  Baumstämme liegen kreuz und quer im Wald und schon bildet sich neues pflanzliches Leben auf dem Vergehenden.  An sumpfigen  Stellen wie Bachufer sind  gelbe Farbtupfer zwischen dem den Boden bedeckenden Grün. Es ist eine wunderschön anzusehende Blume mit dem unromantischen Namen Skunk Cabbage. Der Name „Stinkkohl“ kommt durch den Duft  der gelben Blüte von dem bestäubende Insekten angezogen werden.  Menschliche Nasen  empfinden ihn als Gestank, aber über Geschmack lässt sich ja nicht streiten. 😉 Doch der grüne Boden  leidet unter dieser gelben Blütenpracht. Die Blätter dieser Blume hinterlassen Lücken und Taschen wo das Moos durch die Berührung abgestorben ist.

Ebbe und Flut bei Prince Rupert

Nach einer guten Stunde Fußmarsch  erreichen wir einen Meeresarm des Pazifiks und der Pfad führt parallel zum Ufer weiter. Nun dauert es nicht mehr lange und wir haben den Aussichtspunkt auf die Stromschnellen erreicht. Tatsächlich können wir von hier aus genau sehen wie die beginnende Flut das Wasser hineindrängt. Es entsteht fast der Eindruck, dass das Wasser in unterschiedlichen Höhen fließt. Dabei fehlen noch  drei Stunden bis zum höchsten Stand der Flut. Doch so lange wollen wir nicht warten, denn es hat inzwischen wieder angefangen zu regnen. Da können auch die Holzbänke und der Picknicktisch nicht zum hinsetzten verführen.
Nach ungefähr insgesamt drei Stunden erreichen wir wieder den Parkplatz auf dem unser Auto inzwischen wie gewohnt einsam und verlassen im Regen steht. Kein Mensch, kein Wolf und auch kein Bär zu sehen. Doch der Spaziergang durch diesen Regenwald war ausgesprochen schön, darüber sind wir uns einig. Es war wie ein Besuch in einem verwunschenen Zauberwald.

Oliver- Lake

Da es erst früher  Mittag ist schaue ich auf der Karte und im Reiseführer nach einem weiteren Trail außerhalb von Prince Rupert. Hier steht doch was – „Oliver Lake“ – das sieht doch gut aus. Es ist nicht weit von hier und wir können bestimmt  um den See gehen.  Fünf Minuten später haben wir unser Ziel erreicht, doch  „um den See gehen“ ist leider nicht möglich. Auf den Pfaden versinken wir nach wenigen Metern im aufgeweichten Boden. Doch als Entschädigung bekommen wir ein unterhaltsames Schauspiel. Eine junge Frau bringt auf einem Pickup vier Hunde die nur darauf warten spielen und toben zu dürfen. Mit einem Schläger schießt sie Bälle in den See und die übermütigen Tiere versuchen sich gegenseitig die „Trophähe“ abzujagen. Eine Weile schauen wir zu, doch bald wird uns kühl und wir entschliessen uns nach Prince Rupert zurück zu fahren.
Als wir ankommen regnet es  wieder in Strömen und wir entscheiden zum Hafen zu fahren, damit wir am 02.Mai schon Ortskenntnisse haben und nicht erst vor unserer Abfahrt suchen müssen.  Der Hafen ist klein, übersichtlich und gut ausgeschildert.  Das Büro von BC-Ferries ist geöffnet und wir lassen uns unsere Reservierung für die Schiffsfahrt nochmal bestätigen. Die Schalterdame erklärt uns zum Abschluss wann und wo wir vor der Abfahrt sein müssen.  Dieser Wasserweg durch die Fjordenlandschaft der Westküste ist einer der Höhepunkte unserer Reise und wir sind beide schon voller Vorfreude.
Und nun? Die restlichen Trails in Prince Rupert müssen wir uns für die nächsten zwei Tage einteilen. Was machen wir mit dem angebrochenen Nachmittag? Wir schlendern ein wenig durch die Geschäfte, nerven den Apotheker mit dem Wunsch nach unserer bestimmten medizinischen Zahnpasta und vergleichen die Aspirinpreise mit denen in Europa.
Tony hat einige Wäschestücke zum waschen und so suchen wir nach einer Wäscherei. Doch das einzige was wir finden sind Waschsalons. Wir haben zwar Zeit, aber mich in meinem Urlaub in einen Waschsalon setzen und der Maschine beim Schleudern zuschauen? Nein danke! Außerdem machen die Waschsalons keinen sehr einladenden Eindruck. Die Benutzer der Münzwaschautomaten scheinen sich die Wartezeit mit Bier, Wein und Whisky zu verkürzen. Einer der Salons wirbt  zwar auf einem Schild mit Fernsehprogramm, doch auch hier kommt ein Kunde mit der 2 Liter Weinflasche unter dem Arm herausgetorkelt. Wie wird der wohl die saubere Wäsche nach Hause bringen? Und ist Alkohol auf der Straße nicht verboten? Und wie ist das in Waschsalons? Wir werden jedenfalls die Wäsche im Hotel abgeben!
Nach diesem Rundgang durch die Stadt möchten wir uns vor dem Abendessen im Hotel  ein wenig ausruhen und aufwärmen. Ich habe ein spannendes Buch dabei und so machen wir uns einen gemütlichen Spätnachmittag vor dem Panoramafenster. Zwischendurch frage ich bei der Rezeption immer mal wieder nach ob eine Nachricht für mich hinterlassen wurde. Aber bis jetzt hat sich noch kein weiterer Interessent für den Ausflug zu den Grizzlybären gemeldet.

