Reiseberatung für individuelle Reisen

Hurtigruten im Winter – Postschiffreise in Norwegen mit der Familie

Hurtigruten im Winter

Fahrt auf den Hurtigruten im Winter

Auf die Hurtigruten im Winter an Bord der MS Midnatsol sollte uns unsere Reise mit der ganzen Familie führen. Es war für uns – meine Frau Anja, meine neunmonatige Tochter Zoe und mich (Klaus) – eine gute Gelegenheit, die Hektik der letzten Monate mit unserem Baby und alle Umstellungen in unserem Leben einen Moment zu vergessen. Hinzu kam der 75. Geburtstag meines Vaters: Der richtige Zeitpunkt, nach so vielen Jahren mal wieder gemeinsam mit den frisch gebackenen Oma (Waldtraut) und Opa (Werner) gemeinsam Urlaub zu machen und eine Postschiffreise in Norwegen mit der Familie zu erleben. Gerade diese beiden hatten uns als Reiseunternehmer von ZeitRäume vor vielen Jahren auf den Gedanken gebracht, Hurtigruten im Winter und allen anderen Jahreszeiten für unsere Kunden in ganz Deutschland anzubieten.

Für Waldtraut und Werner war es bereits die vierte Postschiffreise in Norwegen. Meine Stiefmutter Waldtraut verstarb nach schwerer Krankheit nur ein knappes Jahr nach dieser wundervollen Hurtigruten Reise im Winter. Die Tage fiel mir ihr wunderbarer Reisebericht wieder in die Hände, den sie für uns geschrieben hatte. Er zeigt für mich nach wie vor in beeindruckender Weise, wie das Alltagsleben auf den Hurtigruten im Winter aussieht und macht auch mir wieder Lust, diese Postschiffreise in Norwegen noch einmal zu erleben. Und für mich ist es ein Bericht voller wunderbarer Erinnerungen:

Anreise und Einzug auf der MS Midnatsol – Der Beginn der Postschiffreise in Norwegen

25. Februar – Mittwoch: Gut und ohne Regen sind wir in Bergen gelandet. Im Augenblick können wir uns noch viel Zeit lassen. Diese Zeit nutzen wir zum Geldtausch, dann können wir im Dutyfreeshop noch einen Gammeldansk und einen Rum kaufen, damit wir die vielleicht raue See auf unserer Postschiffreise in Norwegen gut überstehen. Auch Zoe wird gewickelt und gefüttert. Anja bringt in Erfahrung, dass in 15 Minuten ein Bus kommt, der direkt zum Hurtigruten Terminal fährt. Das klappt tatsächlich ganz prima und es sind unsere ersten norwegischen Kronen, die wir ausgeben. Seit unseren letzten Postschiffreisen in Norwegen hat sich viel verändert. Auch der Anleger der Hurtigruten in Bergen ist ein völlig anderer, dazu gehört nun auch ein großes Bürogebäude mit Warteraum und Eincheck-Schaltern.

Hurtigruten Schiff MS Midnatsol

Hurtigruten Schiff MS Midnatsol

Hurtigruten Suite

Unsere Suite auf den Hurtigruten

Unser Hurtigruten Schiff MS Midnatsol steht schon da und wir können zuerst nur ihre Rückseite bestaunen. Es ist schon ein wuchtiges Schiff. Im Augenblick wird es noch tüchtig geputzt, nicht nur die Fenster, sogar auch die Bordwand strahlt in hellem Weiß. Bei der MS Midnatsol befinden sich am Ende des Schiffes auf beiden Seiten fünf Suiten mit einem Erker, genau diese großen Fenster werden geputzt. Anja meinte überglücklich, dass die letzte Suite auf der linken Seite die ihre werden wird. Vom Warteraum aus sehen wir dem Treiben zu, Zoe ist übermüde und findet nicht die Kurve zum Einschlafen. Es gibt halt auch viel zu sehen. Auf einmal verschwindet Anja und kommt mit einem strahlendem Gesicht wieder zurück. Es ist ihr gelungen, die Suite direkt neben ihnen für uns zu bekommen. Allerdings ist dies nur bis Kirkenes möglich, dann müssen wir umziehen. Aber was macht das schon, wir alle freuen uns sehr und sind richtig stolz auf Anja. Wir dürfen dann zwar auf die MS Midnatsol, aber erst ab 18 Uhr die Kabine beziehen. So lassen wir uns häuslich in der Bar auf Deck 8 nieder und Klaus spendiert uns allen ein Bier. Beim Öffnen der Tür zur Suite sind wir wie geblendet, so ein überwältigender Eindruck! Richtig kann ich das gar nicht in Worte fassen. Man muss sich die Fotos ansehen, welch großzügige Räumlichkeit uns entgegen strahlt. Eine Flasche Sekt steht zum Empfang da, ebenso eine gut gefüllte Obstschale, glänzende schöne Möbel mit viel Stauraum, ein großes Doppelbett, Sofa, Sessel, ein Tisch und ein Schrank mit verschiedenen Göäsern, darauf steht ein großer Fernseher, der in deutscher Sprache die Deutsche Welle und das ZDF bringt. Dazu gibt es noch ein großes Bad mit moderner Badewanne und eine Dusche extra, Toilette und ein Waschbecken. Sogar einen kleinen Raum, um Anoraks und derartige Dinge aufzuhängen, Platz für Koffer und Taschen abzustellen und noch weitere Fächer. Besser kann es uns doch wirklich nicht gehen!! Leider war das Hurtigruten Schiff total ausgebucht, was wir uns für den Winter nicht so vorgestellt hatten. Deshalb gingen wir erst gegen 19 Uhr 30 zum Abendbrot und mussten dann sogar noch anstehen, bis wir einen Tisch zugewiesen bekamen. Sehr wichtig auf dem Hurtigruten Schiff ist, dass man schon beim Betreten die Hände desinfiziert. Das gleiche muss man vor dem Speisesaal tun. Das Büffet ist in uns gewohnter Weise sehr vielseitig und reichhaltig, uns schmeckt es hervorragend. Dazu trinken wir Bier und Wasser. Danach verschwindet jeder in seiner Kabine auf der MS Midnatsol, um es sich gemütlich zu machen und sich in Ruhe einzuleben.

