Reiseberatung für individuelle Reisen

Erlebnisreise via Chittorgarh zu der heiligen Pilgerstadt Pushkar

Fahrt nach Chittogarh

Wir werden ohne Wecker sehr früh geweckt, denn lauter Gesang und Instrumentenklänge schallen durch die noch stillen Strassen Udaipurs.

Warten auf Almosen

Warten auf Almosen in Chittorgarh

Neugierig schaue ich hinaus. Es sind Zigeuner, die mit ihren Kindern auf dem Arm und am Rockzipfel durch die Gassen ziehen. Vor den Hotels und Wohnhäusern bleiben sie stehen und bitten um Almosen. Es sind mehrere Gruppen und aus allen Richtungen schallt ihr Gesang und die Rufe.Doch wir wollten sowieso früh aufstehen, da wir heute eine lange Strecke fahren.

Es geht weiter nach Pushkar und auf dem Weg dorthin werden wir  die Festung Chittorgarh besichtigen.

Edith ist noch am husten, doch sie sagt es gehe ihr schon ein wenig besser. Zumindest hat sie kein Fieber und wir hoffen, dass die Wirkung der Medikamente rasch eintritt. Nach dem Frühstück holen wir unsere Koffer und da Prakash schon wartet fahren wir noch vor der vereinbarten Zeit los.

Bis Chittorgarh sind es etwas über 100 km und in dieser Zeit gibt uns Prakash einige Information. Die Festung war Jahrhundertelang der Stolz des ältesten Rajputengeschlechts und thront auf einem imposanten Tafelberg. Doch die 280 ha umfassende  Anlage  wurden dreimal von muslimischen Feinden  erobert. Tausende von Frauen verübten auf Grund der aussichtslosen Situation der Belagerten rituellen Selbstmord, um nicht lebend in die Hände des Feindes zu fallen. Die Männer dagegen zogen ihre Hochzeitsgewänder an und ritten in ihre letzte Schlacht.

Der Blick zum Spiegelzimmer

Der Blick zum Spiegelzimmer

Es heißt in einer Legende, dass der Anlass dieses Krieges, wie schon so oft in der Geschichte, eine Frau war. Die Ehefrau des damaligen Herrschers war berühmt für ihre Schönheit, im ganzen Land sprach man davon. Dies hörte auch ein muslimischer König und bat darum einen Blick auf diese Frau gewährt zu bekommen.Als der Ehemann diese Anliegen ablehnte drohte er mit Krieg. Um des lieben Frieden willens schlossen die beiden einen Kompromiss. Den direkten Blick in das Gesicht seiner Frau kann der Herrscher nicht bewilligen, doch jeden Abend ist sie in ihrer Kammer und kämmt sich die Haare. Dabei schaut sie in einen Spiegel und der muslimische König darf von einer Insel aus ihr Spiegelbild sehen. Doch der muslimische König verliebt sich in die Frau und wollte sie nicht nur sehen sondern besitzen. Das wurde von dem Ehemann rundweg abgelehnt und daraus soll dieser Krieg  entstanden sein.
Inzwischen sind wir in Chittorgarh angekommen und Prakash zeigt uns den Weg zum Eingang und der Kasse. Ausser uns sind noch viele andere Besucher da , die meisten davon  sind Teinehmer von indischen Reisegruppen.

Chittorgarh

Chittorgarh

 

Der Krishna Tempel

Wir machen einen Rundgang durch die Ruinen der Festung mit ihren trutzigen Mauern. Im Innenhof sehe ich etwas Bekanntes, doch in Indien entdecke ich es zum ersten mal: einen Papierkorb. Ein wenig schief hängt er in seiner Halterung und er macht keinen sehr benutzten Eindruck. Aber immerhin ist er da!

