Tauchen im Mombasa Marine National Park
Vor mehr als 20 Jahren habe ich damit begonnen die wildreichen National Parks von Kenya auf eigene Faust zu durchstreifen und fast genauso lange ist es auch her, dass ich das letzte Mal vor der Küste Ostafrikas mit Tauchgerät getaucht habe. Damals, im Juni 1990, erlebte ich die Unterwasserwelt im Marine National Park vor Watamu. Allerdings zog es uns in den folgenden Jahren immer mehr in das Landesinnere und die Großwildbeobachtung hatte uns voll in ihrem Bann.
Da Reptilien auch auf unseren Landsafaris immer eine ganz besondere Rolle spielen, gab es allerdings schon lange den Wunsch, Meeresschildkröten in ihrem natürlichen Biotop, dem Indischen Ozean zu beobachten. Jetzt, im Februar 2010, konnte ich mir diesen Wunsch endlich erfüllen. Meine vor vielen Jahren erworbenen Erfahrungen als Taucher, konnte ich im Januar im klaren Wasser des Roten Meeres auffrischen und dort erwachte dann auch mein Interesse an der Unterwasserwelt tropischer Gewässer.
Seid dem wir (Petra und ich) unsere private Basis zusammen mit dem Boko Boko (www.bokoboko-kenya.de) von der Süd- an die Nordküste verlegt hatten, hatten wir den Mombasa Marine National Park praktisch vor unserer Tür. Mir war klar, das mich speziell im Innenriff, nicht das glasklare Wasser wie im Roten Meer erwartete und als ich in diesem einen ersten Schnorchelgang am Bamburi Beach unternahm hatte ich auch an die Unterwasserwelt keine größeren Erwartungen. Aber schon nach wenigen Minuten, mit dem Kopf unter Wasser, entdeckte ich die ersten beiden Muränen, wenig später kreuzten, neben eher unscheinbaren Fischen, die ersten kleinen Fähnchenfische meine Bahn. Grund genug für mich zurück zu schwimmen und meine kleine Unterwasserkamera (Canon D 10) zu holen.
Nachdem sich anfangs große Flächen mit Seegras und unbewachsene Sandflächen unter mir abwechselten, entdeckte ich auf einmal und unerwartet Korallenbänke. Hatte ich bis dahin eher unscheinbare und kleine Fische beobachtet, war ich plötzlich umgeben von größeren und farbenfrohen Fischen. Ich entdecke und identifizierte, Picasodrücker (Rhinecanthus acculeatus), Pfauenzackenbarsche (Cephalopholis argus), Süsslippen (Plectorhynchus gaterinus), verschiedene Falter und Fähnchenfische, unterschiedliche Doktorfische, sah immer wieder Muränen und mehrfach Rotfeuerfische (Pterois volitans).
Weiterhin konnte ich Kaiserfische und verschiedene Papageien und Lippfische fotografieren. Durch das hohe und dichte Seegras im Umfeld und vielleicht auch durch den Gezeitenwechsel, schimmerte das Wasser grünlich, dennoch war die Sicht ok. und es gelangen mir erste gute Aufnahmen der Unterwasserwelt des Indischen Ozeans. An den folgenden Tagen unternahm ich weitere Schnorchelgänge am Bamburi und am Kikambala Beach, entdeckte weitere gute Schnorchelplätze und konnte hierbei sogar meine ersten Stachelrochen (Taeniura lymma)erleben und fotografieren.
Überwältigt von den unerwarteten guten Beobachtungen, nahm ich Kontakt zur Bucceener Tauchschule am Kikambala Beach auf, um mit einer Flasche auf dem Rücken in den Ozean zurückkehren zu können. Erfuhr dort allerdings, dass die Boote für Tauchgänge im Innenriff (meine Kamera hält leider nur bis 10 Meter Tiefe durch) am Bamburi Beach starten.
Kurz entschlossen fuhr ich mit meinem Landcruiser zum Whitesands Hotel wo ich an der dortigen Tauchstation Alphonso Kasungu kennen lernte. Alphi, wie er kurz genannt wurde, leitet die Station als Senior Instruktor und erwies sich schnell als Fachkundiger und guter Tauchlehrer.
Meinem Wunsch mit einer möglichst kleinen Tauchgruppen im Innenriff zu Tauchen um dort in geringer Tiefe fotografieren zu können kam er sofort nach. Unser Ziel der Nyali Coral Garden. Begleitet von zwei Tauchanfängerinnen aus Indien fuhren Aphi und ich zum Voyager Hotel und starteten von dort mit einem Glasbodenboot zum Nyali Coral Garden. Der Tauchgang in 7- 10 Meter tiefen Wasser, war für mich eher enttäuschend. Zwar war die Sicht mit mehr als 15 Metern durchaus akzeptabel, aber der Fischreichtum hatte mich beim Schnorcheln mehr überzeugt! Dennoch, nach 20 Jahren war ich endlich wieder mit dem Tauchgerät im Indischen Ozean gewesen!
Zurück an Land fragte ich Alphi, eher so nebenbei, wie hoch meine Chancen seien, Meeresschildkröten zu sehen. Von Freunden, die als Big Game Fischer, praktisch jeden Tag draußen auf dem Meer verbringen, hatte ich die Info bekommen, dass zur Zeit keine Schildkröten zu sehen sein. Umso erstaunter war ich, als Alphi mir erklärte, dass die Meeresreptilien um diese Jahreszeit regelmäßig am Tauchplatz „Kassa“ beobachtet werden können. Als er mir dann auch noch zusagte, mir eine kleine Unterwasserkamera leihen zu können und erklärte, dass man diesen Tauchgang gut mit einem Gang am „Sharkpoint“ verbinden könne, machte ich sofort einen Termin mit ihm fest.
