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Das Wasserpuppentheater in Hanoi

Donnerstag

unser Schiff, die Paloma Cruise

unser Schiff, die Paloma Cruise

Schon fast vorbei! Es ist unser letzter Vormittag an Bord der Paloma Cruise, heute mittag verlassen wir die Halong Bay und fahren zurück nach Hanoi. In den verbleibenden Stunden steht noch ein Ausflug in die Sung Sot Tropfsteinhöhle auf dem Programm.
Direkt nach dem Frühstück geht es mit einem der kleineren Boote los. Wie bereits an den beiden vorher gegangenen Tagen ist der Himmel strahlend blau und die Sonne lacht. Was für ein Glück!!
Heute haben wir sogar einen super Blick auf die Paloma Cruise, sie hat Segel gehisst und wir können unsere Kabine erkennen. Ganz vorne, mit Balkon!
Die Fahrt zur Grotte vergeht viel zu schnell, vorbei an anderen Schiffen, Kajaks, und den immer wieder faszinierenden Felsformationen.

Halong Bay

Halong Bay

Als wir die Anlegestelle der Höhle erreichen bin ich ein wenig erschrocken. Ich habe ja nicht erwartet, das wir die einzigen Besucher der Höhle sind. Doch mit diesen Menschenmassen habe ich nicht gerechnet. Thung, unser Reiseleiter, zeigt uns den Eingang zur Höhle. Er ist ganz weit oben, am Ende von sehr vielen Stufen. Und auf der gesamten Länge der Treppen schiebt sich ein Besucher neben dem anderen hinauf. Ob das lohnt? Wegen einer Tropfsteinhöhle? „Ob ich da überhaupt hinauf soll?“ überlegt auch Edith.
Doch Thung versichert uns, dass die Treppen einfach zu gehen sind, nicht zu steil und mit Geländer. „Nur die ersten Meter sind nicht so gut, dann ist es ganz einfach“ erklärt er Edith.

So einfach wie er sagt ist es nicht, aber alles geht gut und umfallen kann auch keiner. Viel zu voll dafür! Als Belohnung für die kleine Anstrengung erhalten wir die Aussicht und die ist wirklich sehenswert. Ich denke dieser Blick ist eines der bekanntesten Fotomotive der Halong Bucht. Ein Motiv, welches immer wieder im Internet oder auf Postkarten zu sehen ist. Das war der Treppen-aufstieg wert, auch ohne Tropfsteinhöhle.

die Song Sot Höhle

die Song Sot Höhle

Doch die Hoffnung der restliche Weg sei ebenerdig, erfüllt sich nicht. Im Inneren der Höhle geht es weiter treppauf und treppab, bei dem schummrige Licht müssen wir hier auf jeden Schritt achten. Nur nicht daneben treten und straucheln. Und lange stehen bleiben und sich umschauen geht auch nicht. Die Menschenmenge schiebt von gnadenlos nach. Schade, denn die Höhle ist absolut sehenswert und hat nicht umsonst den Namen : Höhle der Überraschung. Allein die Größe ist bemerkenswert, es ist wie eine riesige Konzerthalle. Obwohl ich sonst in Höhlen eine leichte Klaustrophobie bekomme, ist das hier kein Problem. Es ist vielleicht ein wenig zu bunt beleuchtet, doch es gibt kitschigere Höhlen. Der Gesamteindruck ist beeindruckend und schön. Hoffentlich werden die Fotos was, denn so bald ich stehen bleibe wird von hinten geschoben. Was wohl passiert wenn wirklich jemand stolpert und fällt? Ein Domino-Effekt?

Halong Bucht, das Highlight einer Vietnam Reise

Halong Bucht, das Highlight einer Vietnam Reise

Als wir wieder am Ausgang ankommen genießen wir noch einen kleinen Moment die Sicht auf die Bucht, während andere Besucher an uns vorbeidrängen. Danach geht es die Stufen wieder hinunter bis zum Holzsteg der zum Schiff führt. Hier sitzen Männer und Frauen die ihre Produkte anbieten. Obst, Gemüse sowie Fisch und Meeresfrüchte. Ob Touristen sich frischen Fisch kaufen?
Um die Mittagszeit sind wir wieder zurück auf der Paloma Cruise wo zum Abschluss noch ein Mittagessen serviert wird. Danach heißt es Abschied nehmen von unserer schönen Kabine, der Crew der Paloma Cruise und von unseren Mit-Passagieren. Es werden Telefonnummern ausgetauscht und schon mal zur Probe ein WhatsApp gesendet um den weiteren Kontakt zu sichern. Schön, dass es diese Möglichkeit gibt.

