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In die Wüste geschickt – von Marrakesch nach Merzouga

In die Wüste geschickt – von Marrakesch nach Merzouga

 

Mein Weihnachtsmann hat es 2019 gut mit mir gemeint. Gefühlt einhundertmal war ich auf den Balearen, die ich bis heute noch sehr gern besuche. Unter dem Tannenbaum lag das Geschenk von meinem Schatz – eine Rundreise durch den Süden von Marokko. Von Marrakesch quer durch das Atlasgebirge zum Zelten in die Nordsahara und zurück.

A PLAN

Für mich, der es bislang nicht so weit in die Welt geschafft hat, eine besondere Spannung mit der ich freudig umgehe. Das Nötigste in der Apotheke besorgt und den Koffer gepackt. Am 8. Februar 2020 ging es los. Es ist Samstagmittag – Taxi bestellt und zum Bahnhof Dammtor, dann mit dem ICE im Speisewagen bei Kaffee und Croissant, welches sich wie Styropor anfühlte, nach Berlin Schönefeld. Ein ganz übler Flughafen und das in unserer Hauptstadt, schon peinlich.

Passend dazu angerichtet – Ryanair und ich werden niemals Freunde und das hat sich heute ebenso als richtig herausgestellt. In den Reiseunterlagen stand zweimal Gepäck – egal – der unfreundliche, Mitarbeiter ließ auch mit Hinweis auf die Reisedokumente nur ein Gepäckstück zu, weil es so in seinem System stand – also nachbuchen. Na das geht den ja mal gut los.

DAY ONE

Nach einem ruhigen Flug und einer recht langwierigen Kontrolle erwartete uns Marrakesch mit sommerlichem und wohligem Wetter. Was ein toller Flughafen umso mehr, wenn man gerade aus dem Containerdorfflughafen Berlin Schönefeld kommt.

So egal – unser freundlicher Guide Oussama stand bereit und alles war vergessen. Die Sonne stand bereits tief über dem Horizont, als wir die Einfallstraße nach Marrakesch in die Altstadt (Medina) fuhren. Was ein Chaos, tausende Mopeds, Marktstände, Hühner, Esel, lärmiges durcheinander wie im Bienenstock. Autos die so alt und kaputt waren und dennoch brav knatternd und qualmend fuhren. Dazwischen hin und wieder mal ein Range Rover und sogar einen Aston Martin habe ich gesehen. Hier prallen alle bunten Welten direkt crash aufeinander. Wahnsinnig schön und sehr bunt.

Nach diesem erweckendem Einstiegserlebnis erreichten wir unser Riad Pourpre Medina nach 10 Minuten Fußweg durch die engen mit Menschen gefüllten Gassen. Alles fremd – auch hier geht es nicht ohne Guide – denn Marrakesch ist ein quirliges Riesenlabyrinth. Unser Riad liegt dort mittendrin. Es öffnet sich eine grüne Tür und man steht in einem wunderschönen Innenhof mit Palmen, Orchideen, Vögel zwitschern und absoluter Ruhe. 1001 Nacht und ebenso hier werden wir überaus freundlich mit einem Tee empfangen. Heimelig und wunderschön ist es. Angekommen.

DAY TWO

Nach einer entspannten Nacht ging es am nächsten Morgen gegen 7:30 nach einem marokkanisch süßen Frühstück weiter. Nachts wird es – hamburgisch ausgedrückt – ziemlich frisch   9°C. In einem modernen weißen Kleinbus ging es Richtung Atlasgebirge bis auf 2200m Höhe mit dem Ziel Kasbah of Ait Ben Haddou, eine Festung die zum UNESCO Weltkulturerbe zählt. Eine beeindruckende Kulisse, nicht umsonst wurden hier Filme wie der Gladiator, Indiana Jones uvm. gedreht. Danach ging es nach Ouarzazate wo ich mir noch einen Teppich erfeilschte und dann nach Dades in das Hotel Kasbah Tizzarouine, welches mit beeindruckendem Blick direkt an einer Schlucht lag. Nach einem leckeren marokkanischen Abendessen – Hühnchen mit Oliven und Zitrone aus der Tajine (Tongefäß zum Kochen) – gab eine lokale Trommelkombo noch ihr Bestes. Die Musik klang deutlich nach afrikanischen Beats und hörte sich toll an.

