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Erlebnisbericht: Orang Utans im Nationalpark von Bugit Tigahpuluh auf Sumatra / Indonesien

Mit vorgeschobener Unterlippe sitzt die kleine Mona auf dem regennassen Boden. Sie hat keine Lust mehr zu Lernen. Den ganzen Tag wird sie von den Mitarbeitern der Frankfurter Zoologischen Gesellschaft animiert, Bäume hinaufzuklettern. Notfalls werden Leckerbissen in die Astgabeln gesteckt, um das kleine Orang Utan Mädchen zum Training zu bewegen. Es mag seltsam anmuten, dass kleine Orang Utan Kinder basale Fähigkeiten, wie das Klettern, erst lernen müssen. Doch Mona und mit ihr noch viele andere junge Affen haben ein schlimmes Schicksal hinter sich; ihre Eltern wurden von Wilderern im Dschungel von Sumatra erschossen. Die Menschen wollen mit den Tieren auf schnellem Wege ein bisschen Geld für ihre Familien verdienen. Auf dem Schwarzmarkt sind die Tiere gefragt.

Ich bin Biologin und habe das Glück und die Möglichkeit, für ein paar Monate im Dschungel mitzuhelfen.

Die großen Menschenaffen leben heute nurmehr auf Sumatra und Borneo. Dank der Wilderei und der Abholzung ging der Bestand der Tiere schnell zurück. Heute bemühen sich –meistens ausländische Institutionen – Tier und Wald zu retten und die Indonesier selbst von dem Nutzen des Umwelt- und Naturschutzes zu überzeugen und sie einzubinden in die neuen Aufgaben des Schutzes.

„Meine“ Station ist ein kleines Camp im Dschungel von Bugit Tigahpuluh (Nationalpark). Vom nächst größeren Ort liegt es 6 Autostunden Schlammpiste durch den dichten Wald entfernt. Zwischendurch gibt es nichts. Nur selten sieht man eine kleine – aus einfachen Brettern – gezimmerte Hütte. Hier wohnen oft Großfamilien, die sich von den Früchten des Waldes ernähren und darüber hinaus nicht viel kennen.

Das Camp besteht aus einer Küchenhütte, 3 festen Häusern und 2 großen Käfigen für die Tiere. Ich ziehe in das sauberste der Häuser – in die Tierklinik – ein.

Jeden Tag folgt nun ein voller Arbeitstag: die Käfige wollen geputzt, die Tiere versorgt und vor allem trainiert werden:

Wie bei den Menschen, schauen sich die Jungtiere alle Fähigkeiten und Fertigkeiten bei ihren Eltern ab. Diese Funktion übernehmen nun wir – die Pfleger. Wir lehren den Orangs also das Klettern in den Bäumen und zeigen ihnen, welche Waldfrucht zum Essen geeignet ist.

Anstrengend ist das – sowohl für mich, als auch für die kleinen Affen und schon bald sitzen sie geschafft neben mir und wollen zurück in den Schutz ihres Käfigs und zu den süßen Bananen und Ananas, die sie dort bekommen.

Noch erlebnisreicher ist das Protokollieren des Tagesablaufes der größeren Affen: sie dürfen schon frei im Wald leben; sie haben schon gelernt, was sie in der Freiheit zum Überleben brauchen. Ein bisschen wird aber noch auf sie aufgepasst und ein Mitarbeiter des Camps läuft den Affen den ganzen Tag über hinterher und schreibt auf, was sie machen, was sie essen, wann sie rasten und wann sie ihr Schlafnest bauen. Das zehrt an meinen Kräften: nix Richtiges gibt es dann von morgens um 6 bis abends gegen 19 Uhr zu essen. Danach gibt es täglich Reis – satt werde ich davon nie.