Wir verlassen die Paloma mit einem der ersten Boote und erreichen nach einer kurzen Fahrt die Anlegestelle in Ha Long Stadt. Hier treffen gerade die ersten Minibusse mit den neuen Gästen ein, es herrscht bei der Paloma ein fliegender Wechsel. Ein wenig Hektik verbreitet sich, denn keiner scheint so recht zu wissen wer in welches Fahrzeug steigen soll. Merkwürdig, bisher war alles sehr gut und 100 %ig organisiert.
Doch letztendlich werden die Listen gefunden, die Passagiere auf die richtigen Busse verteilt und wir starten unsere Reise zurück nach Hanoi.
Die Fahrt zieht sich, trotz der Pause in einer der Raststätten. Doch dann ist es geschafft, die fast fünf-stündige Reise ist zu Ende und wir werden vor dem Hotel Rising Dragon Villa abgesetzt.
Wie auch bei unserem ersten Aufenthalt ist die Begrüßung freundlich und unser hinterlassenes Gepäck steht zum mitnehmen bereits an der Rezeption. Super! Jetzt erst mal auf die Zimmer und ein wenig ausruhen. Warum ist es bloß so anstrengend in einem Auto zu sitzen und nichts zu tun außer spazieren zu schauen?
„Wann gehen wir denn in das Wasserpuppentheater?“ frage ich Gudrun. „Wir haben nur heute oder morgen, am besten wir gehen zum Theater und kaufen Karten für eine der nächsten Vorstellungen.“ In meinem Reiseführer steht, es gibt täglich vier Vorstellung. Die ersten um halb vier und um fünf Uhr haben wir verpasst. Aber vielleicht klappt es ja um 18:30 oder um 20ººh ? Die Rezeption kann uns da leider nicht weiter helfen, wir müssen direkt an die Theaterkasse. Gegen halb sechs machen wir uns auf den Weg. Es ist nicht weit, das Theater liegt am Hoan Kiem See gegenüber des Jadeberg Tempel. Wir waren bereits an unserem ersten Abend in Hanoi hier.

Wasserpuppen

Wasserpuppen

Das Wasserpuppentheater ist eine typisch nord-vietnamesische Attraktion und die Spiele gehen mindestens bis in das 11. Jahrhundert zurück. Die Kunst der Wasserpuppenspiele war fast ausgestorben, blühte jedoch im 19. Jahrhundert wieder auf. Das hiesige Ensemble gab bereits zahlreiche Gastspiele in Europa und Amerika. Sie führen bei jeder Vorstellung 17 Geschichten aus der Mythologie und dem Alltag Vietnams auf. Bei diesen Darbietungen geben die neben der Bühne sitzenden Orchester-mitglieder den Puppen ihre Stimmen. Das sich im Theater befindende Wasserbecken ersetzt den einstigen Dorfteich. Die Akteure stehen während der Vorführung hinter einem Bambusvorhang in dem Wasserbecken. Sie bewegen die Holzpuppen, die auf einer 3 bis 4 Meter langen Stange montiert sind. Ähnlich wie Marionetten, nur waagerecht anstatt senkrecht. Die Wasserpuppen sind aus Feigenholz, handlackiert und wiegen bis zu 5 kg.
Als wir am Theater ankommen steht eine lange Schlage an der Kasse. Ob wir da noch Karten für heute bekommen? Über dem Kassenhäuschen hängt ein großes Schild mit den Uhrzeiten, es wird heute sogar noch eine zusätzliche Vorstellung um 21ººh gegeben. Doch neben allen Zeiten prangt in roter Schrift: sold out!

