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Marokko-Reise: Trekking-Tour durch den Hohen Atlas – Von Marrakesch auf den Toubkal

 

Morgendliche Sicht zum Hohen Atlas

Morgendliche Sicht zum Hohen Atlas

Es ist Oktober. Hier in Deutschland beginnt die kalte Jahreszeit. Es wird dunkler und ungemütlicher. Die Urlaubssaison ist vorbei.

Doch ich fahre erst jetzt los: nach Afrika. Genauer, nach Marokko.

Und es soll keine normale Reise werden; ich möchte nicht von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit, von Kashba zu Kashba und von Basar zu Basar rennen. Ich bereise Marokko, weil ich auf den höchsten Berg des Hohen Atlas steigen will – auf den Toubkal (4165m) – und weil ich in der eindrucksvollen Toudraschlucht klettern will.

Via Barcelona geht es nach Marrakesch und wenig später finde ich mich in einem kleinen Dorf namens Aguer Sioual, am Fuße des Atlasgebirges, wieder. Hier startet meine Trekkingtour hinauf aufs Dach Marokkos. Es ist Oktober und eigentlich noch keine richtige Regenzeit –aber ich habe Pech und die ersten Tropfen kommen vom Himmel, als ich gerade loslaufe. Aber es hilft nichts und die Landschaft entschädigt mich für das Wetter: der Weg führt mich durch herrliche Mischwälder und später unter Walnussbäumen hindurch, entlang des Quissadena Baches. Es geht stets bergan und die Ausblicke werden immer schöner: herrliche Felsformationen schimmern in rötlichen Farben und bald stehe ich auf meinem ersten Paß. Ungefähr 2000m hoch bin ich nun gekommen; leider kann ich es nicht genießen, denn es regnet mittlerweile in Strömen und in meinen feuchten Klamotten wird es ungemütlich kalt. Die letzte Wegesstrecke beeile ich mich und kehre in einem urigen Wanderlager ein; einer gemütlichen steinernen Hütte. Zu meiner Freude gibt es hier ein echtes Hamam; eine Art Dampfbad. Zusammen mit zwei anderen Gästen sitze ich schließlich, kaputt vom Tag, im herrlich heißen Dampf und schlafe dann – nur auf einer einfachen Matratze im Schlafsack – wie in einem Himmelbett.

Am nächsten Tag stehen mir 7 Stunden Wandern bevor, steil bergan, bis zum Ausgangspunkt für den Gipfelsturm; der Neltnerhütte.

Während ich in Marrakesch noch im luftigen T-Shirt herumgelaufen bin, wird es hier immer kälter. Schließlich beginnt es zu schneien. Der Schnee verzaubert die Landschaftund ich habe das Gefühl, weit weg im Himalaya zu stehen, aber sicher nicht mitten in Afrika. Schließlich sehe ich vor mir einen gewaltigen Anstieg liegen: 91 Serpentinen zähle ich, bis ich erschöpft oben, auf dem Aquelzim Kamm (3000m) ankomme. Aber der Ausblick entschädigt und ich muß immer wieder den Kopf schütteln, wenn ich daran denke, gerade in Afrika zu sein.

Mittlerweile liegen sicher 60 cm Schnee und ich bahne mir einen Weg in Richtung Neltnerhütte. Doch es wird noch 3 Stunden dauern, bis ich dort ankomme.

Die Neltnerhütte liegt im Mizane Tal und ist ein großes Wanderlager direkt am Fuße des Toubkals. Benannt ist sie nach Luis Neltner, einem der franz. Erschliesser des Hohen Atlas während der Kolonialzeit. Betrieben wird sie durch den CAF (franz. Alpenverein) Sektion Casablanca. In einem 8-Bett-Zimmer finde ich Unterkunft für eine Nacht. Zu Kaufen gibt es hier alles, was das Wanderherz begehrt und so löffele ich meine erstandene typisch marokkanische Linsensuppe und tunke das ebenfalls so typische Fladenbrot hinein. Um 21 Uhr liege ich im Bett; schließlich wartet der Gipfel morgen auf mich und ich will früh los.

Sicht vom Toubkal aus

Sicht vom Toubkal aus

Es dämmert noch, als ich meinen Tagesrucksack packe (den Rest, wie Schlafsack und weitere Klamotten kann ich in der Hütte lassen). Und es ist 7 Uhr als ich die ersten Schritte Richtung Toubkal gehe. 3-4 Stunden, so sagt man, dann ist der Gipfel erreicht.

Anstrengend ist es: der Schnee ist trocken und wenig trittfest; wie im Sand geht es: einen Schritt nach oben und vorne, zwei Schritte zurück…Doch die Sonne scheint und es sind wunderbare Bedingungen. Meine Wanderstöcke helfen mir als Aufstiegshilfe sehr und so überwinde ich 2 Flüsse, gehe eine breite Talrinne hinauf und komme zum ersten Aussichtspunkt: herrlich, ich sehe all die schneebedeckten Berge ringsherum. Noch eine ¾ Stunden, dann ist der Gipfel erreicht. Ich stehe alleine hier oben und genieße es.

Ein Gipfelbuch gibt es hier nicht; verewigen kann ich mich also nicht. Und so steige ich nach einem kräftigen Imbiß wieder ab. Noch eine Nacht will ich in der Neltnerhütte bleiben, dann steige ich durch das Hochtal von Sidi Chamharouch ab und folge dann dem „Tal der 1000 Walnussbäume Tal hindurch, bis zum Berberdorf Imlil. Dort erwartet mich ein Bus, der mich zum nächsten Abenteuer in Marokko bringt.

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Über den Autor

Dipl. Biologin, Freie Journalistin, Naturpädagogin und Reiseleiterin

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