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Reisebericht Usbekistan Seidenstraße erleben: Taschkent, Smarkand, Shaxrisabz, Chiwa

Oasenstadt Chiwa UNSESCO-Kulturdenkmal

Oasenstadt Chiwa UNSESCO-Kulturdenkmal

Es sollte etwas ganz Besonderes sein, eine Reise, die nicht jeder macht. Also bin ich im Internet erst einmal alle möglichen Reiseziele durchgegangen. Da ich sehr viel reise, war ich schon so gut wie überall. Nichts konnte mich mehr überraschen. Doch dann stieß ich auf ein Angebot eines Reiseanbieters, die eine Reise nach Usbekistan, entlang der Seidenstraße, aufgelegt hatten. Das weckte meine Neugier. Generell bin ich eher kein Gruppenreisender, doch die Reise war so schön beschrieben, dass ich mich auf das Abenteuer einlassen wollte.

Basar Gewürze

Basar Gewürze

Elf Tage sollte es gen Osten gehen, in eines der Länder, von denen man bei uns viel zu wenig erfährt. Also habe ich mich erst einmal schlau gemacht: Usbekistan hat eine vielfältige Geschichte, begonnen mit den Nomaden und den sesshaften Bauern. Griechische Einflüsse aus dem Alexanderreich, buddhistische Einflüsse aufgrund seiner Lage an der Seidenstraße und damit der Verbindung zu Indien, islamische Einflüsse aus der Zeit der arabischen Eroberungen… Unglaublich, was dieses Land schon erlebt hat. Und so war ich neugierig, was man von diesen Dingen noch sehen würde.
Ich habe einfach gebucht. Und wollte mich überraschen lassen. Der Service bei Kiwi Tours war hervorragend, ich wurde immer sehr gut und freundlich am Telefon beraten, der Veranstalter besorgte mein Visum und kümmerte sich um meine kleinen Fragen. Kurz vor der Abreise bekam ich per Post meine Unterlagen. Und dann ging´s los. Ich fuhr früh morgens mit der Bahn nach Frankfurt, wo die Gruppe sich treffen sollte. Ein großes „Kiwi Tours“-Schild deutete drauf hin, dass ich richtig war. Beim Einchecken gab es dann allerdings schon die ersten Verzögerungen, weil alle Visa genauestens unter die Lupe genommen wurden. Das zog sich ganz schön. Wir flogen mit Uzbekistan Airways, was ich schon als Abenteuer empfand, weil man ja nie weiß… Aber meine Sorge war unbegründet, die Maschine war in erstklassigem Zustand. Wir hatten, wie mir schien, viel Platz, der Sitzabstand war großzügig. Das Essen, das die freundlichen Stewardessen verteilten, schmeckte gut, und nach 6 Stunden Flug landeten wir dann in Taschkent.

Usbekistan Impressionen

Usbekistan Impressionen

Es war entsetzlich heiß hier. Irgendwie hatte ich geglaubt, dass Usbekistan kalt sein würde. Aber da hatte ich mich extrem getäuscht. Die Durchschnittstemperatur lag bei 30 bis 35° Celsius. Ein paar der anderen Teilnehmer hatten Schwierigkeiten, sich an das Klima zu gewöhnen. Für ältere Reisende kann ich nur empfehlen eine geplante Reise dorthin nicht im Hochsommer, sondern von März bis Mai bzw. September und Oktober zu planen. Das ist hier die beste Reisezeit. Aber die Nächte waren wenigstens angenehm kühl, immer so um die 20°. Aber alles der Reihe nach: Am Flughafen wurden wir von unserer Reiseleiterin, Mrs Barno, sehr herzlich empfangen. Sie sprach sehr gutes und verständliches Deutsch und ich konnte im Laufe der Reise feststellen, dass sie über viel Wissen über Land, Leute und Geschichte verfügte, das sie auch gut und interessant an uns Teilnehmer vermittelte. Sie brachte uns in unser Hotel im Stadtkern.
Die Stadt hat mich ziemlich umgehauen. Die Gegensätze, auf die man hier stößt, sind atemberaubend. Die Einflüsse der Sowjetrepublik sind immer noch spürbar, auch wenn viele der sowjetischen Denkmäler entfernt oder umgebaut wurden. So wurde z.B. nach der Auflösung der Sowjetunion das Denkmal Karl Marx´ durch eine Statue Amir Timurs ersetzt. Auch viele der Gebäude tragen eine deutlich russische Handschrift, dann wieder trifft man auf wunderschöne, arabisch beeinflusste Bauten, z.B. die Medrese oder das Denkmal des Mir Ali Scher Navoi. Wunderschöne, fein verzierte Bauwerke, wie man sie sonst nur in arabischen Ländern oder in Indien sieht. Und dazu gibt es fast europäisch anmutende Bauten, wie das Opernhaus, Ich bin vom Land wirklich positiv überrascht. Einmal in punkto Landschaft: es gibt viel Grün, nicht nur Wüste. Taschkent ist eine moderne Großstadt mit dem Flair des Morgenlandes.
Am nächsten Tag ging es weiter nach Samarkand, eine der ältesten Städte der Welt.

