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Indien Erlebnisbericht – die Rückreise aus dem Kaschmir-Tal bis nach Jammu

Mittwoch

Dank des Imans und seinem Morgengebet werde ich pünktlich wach, denn wir haben heute die weite Fahrt bis nach Jammu vor uns. Die Koffer sind bereits gepackt und  von Mr. Butt haben wir uns gestern Abend verabschiedet. Der einzige, der um halb sieben bei uns auftaucht ist Sultan. Er ließ es sich nicht nehmen, uns ein Frühstück zu bereiten und kommt wie jeden Morgen mit einem großen Tablett  voller Leckereien und Tee zu  unserem Hausboot.

ein Supermarkt von Srinagar

ein Supermarkt von Srinagar

Pünktlich um sieben Uhr sind wir am Auto, Sultan verabschiedet uns und einer seiner Kollegen macht das Tor für uns auf. Ein letztes Winken und unsere Rückreise beginnt.

mit dem Moped durch Srinagar

mit dem Moped durch Srinagar

Es ist noch ruhig auf den Straßen und wir kommen zügig aus Srinagar hinaus. Nur ein Moped und eine Frau sind so früh unterwegs. Am Aussichtspunkt auf das Kaschmir Tal machen wir einen kurzen Stopp, um uns in Gedanken nochmals von diesem wunderschönen Fleck Erde zu verabschieden.
Eine Weile später sind wir auch schon an dem 2 km langen Jawahar-Tunnel und danach kommt der Pflichtaufenthalt an der Polizeistation. Hier wurden wir bei der Einreise registriert und müssen uns nun natürlich auch wieder austragen lassen. Ob das wohl schon mal jemand vergessen hat? „Wie hat es euch in Kaschmir gefallen?“ möchten die Polizisten von uns wissen. Danke, sehr gut! Es waren tolle Tage in Srinagar. „Erzählt dies allen in Europa damit die Touristen wieder nach Kaschmir kommen!“  werden wir auch hier mit einem freundlichen Lächeln gebeten.

Zwiebeln und Knoblauch

Zwiebeln und Knoblauch

Inzwischen ist Leben auf die Straße gekommen. Der Verkehr ist wie gewohnt reichlich, die Lkws stoßen kohlrabenschwarze Auspuffwolken aus und am Straßenrand eröffnen die Händler ihre Geschäfte. Zwiebeln und Knoblauch können wir kaufen, rot-gelb melierte Äpfel frisch vom Baum und auch ein Friseur bedient in einem kleinen Verschlag seine ersten Kunden.

Frisör in Kaschmir

Frisör in Kaschmir

Gegen Mittag machen wir an einem besonders schönen Aussichtspunkt eine kleine Rast. Hier gibt es einen kleinen Kiosk mit Keksen und daneben ein großes Restaurant. Die Töpfe stehen bereits aus dem Herd und es duftet lecker nach dem Essen. Der Koch hat sich, mangels früher Kundschaft,  im Schneidersitz auf den Tresen gesetzt. Das ist  eigentlich nichts ungewöhnliches in Indien. Doch dieser hier nutzt die freie Zeit um sich mit einem Zahnstocher die schwarzen Zehnnägel zu reinigen.

Ein fruchtloser Versuch, denn hierzu braucht er mehrere Liter heißes Wasser, Seife und eine Wurzelbürste.  Was er wohl anschließend mit dem Zahnstocher macht? Wir gehen hier jedenfalls  lieber nicht  essen, sondern kaufen uns an dem Kiosk in der Nachbarschaft abgepackte Kekse.

Balkon mit Aussicht

Balkon mit Aussicht

Eine Stunde später sind wir bei Patnitop, doch nach unserer Erfahrung auf dem Hinweg fahren wir ohne Bedauern daran vorbei. Zwischendurch gibt es noch mal eine kleine Tee- und Zigarettenpause, bevor wir nach fast zehn Stunden Fahrt endlich in Jammu ankommen.

Achtung! steiler Abhang!

Achtung! steiler Abhang!