Von Ålesund nach Trondheim

26. Februar – Donnerstag: Wir hatten eine sehr gute, ruhige Nacht. Gegen 7 Uhr 30 wurde ich wach und wir standen noch in Måløy, aber sehr bald bemerkte man, dass die Landschaft sich wie ein Kinofilm weiterbewegte. Durch die großen Erkerfenster unseres Hurtigruten Schiffes hatte ich immer das Gefühl, im Breitwandfilm-Kino zu sein. Schon diese Tatsache war ein enormer Pluspunkt. Dazu kommt noch, dass wir uns ja auf Deck 8 der MS Midnatsol befinden, also sehr hoch. Für uns bedeutete dies, dasswir von dieser Höhe und dem großen Erker, der über die Scheiffsbreite hervorsteht, entschieden mehr, weiter und über die Dächer sehen können. Heute sehen wir also die uns eigentlich schon bekannte Landschaft auf unserer Postschiffreise in Norwegen mit völlig neuer Sicht und erkenne manches nicht mehr so recht.

Panoramasalon Postschiffreise in Norwegen

Die Familie im Panoramasalon auf unserer Postschiffreise in Norwegen

Uns ist auch bekannt, dass wir nach der Hurtigruten Abfahrt in Måløy sehr bald auf eine offene Seestrecke kommen und es unruhig werden kann, Hurtigruten im Winter eben. Die MS Midnatsol nimmt also Kurs auf Stadlandet, wo die eigentliche Nordsee endet und ohne erkennbare Grenze  ins Europäische Nordmeer übergeht, bzw., wie die Norweger sagen, ins Norwegische Meer. Das Frühstück gibt es bis 10 Uhr und jeder kommt, wie er Lust hat. Anja und Klaus möchten gerne ausschlafen, also gehen auch wir schon später als wir dies sonst tun in den Speisesaal. Es ist auch gut so, denn sehr bald merken wir schon eine stärkere Unruhe, die noch weiter zunimmt. Ich ziehe es vor, im Sessel sitzen zu bleiben und nehme tatsächlich eine meiner Reisepillen. Gegen 9 Uhr 30 lässt alles nach und wir wagen es zum Frühstück zu gehen. Klaus ist gerade mit dem Frühstücken fertig und nimmt Anja etwas zu essen mit auf die Kabine, denn sie ist lieber im Bett geblieben. Sicherheitshalber! Zoe hat alle tief und fest verschlafen. Es ist das schöne an den Hurtigruten im Winter, dass offene Seestrecken nur kurz sind und Anflüge von Seekrankheit immer sehr schnell vergessen sind.

Hurtigruten MS Midnatsol Brücke

Auf der Brücke des Hurtigruten Schiffes MS Midnatsol

Gegen 11 Uhr sind alle Suitenbewohner auf die Kapitänsbrücke der MS Midnatsol eingeladen. Hier wurden wir mit einem Glas Sekt empfangen. In englischer Sprache, dazu die viele Technik, ich verstehe so gut wir nichts und merke nur, dass es auch hier schaukeln kann. Die kleine Zoe wird auch langsam munter und schäkert mit den Leuten. Um 12 Uhr gehen wir essen und legen gleichzeitig in Ålesund an. Hier haben wir Aufenthalt bis 15 Uhr. Im Januar 1904 wurde der ganze Stadtkern durch Brand zerstört. Hilfe kam von Deutschland und innerhalb von drei Jahren wurde die Stadt in den Architekturformen jener Zeit wieder aufgebaut: Im Jugendstil. Nach den Essen gehen wir getrennt durch Ålesund. Anja und Klaus müssen Verschiedenes für Zoe besorgen. Auch hier gehen wir zum ersten Male ohne Schnee oder Eis durch die Straßen und prompt verlaufen wir uns und müssen tatsächlich nach der Anlegestelle der Hurtigruten fragen, um unsere MS Midnatsol wieder zu finden. Um 18 Uhr trinken wir in Anjas und Klaus’ Kabine den Empfangssekt. 18 Uhr 30 gibt es Abendessen in der ersten Sitzung und wir haben unseren festen Platz, gleich am Eingang einen runden Tisch, wo auch Zoe im Kinderstuhl mit am Tisch sitzen kann. Heute wird serviert, was ich prima finde. Die Bewegungen der MS Midnatsol werden wieder ein wenig unangenehm und jeder verzieht sich in seine Kabine.

Für uns ist es neu, dass man sich auf den Hurtigruten mit der Türkarte beim Verlassen des Schiffes abmelden muss, ebenso meldet man sich damit auch wieder an. Sehr wichtig ist es, die Hände wieder zu desinfizieren. Neu für uns ist es auch, dass ein Besuch auf der Kapitänsbrück NOK 80 kostet! Nur für die Suitenbewohner war es kostenlos.