Mönch auf dem Weg in den Krishna Tempel

Mönch auf dem Weg in den Krishna Tempel

Im Anschluss besuchen wir den Krishna-Tempel der Dichterin Mira Bai aus dem 15. Jahrhundert, den wir als Nicht- Hindus jedoch nur von außen betrachten dürfen.  „Gott sei Dank, da muss ich meine Schuhe nicht ausziehen“ meint Edith heiserer hustend.
Von hier aus gehen wir zum Ruhmesturm der reich mit Jain-Skulpturen verziert ist und in dem man mittels einer Wendeltreppe hinaufsteigen kann.  „Also ich nicht“ ist Edith´s Kommentar „ich bin froh wenn ich mit meiner Erkältung Luft bekomme ohne Treppen zu steigen. Ich gehe hier ein wenig in der Sonne  spazieren.“

Ruhmesturm

Ruhmesturm

Der Ruhmesturm

So mache ich mich alleine an den Aufstieg. Die Treppen sind durch die vielen Jahre glatt wie poliert und sehr unregelmäßig. Die ersten zwei Stockwerke sind breit genug sodass die Auf- und Absteigenden an einander vorbei können und sich keiner den Kopf an der Decke stößt. Danach wird es eng und enger. Das Treppenhaus ist dunkel und inzwischen kann ich nicht mehr aufrecht stehen. Das ist genau das Richtige für meine Klaustrophobie! Soll ich besser umkehren? Ein anderer Besucher kommt mir entgegen und ich lasse ihn an mir vorbei. „Lohnt sich der Aufstieg?“ frage ich ihn. „Oh yes, auf jeden Fall“ erwidert er voller Überzeugung.

Touristen aus Bangalore

Touristen aus Bangalore

Also ersteige  ich den nächsten Treppenabsatz, wo ich auf drei indische Frauen treffe. Auch sie wissen nicht so recht ob sie weiter hinauf sollen und fragen einen Entgegenkommenden. „Geht es noch weit hinauf?“  Der Mann schüttelt mit dem Kopf und gemeinsam klettern wir weiter. Nun habe ich drei Leidensgenossen in dem engen dunklen Gang und gleich geht es  viel leichter. Zwei Treppenabsätze weiter kommen wir alle vier an unser Ziel. Die Aussicht entschädigt für die Anstrengung und bei meinem Rundblick sehe ich sogar  Edith spazieren gehen. Ich komme mit den drei Frauen ins Gespräch, sie sind aus Bangalore im Süden Indiens und machen in Rajasthan Urlaub. „Where are you from?“ möchten sie wissen und „May we take a photo?“  Wir tauschen ein wenig Heimatinformation aus und dann beginnen  wir gemeinsam den Abstieg.

Affen in Chittorgarh

Affen in Chittorgarh

Unten angekommen verabschieden wir uns und ich mache mich auf die Suche nach Edith. Sie ist einige Meter weiter und beobachtet das vielseitige Tierleben von Chittorgarh. Hier leben Affen, die behende die Mauern der Ruinen auf- und abklettern und überall nach von Besuchern ausgelegtem Fressen schauen. Sie sind verwöhnt und suchen sich nur die Leckerbissen aus. Die Reste bleiben jedoch nicht liegen sonder werden von Schweinen verzehrt. In Indien gibt es keine Hausschweine in dem Sinn wie wir sie kennen. Es sind freilebende Schweine, die sich von Abfällen ernähren. Daher gilt das Schwein als unsauber und kein Hindu möchte Schweinefleisch essen.  Hier sitzen sie Seite an Seite mit den Affen und sehen recht wohlgenährt aus.

Das Spiegelzimmer

tierische Bekanntschaften

tierische Bekanntschaften

Unser Rundgang führt uns noch an einen künstlichen See bevor wir zurück zum Auto gehen.
Beim nächsten Halt können wir das Spiegelzimmer der schönen Königin ansehen, doch Edith möchte lieber im Auto bleiben. Die Erkältung macht ihr doch mehr zu schaffen als sie zugibt.
Ich mache  die Besichtigung alleine, doch viel ist nicht zu sehen.

Rosengarten

Rosengarten

Der Spiegel hängt natürlich nicht mehr und daher halte ich mich lieber im gepflegten Rosengarten auf. Hier wird schwer gearbeitet. Mit großen, schweren  Hacken werden die Steine aus der Erde gegraben. Die Arbeit wird zwischen Männern und Frauen geteilt. Die Frauen hacken die Steine raus und die Männer tragen die Verantwortung. Zu diesem schweren Job haben sie sich auf ein Mäuerlein gesetzt und jeder raucht eine Zigarette. Dabei wird geplaudert, vermutlich ob die Frauen das Werkzeug hoch genug schwingen.

