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Indien Urlaubsbericht – der Jain Tempel von Ranakpur

Ranakpur

Als wir wach werden scheint die Sonne durch die Vorhänge und gut gelaunt stehe ich auf. Das Badezimmer hält leider nicht, was das Zimmer verspricht. Die Rohre unter dem Waschbecken tropfen und die Dusche ist verkalkt und es läuft nur kaltes Wasser. Auch die Sauberkeit lässt einiges zu wünschen übrig. Was soll´s, wir sind ja heute Abend in einem anderen Hotel.

„Ob wir auf der schönen Terrasse frühstücken können?“ überlegt sich Edith. Doch als wir kurz darauf durch den Garten gehen sehen wir beide ein, das die Luft morgens dafür noch zu kalt ist.

Unsere Terrasse

Unsere Terrasse

Schade! Doch auch im Inneren finden wir einen schönen hellen Platz und der Kellner bringt uns die Frühstückskarte. Es wird angeboten Toast mit Marmelade, Omelette mit Toast und ein indisches Frühstück. Was mag das wohl sein? Die Erklärung des Kellners macht mich auch nicht schlauer „So ähnlich wie Chapati, aber aus Kartoffeln. Dazu Joghurt und Pickles.“   Was immer das auch sein mag, ich bestelle es.  Gespannt warte ich ab. Pickles zum Frühstück?  Doch als ich dann mein Frühstück probiere bin ich mit meiner Wahl sehr zufrieden. Der Pfannkuchen ist aus Kartoffelpüree mit Zwiebeln und anderen Gewürzen, dazu ein Joghurt und  sehr scharf eingelegtes Gemüse. Ungewohnt, aber gut. Das muss ich zu Hause auch mal machen. Ob Tony damit zufrieden ist? Anstatt dem üblichen Sonntagsei ?

Nach dem Frühstück gehen wir nochmals auf unser Zimmer, freuen uns an der leider kaum benutzten  Terrasse und lassen unsere Koffer abholen. Heute fahren wir nach Ranakpur , wo wir den grössten Jain- Tempel Indiens besichtigen werden.
Als wir losfahren hat Prakash eine gute Nachricht für uns, es ist kein großer Schaden am Wagen. Er braucht zwar ein Ersatzteil, doch es ist nicht dringend und hat keinen Einfluss auf die Fahrtüchtigkeit des Autos. Er kann die Reparatur nach unserer Rundreise machen lassen.

Landleben

Landleben

Die Fahrt ist abwechslungsreich wie immer und in jedem Dorf gibt es etwas anderes zu sehen. Auf einer Wiese, nicht weit von einer Ortschaft entfernt haben sich weissgekleidete Menschen versammelt. „Das ist eine Bestattung, da wird der Körper verbrannt“ teilt uns Prakash mit. Einfach so? Mitten auf der Wiese? Für uns sehr ungewohnt, doch vom Auto konnten wir nichts genaueres sehen.
Doch nicht nur wir sehen in Indien ungewohntes, Prakash hat von seinen Gästen auch schon viele für ihn sehr  seltsame Dinge gehört. „Kann es denn sein, das nach einer Scheidung die Frau für den Mann Unterhalt bezahlen muss?“ möchte er wissen. „Und muss denn jeder Mann der heiratet wirklich einen Ehevertrag abschließen?“  Bei diesen Themen erfahre ich auch einiges über die Sitten und Gebräuche in Indien.  Hier wird die Ehe von den Eltern vereinbart, die Braut bringt eine Mitgift mit.

