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Berggorillas in Uganda: Gorilla Trekking im Bwindi Impenetrable Forest

Berggorilla

Berggorilla

Ich habe mich auf diese Reise vorbereitet, nein – ich habe keine Reiseführer gewälzt, mich nicht in Unterlagen und Berichte verkrochen, sondern auf eine Freundin gehört. Eine Freundin, die nach Ostafrika wollte und zurück nach Deutschland kam – um ihre Sachen zu holen und ganz dorthin zu gehen… Ich konnte es nicht verstehen, aber der Glanz in ihren Augen ließ mich wissen, dass sie es ernst meinte und sich in die Perlen Afrikas verliebt hatte.

Sie erzählte mir in Mails von den Gorillas, von den Vögeln, von den zahlreichen Trekking-Touren und wie aufregend jeder Tag als Guide ist.

„Du kannst Dich auf dieses Land vorbereiten, indem Du die Augen und Dein Herz öffnest“, und so machte ich es.

Besonders beeindruckt hat mich der Ausflug in den Nationalpark Bwindi Forest. Von Marion wusste ich, was sich hinter den sehr kühlen Ankündigungsworten dieser Tour wirklich verbirgt. Sie erklärte den Programmpunkt

„…nach einem gemütlichen Frühstück brechen wir auf in die grüne und bezaubernde Landschaft von Bwindi Forest. Auf der Fahrt dorthin erleben Sie bereits viele verschiedene Eindrücke und haben – am Ziel angekommen – die Möglichkeit, Gorillas hautnah zu erleben….“

mit ihren eigenen Worten, mit ihrem Glanz in den Augen.

„ Du wirst staunen, was Deine Ohren dort hören werden, was Deine Nase riechen wird, Deine Augen verschlingen werden. Glaube mir, Du wirst Eindrücke erfahren, die Dein Herz und Deinen Verstand durcheinander bringen.“

Es sollte nicht lange dauern, bis ich verstand, was sie meinte. Mindestens genauso schnell wusste ich, wie wichtig es ist, WIRKLICH auf stabiles Schuhwerk zu achten – denn bereits der Weg ist das Ziel!

Nach Bwindi Forest kann man nicht einfach so fahren – Touren zu den Berggorillas muss man lange im Voraus planen, die Anzahl der Besucher ist streng begrenzt. Wer die preiswertere Möglichkeit wählt und auf eigene Faust und ohne Permit nach Buhoma fährt, muss dort unter Umständen tagelang auf eine Genehmigung warten.

In aller Frühe schälen wir uns aus den Schlafsäcken und machen uns noch vor Sonnenaufgang auf den Weg. Dieser Tag – auf den ich so lange gewartet habe – ist nun endlich da.

Durch die Nähe zur Grenze begegnen uns immer wieder bewaffnete Ranger. Ein beklemmendes Gefühl! Je näher wir nach Kabale kommen, desto mystischer und bewegender wirken die Bilder um mich herum auf mich ein. Wir schlängeln uns kleine Straßen entlang, begegnen Kindern in Uniform, die, den Informationen nach, täglich einen Fußmarsch von bis zu 20 Kilometern absolvieren müssen. Frauen stehen an den Ufern, waschen ihre Wäsche und winken uns zu. Immer wieder begleitet mich der Gedanke, welche Geschichten das Wasser des Nils erzählen könnte, bis es über 6.000 Kilometer weiter in das Mittelmeer fließt. Seitdem ich hier bin, bin ich so emotional geworden! Unser Weg führt durch ein Land, in dem am „anderen Ende“ plündernde Rebellen sich Gefechte liefern – immer wieder sehe ich Menschen, viele Menschen, die barfuss laufen. Während wir Dörfer passieren, Bananenplantagen rechts und links des Weges liegen lassen, überwältigt mich die Atmosphäre, die vor meinen Augen und die, die in meinem Herzen mehr und mehr aufkommt. Hinter der nächsten Kurve tauchen gerodete Felder auf und wieder ein Dorf – ich gewinne an dieser Stelle den Eindruck, als gäbe es eine Überbevölkerung. Ich bin sehr erstaunt über die nicht terrassierten, aber bestellten Hänge. Diese Felder können in einem regengefährdeten Gebiet nur bis zum nächsten Tropenguss bestehen. Werden hier tatsächlich Felder angelegt, um sie entweder den Launen der Natur oder der menschlichen Waldrodung zu überlassen?