Hurtigruten - MS Midnatsol meets MS Finnmarken

Hurtigruten – MS Midnatsol meets MS Finnmarken

27. Februar – Freitag: Heute ist für Werner ein besonderer Tag. Der Reiseleiter Svein von unserem Schiff sagte Werner, dass er in Trondheim auf dem Schwesterschiff der Hurtigruten, der MS Finnmarken, seinen Freund Peter treffen kann, den er schon bei früheren Postschiffreisen in Norwegen kennen gelernt hat. Seit 6 Uhr stehen wir bereits in Trondheim und Werner geht schon um 8 Uhr von Bord und trifft sich wirklich mit Peter auf der MS Finnmarken. Bei der letzten Fahrt hatte Wener vieles von den „Samen“ an Peter weiter gegeben, was eine gewisse Reaktion damals auslöste. Werner wäre nicht er selbst, wenn ihm in der Zwischenzeit nicht noch mehr eingefallen wäre. Dies wollte Werner gerne Peter übergeben. Es war wohl ein frohes Wiedersehen und Plaudern, denn Werner kam wirklich erst nach einer guten Stunde zurück.

Leuchtturm Kjeungskjaer

Leuchtturm Kjeungskjaer

Wir haben uns heute den Stadtspaziergang nach Trondheim gespart. Ein kleiner Rundgang durch den Souvenirladen des Hurtigruten Schiffes zeigte uns viele schöne Dinge, die aber nicht in unsere Umgebung passen, dazu hat alles einen hohen Preis. Wener und ich versuchten heute einmal Platz im Panoramasalon der MS Midnatsol zu finden. Aber dieses Mal war es kein Ort der Stille und Ruhe. Die Passagiere sind überwiegend Norweger oder Engländer, die sich viel zu erzählen haben, laut über mehrere Stühle hinweg reden und dann auch laut lachen können. Leider gab es auch viele Menschen, die sich überall vordrängen und somit ihren Mitmenschen die Sicht nehmen. Klaus besuchte uns ab und zu mit Zoe, auch Anja kam vorbei. Wir werden auf einen sehr schönen Leuchtturm aufmerksam gemacht: Kjeungskjaer. Es ist ein achteckiger mehrstöckiger Backsteinbau. Hier soll tatsächlich mal eine Familie mit zwei Kindern gelebt haben. Wie das ohne „Auslauf“ für die Kinder möglich ist, können wir uns nur sehr schwer, eigentlich gar nicht vorstellen.

In dem Programm der Hurtigruten im Winter werden wir aufmerksam gemacht, dass wir durch den engen Stokksund kommen, Aber die Windverhältnisse lassen es nicht zu, dass wir diesen Weg nehmen können. Also müssen wir über Valøy rings um die Insel nach Rørvik. Die Windstärke hat beträchtlich zugenommen. Ein Norweger meinte zu mir, dass ich lieber sitzen bleiben solle. Werner und ich hielten uns im Barraum auf. Hier konnten wir dann zusehen, wie die Musikboxen umgelegt und auf eine rutschfeste Matte gelegt wurden. Sogar das Klavier wurde festgezurrt. An unserer Essenssitzung konnte keiner von uns teilnehmen. Anja war in ihre Suite geeilt und hatte sich mit Zoe hingelegt. Bei der zweiten Sitzung, als auf unserem Hurtigruten Schiff MS Midnatsol alles wieder ruhiger wurde, versuchten wir dann unser Glück, noch einen Tisch zu bekommen. Die liebenswerte Chefin Anna im Service teilte uns dann noch einen schönen Tisch ganz hinten unter einem Bild zu. Bald regte sich ein einzelner Herr auf, der hier mit einer „Lady“ sitzen wollte. Er bekam einen anderen Platz zugeteilt, wurde aber nie mit einer „Lady“ gesehen.

Später wurde durchgesagt, dass man auf Deck 9 der MS Midnatsol kommen kann, um einen Schneemann zu bauen. Dazu gab es warmen Kakao mit Rum. Ein leichtes Nordlicht wurde auch verkündet, das aber heute nichts Besonderes war. Es war für uns eine ereignisreicher und doch recht enspannter Tag auf unserer Postschiffreise in Norwegen.

Der Polarkreis und die Lofoten – Hurtigruten im Winter

28. Februar – Samstag: Heute sollte es ein spannender Morgen werden, denn gestern Abend konnten wir angeben, wann unser Hurtigruten Schiff etwa über den Polarkreis kommen werden. Werner hatte tüchtig für uns alle gerechnet, aber er konnte nicht ahnen, dass wir so viel an Verspätung bekommen werden. Zwischen Ørnes und Nesna überquert man den Polarkreis. Heute sahen wir die Stelle zum aller ersten Male bei Tageslicht, dazu direkt von unserer Suite auf der MS Midnatsol aus, von oben herunter und nicht umgekehrt.

Winterliche Postschiffreise mit den Hurtigruten

Postschiffreise auf der MS Midnatsol Deck 6

Werner und ich gehen heute früher zum Frühstück. Beim Halt in Ørnes gehen wir auf Deck 9, wo es recht kalt und auch recht glatt ist. Hier konnten wir den gestern gebauten sehr großen männlichen Schneemann bestaunen. Es muss enorm viel Schnee gegeben haben, denn es gab noch eine große Schneebank. Während der Fahrt sind wir dann einmal auf Deck 6 ganz um das Schiff herumgelaufen. In der Sonne war es recht angenehm. Die frische Luft tat ordentlich gut und ich selbst habe den Fahrtwind auf den Hurtigruten im Winter sehr gerne.