 

Von Ajmer nach Pushkar

Nach diesem Besuch geht es nun weiter, bis Pushkar haben wir noch über 200 km vor uns. Unterwegs kommen die unterschiedlichsten Themen auf. Wir haben sehr viel für uns ungewöhnliches gesehen seit wir in Indien sind und eines davon ist das Schaufenster eines Optikers in Udaipur. Neben Brillen und Sonnenbrillen waren dekorativ Gebisse ausgelegt. Kauft man in Indien ein Gebiss beim Optiker?  „Nein, natürlich nicht“ erklärt uns Prakash ein wenig pikiert. „Er hat jedoch ein Labor in dem sie hergestellt werden. Natürlich geht man für ein Gebiss zum Zahnarzt.“

Ebenfalls erstaunt hat uns, wie viele Menschen ihre Wäsche im See Pichola gewaschen haben. Vor allem ist das Wasser ja nicht so super sauber. „Das sind professionelle Wäschereien“ bekommen wir erklärt. „Die waschen vor allem Kleidung für die Hotels“. Ich drehe mich zu Edith um, die gestern Abend ihre Jeans aus der Hotelwäscherei zurück bekommen hat. Ob ihre Jeans wohl auch im See Pichola gewaschen wurde?

Die Zeit vergeht schnell und ehe wir uns versehen sind wir kurz vor Ajmer, der nächstgrößeren Stadt in der Nähe von Pushkar. Prakash schlägt vor  Tiger Balsam für Edith zu kaufen, deren Husten immer stärker wird. Das ist eine gute Idee, vielleicht gibt es hier ja auch eine Flasche Wein zu kaufen?  Mit Weißwein und Tiger Balsam im Gepäck  halten wir kurz darauf Einfahrt in Pushkar.
Pushkar ist bei den Hindus eine heilige Stadt, denn hier soll Brahma einen Dämon mit einer Lotusblüte besiegt haben. Die Blütenblätter fielen an drei Stellen herab und an diesen Orten bildeten sich drei Seen. Heute ist Puskar ein Ort mit knapp 15.000 Einwohnern und viel Tourismus.
Als wir in unserem Hotel ankommen ist es schon halb fünf und Prakash schlägt vor in einer halben Stunde an den Pushkar See zu fahren um den Sonnenuntergang zu sehen.  In unserem Zimmer entscheidet sich Edith dafür im Hotel zu bleiben. Es geht der Ärmsten  inzwischen wirklich schlecht und sie möchte sich hinlegen.

Die Altstadt und die Marktstrassen

Vortritt für die heilige Kuh

Vortritt für die heilige Kuh

So mache ich mich kurz darauf alleine mit Prakash auf den Weg zum Sonnenuntergang.  Es ist noch zu früh, daher gehen wir zuerst einen Tee trinken.  Es gibt hier ein sehr schönes Cafe mit bequemen Korbstühlen und Blick auf den See, sogar der Sonnenuntergang lässt sich von hier aus beobachten.  Solche Lokale sind einer der Vorteile von touristisch erschlossenen Orten.
Nachdem die Sonne hinter einem Hügel verschwunden ist machen wir uns auf den Weg um ein wenig durch die Gassen der Altstadt zu schlendern. Es gibt Restaurants, Geschäfte mit allen erdenklichen Artikeln und in  einer  Gasse werden nur  Süßigkeiten hergestellt.  In großen Töpfen, ähnlich einer Paellapfanne, wird gekocht, gebacken oder Honig erhitzt.  Die Zeit vergeht schnell und als ich auf meine Uhr schaue ist es schon halb acht. Edith wird sich wundern über den langen Sonnenuntergang.

Abendstimmung in Pushkar

Abendstimmung in Pushkar

Sie ist tatsächlich schon am Warten als ich zurück im Hotel bin und wir gehen direkt ins   Hotelrestaurant. Auch dieses Hotel ist ein ehemaliger Palast und entsprechend groß und hoch sind die Räume, auch das Restaurant. Mit uns sind in diesem großen Saal nur drei Tische besetzt. Wir lassen uns die Karte geben und Edith ruft „Was möchten wir denn essen?“ Warum spricht sie so laut, das hallt in dem leeren Raum wie im Theater. „Pst, schreie doch nicht so“ wispere ich ihr zu. „Wie bitte!?“ schallt es von der anderen Tischseite. „Ich kann nichts mehr hören, mir sind durch die Erkältung die Ohren zugefallen!!“
Doch das Essen ist sehr gut und wir genießen den Abend auch wenn die anderen mithören. Macht ja nichts!
Im Zimmer reibt sich Edith nochmals dick mit Tiger Balsam ein und wir hoffen, dass es ihr morgen besser geht.