Aber es ist ein Erlebnis, den kleinen roten Fellkugeln täglich durch den Wald zu folgen, dabei neue Pflanzen und Tiere kennen zulernen (im Dschungel Indonesiens ist es wie in Jurassic Park und alles ist größer und giftiger und eindrucksvoller als in der Außenwelt. Tausendfüßler können hier schon mal eine Länge von 25 Zentimetern und 4 Zentimetern Breite erreichen. Tiger und Elefanten soll es hier auch geben. Ich fühle mich wirklich wie im Film.

So ganz nebenbei lerne ich indonesisch. Das muß ich auch, sonst würde mich hier keiner verstehen. Denn wie es so ist; der europäische Stationsleiter ist ständig auf Achse und die Mitarbeiter sprechen kein Englisch.

Leider sind sie auch fast alle Moslems, d.h, das Weihnachtsfest muß ich alleine Feiern. Sylvester kennen sie auch nicht. Schade.

Es sind aber sehr herzliche Menschen. So arm sie sind, so viel teilen sie mit dir. Als fremder wird man herzlich aufgenommen (nur manchmal erschrecken sie sich vor deiner so sehr weißen Hautfarbe oder der enormen Körpergröße eines Europäers – im Vergleich zum kleinen Indonesier)

Drei Monate habe ich auf der Dschungelstation gelebt, lernte über Naturschutz, Wilderei, lernte viele tropische Pflanzen kenne (selbst die Stinkefrucht Durian wächst hier wie selbstverständlich auf den Bäumen – die Indonesier lieben sie), fremdartige Tiere und lernte vor allem eine andere Art des Lebens kennen und eine andere Kultur. Der Aufenthalt hat mich sehr erleichtert.

Mittlerweile gibt es nun nicht plötzlich doppelt so viel Orang Utans wie noch vor ein paar Jahren, aber so langsam setzt vielleicht ein Umdenken in manchen Köpfen ein und man kann darauf hoffen, dass begriffen werden wird, wie wichtig unsere Umwelt für unser eigenes Überlaben ist.

Auf die Station im Nationalpark von Bugit Tigahpuluh darf man als Besucher nicht. Aber auf Borneo gibt es eine ähnliche Station, geführt von dem Niederländer Will Smith. Hier sind Besucher willkommen.

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Über den Autor

Dipl. Biologin, Freie Journalistin, Naturpädagogin und Reiseleiterin

3 Reaktionen bis “ Erlebnisbericht: Orang Utans im Nationalpark von Bugit Tigahpuluh auf Sumatra / Indonesien ”

  1. Hi, na auch da gewesen?
    Mona ist eine ganz nette.
    Im Gegensatz zu Lita oder Kiki.
    Grüße
    Doris

  2. Hallo,

    ich muss sagen, dass Euch sehr beneide. Seit Jahren träume ich schon davon, in diesem Camp helfen zu können. Jetzt rückt mein 40ster Geburtstag näher und da wollte ich den Traum wahr werden lassen. Leider nur finde ich nicht die richtige Seite, wo man erfährt, wie die ganze Sache ablaufen kann. Vielleicht könnt Ihr mir ja da weiter helfen. Ich habe sogar angefangen englisch zu lernen, obwohl gerade gelesen habe, dass man dort nur indonesisch spricht. Egal, es schadet ja nicht;-)
    Ich wäre Euch echt sehr dankbar und überglücklich, wenn Ihr mich unterstützen könntet.
    Vielleicht meldet Ihr Euch ja bald, damit endlich Taten folgen können.
    Ganz liebe Grüße aus Niederbayern

    Ines

  3. Hallo Manya, hallo Ines,

    durch Zufall bin ich auf diese Seite gestoßen und habe mich sehr darüber gefreut, denn mein Herzenswunsch ist auch in einem dieser Camp ein zeitlang arbeiten zu dürfen.
    Liebe Ines, wenn Du mit Deinen Plänen weitergekommen bist (aber auch sonst) würde ich micht über einen Kontakt sehr freuen.
    Natürlich auch über nähere Infos von Manya.

    Hoffentlich bis bald
    Eure Helga Hoffmann

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