DAY THREE

Am nächsten Morgen ging es wieder früh los. Ab in die Wüste zu den Kamelen und den Tuaregs. Ein Stopp an einer riesigen Bergspalte mit warmen Quellen in Todgha war ein faszinierender Anblick.  Der Fluss hatte mindestens 25 Grad Celsius Temperatur und entsprang aus dem Nichts. So etwas habe ich noch nie gesehen.

Wüste wir kommen und so war es auch. Die Landschaft wurde immer karger, die Erde ist rot und Kamele kreuzten unseren Weg. Die Dörfer die wir durchquerten, wurden immer staubiger und „ärmer“. Nur hatte ich nie das Gefühl, das es den Menschen hier schlecht ginge. Alles ist Sand, Stein und Staub. Die Straßen, die Wege, die Felder und auch die Palmen sind weiß vor Staub. Kleine Handwerksbetriebe und Läden offen und direkt und unmittelbar an der Straße. Eselskarren, Kinder, Tiere und ziemlich schmuddelig jedoch sehr lebendig und bunt.

 

DAY FOUR

Unser Fahrer hält etwa alle 1,5 Stunden an einem Kiosk um eine Pause zu machen. Er holt sich seine „Belohnung fürs Parken“ direkt beim jeweiligen Chef ab. Ich finde das völlig in Ordnung, denn alles ist so günstig und die Qualität ist richtig gut. Säfte so lecker saftig und das Essen ganz frisch vom Acker – er macht einen tollen Job. Selbst Äli ist von seinem Fahrstil begeistert und das ist wirklich nicht einfach.

 

Nach 2-3 Stunden Fahrt erreichen wir nach dem Umstieg auf einen modernen Mitsubishi Geländewagen (jetzt weiß ich wofür die Dinger gebaut werden) in der Wüste unser Camp Imperial Glory. Ein kleines Zeltdorf mitten in den Dünen der Wüste. Orangefarbener Sand, wohlige Wärme und ein funkelnder Himmel. Die Zelte sind wunderschön eingerichtet, haben Stehhöhe und echten Komfort. Da kann sich so manches Hotel eine ganz große Scheibe von abschneiden. Alles fein – definitiv kein Camping.

 

 

Für den Abend ist ein Ausflug per Kamelkaravane geplant. Nachdem wir uns standesgemäß als Nomade einkleiden ließen, holten uns zwei junge sehr freundliche derer Stammesbrüder ab, die uns für zwei Stunden auf die Saharadünen in einen goldenen Sonnenuntergang führten. Die beiden leben mit Ihren Familien in der Wüste. Ich habe mich lange mit den ihnen unterhalten, Späße gemacht und über unser Leben in Europa gesprochen. Schnee haben sie noch nie gesehen und GPS brauchen sie hier auch nicht.

Einen Tag Pause im wunderschönen und nahegelegenen Hotel Riad Chebbi. Mitten in der Wüste. Wir haben erst einmal ausgeschlafen, das musste jetzt mal sein. In den letzten Tagen haben wir Florian und Lena aus Innsbruck kennengelernt, die mit uns zusammen reisen. Mit den beiden haben wir uns 3 Quads + Guide gebucht und sind über eine Stunde durch die Wüste gebrettert. Das bringt richtig Spaß – ich hätte das gern noch länger gemacht. Es fühlte sich ein wenig an, wie im Tiefschnee skizufahren und macht so süchtig. Ein leckeres orientalisches Abendessen muss man hier nicht mehr erwähnen, früh ins Bett und Freude auf den nächsten Tag, denn wir fahren 9 Stunden zurück nach Marrakesch.

