Reiseberatung für individuelle Reisen

Hanoi und der Hoan Kiem See

Montag

„Kannst du Gudrun sehen?“ fragt mich Edith und stellt sich auf die Zehenspitzen um einen Blick über die Menschenmassen zu erhaschen. Während dessen stehe ich am Koffer-band des Flughafens Hanoi und halte nach unserem Gepäck ausschau. Zwei Stunden später als geplant sind wir aus Ho Chi Minh City gelandet. Gudrun kommt aus Deutschland, sie startet ihre Vietnam-Rundreise hier im Norden und eine Woche später als wir. Eine Woche werden wir jetzt gemeinsam verbringen. Während wir Anfang Januar ins kalte Europa zurück fliegen, bleibt Gudrun noch eine Woche länger.
Endlich, da kommt unser Gepäck und kurz darauf stehen wir in der Wartehalle wo Gudrun auf uns wartet. „Huhuuu!!!“ „Hallooo!! Wie war dein Flug? Wartest du schon lange?“ Während wir die ersten Neuigkeiten austauschen machen wir uns auf den Weg zu dem bestellten Taxi. Die Fahrt zum Hotel dauert etwa 20 Minuten und so haben wir auch Zeit Gudrun unsere bisherigen Eindrücke von Vietnam zu erzählen. „Toll! Wir hatte super Tage! Und in Saigon muss du unbedingt ins Theater und dir die AO-Show ansehen.“

Hand Dao- die Seidenstrasse in Hanoi

Hang Dao- die Seidenstrasse in Hanoi

Hier in Hanoi haben wir das Hotel Rising Dragon Villa gewählt. Dies geschah auf Empfehlung einer Freundin, die letztes Jahr eine Vietnam Reise machte und hier sehr zufrieden war. Der Empfang ist freundlich und kompetent und die Zimmer sind ebenfalls gut.
Und nun? Gudrun hat ja einen sehr langen Flug hinter sich. „Möchtest du dich erst eine Weile ausruhen?“ frage ich daher, bevor wir anfangen Pläne für den heutigen Nachmittag zu schmieden. Doch Gudrun versichert mir, dass sie absolut fit ist. Nur nicht im Urlaub Zeit mit Ausruhen vergeuden. Das kann man wieder zu Hause machen. Wir gönnen uns eine halbe Stunde um uns ein wenig frisch zu machen und danach beginnt unserer erster Rundgang in Hanoi.
Das Hotel liegt in der Altstadt von Hanoi, die auch die „Seele der Stadt“ genannt wird. Entstanden ist die Altstadt von Hanoi im 11. Jahrhundert. Die damaligen Herrscher holten Handwerker und Künstler aus den Dörfern an die königlichen Werkstätte und siedelten sie in der Residenzstadt an. Die Zuwanderer lebten weiter in ihren dörflichen Gemeinschaften und so entstanden ihre jeweiligen Stadtviertel, die Phuong. Mehrere Puong unterstanden einem Mandarin, die für Verwaltung, Sicherheit und vor allem die Steuereintreibung zuständig waren. In unruhigen Zeiten wurden diese Phuong durch Wälle und bewachte Tore geschützt.

in der Altstadt von Hanoi

in der Altstadt von Hanoi

Heute besteht die Altstadt Hanois aus insgesamt 36 Gassen die Hang genannt werden. Die Gassen werden bis heute nach dem in ihnen erzielen Erzeugnissen benannt. So gibt es zum Beispiel die Reisnudel-, Trommel-, Silber- oder Papiergasse. Die bekannteste der Strassen ist sicherlich die Hang Dao, die Seidenstraße.
Genau wie in Saigon überwiegen auch hier die Mopeds. Gott sei Dank, wenn ich mir vorstellen, dass all die Mopedfahrer ein Auto hätten! Da ging gar nichts mehr, der Verkehr würde vermutlich total zum Stillstand kommen. Besonders Fußgänger-freundlich ist die Altstadt nicht, Spaziergänger haben es hier schwer. Die Fußgängerwege sind belegt. Entweder mit einer der vielen Strassenküchen oder mit parkenden Mopeds. Es bleibt uns nicht anderes übrig als auf der Autostraße zu gehen.

Freundlicherweise hupen die Mopeds, wenn wir ihnen im Weg stehen. Edith und Gudrun bewegen sich im Zickzack-Kurs. Hin und her zwischen Straße und freien Lücken im Gehweg. Ich bleibe gleich auf der Autostraße und hoffe, dass mich schon keiner überfahren wird. Schließlich sind die Bewohner von Hanoi ja Fußgänger auf der Strasse gewohnt.

die Goldene Schildkröte

die Goldene Schildkröte

Nach einer Weile kommen wir auf die bekannte Hang Dao, welche uns zum Hoa Kiem See führt. Dieser See mitten in der quirligen Millionenstadt Hanoi ist wie eine Oase und wird auch der „See des zurückgegebenen Schwertes“ genannt. Der Name geht auf eine Legende zurück. Anfang des 15. Jahrhunderts kämpfte der damalig herrschende König gegen die Ming Dynastie. Doch er konnte die Invasoren erst besiegen, nachdem eine Goldene Schildkröte aus dem See auftauchte und ihm ein Schwert brachte. Während der Siegesparade tauchte die Schildkröte nochmals auf und forderte das Schwert zurück. Daraufhin erkannte der König, dass die Schildkröte ein göttlicher Geist war. Heute befindet sich mitten im See ein kleiner Pavillon zum Gedenken an diese Goldene Schildkröte. Sie war Schutzpatron und Totem vieler vietnamesischer Könige und der Pavillon gilt als Wahrzeichen der Stadt. Im Jahr 1968 hat man im See eine riesige 2 Meter lange und 250 kg schwere präparierte Schildkröte gefunden und angeblich soll sie aus der Zeit dieser Legende stammen. Sie wird auf der Jadeberg-Insel in einem Anbau des Jadeberg-Tempels gezeigt.