Wir erfahren, dass wir in Kirkenes von der Suite 821 in 815, also in die erste der Reihe umziehen müssen. Uns war dies ja bekannt, aber Anja hat es wieder geschaftt, das wir eine Suite haben können. Wie sie das nur macht ??!!

Tretschlitten in Bodo

Tretschlitten in Bodo

In Bodø hat das Hurtigruten Schiff drei Stunden Aufenthalt und Klaus überrascht seine Familie mit einem Tretschlitten. Inzwischen haben wir wie gewohnt wieder Schnee und Eis, da lassen sich ach die Trolle wieder besser erkennen. Wener und ich gehen während dieser Zeit in Ruhe zum Essen, denn es waren nur wenige Gäste im Speisesaal. Für kurze Zeit sitzen wir in der ersten Reihe in der Sonne im Panoramasaal der MS Midnatsol. Zoe verbringt eine Stunde bei uns und entdeckt außer dem „Rückwärtsgang“ im Krabbeln nun auch den „Vorwärtsgang“. Ein großes Ereignis für das kleine Kerlchen. Sie schiebt ihr Spielzeug selbst nach vorne und hechtet dann hinterher. Sie sieht sich um, dass wir auch noch da sind und winkt uns zu, oder sie zeigt oft auf uns mit dem abstehenden Zeigefinger. Heute Abend wollen Anja und Klaus eine Eisbar besuchen, d.h. dort ist alles aus Eis geformt. Um 21 Uhr kommen wir auf unserer Postschiffreise in Norwegen in Svolvær an und die kleine Familie marschiert zu dieser Eisbar. Eine Stunde haben wir Aufenthalt und wir machen und doch etwas Sorgen um Zoe, die schon den ganzen Abend mit Müdigkeit und dem anstrengenden Tag zu kämpfen hatte.

Das Tor zum Eismeer – Von Tromsø nach Kirkenes

1. März – Sonntag: Werner ist begeistert von Harstad, dessen Einfahrt er gegen 7 Uhr gesehen hat. Um 8 Uhr geht die Fahrt mit den Hurtigruten weiter. Wir treffen uns beim Frühstück, wo Zoe recht unwirsch ist. Die Polarkreistaufe wird heute auf Deck 9 der MS Midnatsol, also bei Fahrtwind im Freien, vorgenommen. Werner und Klaus eilen dort hin, sehen aber nur noch das Ende, denn bei der Kälte kam so gut wie keiner. Da sich zum Schneemann noch eine Schneefrau gesellt hatte, machten wir gemeinsam dann noch Fotos auf Deck 9. Bald erreichen wir Finnsnes. Werner und ich halten uns auf Deck 6 auf, da sehen wir Klaus mit Zoe alleine unten stehen und er winkt uns zu, zu kommen. Als ich draußen ankam, stand Klaus schon mit einem Tretschlitten da und ich durfte mich setzen! Gefahren werden ist prima, aber das Treten und Lenken müssen wir noch üben.

Mit der Familie auf der MS Midnatsol

Mit der Familie auf der MS Midnatsol

Hurtigruten Schiff MS Midnatsol in Tromsø

Postschiff MS Midnatsol vor Tromsø

Wir gehen zum Mittagessen und sehen uns danach einen kurzen Film in Deutsch über Tromsø „Tor zum Eismeer“ an. Gegen 14 Uhr 30 kommt unsere MS Midnatsol dort an. Wir steigen aus und ein eiskalter Wind bläst uns den Pulverschnee von den Dächern um die Ohren. Wir begrüßen „unsere“ Kirche, die leider heute trotz Sonntag geschlossen hat. Verschiedene Fotos werden gemacht und wir laufen weiter bis zum Denkmal mit Blick auf die Eismeekathedrale. Es ist immer wieder schön und wir fühlen uns dort sehr wohl. Auf einmal sind auch Anja und Klaus mit Zoe da. Sie hatten uns schon lange entdeckt, nur haben wir sie nicht erkannt. Wir Beide tippeln zurück und sind froh, uns in der wunderschönen Suite mit einem Becher voll Kaffee der Ruhe hingeben zu können. 18 Uhr 30 sind wir gemeinsam auf Deck 5, wo in einem Seminarraum der Kapitän erzählt. Es sind Dia-Bilder von sich, der Postschiffreise in Norwegen, seinem Zuhause und der Natur. Er macht das sehr schön und verteilt den Text in Deutsch, da er nur englisch spricht. Nordlicht lässt sich heute keines sehen, deshalb sitzen wir bei uns und trinken endlich unseren Begrüßungssekt.

Motorräder auf dem Weg zum Nordkapp

Motorräder auf dem Weg zum Nordkapp

2. März – Montag: Werner sieht, dass die Hurtigruten in der Frühe gegen 6 Uhr in Hammerfest stehen, Er ist hin und weg, hier sein zu können. Wir frühstücken und sehr bald kommt auch unsere junge Familie. Zoe räumt den Tisch ab, das geht schneller als wir schauen können. Heute gibt es Mittagessen von 10 Uhr 30 bis 13 Uhr 30. Das hängt damit zusammen, dass wir um 11 Uhr 45 in Honningsvåg ankommen und der von Anja und Klaus gebuchte Ausflug zum Nordkapp sofort startet. Wir Zwei gehen unsere alt bekannten Wege, die auch diesmal genauso verschneit oder vereist sind, wie wir dies auf unseren früheren Postschiffreisen in Norwegen immer gesehen haben. Dabei entdecken wir zwei Motorräder mit Beiwagen, die aus Deutschland kommen und eigentlich zum Nordkapp wollten, aber ihnen wurde der Weg nicht frei gegeben, wegen Schneeverwehungen und starkem Wind. Anja und Klaus kamen ganz begeistert vom Nordkapp zurück an Bord der MS Midnatsol und haben dort oben auch mit dem Wind kämpfen müssen. Vor den Ausflugsbussen fährt stets ein Schneeräumer voraus. Zoe war für einige Minuten das jüngste Kind am nördlichsten Punkt Europas!