Wir übernachten auch bei unserem zweiten Aufenthalt im Hotel Fortune Inn Riviera. Als wir die Rezeption betreten werden wir begrüßt wie langjährige Stammgäste. Die junge Dame von der Rezeption strahlt uns an. „Wie war die Reise nach Srinagar? Hat es euch gefallen?“ möchte sie von uns wissen.  „Die Reise war super, Kaschmir ist ein fantastisches Land!“ lassen wir sie wissen.
Nachdem wir uns auf dem Zimmer ein wenig von der langen Fahrt erholt haben, beschließen Gabi und ich, uns noch ein wenig die Füße zu vertreten und zu den Einkaufsstraßen rund um den Tempel im Stadtzentrum zu gehen. Prakash ist nach der langen Fahrt müde und will nur noch eine Kleinigkeit essen und sich danach ausruhen. Schließlich hat er auch morgen wieder  lange Stunden Autofahrt vor sich.
Es ist trotz des späten Nachmittags immer noch sehr heiß, die Temperaturen haben sich die letzten fünf Tage nicht verändert.  Doch das Zentrum ist ja nicht weit, einfach ein Stück die Autostraße hinauf und schon ist man fast am Tempel. Es geht ein wenig bergauf, doch nach dem langen Autofahren tut es gut sich ein wenig zu bewegen. Hier ist ja auch schon der Kreisverkehr, wo wir links abbiegen müssen.

Busbahnhof

Busbahnhof in Jammu

Hmm- das hatte ich aber ganz anders in Erinnerung.  Es liegt zwar ein Laden neben dem anderen und ich erinnere mich, dass Jammu nicht die sauberste Stadt auf unserem Weg war. Doch so viel Schmutz? Solche Gerüche nach Abwasser und Urin? Daran würde ich mich doch erinnern! Ich vertreibe mit einer Handbewegung den Schwarm Schmeißfliegen, der gerade vor meinem Gesicht eine Runde dreht, und schaue mich genauer um. Nein, hier sind wir verkehrt! Gabi nickt zustimmend und wir gehen erst mal zurück zum Kreisverkehr. Vermutlich müssen wir  noch eine Straße weiter. Doch als wir den Busbahnhof erreichen ist uns beiden klar: hier waren wir noch nie. Am besten wir fragen mal, doch wie hieß dieser Tempel bloß? Egal, so viele Tempel wird es im Zentrum nicht geben.

Einkaufszentrum

Einkaufszentrum

In einem kleinen Reisebüro versuche ich mein Glück: „Sorry, ich suche einen Tempel. Er ist direkt im Zentrum bei den Einkaufsstraßen.“  „Of course, der Raghunath-Tempel“ bekomme ich sofort zur Antwort. „Sie müssen einfach ein Stück weiter die Straße hinauf und dann über die hölzerne Fußgängerbrücke.“  Eine Holzbrücke? Ob ich ihn falsch verstanden habe?   Ich bedanke mich und wir folgen seinen Anweisungen und gehen weiter die Straße entlang. Tatsächlich, hier kommt ein Treppenaufgang und eine Holzbrücke, die auf eine etwas höher gelegene Straße führt.  Die Stufen der Treppe sind belegt mit Bettlern, die um ein Almosen bitten. Wo mag uns diese Brücke nur hinführen? Doch kaum sind wir auf der anderen Seite, weiss ich wieder wo ich bin. Wir sind tatsächlich dort angekommen, wo wir auch hin wollten. Es ist eine der Einkaufsstraßen rund um den Tempel.

Einkauf in Jammu

Einkauf in Jammu

Wir bummeln durch die Straßen, gehen in einige der Geschäfte und kaufen unser tägliches Quantum an Kaschmirschals. Es sind zum großen Teil die gleichen Tücher wie sie auch in Srinagar angeboten werden. Alles Einzelstücke in liebevoller Handarbeit angefertigt. Doch es finden sich auch hier wirklich sehr schöne Schals  und am Ende unseres Spaziergangs sind wir wie meistens  mit vielen Tüten beladen.