Wassergewinnung

Wassergewinnung

Ein Vertrag bei dem  der Mann finanzielle Nachteile in kauf nimmt? Ach herrje, welch ein Gedanke! Scheidung ist äußerst selten. Hin und wieder kommt es die letzten Jahre vor, aber es ist schwierig und dauert lange. Und die vereinbarten Ehen? Was ist, wenn die beiden sich nicht mögen?  „Das passiert sehr oft“ erklärt mir Prakash „meistens hat der Mann dann eine Freundin. Aber das nur heimlich, es darf keiner erfahren.“  Wie beruhigend,dass  manche Dinge sind doch gleichen. Und die Frauen? Suchen die sich keinen Freund?  Auf diese Frage schaut mich Prakash erstaunt an und murmelt „Das weiß ich nicht.“ Und mit einem kleinen Lächeln meint er „Na ja, vielleicht“.
Bei diesem kulturellen Austauch vergeht die Fahrt schnell und wir sind in Rankpur an unserem Hotel. Prakash schlägt vor, dass wir gleich in den Tempel gehen und den Nachmittag nutzen um uns im Hotel ein wenig auszuruhen. Das ist eine gute Idee, denn das Hotel verfügt über einen wunderschönen Garten mit Swimmingpool und Liegestühlen. Da können wir es uns anschließend bequem machen. Wir stellen unser Gepäck ab und ich inspiziere die Dusche. Kommt warmes Wasser? Ja, das klappt! So können wir beruhigt zur Besichtigung des Jain Tempels fahren.

 

Der Jain Tempel Adinath

 

Adinath Tempel

Adinath Tempel

Der Adinath-Tempel ist ein dreistöckiger Marmortempel der 1432 fertiggestellt wurde. Schon von außen ist die filigrane Arbeit und die Skulpturen beeindruckend. Im Inneren des Tempels werden wir von einem Priester in Empfang genommen und er erklärt uns das Leben der Jain in diesem Tempel.

Besuch im Jain Tempel

Besuch im Jain Tempel von Ranakpur

Der  Jain- Glaube ist etwa zur gleichen Zeit entstanden wie der Buddhismus und eines der wichtigsten Pfeiler des Glaubens ist, keine anderes Lebewesen zu töten. Daher essen die Jain auch keine Kartoffeln, Möhren oder Zwiebeln. Beim Anbau oder der Ernte könnten Würmer oder  Käfer  mit der Harke getötet werden. Aus diesem Grund entstammen die meisten Jains aus der Kaste der Kaufleute, Bauern wurden nicht in dieser Glaubensgemeinschaft aufgenommen. Hier im Tempel gibt es kein elektrisches Licht, dies könnte nachts die Schnaken anziehen und an der Glühbirne verglühen lassen. Bei Dunkelheit geht man eben schlafen! Und damit  beim Schnarchen nicht zufällig eine Fliege in den Atemsog kommt, wird eine Atemmaske getragen.  Als ich das höre erinnere ich mich unterwegs Menschen mit einer Maske gesehen zu haben, doch ich dachte dies sei wegen der Autoabgase. Falsch gelegen!

Elefant aus Marmor

Elefant aus Marmor

Der Priester erklärt seinen Teil der Führung für beendet und hält uns sein goldenes Spendentellerchen entgegen. „Der Tempel hat drei Stockwerke, wir müssen viel renovieren um hier alles in Stand zu halten. Das ist sehr teuer und wir sind auf die Spenden angewiesen“ erklärt er uns.  Renoviert wird tatsächlich und ich glaube ihm auch, dass so eine große Anlage eine Menge Geld verschlingt. Nach unserem Obolus verabschiedet er sich und wir gehen alleine weiter. Doch da kommt der nächste in safrangelbes Tuch gewickelte Priester, auch er hat einen goldenen Teller bei sich. Er verspricht uns gutes Karma, gibt mir einen safrangelben Klecks auf die Stirn und möchte eine Spende.  Ab jetzt halten wir unsere Augen offen und machen einen Bogen um alle, die einen kleinen Teller bei sich tragen.
Nachdem wir im Inneren alles gesehen haben machen wir einen Rundgang um das Gebäude und die benachbarten kleineren Jain-Tempel.