Eindrücke – wunderschön und zugleich erschreckend, eine Vegetation, die keine mehr zu sein scheint. Ich frage mich immer wieder, wo die vielen Menschen herkommen, hier im politischen Potpourri am Dreiländereck. Momente lang vergaß ich, wo mein Ziel lag. Als ich am Morgen losfuhr, lag es im versprochenen Anblick der Berggorillas, doch inzwischen spüre ich, dass bereits der Weg ein Ziel war.

Plötzlich liegt er vor mir, wie ein Paradies in der Einöde, nahezu peinlich genau in das Umland „gemeißelt“ – Bwindi Forest. Als ich ausgestiegen bin, spüre ich Marions Worte in meinem Herzen, sie bereiten mir Gänsehaut. „Du wirst Eindrücke erfahren, die Dein Herz und Deinen Verstand durcheinander bringen werden“.

Nun erfolgt die nüchterne Einweisung: Nicht näher als fünf Meter an die Gorillas heran, maximal eine Stunde bei den Tieren aufhalten, definitiv keine Kontaktaufnahme, strengstes Teilnahmeverbot für Menschen mit Infektionskrankheiten, keine Fotos mit Blitzlicht, keine schnellen Bewegungen, kein lautes Sprechen, 100prozentige Befolgung der Rangeranweisungen und – niemals umfallen!

Als es dann losgeht, denke ich für einen klitzekleinen Augenblick, ob das Angebot mit dem Gepäckträger ein Scherz sein soll – es ist keiner und ich bin zutiefst dankbar, dass ich das Angebot, wenn auch zögernd, angenommen habe. Mit dem Ranger, den Trägern, Marion, mir, drei Amerikanern und zum Abschluss einem mit MP bewaffneten Soldaten, geht es in stolzem Tempo in den Urwald. Der Marsch wird immer anstrengender, immer wieder rutsche ich aus, ich kann mich kaum auf den Beinen halten, komme mir so lächerlich untrainiert vor. Und jedes Mal bin ich froh, die Gedanken des Rangers nicht lesen zu können. Ich schäme mich für meine schlechte Kondition, fühle mich überfordert von der Anstrengung, von den Eindrücken, ich spüre wohl zum ersten Mal, was Grenzerfahrungen sind. Ich beginne einen Kampf mit mir selber, Ehrgeiz trifft Zweifel und die strahlenden Augen von Marion. Mit diesen habe ich mein Ziel wieder vor Augen – die Gorillas!

Schritt für Schritt folgen wir dem Treckführer weiter durch das Unterholz, es wird immer matschiger und der Weg, trotz stabilem Schuhwerk, immer unstabiler. Immer tiefer sacke ich in diesen Schlamm hinein…

Und dann plötzlich streng stinkende, natürliche Hinterlassenschaften der Gorillas: „Sie sind noch frisch, sie müssen ganz in der Nähe sein!“ Nachdem wir sie nun zuerst gerochen haben, hören wir sie auch: Äste brechen, Rascheln im Blätterdickicht, dann ein „Schrei“ aus der Gorilla-Gruppe – einer, der unsere Störung ankündigt.

Da, nur wenige Meter über uns ein Jungtier, plötzlich ältere, größere, kleinere. Von Wegen ist hier schon lange nichts mehr zu sehen, nur noch umgestürzte Bäume, zugewucherte Bäche, klitschiger Morast. In mir Freude, Angst, Unbehagen, Scham.

Dann steht plötzlich ein Gorilla vor uns – ein Gorilla, der sich einen Teufel darum schert, sich nicht näher als fünf Meter an uns heranzumachen. Er steht da mit mindestens 200 Kilo Lebendgewicht! Er begrüßt uns mit einem Trommeln auf der Brust, von dem ich bis zu diesem Zeitpunkt dachte, es handele sich um einen aufdiktierten Charakterzug Hollywoods.

So schnell er auftauchte, so schnell verschwindet er wieder im Unterholz. Der Führer und seine Waffenträger zögern nicht, mit uns hinterher zu gehen, noch tiefer einzudringen. Nach wenigen Metern bekommen wir nun die Gelegenheit, die vom Aussterben gefährdeten Tiere beobachten zu können. Wie gelähmt stehe ich da, beobachte Jungtiere, die spielen. Sie spielen so, wie „unsere“ Kinder spielen, menschlich. Mir bietet sich die Chance, einer Gorilla-Dame in die Augen zu sehen, und ich empfinde es wie ein Geschenk des Himmels. Ich fühle mich nicht mehr als Tourist, nicht als Eindringling in eine Welt, die mir nicht zusteht, sondern ich fühle mich…als Gast. Ich sehe in gastfreundliche Augen, die so völlig anders sind als in einem Zoo, diese Augen besitzen Stolz, Zuversicht, Wärme, Leben. Mensch und Affe haben gemeinsame Eltern – ich befinde mich inmitten der Evolution und mir schlägt das Herz bis zum Hals. Ich bin so berührt, so aufgesaugt von diesen braunen Augen, und ich frage mich, was sie empfinden, wenn sie uns sehen, was sie über uns denken. Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergeht, bis sich die Tiergruppe zurückzieht. Wie gerne wäre ich ihr gefolgt, hätte das eine oder andere Individuum berührt! Doch das ist leider genau der richtige Moment, den beschwerlichen Weg wieder zurückzugehen.