Dieses Mal starteten wir direkt vom Bamburi Beach aus. Mit dem Schnellboot der Tauchschule erreichten wir nach kurzer Fahrt „Sharkpoint“, den ersten Tauchplatz Wieder bestand unsere Gruppe nur aus 4 Tauchern, inkl. Tauchguide, während eine weitere gleichstarke Gruppe ebenfalls vom selben Boot aus startete.
Nachdem alle ihre Vorbereitungen abgeschlossen hatten, rollte einer nach dem anderen Rückwärts vom Boot. Kaum hatte ich die Nähe des Grundes in ca. 14 Meter tiefe erreicht und mich austariert, erblickte ich die erste Schildkröte. Meine erste Meeresschildkröte, eine Echte Karettschildkröte (Eretmocheis imbricata), wie ich später recherchieren konnte. Ich orientierte mich zwar noch kurz nach dem Rest der Gruppe und signalisierte ein OK., aber dann folgte ich dem urzeitlichen Reptil, welches langsam und ohne sich von mir stören zu lassen, durch das Wasser glitt.
Wie lange hatte ich auf diesen Moment gewartet. Zwar hatte ich schon einmal große Suppenschildkröten im Indischen Ozean bei der Paarung an der Wasseroberfläche beobachtet und an der Südküste mehrfach gestrandete Meeresschildkröten am Beach gefunden aber nun konnte ich endlich unter Wasser mit ihnen tauchen.
Mit langsamen kräftigen Schlägen ihrer flossenartigen Vorderbeine ruderte das gepanzerte Reptil neben und unter mir vorwärts.
Im weiteren Verlauf des Drifttauchganges, trieben wir vorbei an mehr oder weniger intakten Korallenbänke und unzähligen bunten Fischen, wie Kaiserfischen, diversen Wimpelfischen, Schwärmen von Doktorfischen und Süsslippen.
Inzwischen hatten wir eine Tiefe von 22 Metern erreicht, als mein Tauchguide mir das Zeichen für Haie hab. Vor uns lag ein ca. 2 Meter langer Weißspitzen Riffhai (Triaenodon obesus). Hatte ich mir noch am Vorabend versucht auszumahlen wie ich möglichst ruhig die erste Begegnung mit einem Hai erleben könnte, hatte ich nun nur noch eines im Kopf. Ich wollte ein Foto! Mit langsamen aber kräftigen Flossenschlägen schwamm ich direkt auf das Tier zu, löste die Kamera dreimal aus und musste dann zusehen, wie der Riffhai vor mir flüchtete. In meinen Gedanken waren diese Begegnungen immer anders abgelaufen und es war nicht der Hai der Angst hatte.
Wenig später erblickten wir noch einen weiteren Weißspitzenriffhai wie er nahe dem Grund langsam seine Bahnen zog.
Eine Schildkröte, 2 Haie, warum hatte ich eigentlich so lange auf dieses Erlebnis gewartet?
Nach gut 1,5 Stunden Pause an Bord des Motorbootes und ein paar Erfrischungen in Form von frischer Ananas und Wasser, bereiteten wir uns auf den zweiten Tauchgang vor. „Kasa“ war ja der eigentliche für Schildkröten bekannte Tauchspot und so war meine Erwartung dementsprechend hoch. Gemeinsam tauchten wir langsam ab und ließen uns von der leichten Strömung mitnehmen. Lange brauchte ich nicht warten, ehe ich die erste Suppenschildkröte (Chelonia mydas) dieses Tauchganges erspähte.
Allerdings stellte ich beim fotografieren des Tieres entsetzt fest, dass die Speicherkarte der geliehenen Fotokamera voll war. Etwas hektisch begann ich damit Bilder von der Kamera zu löschen. Macht- bzw. speicherplatzlos trieb ich langsam an einer ruhenden Echten Karettschildkröte vorbei. Das Tier lag traumhaft schön auf einer Bank aus Korallen und blickte mich direkt an.
Ich kämpfte einen Augenblick gegen die Strömung an, aber Bilder vom Chip löschen, die Gruppe nicht aus den Augen verlieren, gegen die Strömung Schwimmen und ruhig Atmen ließen sich irgendwie nicht lange vereinbaren. Die nächste Suppenschildkröte, ließ sich nur kurz beobachten und verschwand schnell in tieferes Wasser. Entschädigt wurde ich von einer Riesen- und einer Netzmuräne (Gymnothorax javanicus und Gymnothorax favaineus)und von einem riesigen Marmorierten Zackenbarsch (Epinephelus fuscoguttatus).
Beeindruckend waren auch die Begegnungen mit Riesen- und Gelbsaumdrückerfischen (Balistoides_viridescens und Epinephelus_fuscoguttatus) und Stachelrochen.
Am Ende bin ich froh, zurück ins Meer und neben der faszinierenden Tierwelt an Land nun auch einen Einblick in die Unterwasserwelt Afrikas gefunden zu haben.
Von nun an werde ich so oft es geht, neben den National Parks und Reservaten im Landesinneren auch die Marine Parks vor der Ostafrikanischen Küste besuchen und www.safari-wangu.de wird in naher Zukunft um die Auflistung der Meeresbewohner anwachsen!
Auch wenn ich alles andere als ein Tauchexperte bin, nach 20 Jahren Safariplanung und Reisen in Kenya habe ich diverse Kontakte und Freunde in Kenya und helfe gerne bei der Planung einer eigenen Kenya Reise. Z.B. einer Kombination aus Safari und Tauchen!
Jörg Reinecke
Einen sehr schönen Bericht habt ihr da veröffentlicht. Bravo. Solche Einträge können nur gut sein für den Kenia Tourismus.
Danke und grüsse aus Mombasa
Chris