DAY 5-7

Reise, Reise eine lange Fahrt zurück. Zwischenstopps an einigen Kiosken und nach 555km wieder in Marrakesch im Oriental Glory Riad angekommen. Wir bleiben hier und essen gemütlich ohne Hektik und erfüllt von dem Erlebten. Gute Nacht

Der Nächste Tag beginnt mit einem Frühstück. Hier lernen wir Klaus, einen deutschen Professor aus Riga mit seiner Frau kennen. Wir unterhalten uns lange und da er im Baltikum sehr erfahren ist, kommen wir schnell auf Älis Heimat Estland zu und entdecken viele Gemeinsamkeiten, wie Segeln und unsere letzte Reise durch den Balkan im Sommer 2019. Heute erkunden wir die quirlige Stadt geleitet unter dem Top-Guiding von Äli, die sich alles vorher per WLAN im Riad im IPhone in Google Maps gespeichert hatte – und stürzen uns mitten in die hunderte von Markständen um den Djemaa el-Fna. Ein riesiger duftender Marktplatz wo es Kräuter, Handwerkskunst, Gemüse, Obst Fleisch, Leder, Musik und Schlangenbeschwörer gibt.

Überall Mopeds, Menschen und wohlig warmes Wetter. Äli ist erst ein wenig unsicher, doch das gibt sich ganz schnell – die Leute sind sehr freundlich und führen nichts im Schilde. Wir fühlen uns hier sehr wohl und kaufen auch einiges an Kosmetik, Kräutern und Gewürzen. Danach ging es zu den Ledergerbern. Was eine wirklich schmutzige Arbeit die Aufbereitung von Lederhäuten ist, wird mir erst hier bewusst.  Ammoniak und andere Flüssigkeiten und die Arbeiter mittendrin. Ein furchtbarer Gestank, den wir nur mit frischer Pfefferminze vor unserer Nase ertragen, den uns unser Guide reichte. Die Zeit verging wie im Fluge und wir kommen am späten Nachmittag zurück in unser Riad. Hier haben wir uns eine Massage im Hammam gegönnt.

 

Äli hat ein tolles Restaurant in der Neustadt ausgemacht – wir wollen das neue Marrakesch erleben und einen Tisch im Azar gebucht. Der Taxifahrer erzählte uns von seinem Leben und seinen Träumen. Er hatte Marokko noch nie verlassen und würde gern nach Kanada auswandern. Es war der erste Mensch den wir trafen, der einen etwas traurigen Eindruck auf uns machte. Alles Gute haben wir ihm gewünscht. Nun – es war dennoch so lecker und hatte Preise, die wir von zu Hause kannten. Bauchtanz, Livemusik und endlich mal ein Glas Wein, denn auf der gesamten Reise gab es keinen Alkohol. Zurück ins Riad mit dem Taxi und die letzten Meter zu Fuß durch die lebendige Medina. Überall freundliche Menschen, die einem schon etwas aufdringlich den Weg erklären wollten unter Zuhilfenahme, das dieser Weg „closed“ wäre. Eine kreative Form der nächtlich lukrativen Zielführung für Geld. Wir wollten den Weg alleine finden, haben es denen genauso erklärt und dankend abgelehnt. So haben sie es lächelnd verstanden und uns nicht weiter bedrängt.

Am letzten Tag haben wir uns dann vorgenommen, das moderne neue Marrakesch bei Tag zu erkunden. Ganz anders ist es hier. Westlich. So kenne ich es aus Palma. Wir legen so 13km zurück, besuchen noch einen Friseur, gehen in den Garten Jardin Majorelle von Yves Saint Laurent, etwas essen und shoppen. Dieses Mal gehen wir per pedes zurück ins Riad. Wir haben uns an den Verkehr und das Treiben gewöhnt und genießen ein letztes Mal diese tolle Stadt, bevor wir unseren Abschluss dieser tollen Reise gemeinsam im Restaurant Palais Jad Mahal gemeinsam feiern. Gute Nacht Marrakesch.

 

Am nächsten Morgen 3:30 aufstehen, das Taxi kommt um 4 Uhr. Der Portier gibt uns noch ein „petit dejuner“ to go. Hamburg wir kommen nach Hause. Ich könnte hier noch eine Weile länger bleiben und komme irgendwann zurück.

Danke Marrakesch, was eine tolle Reise.

 

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Über den Autor

Patrick_Stroeh

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