Königskrabben auf der MS Midnatsol

Königskrabben auf der MS Midnatsol

Klaus hatte Hunger und kam für sich und Werner mit einer Waffel und Kaffee, die sie aber nur zur Hälfte essen konnten, denn wir wollten uns eine 10 Minuten dauernde Geschichte über die Samen anhören. Danach konnten Sie fertig essen. Schon stand das nächste Ereignis vor der Tür. Wieder auf Deck 9 des Hurtigruten Schiffes konnten wir live Königskrabben beobachten. Auf drei Tischen wurden je zwei der Königskrabben hingelegt. Sie blieben ganz ruhig liegen. Angeblich gab es dann zum Abendessen Teile von diesen Tieren…

Morgen kommen wir auf unserer Postschiffreise in Norwegen bereits am nordöstlichen Wendepunkt an. In Kirkenes müssen wir vor 8 Uhr die Suite geräumt haben. Deshalb packen wir heute Abend noch unsere sieben Sachen und stellen das Meiste bereits bei Anja und Klaus ein. Darüber sind wir sehr dankbar und froh. Zum Abschluss des Tages sehen wir uns aber noch auf dem Laptop die neuesten Fotos an und dann ist es unsere letzte Nacht in Suite 821!

Der Wendepunkt – Von Schlitten und Eisbären

3. März – Dienstag: Gegen 7 Uhr werden wir per Telefon von Mitarbeitern der Hurtigruten ans Aufstehen erinnert. Kurz von 8 Uhr räumen wir die Suite. Werner und ich gehen zur Rezeption und sagen, dass wir draußen sind und später in die neue Suite einchecken werden. Dann erreicht die MS Midnatsol um 9 Uhr 45 unser Ziel Kirkenes. Die neue Suite sieht genau so aus wie die bisherige, nur das alles seitenverkehrt ist. Aus unserem Erkerfenster haben wir nun aber einen noch besseren Blick nach vorne zum eigentlichen Geschehen.

Auch in Kirkenes hat sich in den letzten Jahren sehr viel verändert. Dies beruht auf der Tatsache, dass es nach Russland nur knapp 10 km sind und finnland im Süden nur 35 km. Kirkenes ist heute dank der norwegischen Asylpolitik Heimat von Menschen aus mehr als drei Dutzend Ländern, die größten Gruppen kommen aus Russland, Bosnien und – man staune! – von den Philippinen. Unsere Chefin im Service und unsere Lieblingskollegin an Bord kommt ja auch von den Philippinen.

Anja und Klaus waren mit Zoe und dem Tretschlitten in der Stadt. Uns ist der Weg bei Eis und Schnee zu beschwerlich und so laufen wir nur zu unserem bekannten Einkaufsmarkt. Dort kaufen wir uns schwarzen Johannisbeersirup und einen Nagelclip. 12 Uhr 45 läuft die MS Midnatsol in Kirkenes aus und nun geht die Fahrt unserer Postschiffreise in Norwegen Richtung Westen und dann nur noch nach Süden. Wir gehen erst um 13 Uhr zum Essen, wo es wieder viele gute und leckere Dinge gibt. Nachmittag ist großer Ruhetag in der Suite angesagt. Am Abend versuchen Klaus und Werner den Videofilm von unserer Reise auf den Hurtigruten im Winter auf den Laptop zu bekommen, was leider nicht gelingt. Zoe ist hundemüde und geht früh zu Bett.

Eisbärenclub in Hammerfest

Eisbärenclub in Hammerfest

4. März – Mittwoch: Zoe hat durchgeschlafen und ist beim Frühstück noch recht abwesend. Wir kaufen uns zwei Ansichtskarten, die wir schnell schreiben und in Hammerfest einwerfen wollen. Dort kommt die MS Midnatsol gegen 11 Uhr 15 an. Es ist warm und ein pappiger Schnee empfängt uns. Wir wissen, dass der Eisbärenclub umgezogen ist und finden diesen nun direkt am Kai. Mehr als unscheinbar und unauffällig, schnell ist man vorbei. Dazu ist alles geschlossen wegen Personalmangel. Die Bären selbst stehen noch an gewohnter Stelle. Wir sind alle zusammen und keiner hat ein rechtes Ziel. Werner nörgelt wegen dem Eisbärenclub herum, ich möchte nicht dazu gehören. Anja kommt auf dem Schnee mit dem Kinderwagen nur schlecht voran. Da packt Klaus plötzlich der Ehrgeiz und er erstürmt den Gipfel zum Aussichtspunkt über Stadt un hafen. Wir können ihn von unten beobachten und er ist auch sehr schnell wieder bei uns.

