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Reisebericht: Boofen, Klettern und die Sächsische Schweiz

Dresden steht für die Frauenkirche und vielleicht für das „Tal der Ahnungslosen“, das es wohl einmal war. Aber Dresden steht auch für die wunderbare Landschaft in der Umgebung: die Sächsische Schweiz. Naturliebhabern, Wanderern und Kletterern geht bei diesen Worten das Herz auf, denn diese besondere Landschaft ist wunderschön.

Wie der Name schon sagt, beherrscht Sandstein die Landschaft. Seine wunderlichen Formen entstanden durch Auswaschungen des Elbtales/ der Elbe und durch Erosion. Bizarre Steintürme ragen in den Himmel, manche sehen aus, wie aufeinander gestapelte runde Steinblöcke; Spitzen, Pfeiler und Türme bildeten sich. Heute ist das Gebiet eines der beliebtesten, aber auch gefährlichsten Klettergebiete Deutschlands und Europas.

Wenn morgens der Nebel langsam schwindet und ein Tafelberg des Elbsandsteins nach dem anderen erscheint, tauchen die ersten Kletterer auf. Mit dicken Rucksäcken sieht man sie schon am frühen Morgen zu „IHREM“ Gipfel marschieren. Wandern, das ist hier in der Sächsischen Schweiz nicht eben ein Hobby für die Alten; vielmehr macht sich jeder einigermaßen sportliche Dresdner mit seinem Kumpels am Wochenende auf, hinaus in die Sächsische Schweiz. Mit Kletterführern bewaffnet wird der oft lange Marsch zum Felsen angetreten. Kletterer sind heute auch die einzigen, die die festgelegten Routen im Nationalpark Sächsische Schweiz verlassen dürfen, um zu ihren Felsen zu kommen. Seit 1990 ist die Landschaft Nationalpark und wird heute – peu a peu – immer mehr reglementiert.

Wo sich früher Wanderer und Kletterer wie selbstverständlich für den Bau und die Renovierung einiger Klettersteige, Wanderwege und Beschilderungen eingesetzt haben; wo sie den Müll, den sie mitbrachten selbstverständlich wieder mitnahmen und wo sie Säuberungsaktionen durchführten, um den Müll anderer Besucher fortzubringen; wo der naturverbundene Mensch die Natur nutzen durfte, um dort zu schlafen, sich am Feuer zu wärmen oder sich zum Feiern nach dem erklommenen Gipfel zu treffen – dort entstehen heute Regeln: keine Feuer, kein Übernachten, kein Entfernen von den ausgeschilderten Wegen…Wer die Schweiz von früher kennt, mag entsetzt sein; für den heutigen „neuen“ Besucher, ist sie nach wie vor ein Schatz.

Und auch – damals, wie heute – ist es so, dass Wanderer und Kletterer ihre Schweiz lieben und Tage und ganze Wochen in ihr verbringen.

Der Klettersportler ist kein Einzelkämpfer; hier sind Freunde und Sportkumpels nötig, denn wie sonst kann man einen Gipfel erklimmen? Auf den Sichernden muß man sich verlassen können.

So sind es oft Gruppen von Freunden, die sich auf zum Klettern machen und sich nach der Anstrengung zusammensetzen, Essen, Trinken und Erzählen.

„Boofen“ ist hier das Schlagwort. Draußen, geschützt von einem großen Felsvorsprung, übernachten. An einem Feuer sitzen, Wein trinken und Würste grillen, um sich nachher in seinem Schlafsack zusammenzurollen – eine sächsische Tradition. Auch heute noch, wo Übernachtungsstellen genauestens beschrieben und ausdrücklich genehmigt sein müssen. Aber wer hält sich schon an die Gesetzeserfindungen einiger Schreibtischtäter? Besonders außerhalb der Kernzone des Nationalparks ist das wilde Boofen nach wie vor nicht klein zu kriegen. Sorgsam geht der Kletterer natürlich mit seiner Schweiz um, schließlich will er noch die nächsten 100 mal 100 Jahre in ihr verbringen.

Wo soll es für den Besucher der Sächsischen Schweiz als erstes hingehen? Zunächst seinen Rathen und der Amselsee empfohlen, der Füllhölzelweg, die Häntschelstiege, Touren im Bielatal, im Affensteiner und im Schrammsteiner Gebiet. Übernachtet und gegessen werden kann herrlich im Kirnitschtal in der Buschmühle, im Brand auf dem Brand und in der Ochelbaude.

Wer hier erstmalig Klettern will, dem sei eine professionelle Einführung empfohlen, denn in der Sächsischen Schweiz gibt es kein Sportklettern im eigentlichen Sinne. Bolts und Haken kann man in manchen Routen vergeblich suchen. Wer sich selbst ungenügend gesichert hat, der fällt. Und er fällt tief.

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Über den Autor

Dipl. Biologin, Freie Journalistin, Naturpädagogin und Reiseleiterin

2 Reaktionen bis “ Reisebericht: Boofen, Klettern und die Sächsische Schweiz ”

  1. Hallo Manaya, schöner Artikel! Ich hätte noch das passende Videomaterial dazu: auf http://www.youtube.com/watch?v=dCpeqjXAjqE findet man ein stimmiges Filmchen über die Sächsische (und Böhmische) Schweiz.

  2. Hallo,

    ein wirklich toller Artikel. Wer Anschluss zum Klettern sucht, ist bei uns gerne wilkommen…..

    schaut mal vorbei beim KC-Geruchsneutal.

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