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Ellora und seine berühmten Höhlentempel

Ellora und die berühmten Höhlentempel

Ellora und die berühmten Höhlentempel

Geweckt werde ich durch Unruhe und Stimmen vor meiner Tür. Was ist da draußen los? Türen klappern und laute Stimmen dröhnen über den Flur. Mein Zimmer liegt ein wenig ungünstig im Erdgeschoss, fast gegenüber der Rezeption. Vermutlich sind Gäste angekommen oder abgereist. Macht jedoch nichts, ich muss sowieso aufstehen. Denn um 9ººh bin ich mit dem Taxifahrer Shaikh verabredet um die Höhlen von Ellora zu besichtigen.
Als ich aus dem Hotel komme steht Shaikh bereits da und wartet auf mich.
Ellora liegt ca. 30 km außerhalb von Aurangabad in den Bergen und war einst die Hauptstadt der Rashtrukuta-Herrscher und war bereits vor Entstehung der Höhlen ein wichtiger Wallfahrtsort.

Kailasa Höhlentempel

Kailasa Höhlentempel

Das besondere an den Höhlen von Ellora ist, dass sie Stätte verschiedener Religionen sind. Die buddhistischen Höhlen entstanden etwa zur gleichen Zeit wie die hinduistischen Höhlen und mit dem Bau der jainistischen wurde ca. 200 Jahre später begonnen. All diese Tempelhöhlen entstanden in den Jahren 600 bis 1100 n.Chr.

Es dauert eine knappen Stunde bis wir Ellora erreichen. Shaikh parkt das Auto und weißt mir dann den Weg zu den Höhlen. „Ich bleibe in der Nähe vom Auto “ versichert er mir.

Kailisa Tempel

Kailasa Tempel

Der Weg ist nicht schwer zu finden und das erste was mir ins Auge fällt ist der Kailasa-Tempel. Er ist auch vermutlich die bekannteste Höhle in Ellora, der Mittelpunkt dieser Anlage.
Dieser Tempel wurde in einem Zeitraum von 100 Jahren aus einem natürlichen Felsvorsprung heraus gehauen. Man schätzt, dass dafür 150.000 bis 200.000 Tonnen Stein entfernt werden mussten. Bei diesem Höhlentempel handelt es sich um einen Hindu-Tempel.
Beeindruckend, so ein großer Tempel mit verschiedenen Stockwerken, Räumen, Innenhof und Steinmetz-arbeiten – das alles ist aus einem einzigen massiven Felsen heraus gearbeitet. Da muss man schon Optimist sein, wenn man so ein Werk beginnt und das erste mal Hammer und Meißel ansetzt. Es ist ein dem Gott Shiva geweihter Tempel und gilt als der grösste Höhlentempel Indiens.

die Chaitya Höhle

die Chaitya Höhle

Doch auch die anderen Höhlentempel sind sehenswert. So z.B. die Höhle Nr. 10, die Chaitya- Höhle. Die aus dem Fels gehauene zweistöckige Fassade hat einen Balkon, der von Säulen im Erdgeschoss getragen wird. Der in der Kapelle dargestellte Buddha wird von 2 Wächtern Bodhisattvas begleitet und von einem Bogen girlandentragender Wesen überspannt.
Es ist eine beeindruckende Anlage in der vor über 1000 Jahren diese Höhlentempel, Statuen und Reliefs entstanden sind. Ich kann nicht sagen, ob mir eine der Höhlen besonders gut gefallen hat, denn jede einzelne hat ihren besonderen Reiz und Charakter. Nun ja, wenn schon, dann war mein persönlicher Favorit die Höhle Nr. 10, die Chaitya- Höhle.

Nandi Stier, das Reittier Shivas

Nandi Stier, das Reittier Shivas

Ein weiterer eindrucksvoller hinduistischer Bau ist der ebenfalls Shiva geweihte Höhlentempel Nr. 21. Vor dem Tempel liegt auf einem Podest der Nandi-Stier, das Reittier Shivas. Das Innere des Tempel ist mit Reliefen reich geschmückt.