Der Tempel in Pushkar

Als ich morgens wach werde gilt mein erster Gedanke Edith. Wie geht es ihr? Kann sie mich wieder hören?  „Es geht , ich glaube meine Ohren funktionieren wieder“ ist ihre tapfere Antwort. Vielleicht ist es besser, wenn sie einen ganzen Tag im Bett bleibt?  Doch erst gehen wir frühstücken, dann kann sie sich immer noch entscheiden.
„Ich habe ja Gott sei Dank kein Fieber, und der Schnupfen geht nicht weg nur weil ich einen Tag im Bett liege. Ich komme mit“  lautet später ihre Entscheidung.
Heute steht die Besichtigung von einem  der vielen Tempel von Pushkar auf dem Programm und im Anschluss ein  Bummel durch den Ort.

Blumenschmuck für die Götter

Blumenschmuck für die Götter

Prakash fährt uns mit dem Auto bis zur Rückseite des Tempels und nach dessen Besichtigung gehen wir durch den Ort bis zu der Stelle, wo wir auch gestern Abend geparkt haben. Dort wird Prakash auf uns warten. Im Tempel bekomme ich am Eingang eine Schale  mit orangefarbenen Blüten in die Hand gedrückt und ein junger Mann kommt sofort auf uns zu. Er studiert in diesem Tempel und zeigt uns gerne die Anlage. Der Tempel ist nicht sehr groß, doch pflichtbewusst führt er uns in alle Nischen. Im oberen Stockwerk wohnen die Mönche, jeder hat dort eine Kammer. Auf dem Balkon zum Innenhof ist eine Wäscheleine gezogen auf der fröhlich safrangelbe Stoffe im Wind flattern. Dann zeigt er mir wo ich meine Blüten hinlegen soll, damit ich auch wirklich gutes Karma bekomme. „Just two, not all“ lautet seine Instruktion.

Die Ghats

Was mache ich mit den restlichen Blüten?  „Damit gehen wir an eines der Ghats zum See, dort können wir dann zusammen eine Mantra sprechen.“  Hat mich nicht gestern Prakash vor so etwas gewarnt? Dass Mönche anbieten mit einem zu beten und dann anschließend eine unverschämt hohe Spende verlangen?  „No, thank you. Ich möchte nicht mit zum See“ erkläre ich unserem Führer.  „Yes, just a moment. Es ist wirklich wichtig für dein Karma.“  Nun, wenn es wirklich so wichtig für mein  Karma ist werde ich es ausprobieren. Edith dagegen bleibt standhaft und beobachtet uns von den obersten Treppenstufen aus.

Gebete am heiligen See

Gebete am heiligen See in der Pilgerstadt

Gutes Karma

Doch es ist nicht unser Führer der die Mantra mit mir spricht, sondern ein Mönch der schon am See gewartet hat. Er gibt mir eine Messingschale in die Hand mit Hennapulver und Reiskörnern. Danach bekomme ich einen Klecks auf meine Stirn und ein orange-rotes Stoffband um mein Handgelenk. „Do you belive in god?“ möchte er von mir wissen. Danach erklärt er mir, dass in seinem Glauben alle willkommen sind, egal welcher Kirche sie angehören. Wir glauben alle Gott, nur das ist wichtig und nicht welchen Namen wir ihm geben.  Nun soll ich ihm nachsprechen, es ist eine Mantra. „Ich wünsche mir Glück und Gesundheit für meine Familie- ohhm“ kommt als erstes und er beträufelt meine Haare mit Seewasser.  „Ich wünsche mir Glück und Gesundheit für meine Freunde- ohhm“ ist die zweite Mantra und es kommen auch diesmal ein paar Wassertropfen auf meinen Kopf. „Ich wünsche mir Glück und Gesundheit für mich selbst-ohhm“  und auch dies wird von einigen Wasserspritzern begleitet. Nun darf ich die Blumen und den Inhalt des Tellers in den See schütten. „But not the plate!“ kommt noch schnell der Hinweis. Nachdem ich nun so viel gutes für mein Karma tun konnte erklärt er mir, dass sein Tempel viel Geld für die Armen braucht. „For food, you know!“  Spenden sind willkommen und nötig, ein paar Stufen höher ist ein Stand mit der  Kasse und ich bekomme selbstverständlich auch eine Spendenquittung.  Wie hoch sind denn die Spenden im allgemeinen?  „Between 100 and 200€“ erklärt er mir, ohne dabei mit der Wimper zu zucken. Doch als er ein Blick in mein Gesicht wirft schränkt er ein „50€ are also possible.“  Da hat der Tempel  Pech mit mir! Ich mache eine Spende von 300 Rps (knapp 5€) und erkläre dem verdutzten Mönch, dass mein Karma sowieso sehr gut ist und nicht mehr als 300Rps benötigt. Der Kassierer stellt mir meine versprochene Spendenquittung aus und ich verabschiede mich von den Beiden. Den Hennatupfer auf meiner Stirn und das Armband lasse ich, so kann jeder Mönch  von weitem sehen, das ich meine Mantra schon gemacht  habe.