Lesestunde

Also vertiefe ich mich wieder in mein Buch, doch nach einer Weile fange ich an zu frösteln. Na nu- ich sitze doch direkt vor der Heizung. Als ich den Heizkörper anfasse merke ich, dass die Heizung nicht in Betrieb ist. Kein Wunder das ich friere! Tony fragt an der Rezeption nach und der Hotelier kommt auch sofort um nachzusehen wie er Abhilfe schaffen kann. Er klopf und dreht, geht in den Keller und als er wieder hochkommt wird die Heizung tatsächlich warm.
Doch neben Klopfen und Drehen hat der Herr noch einen anderen Hinweis zur Funktionstüchtigkeit:  „Die Heizung hat einen Bewegungsmelder, so läuft sie nicht unnötig wenn keiner im Zimmer ist.“ Sehr praktisch, und was mache ich beim Lesen? Üblicherweise bleibe ich da ruhig sitzen und laufe nicht im Zimmer herum. Prompt geht die Heizung nach einer Weile auch wieder aus und obwohl  Tony und ich uns zwischendurch zuwinken springt sie auch nicht wieder an. Als wir das Hotel verlassen um Essen zu gehen reklamieren wir nochmals die Heizung, denn in dem Zimmer ist es inzwischen empfindlich kalt geworden und man verspricht uns einen zusätzlich Radiator zu bringen.
Wir haben uns heute für das italienische Restaurant „La Gondola“ entschieden und sind mit unserer Wahl zufrieden. Die Lasagne schmeckt sehr gut und es ist direkt neben unserer Unterkunft. So brauchen wir bei dem nasskalten Wetter nicht weit zu gehen, nur ich als Raucher friere zum Abschluss des Tages noch einmal freiwillig für meine Abend-Zigarette vor der Hoteltür.

Kanada- eine Rundreise durch British Columbia

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Über den Autor

Elke Hoppe

Vor ca. 20 Jahren bin ich von Deutschland nach Spanien ausgewandert, um auf der Sonnenseite Europas leben zu können. Doch auch von hier aus habe ich das Bedürfnis mehr von der Welt kennen zu lernen. Da es mir zeitlich und beruflich möglich ist, mache ich seit 2005 einmal im Jahr eine „große Reise“. Begleitet werde ich dabei von Edith, meiner Mutter, die vor 18 Jahre ebenfalls aus dem deutschen Regen in die spanische Sonne geflüchtet ist. Bisher hat uns unsere Reiselust nach Asien, Kenia und Peru geführt. Für das Jahr 2009 hatten wir uns für Indien entschieden und dort neben Rajasthan inzwischen auch andere Regionen besucht. Auf den Rundreisen in Indien waren wir in Begleitung von unserem Fahrer Prakash Acharya. Er ist ein zuverlässiger und informativer Reisebegleiter, den ich sehr empfehlen kann. Prakash hat sich vor einigen Jahren selbständig gemacht und falls jemand mit ihm eine Rundreise machen möchte bin gerne bereit den Kontakt herzustellen.

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