Picknick vor den Höhlen von Ellora

Picknick vor den Höhlen von Ellora

Es gibt über 100 Höhlen in Ellora, doch nur die besterhaltenen und interessantesten sind für die Besucher zur Besichtigung gekennzeichnet.
Der letzte Tempel den ich besuche ist die Höhle 32, der Jain Tempel. Er liegt etwa 500 Meter von den anderen Tempel entfernt, doch ich bin inzwischen müde und durstig und daher fällt diese Besichtigung am kürzesten aus.
Langsam schlendere ich zurück zum Parkplatz, vorbei an der Wiese auf der sich Schulklassen und Familien zum nachmittags Picknick nieder gelassen haben.
Shaikh wartet bereits am Auto auf mich: „Möchtest du etwas essen gehen bevor wir weiterfahren?“ möchte er von mir wissen. Rasch blicke ich auf meine Uhr. Tatsächlich, schon nach 14ººh! Doch Hunger habe ich keinen, ich kaufe mir nur eine Flasche Wasser. Was ist mit Shaikh? Hat er etwas gegessen? „Yes, of course!“ versichert er mir. Er hat die Zeit meiner Besichtigungstour für ein Mittagessen genutzt.
Da Ellora nicht zu weit entfernt liegt, hat Shaikh vorgeschlagen auf dem Rückweg noch nach Daulatabad zu fahren und das dortige Fort zu besichtigen. Daulatabad? Noch nie gehört! Aber ich lasse mich gerne überraschen.
Daulatabad, so lese ich später, liegt auf der halben Strecke zwischen Aurangabad und Ellora.
Die Örtlichkeit der heutigen Stadt wurde vermutlich bereits 100 v.Chr. besiedelt und durchlebte eine Geschichte verschiedener Dynastien.
Im Jahre 1327 hatte sich das Delhi-Sultanat bis in den Süden ausgebreitet und der damalige Herrscher Sultan Mohammed beschloss die Hauptstadt hierher zu verlegen. Er gab Daulatabad auch seinen heutigen Namen, der soviel wie Ort des Wohlstands bedeutet.
Der gesamte Hof und die gesamte Einwohnerschaft von Delhi sollten in diese neue Hauptstadt umziehen. Dies stieß auf Widerstand in der Bevölkerung und nur 17 Jahre später wurde das gesamte Projekt rückgängig gemacht.
Danach wechselte die Stadt noch mehrfach ihren Herrn bis sie von den Mogulherrschern eingenommen wurde. Zur Zeit der Unabhängigkeit Indiens 1947 stand Daulatabad unter der Kontrolle der Nizams von Hyderabat.

da soll ich hinauf ?

da soll ich hinauf ?

Eine bewegte Geschichte für einen Ort mit heute 3.000 Einwohnern. Doch Shaikh führt mich nicht in den Ort sondern zu der Festungsanlage die als nahezu uneinnehmbar gilt. Sie liegt auf einem Berg der bis zu 185 Metern Höhe reicht. Dieser Berg trägt den namen Götterberg und ist von einer Festungsmauer umgeben, innerhalb der sich die Stadt und die Moschee befanden. Um den Berg selbst führt zusätzlich noch ein Wassergraben.
„Am besten du gehst bis nach oben, da hast du eine fantastische Aussicht“ rät mir Shaikh. Da soll ich hoch? Bis auf diesen Berg hinauf? Das sieht aber sehr steil aus!
Doch ich versuche mir nichts anmerken zu lassen, nicke tapfer und mache mich auf den Weg. Nur Mut, Elke!

Chand Minar

Chand Minar

Ich gelange durch ein Tor in einen großen Hof und von hier geht es über Treppen und durch alte Torbögen immer weiter hinauf. Ich schaue mich um und stelle zu meiner Freude fest, dass ich schon auf Augenhöhe mit einem der Balkone von Chand Minar, dem 64 Meter hohem Minarett aus dem Jahr 1445, bin. Es soll als eine kleinere Nachbildung des Qutab Minar in Delhi gebaut worden sein.
Eine Brücke führt über den Wassergraben und weiter geht es Stufe für Stufe hinauf. Doch auf einmal führt der Weg nach oben durch einen dunklen schmalen Gang im Inneren der Festung. Es ist ein Tunnel, eng und schmal! Da soll ich durch? Ich meide enge Höhlen mit niedriger Decke, ebenso schmale Tunnel und bin sogar froh, wenn die Eisenbahn das Tunnelende erreicht hat. Das muss ich erst überdenken!
Ich erinnere mich noch gut an all die schimpfenden Touristen, als ich in Gize gegen den allgemeinen Strom aus der Pyramide geflüchtet bin. Doch nun bin ich schon so weit oben und bestimmt ist es nur ein kurzes Stück. Ich bin ja nicht alleine, all die indischen Kinder und Familien gehen da ja auch durch. Also auf, Elke! Denk einfach nicht darüber nach!
Es läuft sich gar nicht gut auf dieser tunnel- artigen Treppe. Die Stufen sind steil und von unterschiedlicher Höhe. An manchen Stellen ist die Treppe kaum zu sehen und vorsichtig taste ich mich mit meinem Fuß vorwärts. Warum habe ich nicht die kleine Taschenlampe mitgenommen? Ich wusste doch,dass ich heute Höhlen besichtige und habe sie extra dafür in den Koffer gepackt. Dort liegt sie jetzt gut! Hoffentlich stolpere ich nicht und breche mir hier den Fußknöchel!