Teepause

Teepause in der heiligen Stadt Pushkar

Edith hat geduldig gewartet und  langsam schlendern wir nun durch die Gassen, schauen in verschiedene  Geschäfte  und ich kaufe mir eine knallbunte Stofftasche. Ein Obstverkäufer bietet Papaya auf einem Holzwagen an, doch eine saftige und überreife Papaya  auf Zeitungspapier lockt uns beide nicht. Als wir Prakash am Parkplatz treffen sind wir beide durstig und ich schlage vor einen Tee trinken zu gehen. Kurz darauf sitzen wir alle drei in dem Cafe von gestern Abend und genießen einen Chai Masala, diesmal ohne Sonnenuntergang.
Nach dem Tee entscheiden wir uns dafür, heute eine Mittagspause im Hotel einzulegen.  Der Kampf gegen die Erkältung und die eingenommenen Medikamente machen Edith natürlich ein wenig müde.
Das Hotel ist auch hier in Puskar ein ehemaliger Palast in dem auf den Fluren und in den Zimmern antike Möbel stehen. Direkt vor unserem Zimmer ist eine alte Standuhr aus Holz mit Schnitzereien, die mich letzte Nacht mit ihren Glockenschlägen hin und wieder aufgeweckt hat.

Edith legt sich ein wenig in ihr Bett während ich die Zeit nutze um meine „Tagesnotizen“ zu schreiben. Bevor wir uns wieder mit Prakash treffen besichtigen wir den Hotelgarten mit Swimmingpool und Liegewiese. Alles  ist sehr gepflegt und lädt zum längeren Verweilen ein.

Sängerin am See von Pushkar

Sängerin am See von Pushkar

Spaziergang in der heiligen Stadt

Doch wir möchten lieber noch ein wenig mehr von dem Ort sehen und gehen zur Rezeption, wo Prakash schon auf uns wartet. Wir fahren wieder zu dem bereits bekannten Parkplatz und machen einen weitern Spaziergang durch Pushkar. Bei jedem Besuch der schmalen und lebhaften Gassen finde ich etwas Neues. Schmuckgeschäft werben mit ihrer Auslage und bei den relativ günstigen Preisen lassen wir uns gerne verführen.  Zwischendurch stärken wir uns mit „Linsenkroketten“ die wir an einem Straßenstand kaufen.
Es gibt an allen Ecken immer wieder interessantes zu sehen und manchmal auch zu hören. Wir machen gerade Platz um einen Holzkarren mit einer jungen Kuh als Fracht an uns vorbei zu lassen, als ich einen Touristen deutsch sprechen höre: „Die Kuh wird bestimmt zum Schlachthof gefahren!“  Edith bleibt erstaunt stehen und spricht den Herrn an: „Das glaube ich aber nicht!“ vorauf sie ein erstauntes : „Wieso nicht?“ als Antwort bekommt. „Na, weil in Indien die Kühe heilig sind. Außerdem ist Pushkar ein heiliger Ort, hier werden keine Rinder geschlachtet“ erklärt Edith ihm leicht pikiert. Der Mann hat sich offensichtlich nicht sehr auf seine Reise vorbereitet.

Bei unserem Bummel genehmigen wir uns zwischendurch einen Orangensaft in einer Cafe-Bar und gehen danach an dem berühmten Kamel-Feria- Platz vorbei. Hier findet jedes Jahr im November zwölf Tage lang der Pushkar- Markt statt, einer der grössten Kamelmärkte der Welt. Dorfbewohner aus ganz Rajasthan strömen hier zusammen, handeln mit Kamelen und übernachten unter freiem Himmel. Die Frauen kommen in ihren farbenprächtigen Saris drei Tage vor Vollmond hinzu. Sie baden im See, beten und nehmen am Markttrubel teil.  Auch Touristen werden von diesem Spektakel angezogen und in Pushkar sind die Hotelzimmer schon Monate voraus ausgebucht.