Angst vor der Schweinegrippe

Angst vor der Schweinegrippe

Als die Dämmerung beginnt machen wir uns auf den Rückweg ins Hotel.  „Sollen wir nicht lieber ein Tuktuk nehmen?“ schlägt Gabi vor. Eine gute Idee!  Wie heißt unser Hotel? War das nicht irgendwas mit „Inn“ oder „Fortuna“? Gabi schaut mich verblüfft an und meint: „Hmm, fällt mir im Moment nicht ein. Keine Ahnung!“  Es muss an der Hitze liegen! Gabi weiß so was doch immer! Oder dem Fahrer den Weg erklären? Der macht mit uns die nächsten Stunden Stadtrundfahrt, auf so was hat jeder Tuktukfahrer den ganzen Tag gewartet. Zwei  europäische Frauen die nicht mehr wissen wo sie wohnen. Ein Glückstreffer!
„Ach, lass uns einfach zu Fuß gehen“  murmelt Gabi hitzegeschwächt. „So weit ist es ja auch nicht.“  Vermutlich hat sie recht und das kostet uns am wenigsten Energie. Müde hangeln wir uns am anderen Ende der Brücke die Stufen hinunter und versuchen  im Halbdunklen nicht über einen der Bettler zu stolpern. Waren die Rinnsteine auf dem Hinweg auch schon so hoch? Das ist ja eine richtige Kletterei um die Straße zu überqueren. Ach, was sind meine Füße so müde!
Doch endlich ist es geschafft, unser Hotel ist in Sichtweite. Gott sei Dank!
Im Inneren empfängt uns  gut gekühlte Luft und ich weiß den Luxus einer Klimaanlage in diesem Urlaub immer wieder zu schätzen.
Im Zimmer gönnen wir uns erst eine Ruhepause, bevor wir uns duschen und in das Restaurant gehen. Den heutigen Abend möchten wir trotz Müdigkeit in dem schönen Hotel genießen.
Im Restaurant werden wir auf Anhieb wiedererkannt. Wir haben anscheinend bei unserem ersten Besuch einen bleibenden Eindruck hinterlassen.  Auch an dem heutigen Abend ist das Essen hervorragend und wir bekommen unsere Gerichte „spicy“ ohne absichernde Nachfragen des Kochs und der Hotelbelegschaft.
Morgen geht es weiter, wir haben eine mindestens ebenso lange Fahrt wie heute vor uns. Unser Ziel ist Delhi, wo wir eine weitere Nacht verbringen werden. Danach geht es zu dem Highlight jeder Indienreise-das Taj Mahal in Agra.
Daher beschließen wir den Abend frühzeitig, denn morgen  soll es schon um 6ººh weitergehen.
Also dann- gute Nacht!

Kashmir, eine Reise in den Norden Indiens

Der erste Bericht über Jammu ist erschienen unter: https://www.reiseberichte-blog.com/indien-urlaubsreise-jammu-die-winterhauptstadt-von-kaschmir/

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Über den Autor

Elke Hoppe

Vor ca. 20 Jahren bin ich von Deutschland nach Spanien ausgewandert, um auf der Sonnenseite Europas leben zu können. Doch auch von hier aus habe ich das Bedürfnis mehr von der Welt kennen zu lernen. Da es mir zeitlich und beruflich möglich ist, mache ich seit 2005 einmal im Jahr eine „große Reise“. Begleitet werde ich dabei von Edith, meiner Mutter, die vor 18 Jahre ebenfalls aus dem deutschen Regen in die spanische Sonne geflüchtet ist. Bisher hat uns unsere Reiselust nach Asien, Kenia und Peru geführt. Für das Jahr 2009 hatten wir uns für Indien entschieden und dort neben Rajasthan inzwischen auch andere Regionen besucht. Auf den Rundreisen in Indien waren wir in Begleitung von unserem Fahrer Prakash Acharya. Er ist ein zuverlässiger und informativer Reisebegleiter, den ich sehr empfehlen kann. Prakash hat sich vor einigen Jahren selbständig gemacht und falls jemand mit ihm eine Rundreise machen möchte bin gerne bereit den Kontakt herzustellen.

Eine Reaktion bis “ Indien Erlebnisbericht – die Rückreise aus dem Kaschmir-Tal bis nach Jammu ”

  1. […] mein vorhergegangener Bericht ist erschienen unter:  https://www.reiseberichte-blog.com/indien-erlebnisbericht-die-rueckreise-aus-dem-kaschmir-tal-bis-nac… […]

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