Samarkand

Samarkand

Seine Ursprünge reichen zurück bis ins 14. Jahrhundert vor Christi. Der mongolische Herrscher Tamerlan machte Samarkand zur Hauptstadt seines Großreichs. Vor der Tür des Hotels stehen die Busse bereit. Der uns zur Verfügung stehende Bus (40-Sitzer für 17 Personen) war ziemlich neu und der Komfort gut mit verstellbaren Rückenlehnen, einer einwandfrei funktionierenden Klimaanlage. Auch das Mikrofon, über das Mrs. Barno uns über unsere nächste Station informierte, tat seinen Dienst ohne Knacken und Rückkopplungen. Der Busfahrer hatte einen guten und sicheren Fahrstil, und er und sein Assistent waren freundlich und hilfsbereit. Das war wichtig, denn 5 Stunden Fahrt warten auf uns.

Samarkand Shohizinda

Samarkand Shohizinda

Samarkand strotzt nur so von wunderschönen, arabischen Gebäuden. Überall feinste Mosaike, die in Farbe und Muster immer wieder einen neuen Höhepunkt setzten. Die blaue Front des Gur Emir Mausoleums, die 44 Meter hoch aufragende, in strahlendem Blau geflieste Kuppel der Bibi Hanim Moschee, die feinen türkisblauen Ornamente überall. Überhaupt waren die Gebäude von den Farben blau und sand dominiert, was eine hervorragende Mischung aus Himmel und Boden ergab. Man konnte sich kaum sattsehen.

Samarkand Registan Platz

Samarkand Registan Platz

Wir machten eine Stadtrundfahrt, auf der wir das Mausoleum des Gur-e Amir und den Registan-Platz kennen lernten. Anschließend fuhren wir noch in die Nekropole Schah-e Sende und die berühmte Sternwarte des Ulughbek aus dem 15. Jahrhundert. Interessant war hier das Innere des Sextanten, ein 20 Meter langer Felsgang zum Fixieren der Sterne.
Unser Hotel war, wie schon in Taschkent, ein 3- bis 4-Sternehotel, vollkommen akzeptabel, sauber und freundlich. Der größte Vorteil unserer Hotels bisher war, dass sie schön zentral lagen, so dass ich auch hier zu Fuß in die Altstadt gehen konnte. Beim Abendessen saß ich mit zwei Ehepaaren zusammen. Wir aßen in einem urigen kleinen Restaurant, das Essen war gut, wenn man auch einige wichtige Regeln einhalten sollte, damit man nicht krank wurde: Rohe Salate, nicht schälbares Obst und „Cremeschnittchen“ sollte man nicht essen. Das Wasser ist kein Trinkwasser, auch Eiswürfel sollte man meiden. Zum Zähneputzen ist es okay. Ein Großteil der Gruppe bekam im Laufe der Reise Magen- oder Darmprobleme. Es wurde aber auch alles gegessen, was auf den Tisch kam!
Die Mahlzeiten, egal ob Mittag- oder Abendessen, bestanden meist aus 4 Gängen: Vorspeise (meistens Salat, Brot, Teigtaschen mit Gemüse- oder Hackfleischfüllung oder Gemüse), Suppe (sehr schmackhafte Gemüsesuppen), Hauptspeise (meist Rindfleisch in verschiedenen Variationen mit Kartoffeln, Püree, Reis oder Gemüse) und Nachspeise (Obst oder kleine Kuchen). Zum Trinken gab es zum Essen Wasser und Tee (schwarzer und grüner Tee). Außerdem Bier (es gibt ein sehr gutes lokales Bier), Cola oder Wein (ein ebenfalls erstaunlicherweise sehr guter, einheimischer Wein). Die Kosten der Getränke (egal ob im Hotel oder im lokalen Restaurant) waren moderat, ein Bier kostete ca. 1,50 bis 2,50 Euro, eine Flasche Wein ca. 4 bis 5 Euro, Wodka 1 Euro und ein halber Liter Wasser ca. 50 Cent. Das Essen konnte man rundum und immer genießen,
Unser nächster Ausflug führte uns von Samarkand nach Shaxrisabz, die Heimatstadt des großen und grausamen Herrschers Tamerlan. Wieder faszinieren am meisten die feinen Mosaike. Der „weiße Palast“ Tamerlans ist schon etwas verfallen, aber das Dorut Tibovat-Ensemble mit der blau überkuppelten Ko’K-Gumbaz-Moschee ist sehenswert. Danach fuhren wir zurück nach Samarkand, wo wir ein bisschen Zeit für uns hatten. Ich bummelte durch die Stadt, suchte mir ein Internet-Café, um meine E-Mails durchzuschauen. Ja, auch so etwas findet man hier. An einem Platz setzte ich mich in ein Café und genoss den Anblick der wunderschönen Bauten. Ein Ehepaar von der Gruppe kam vorbei, aber sie wollten weiter, noch mehr sehen. Das wollte ich auch, und nach einem kurzen Getränk packte ich meine Sachen und zog weiter durch die Stadt. Das fand ich herrlich. Denn auch wenn man nette Mitreisende hat, so ist man doch sehr viele Stunden mit anderen zusammen. Auch einmal ein wenig Zeit für sich zu haben, allein zu sein, seine Gedanken ordnen zu können, das machte für mich die Reise neben den tollen Eindrücken auch noch erholsam.
Am nächsten Tag verließen wir Samarkand endgültig. Bei der Abfahrt konnten wir noch einmal die wunderbaren Gebäude sehen. Über Gijduvan erreichen wir am späten Nachmittag Buchara.