Beim Mittagessen ist Zoe heute sehr friedlich, deshalb wagen es seine Eltern in die Sauna an Bord der MS Midnatsol zu gehen. Bevor Zoe uns gebracht wird, bekommt sie auch zu essen und wird neu gewickelt. Zunächst geht alles gut, dann aber merkt sie, dass ihre Eltern nicht da sind. Ihr Unmut artet in nicht enden wollendes Geschrei aus. Zum Glück hören es Anja und Klaus und kommen noch einmal herein. Anja bringt Zoe zur Ruhe und auch zum Einschlafen. Eine gute Stunde schläft sie schön. Danach ist die Stimmung wechselnd. Sie ist aber recht lieb und für mich ist es ein beglückendes Gefühl zu merken, wenn sich das Kerlchen kuschelnd an einen schmiegt. Gegen 17 Uhr 30 kommt Klaus und holt sie wieder ab. Ich hatte mir die Wiedersehensfreude lebhafter vorgestellt. Karten spielen wollten Werner und ich nicht so gerne, deshalb blieb jeder in seiner schönen Suite. Dann wurde Nordlicht gemeldet. Wir gingen rasch auf Deck 9. Es war wirklich ein Nordlicht und wir waren sehr glücklich darüber. Es war grün und groß, wie ein sich bewegender Vorhang. Dann fährt die nordfahrende MS Finnmarken an uns vorbei. Es war ein schöner Tag heute auf unserer Postschiffreise in Norwegen!

Risøy-Rinne und Raftsund – Vesterålen und Lofoten

Hurtigruten Museum in Stokmarknes

Die alte MS Finnmarken im Hurtigrutenmuseum in Stokmarknes

5. März – Donnerstag: In der Nacht sehen wir Tromsø gleich zwei mal. In Finnsnes haben wir den Eindruck, als habe es in der Zwischenzeit noch tüchtig geschneit. Es wird hell und wir kommen in Harstad an. Nach dem Frühstück beobachten wir die 4,5 km lange Durchfahrt durch die Risøy-Rinne. Sie ist gekennzeichnet mit Leuchten rechts und links, danach wird das Wasser sehr flach. Unter dem Kiel der MS Midnatsol befindet sich nur 1 m (!) Wasser. Sehr langsam geht es also hier durch und am Ende des Kanals legen wir am Hurtigruten Anleger in Risøyhamn an. Allerdings muss das große Schiff auf der Stelle drehen, um richtig anlegen und weiterfahren zu können. Zum Mittagessen gehen wir später, da Anja und Klaus einen Bekannten der Hurtigruten GmbH mit einer Gruppe junger Leute getroffen haben. Gegen 15 Uhr erreichen wir Stokmarknes und besuchen das Hurtigrutenmuseum und können auf der alten MS Finnmarken herumlaufen. Mit unserem Türschlüssel haben wir dort freien Eintritt und jeder bekommt eine rote Marke, die wir uns an den Anorak kleben.

Postschiffreise im Winter

Enge Durchfahrten auf einer Postschiffreise im Winter

Eine halbe Stunde nach Abfahrt der MS Midnatsol erreichen wir die Durchfahrt durch den Raftsund. Wir stehen auf Deck 6 ganz vorne und der Fahrtwind treibt seine kalten Speilchen mit uns. Ein Durchkommen scheint für das große Hurtigruten Schiff vollkommen unmöglich, und doch halten wir direkt auf die Steilwände zu. Zwischen Ihnen öffnet sich schließlich die nur wenige hundert Meter breite und beidseits von Bergen eng ummauerte Fahrrinne des Raftsund. Direkt an der Öffnung dieses vielleicht dramatischsten Wasserweges des hohen Nordens geht es unter der gigantischen Bogenkonstruktion der 1997 fertig gestellten Raftsundbrua hindurch. Sie ist Teil der Lofoten-Festlandsverbindung. Autofahrer von der Brücke sehen uns und bleiben stehen, machen Fotos von der MS Midnatsol und winken. Da es draußen wieder recht frisch ist, gehe ich in den Panoramasalon  und sehe mir von dort aus die Einfahrt zum Trollfjord an. Im Winter dürfen die Hurtigruten Schiffe wegen der Lawinengefahr nicht mehr hineinfahren. Unser Schiff bleibt recht lange vor der winzigen Einfahrt stehen, so dass man den Trollfjord wirklich gut erahnen kann.

Einfahrt in den Trollfjord

MS Midnatsol vor der Einfahrt in den Trollfjord

Klaus und Zoe kommen zu uns in die Suite und Klaus speichert die neuen Bilder unserer Postschiffreise in Norwegen auf seinem Laptop und bereitet uns dazu einen Kakao. Zum Abendessen im restaurant der MS Midnatsol spendiert uns Werner eine Flasche Rotwein. Gerne hätten wir uns alle in Ruhe die vielen Fotos angesehen, aber unsere liebe Zoe gestattet uns nur die Hälfte.

Sieben Schwestern und der Torghatten

6. März – Freitag: In der Früh sehen wir die nordgehende MS Nordlys, ein Hurtigruten Schiff der mittleren Generation. Gegen 9 Uhr 20 überqueren wir wieder den Polarkreis, den wir heute nicht von unserer Suite aus sehen können, aber wir kennen diese Stelle ja schon sehr gut von unseren anderen Postschiffreisen in Norwegen. Heute waren wir einmal nicht die ersten, die zum Frühstück gekommen sind. Es war ein Fehler noch einmal durch den Souvenirladen zu gehen. Hier lachten mir fünf Husky-Welpen entgegen, so richtig süß und knuddelig, da kann man wirklich nicht widerstehen! Später stelle ich fest, dass ich das Stofftier Zoe nicht geben kann, da es doch ordentlich fusselt und nichts für neugierige Babyschnuten ist.