Brücke zur Jadeberg-Insel

Brücke zur Jadeberg-Insel

Zu dieser Insel führt eine rot lackierte Brücke, die sehr häufig auf Fotos von Hanoi zu sehen ist. Natürlich möchten wir die Insel besichtigen, doch am Ticket-schalter erfahren wir, dass in einer halben Stunde bereits geschlossen wird. Das lohnt dann ja nicht mehr, wir verschieben den Besuch und die Besichtigung der Schildkröte auf einen anderen Tag. Hoffentlich klappt es, denn wir haben insgesamt leider nur 1 ½ Tage Zeit in Hanoi. Das ist knapp!

Pavillon der Goldenen Schildkröte bei Nacht

Pavillon der Goldenen Schildkröte am Hoan Kiem See

Aber daran denke ich so kurz nach der Ankunft lieber gar nicht. Im Moment genießen wir erst mal den Moment und unseren Spaziergang rund um den See. Es ist ein viel besuchter Ort. Einige der Besucher machen ihre Abendgymnastik, andere schlendern einfach nur wie wir am Ufer entlang und andere haben einen Treffpunkt hier mit Freunden und Bekannten. Doch am meisten beeindrucken mich die Fotografen und die Brautpaare. Das gesamte Ufer entlang stehen professionelle Fotografen mit Ausrüstung sowie der richtigen Beleuchtung und warten auf Kunden. Die Brautpaare kommen in ihrer Hochzeitskleidung, lassen mehrere Fotos von sich machen und gehen wieder nach Hause. Es ist ein geeigneter Ort, sehr romantisch mit der sich im Wasser spiegelnden Beleuchtung auf der anderen Uferseite. Vermutlich haben 90% der in Hanoi lebenden Ehepaare die gleichen Hochzeitsfotos.
Es ist bereits dunkel als wir unsere Umrundung des Hoan Kiem Sees beenden. Ein wirklich schönes Erlebnis, auf Fußgängerwegen und die Mopeds in sicherer Entfernung. Es ist sehr entspannend zu dritt nebeneinander spazieren zu gehen anstatt im Gänsemarsch .

eine der zahlreichen Strassenküchen

eine der zahlreichen Strassenküchen

„Sollen wir gleich etwas essen gehen oder möchtet ihr nochmal ins Hotel?“ Ist es schon so spät? Ja, tatsächlich! Zeit fürs Abendessen und einen kleinen Hunger habe ich auch. Wo sollen wir denn hin gehen? Im Hotel hat man uns einige Visitenkarten als Restaurantempfehlung mitgegeben. Vielleicht sollten wir da eines ausprobieren? Auf unserem Hinweg kamen wir ja an einigen Strassenküchen vorbei. Es hat zwar sehr lecker geduftet, doch eigentlich würden wir gerne irgendwo auf einem bequemen Stuhl sitzen. Nicht unbedingt auf einem Plastikschemel am Straßenrand. Außerdem ist es inzwischen recht frisch geworden, der Wind ist kühl und ich friere ein wenig. Vielleicht können wir die Sache mit der Strassenküche auf einen anderen Tag verschieben? Dann, wenn wir die große Schildkröte auf der Jadeberg-Insel besichtigen?
Unsere Restaurant-suche endet in einem der empfohlenen Lokale , das Green Mango, nicht weit von unserem Hotel entfernt. Das Essen ist ausgezeichnet, das Ambiente entspannt und gepflegt. Alles in allem für den heutigen Abend genau das Richtige.
Morgen geht es ja schon wieder weiter, wir haben drei Nächte Schifffahrt durch die berühmte Halong Bucht vor uns. Da heißt es wieder früh aufstehen. Dabei hat Gudrun doch erst den langen Flug von Europa nach Vietnam hinter sich. Daher gehen wir direkt nach dem Essen zurück ins Hotel, bestellen an der Rezeption den Weckdienst und verabschieden uns mit einem fröhlichen „Gute Nacht! Schlaft gut! Bis morgen!“

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Über den Autor

Elke Hoppe

Vor ca. 20 Jahren bin ich von Deutschland nach Spanien ausgewandert, um auf der Sonnenseite Europas leben zu können. Doch auch von hier aus habe ich das Bedürfnis mehr von der Welt kennen zu lernen. Da es mir zeitlich und beruflich möglich ist, mache ich seit 2005 einmal im Jahr eine „große Reise“. Begleitet werde ich dabei von Edith, meiner Mutter, die vor 18 Jahre ebenfalls aus dem deutschen Regen in die spanische Sonne geflüchtet ist. Bisher hat uns unsere Reiselust nach Asien, Kenia und Peru geführt. Für das Jahr 2009 hatten wir uns für Indien entschieden und dort neben Rajasthan inzwischen auch andere Regionen besucht. Auf den Rundreisen in Indien waren wir in Begleitung von unserem Fahrer Prakash Acharya. Er ist ein zuverlässiger und informativer Reisebegleiter, den ich sehr empfehlen kann. Prakash hat sich vor einigen Jahren selbständig gemacht und falls jemand mit ihm eine Rundreise machen möchte bin gerne bereit den Kontakt herzustellen.

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