Wasserpuppe aus Feigenholz

Wasserpuppe aus Feigenholz

Wir stellen uns trotzdem an, hoffentlich können wir Karten für morgen kaufen. Dann stehen wir nicht wieder vor ausverkauften Haus.
Doch als ich an der Reihe bin erlebe ich eine Überraschung. „How many person?“ möchte die Dame hinter dem Schalter wissen. „Drei“ antworte ich ihr und halte zur Bekräftigung drei Finger in die Höhe. Sie nickt, lächelt mich freundlich an und schiebt mir drei Karten für die 18:30h Vorstellung zu. Also da hinterfrage ich jetzt nicht! Der Preis steht auf den Karten, ich bezahle und mache mich mit den Karten davon. Wie geht das denn? Doch es ist uns eigentlich egal, Hauptsache wir können in das Wasserpuppentheater. Was für ein Glück!
Das Theater ist überfüllt, wir sitzen ganz am Rand, doch es gibt noch schlechtere Plätze. Das sind diejenigen, die Ersatzstühle auf den Treppenaufgang gestellt bekommen. Wir sehen jedenfalls von unserem Platz aus alles was sich in dem Wasserbecken abspielt. Den Text verstehen wir natürlich nicht, doch dem Geschehen ist auch so zu folgen. Es geht um einen Fischer, seine Frau und einen feuerspeienden Drachen. In anderen Geschichten wird im Dorf gefeiert und getanzt, einschließlich der Fische und der Enten. Und natürlich eine Liebesgeschichte, die darf selbstverständlich nicht fehlen.

der Theaterraum

der Theaterraum

Am Ende der Vorstellung treten die Akteure vor den Bambusvorhang um den Applaus entgegen zu nehmen. Sie stehen bis zu den Hüften im Wasser. Das ist langfristig sicher auch nicht gesund, heute sind es fünf Vorstellungen von je fast einer Stunde. Danach ist eine halbe Stunde Pause und dann geht es von neuem in das Wasser. Irgendwann müssen den Akteuren ja Schwimmhäute zwischen den Zehen wachsen. Am wahrscheinlichsten ist jedoch Rheuma in viel zu jungen Jahren.
„Jetzt habe ich aber richtig Hunger“ meldet sich Edith und Gudrun nickt zustimmend. Ja, etwas essen gehen, eine gute Idee. Wir schauen einfach mal ein wenig in der Altstadt, nicht allzu weit vom Hotel entfernt. „Ich habe da heute Mittag so ein kleines Restaurant mit Balkon gesehen“ schlägt Gudrun vor. Ein Balkon, das hört sich gut an. Dann können wir  das Leben auf der Strasse beobachten.

die Altstadt von Hanoi

die Altstadt von Hanoi

Das Restaurant wird von zwei jungen Frauen betrieben und wir bekommen tatsächlich den Balkonplatz im ersten Stock. Super! Auch das Essen ist gut und wir werden freundlich bedient. Hier sollten wir nochmal essen gehen, darüber sind wir uns einig.
Das Wasserpuppentheater war sehr schön und die vergangenen drei Tage in der Halong Bucht bleiben uns unvergessen. Ein absolutes „muss“ einer Vietnamreise. Bei der Planung war die Überlegung ob zwei Tage in der Halong Bucht nicht genug sind, doch im nachhinein sind wir sehr froh drei Nächte gebucht zu haben.
Und morgen? Wir haben leider nur einen Tag Zeit um Hanoi zu besichtigen. „Also ich möchte gerne in den Literaturtempel“ erklärt Gudrun und somit steht das Programm für morgen fest. Als erstes fahren wir zu dem bekannten und sehenswerten Tempel der zu Ehren Konfuzius errichtet wurde.
Müde und zufrieden mit dem heutigen Tag legen wir die wenigen Meter zum Hotel zurück und gehen auf unsere Zimmer. Ein letztes „Gute Nacht“ an Edith und schon bin ich eingeschlafen.

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Über den Autor

Elke Hoppe

Vor ca. 20 Jahren bin ich von Deutschland nach Spanien ausgewandert, um auf der Sonnenseite Europas leben zu können. Doch auch von hier aus habe ich das Bedürfnis mehr von der Welt kennen zu lernen. Da es mir zeitlich und beruflich möglich ist, mache ich seit 2005 einmal im Jahr eine „große Reise“. Begleitet werde ich dabei von Edith, meiner Mutter, die vor 18 Jahre ebenfalls aus dem deutschen Regen in die spanische Sonne geflüchtet ist. Bisher hat uns unsere Reiselust nach Asien, Kenia und Peru geführt. Für das Jahr 2009 hatten wir uns für Indien entschieden und dort neben Rajasthan inzwischen auch andere Regionen besucht. Auf den Rundreisen in Indien waren wir in Begleitung von unserem Fahrer Prakash Acharya. Er ist ein zuverlässiger und informativer Reisebegleiter, den ich sehr empfehlen kann. Prakash hat sich vor einigen Jahren selbständig gemacht und falls jemand mit ihm eine Rundreise machen möchte bin gerne bereit den Kontakt herzustellen.

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