Fort Daulatabad

Fort Daulatabad

Doch dann habe ich es geschafft- Tageslicht scheint mir entgegen. Noch ein paar Stufen und ich stehe oben am Wachpavillion, welcher aus der Mogulzeit stammt. Eine große Kanone zeugt von den Belagerungen und Kämpfen, die einst an dieser Festung stattgefunden haben.
Bevor ich mich hier oben weiter umsehe mache ich jedoch eine kleine Ruhepause im Schatten des Pavillons. Ein kleiner Wind weht durch das Gemäuer und es ist angenehm kühl hier oben. Ein perfekter Platz um die Sicht in das Tal zu genießen.

Blick auf die Festung

Blick auf die Festung

In meinem Reiseführer steht etwas von einem Rammbock mit dem Gesicht eines Schafes. Wo mag der sein? Ich umrunde den gesamten Pavillon, klettere noch einmal die halsbrecherische Treppe hinauf bis zur Kanone, aber einen Rammbock finde ich nicht. Merkwürdig! Doch dann entdecke ich ihn zufällig, bei einem weiteren Blick auf die Landschaft unter mir. Er ist auf dem kleinen Turm dort unten, dort wo die vielen Menschen stehen. Dabei bin ich wegen dieser angeblichen Hauptattraktion bis hier hoch geklettert. Dumm gelaufen! Aber egal, die Aussicht von hier ist die Anstrengung wert.
Langsam mache ich mich wieder auf den Rückweg, taste mich im dunkeln die steilen Treppen hinunter und bin froh als ich dieses Stück Weg hinter mir habe. Auf Höhe des Wassergrabens kommt mir seit Beginn meiner Rundreise der erste Europäer entgegen. Es ist ein Frau und sie grummelt leise vor sich hin. Ich verstehe nur irgendwas von „steil“ und „heiß“ und „noch so weit“ während sie an mir vorbei marschiert. Einen gut gelaunten Eindruck machte sie nicht. Ein Stück weiter unten entdecke ich ihre vermutliche Reisegefährtin. Sie sitzt im Schatten auf einem Mäuerchen und versucht die Fragen der indischen Besucher zu ignorieren. Nur nicht in ein Gespräch verwickeln lassen, sei es auch noch so harmlos und nett gemeint. 😉

der Rammbock in Daulatabad

der Rammbock in Daulatabad

Kurz darauf habe ich den Turm mit dem Rammbock erreicht, schieße ein Foto und bin froh, dass ich ihn nicht gleich entdeckt habe. Wer weiß, ob ich dann bis ganz nach oben gegangen wäre. Da hätte ich eine Menge verpasst- und mit dem Erfolgserlebnis kann kein Rammbock mithalten.
Die Sonne berührt bereits den Horizont als ich wieder auf dem Parkplatz ankomme. Shaikh steht geduldig da und wartet. „Warst du ganz oben?“ fragt er mich mit gespanntem Gesicht. „Ja, aber klar doch! Was für eine Frage! Natürlich war ich ganz oben!“ Er schaut etwas zweifelnd, doch ich habe ja meine Fotos als Beweis.
„Gut“ meint Shaikh daraufhin „dann kannst du morgen auch den Fußweg zu den Höhlen von Ajanta nehmen.“ Welcher Fußweg? Ich erfahre von ihm, dass es zwei Zugänge zu den Höhlen von Ajanta gibt. Eine Möglichkeit ist, einen Parkplatz anzufahren und von dort mit Bussen bis zum Eingang zu gelangen. Die andere ist ein Fußweg, der hinab zu den Höhlen führt. „Doch der Fußweg ist viel schöner“ versichert mir Shaikh. „Du hast eine tolle Sicht auf die gesamte Anlage von dort oben.“
Als er mich vor dem Hotel absetzt, habe ich mich für die anstrengendere aber schönere Fußweg-Variante entschieden. Nun bin ich gespannt auf den morgigen Tag, denn die Höhlen von Ajanta sind das Hauptziel dieser Reise.

Indien-Reise durch Maharashtra

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Über den Autor

Elke Hoppe

Vor ca. 20 Jahren bin ich von Deutschland nach Spanien ausgewandert, um auf der Sonnenseite Europas leben zu können. Doch auch von hier aus habe ich das Bedürfnis mehr von der Welt kennen zu lernen. Da es mir zeitlich und beruflich möglich ist, mache ich seit 2005 einmal im Jahr eine „große Reise“. Begleitet werde ich dabei von Edith, meiner Mutter, die vor 18 Jahre ebenfalls aus dem deutschen Regen in die spanische Sonne geflüchtet ist. Bisher hat uns unsere Reiselust nach Asien, Kenia und Peru geführt. Für das Jahr 2009 hatten wir uns für Indien entschieden und dort neben Rajasthan inzwischen auch andere Regionen besucht. Auf den Rundreisen in Indien waren wir in Begleitung von unserem Fahrer Prakash Acharya. Er ist ein zuverlässiger und informativer Reisebegleiter, den ich sehr empfehlen kann. Prakash hat sich vor einigen Jahren selbständig gemacht und falls jemand mit ihm eine Rundreise machen möchte bin gerne bereit den Kontakt herzustellen.

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