In unserer Gruppe betretenes Schweigen. Mir läuft eine Träne die Wange hinunter, ich sehe Marion an, sie nickt mir zu und lächelt – sie weiß, dass ich sie von dieser Sekunde an genau verstehe.

Der Rückweg zieht wie ein Nebel an mir vorbei.

Im Camp angekommen, war mir so, als hätte mich der Weg, der Anblick aufgerüttelt, mir den Weg frei gemacht, wieder zu mir selber zu finden, viele Dinge, ja mich selbst zu überdenken. In meinen Knochen spürte ich stechende Schmerzen, mir tat jede Faser meines Körpers weh, und doch schlief ich zufrieden ein. Reisekataloge wie der von Planeta Verde sprechen an diesem Punkt von: „ Am Nachmittag Fahrt nach Kampala und am Abend erfolgt der Rückflug via Brüssel zurück nach Frankfurt“.

Diese kargen Worte und Zeilen sind für mich keineswegs abwertend, doch sie öffnen mir einem Raum, eigene Worte zu finden, den eigenen Weg des Abschieds.

Und ich weiß, dass es keiner für immer sein wird. Die Perlen Afrikas – sie haben mich in ihren Bann gezogen.

Stephanie Helmig, Autorin für Planeta Verde

Der Reiseveranstalter für Tierbeobachtungsreisen ist ein junges, innovatives Unternehmen, das 2005 von zwei begeisterten Naturliebhabern und Fans der BBC-Dokumentarfilme gegründet wurde. In nur drei Jahren hat der Berliner Veranstalter eine kleine Revolution in Sachen Tierbeobachtungsreisen vollbracht. Eine Revolution, die noch heute andauert.

Die für u. a. Reisen nach Uganda spezialisierte Firma hat sich vorgenommen, seinen Kunden die Authentizität der letzten großen Tierparadiese unseres Planeten näher zu bringen. Sein Beweggrund dabei: Reisen zu konzipieren, die eine lebensverändernde Wirkung auf die Gäste haben. Die hochwertigen und außergewöhnlichen Reisen bieten die besten und abgelegensten Natur-Hotspots, weit ab von den touristischen Hochburgen, vereint in einem außergewöhnlich durchdachten Tourverlauf gespickt mit vielen Aktivitäten, die keine Selbstverständlichkeit sind.

Die größte heutige Herausforderung des Unternehmens ist es, außergewöhnliche Reiserouten zu konzipieren und Lodges auszusuchen, wo die Naturerlebnisse intim, unverfälscht und nicht inszeniert sind. Das Ziel dabei: Die Zielgebiete vom Massentourismus zu verschonen, damit die Naturerfahrung „echt“ bleibt.

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Über den Autor

2 Reaktionen bis “ Berggorillas in Uganda: Gorilla Trekking im Bwindi Impenetrable Forest ”

  1. Genial! Toll geschrieben, eine mitreissende, herzergreifende, schöne Geschichte. Es ist, als wenn man selbst dabei gewesen wäre. Solch lieben Geschöpfen gegenüber zu stehen, das würde ich auch gerne einmal. Und ich hoffe, dass sich die Situation für die Menschen vor Ort verbessert, weniger Militär etc. Freue mich auf Deine weiteren Geschichten, Stephanie!

  2. Schön beschrieben!In Februar dieses Jahres war ich auch da, sogar ähnliche Erlebnisse gehabt. Lange Zeit, weil über 4 Stunden die Gorillas gesucht. Diese Trecking empfand ich als äußert anstregend aber letztendlich ein wunderbares, einmaliges Erlebniss. Ich konnte die Gorillas sehen, fotografieren eine Stunde lang beobachten.Es war sehr bewegend es stimmt, die Welt hat doch noch so viel unerwartet Schönes zu bieten. Diese Fotos aus Uganda sind auch auf meine Website zu sehen. Schöne Grüsse an Sie. Jolanta

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