Bergkette Sieben Schwestern

Bergkette Sieben Schwestern

Um 12 Uhr 30 kommen wir in Sandnessjøen an. Obwohl der Fahrtwind fehlt, haben wir starken Wind, der uns bei unserem Rundgang auf Deck 6 begleitet. Im Panoramasalon wärmen wir uns noch einmal auf, um uns gleich nach der Abfahrt auf Deck 6 der MS Midnatsol ganz vorne an vorderster Stelle aufzustellen. Es ist ein sehr stürmischer und kalter Wind. Aber die vorbeiziehende Landschaft ist einfach überwältigend. Hurtigruten im Winter! Dabei kommen wir jetzt bei den „Sieben Schwestern“ vorbei, die ich mir jedes Mal anders vorstelle. Der siebengipfelige Gebirgsstock präsentiert die versteinertern „Troll-Prinzessinnen“.

Inzwischen ist es bereits schon 14 Uhr und Klaus erinnert uns an das Mittagessen und der Speiseraum ist nur noch eine halbe Stunde geöffnet. Danach legen wir eine Ruhepause in unserer Suite ein, was uns richtig gut tut.

Kurz vor 18 Uhr erreichen wir den 260 m hohen Torghatten (hatten = Hut). Das ist der Berg mit dem Loch, der wie ein Hut aussieht. Das Loch ist etwa 35 m hoch, 15-20 m breit und hat eine Tiefe von 169 m. Damit auch der Hurtigruten Reisende in den Genuss des „Durchblickes“ kommt, beschreibt die Ms Midnatsol eine Schleife nach Westen und fährt auf der Idealroute nah am Torghatten vorbei, der von Sagen und Legenden umwoben ist.

MS Nordstjernen und MS Midnatsol

MS Nordstjernen meets MS Midnatsol

Gegen 20 Uhr 30 kommen wir in Rørvik an. Hier liegen wir neben der nordwärts gehenden MS Nordstjernen. Das heißt für uns, dass wir dieses älteste Schiff der Hurtigruten Flotte besichtigen können, was auch Werner, Klaus und ich gerne wahr nehmen.

Von Außen betrachtet erinnert es uns sehr stark an unsere erste Fahrt mit der MS Harald Jarl. Es ist wirklich ein kleines bescheidenes Schiff, wo noch die Güter und die wenigen Autos mit einem Kran verladen werden. Mit einer Gästekarte dürfen wir uns das Innere ansehen. Es macht auf mich einen kleinen, gemütlichen recht warmen Eindruck. Eine Spur von Romantik lässt sich erahnen, auch wenn es im Speisesaal von der Decke tropft. Dagegen war die Harald Jarl doch etwas neueren Datums aber kälter wirkend. Da wir heute von dem neuesten und größten Hurtigruten Schiff, der MS Midnatsol kommen, dazu noch mit einer verwöhnten Großzügigkeit und Bequemlichkeit, weiß ich wirklich im Augenblick nicht recht, ob ich mit dem kleinen, alten und urigen Schiff Hurtigruten im Winter machen möchte. Sehr genau weiß ich noch, wie sich die raue See anfühlt und vor allem anhört…

Kurz sehen wir uns noch die gemachten Fotos auf dem Laptop an, dann treffen sich Anja und Klaus mit einer Gruppenleiterin der Hurtigruten GmbH.

Von Trondheim in den Süden

Guter Service auf der Hurtigrute

Guter Service auf der MS Midnatsol

7. März – Samstag: Wir werden in Trondheim wach und ich möchte gerne ein Foto machen. Aber oh Schreck, mein Fotoapparat ist nicht zu finden. Zum Glück fällt mir dabei doch schnell ein, dass ich diesen gestern Abend am Stuhlbein im Spiesesaal der MS Midnatsol hängen gelassen habe. Also fragen wir bei Anna nach. Ja, die Kamera wurde entdeckt und ich kann sie an der Rezeption abholen. Ich war darüber sehr erleichtert.

Um 9 Uhr gingen wir zum Frühstück, wo etwas später unsere junge Familie dazustieß. Zoe war schon recht unternehmungslustig. Heute stand auch ein anderer Kinderstuhl für sie da. Hier hat sie etwas mehr Platz, kann sich dadurch noch mehr umdrehen und mit den anderen Tischnachbarn flirten. Allerdings haben wir den Eindruck, dass sie damit auch leichter umfallen kann, deshalb baten wir wieder um den alten Stuhl.

Kurz vor der Abfahrt in Trondheim unserer Postschiffreise gehen Werner und ich noch auf Deck 9 der MS Midnatsol und machen hier noch verschiedene Aufnahmen vom Schiff und dem sichtbaren Dom, vom nordwärts gehenden Schwesternschiff MS Trollfjord und der schönen kleinen Insel Munkholmen. Nun ist mein vorletzter Film auch voll, bei der Kamera blinkt die Batterie und sogar beim Video ist die Spule voll. Also ab in die Suite und alles neu bestücken und in Ordnung bringen. Dann machen wir doch noch Fotos von der Insel Munkholmen auf der einst einmal ein Kloster war. Nach einem Brand wurde das Kloster 1531 zu einer Festung umgebaut. Später wurden hier Gefangene gehalten und heute steht alles leer.

Whirlpool auf der MS Midnatsol

Whirlpool auf der MS Midnatsol

Nach dem Mittagessen möchten wir gerne Anja und Klaus etwas Urlaub gönnen und nehmen Zoe zu uns. Leider können wir sie nicht zum Einschlafen bewegen und wir müssen deshalb Anja erneut um Hilfe bitten. Natürlich gelingt es Mutti wieder und Zoe schläft auf der Seite liegend. Das kleine Menschlein weckt in mir seltsame Gefühle und man möchte es zu gerne in den Arm nehmen und fest drücken. Hoffentlich können seine Eltern die Sauna und anschließend den Whilpool auf Deck 9 der MS Midnatsol in arktischer Kälte genießen. Für sie ist es das Schönste an Hurtigruten im Winter.