Bitter Leafs

Sikhtempel

Sikhtempel

Edith, Prakash und mir geht es genauso wie gestern, die Zeit vergeht schnell und bevor wir es richtig merken ist es Abend. An allen großen und kleinen Geschäften gehen die Lichter an, aus den Restaurant strömen Küchendüfte und so langsam bekommen wir Hunger.  Auf dem Weg zum Auto gehen wir an einem kleinen Stand vorbei an dem es Bitter Leafs zu kaufen gibt. Die Bitter Leafs kommen ursprünglich aus Ostafrika. Sie haben eine antibakterielle Wirkung und werden häufig gegen Magenerkrankungen verwendet. Doch hier auf dem Markt dienen sie als „Genussmittel“. Der Verkäufer taucht das trockene Blatt in Wasser damit es biegsam wird, danach gibt er die vom Kunden gewünschten Geschmacksaromen und Betel darauf. Jetzt wird  das Blatt zu einem kleinen Paket gewickelt und kann gekaut werden.  Wie das wohl schmeckt?  Prakash lacht: „Ihr könnt euch ja zum versuchen eins teilen“.  Muss ich das ausspucken? „Nein,“ beruhigt er mich „du kannst es auch kauen, wie Gemüse.“

Wie schmecken Bitter-Leafs?

Wie schmecken Bitter-Leafs?

Er verhandelt mit dem Verkäufer auf Hindi und lässt uns ein Blatt richten, der Verkäufer schneidet es durch und Edith und ich versuchen Bitter Leafs.  Sie haben nicht viel Eigengeschmack, vorherrschend ist das beigegebene Pfefferminzaroma. Und Prakash hat für uns ohne Betel bestellt, er möchte uns anscheinend  nicht mit roten Zähnen weiterreisen lassen.
Zum Abendessen gehen wir ins Hotel wo wir heute  die Auswahl zwischen Buffet und Karte haben. Wir bestellen lieber Curry nach Karte und überlassen das internationale Buffet der neu angekommenen Reisegruppe.
Auch heute reibt sich Edith vor dem Einschlafen nochmals dick mit Tiger Balsam ein und wir hoffen, dass das Schlimmste ihrer Erkältung überstanden ist. Vielleicht hilft ihr ja das antibakteriell  wirkende  Bitter Leaf !?

Den Reisbericht von den vorherigen Tagen finden Sie hier:

https://www.reiseberichte-blog.com/indien-urlaubsreise-ueber-den-mount-abu-nach-udaipur-die-stadt-am-pichola-see/

Rundreise durch Indien- von Neu Delhi durch Rajasthan bis Varanasi

StepMap Rundreise durch Indien- von Neu Delhi durch Rajasthan bis Varanasi
5/5 - (1 vote)

Über den Autor

Elke Hoppe

Vor ca. 20 Jahren bin ich von Deutschland nach Spanien ausgewandert, um auf der Sonnenseite Europas leben zu können. Doch auch von hier aus habe ich das Bedürfnis mehr von der Welt kennen zu lernen. Da es mir zeitlich und beruflich möglich ist, mache ich seit 2005 einmal im Jahr eine „große Reise“. Begleitet werde ich dabei von Edith, meiner Mutter, die vor 18 Jahre ebenfalls aus dem deutschen Regen in die spanische Sonne geflüchtet ist. Bisher hat uns unsere Reiselust nach Asien, Kenia und Peru geführt. Für das Jahr 2009 hatten wir uns für Indien entschieden und dort neben Rajasthan inzwischen auch andere Regionen besucht. Auf den Rundreisen in Indien waren wir in Begleitung von unserem Fahrer Prakash Acharya. Er ist ein zuverlässiger und informativer Reisebegleiter, den ich sehr empfehlen kann. Prakash hat sich vor einigen Jahren selbständig gemacht und falls jemand mit ihm eine Rundreise machen möchte bin gerne bereit den Kontakt herzustellen.

Hinterlassen Sie eine Antwort

Sie müssen angemeldet sein, um einen Kommentar abgeben zu können.