Buchera

Buchera

Buchara ist eine Stadt wie aus 1001 und eine Nacht. In den Gassen der Altstadt isat die Vergangenheit fühlbar. Wir machten erst einmal eine Stadtrundfahrt. Die Char-Minar ist ein eindrucksvoller Bau mit vier blauen Kuppeln. Hier gibt es wunderschöne Teppiche zu kaufen, und der Innenhof der Mir i Arab Medressa ist traumhaft, besonders bei Sonnenuntergang. In den schmalen Gassen der Altstadt erleben wir das gemütliche Leben der Bewohner dieser Traumstadt, die trotz der sowjetischen Herrschaft eine durch und durch orientalische Stadt geblieben ist. Ich bin wieder beeindruckt. Auf unserer Entdeckungstour halten wir in einer kleinen Bäckerei, in der wir sehen können, wie usbekisches Brot gebacken wird. Ein netter Abstecher in die sowjetische Welt der Stadt.

Chiwa mit Kamel

Chiwa mit Kamel

Unser letztes Ziel heißt Chiwa, das wir nach nervenaufreibenden neun Stunden Busfahrt erreichen. Gottseidank war der Bus so komfortabel. Und dann musste ich meine bisherige Einschätzung revidieren: Hier ist 1001 und eine Nacht lebendig. Die engen Gassen, der helle Stein der Gebäude, der Basar, die Gerüche – kein Wunder, dass Chiwa zum Weltkulturerbe ernannt wurde. Von Urgentsch aus, das nur gute 30 Kilometer entfernt liegt, flogen wir danach zurück nach Taschkent. Auch hier, wo wir schon ein wenig Zei verbracht haben, gibt es noch Neues zu entdecken, zum Beispiel die erste U-Bahn Zentralasiens. Sie besteht im Moment aus drei Linien (eine vierte ist in Planung). Wie auch andere sowjetische U-Bahnen, z.B. Moskau oder St. Petersburg, sind die Taschkenter Stationen reich verziert und liebevoll gestaltet. Im Notfall dienen sie als Atomschutzbunker.
Dann ist es soweit, unsere Reise ist leider schon vorbei. Die elf Tage vergingen wie im Flug. Allen Teilnehmern der Gruppe hat es sehr gut gefallen und alle sind begeistert. Das Programm ist ausgewogen, nicht zu viel und nicht zu wenig Programm. Es wurden auch zwei freie Nachmittage eingeplant, was wir alle sehr begrüßten um z.B. einen Einkaufsbummel in den Basaren zu unternehmen oder sich im Hotel auszuruhen. Die Besichtigungen wurden meist zu Fuß unternommen, da in den Altstädten keine Autos fahren können. Alles in allem kann ich diese Reise nur empfehlen. Kiwi Tours hat sich hier in ein neues Reiseziel gewagt, das zu erkunden sich wirklich lohnt. Und sogar für Gruppenreisemuffel wie mich hat sich eine völlig neue Welt aufgetan. Ich habe einige sehr nette Leute kennen gelernt und kann mir durchaus auch wieder eine Reise mit einer Reisegruppe vorstellen.

Peter Kühn

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