Gegen 16 Uhr 30 kommen wir in Kristiansund mit herrlichem Sonnenschein an. Die kleinen farbenfrohen Häuser geben auf den wild zerklüfteten Steinen die Wildheit der norwegischen Küste wieder.

In unserem Tagesprogramm werden wir darauf hingewiesen, dass die MS Midnatsol etwa gegen 17 Uhr 15 eine offene Seestrecke mit dem Namen Hustadvika überqueren wird. Hier befindet sich auch die Atlantikstraße. Bei schlechter, vor allem stürmischer Wetterlage kann es sein, dass die 1989 eröffnete und außerordentlich exponiert liegende „Atlantikstraße“ unter der ungebrochenen macht der herandonnernden Wellen verschwindet und es kein Weiterkommen mehr gibt. Auch für „Landratten“ auf dem Hurtigruten Schiff kann es eine böse Angelegenheit werden. 3 km breit ist der Gürtel von Riffen und Inseln, oft geht es dirch an der tosenden Brandung vorbei. Wir aber merken nur einen harmlosen Wellengang auf dem Hurtigruten Schiff und sind recht glücklich darüber.

Es ist unser letztes Abendessen an Bord der MS Midnatsol, das wir noch einmal mit Bier recht genießen wollen. Zoe ist im wahrsten Sinne des Wortes total erschöpft, so dass Anja mit ihr gleich in der Suite verschwindet. Währenddessen trinken wir drei noch die restlichen Getränke aus und fallen dann selbst recht müde in unsere Betten.

8. März – Sonntag: Heute wäre Zoes wirkliche Oma Marlene 75 Jahre alt geworden. Denken wir doch mal ganz besonders an sie. Ganz sicher wäre auch sie glücklich und seelig mit ihrem Enkelchen gewesen. Leider hat sie nie ihre Enkel gesehen.

Wir kommen später zum Frühstück, sind dafür aber fertig mit Kofferpacken. Deshalb nehmen wir danach Zoe zu uns, damit ihre Eltern alles packen und verstauen können. Dann ein letztes Mittagessen mit anschließender Verabschiedung von der Service Chefin Anna mit Küsschen auf den Wangen.

Pünktlich kommt das Hurtigruten Schiff um 14 Uhr 30 in Bergen an. Hier hat Klaus nahe dem Bahnhof eine Hotel für uns gebucht. Es ist uns noch nicht so recht klar, wie wir dort hinkommen werden. Verschiedene Busse stehen am Hurtigruten Anleger, aber keine Taxis. Wieder ist es Anja, der es gelingt, dass ein Busfahrer uns alle bis zum Bahnhof mitnimmt. Beim Aussteigen gibt Werner dem Fahrer ein gutes Trinkgeld, denn wir vier Personen und Baby einschließlich Gepäck haben für die Fahrt nichts bezahlt. Das Hotel Terminus liegt gleich um die Ecke vom Bahnhof und unsere beiden Zimmer befinden sich im fünften Stock. Allerdings nach der First class auf der MS Midnatsol sind wir hier recht bescheiden untergebracht. Aber mehr als ein Bett für die Nach wollen wir ja auch gar nicht.

Handelszentrum Bryggen in der Hansestadt Bergen

Handelszentrum Bryggen in der Hansestadt Bergen

Werner und ich haben in Bergen bisher noch nie ein ordentliches, bürgerliches Restaurant gefunden. Auch heute tun wir uns schwer. Gegenüber vom Fischmarkt auf der Seite der Bryggen erkundet Anja (unsere mutige) ein Lokal „Peppers Pizza“. Es ist ein uriges gemütliches Lokal mit freundlicher Bedienung.

In Bergen hatte sich der Kreis unserer wunderschönen Postschiffreise in Norwegen geschlossen. Für uns war es die 4. Hurtigrutenfahrt im Winter. Allerdings waren wir diesmal knapp vier Wochen später und so wurde es zur selben Zeit am Morgen hell wie bei uns. Also der Tag war wesentlich länger. Dazu kam, dass zuerst kein Schnee mehr in den Städten und an der Küste lag, weiter nördlich sah es wieder so aus, wie wir dies bisher erlebt hatten. Bei jeder Fahrt haben wir uns etwas mehr an Bequemlichkeit geleistet, diese Fahrt an Bord der MS Midnatsol war absolute Spitze!

Werner bedankt sich bei Anja und Klaus für das einmalige sehr große Geburtstagsgeschenk! Ich sage danke, dass ich als Begleitung mitfahren durfte und wir gemeinsam die raue wilde Natur der norwegischen Küste bestaunen konnten. Es war uns sogar geglückt, ein beeindruckendes Nordlicht erleben zu können.

Auch unser jüngstes Enkelchen durften wir ganz nahe bei uns haben und miterleben, was so ein kleines Menschlen alles bestens bewältigen und einstecken kann. Dann darf sie auch mal klar und deutlich sagen: Ich bin müde und kann nicht mehr.“

Für den Bericht und die (bestimmt gegebene) Erlaubnis zur Veröffentlichung danken wir meiner Stiefmutter Waldtraut. Einen umfassenden Einblick zu Reisen auf Hurtigruten im Winter, den Postschiffreisen in Norwegen und ganz Nordeuropa findet man unter www.zeitraeume-reisen.de/reisen.

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Über den Autor

Klaus Becker

Eine Reaktion bis “ Hurtigruten im Winter – Postschiffreise in Norwegen mit der Familie ”

  1. Hallo Klaus,
    in welchem Jahr war denn die Reise?
    Danke und viele Grüße,
    Ilona

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