Erotik am Jain Tempel

Erotik am Jain Tempel in Ranakpur

Auffällig sind hier ungewöhnlich erotische Darstellungen von Skulpturen an den Außenwänden. Die Größe und gleichzeitige Luftigkeit der Anlage hinterlassen einen unvergesslichen Eindruck.
Doch nun geht es zurück zum Hotel und hier angekommen suchen wir uns einen Platz an der Sonne und ich mache es mir mit einem Buch bequem. Schön! Direkt neben uns liegt ein junges Paar und die beiden sind  in ihren Reiseführer vertieft. Ansonsten haben wir den ganzen großen Garten für uns alleine.
Ein junges indisches Paar kommt auf uns zu „Massage?“ bietet der Mann an. Warum eigentlich nicht?  Edith ist auch einverstanden und wir vereinbaren das seine Frau erst mich und dann Edith massiert. Sie führt mich in einen kleinen Raum direkt neben dem Pool. Die Wände sind unverputzt und der Raum ist kühl. Im ersten Moment noch angenehm nachdem ich direkt aus der Sonne komme. Doch für eine erholsame Massage ist das nichts! Hat sie denn nicht wenigstens ein Handtuch mit dem sie mich zudecken kann?  Doch, sie hat und entschuldigt sich auch mehrmals, das sie nicht daran gedacht hatte. Nun ist es entschieden angenehmer, denn die junge Frau massiert sehr gut und die übrige Zeit ist sehr entspannend. Erst beim aufstehen, als ich mich von dem Handtuch trennen muss, spüre ich wieder empfindlich die Kühle des schattigen Raumes.
Ich warne Edith bevor  sie zur Massage geht, sie soll von Anfang an nach einem Handtuch fragen. Mir selbst tut es nun gut, mich in der Spätsonne aufzuwärmen.

Die beiden anderen Hotelgäste sind noch da, inzwischen in die Speisekarte vertieft. Als der Kellner kommt geben sie eine Bestellung auf und ich bin ganz gespannt was sie wohl Exotisches  gewählt haben.  Doch nein- die beiden gehen auf Nummer sicher.Sie lassen sich eine große Portion Fritten mit Ketchup bringen.

Mietpferde

Mietpferde

Als Edith eine Stunde später von der Massage kommt  ist sie trotz der Handtücher durchgefroren. Die Kraft der Sonne hat inzwischen nachgelassen und wir entscheiden uns für einen Spaziergang, die Bewegung wird sie wieder aufwärmen.  Das Hotel ist ein wenig abgelegen, doch für unseren Zweck ist es jetzt  genau richtig. Auf der gegenüberliegenden Strassenseite sind Pferde zu vermieten und ein Kamelritt kann hier auch gebucht werden. Wir gehen zu Fuss die von Eucalyptusbäumen gesäumte Landstrasse entlang. In den Ästen der Bäume springen Affen von Zweig zu Zweig und beobachten uns neugierig. An einer Kreuzung ist ein Holzhaus in dem Teppiche und Decken angeboten werden. Der Inhaber kommt freundlich auf uns zu und fragt ob wir Interesse an seiner Ware haben. Nein, tut uns leid. Wir möchten keinen Teppich kaufen. Freundlich verabschiedet er uns mit dem Hinweis nicht bei Dunkelheit die Landstrasse entlang zu gehen. „It is dangerous if a car comes“   lässt er uns wissen. Doch wir beruhigen ihn und als wir eine Weile später auf dem Rückweg an ihm vorbei gehen nickt er uns zufrieden zu.
Der Spaziergang hat uns gutgetan und Edith ist es auch wieder wärmer. Als Highlight nehmen wir jeder noch eine heisse Dusche und fühlen uns rundum zufrieden. Abgerundet wird der Tag mit einem Abendessen im Hotelrestaurant das wir, genau wie den Pool, fast für uns alleine haben.

Den vorherigen Reisebericht von mir finden Sie unter:

https://www.reiseberichte-blog.com/indien-rundreise-vom-tempel-ramedora-nach-jaisalmer-der-goldenen-stadt-am-rande-der-thar-wueste/

Rundreise durch Indien- von Neu Delhi durch Rajasthan bis Varanasi

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Über den Autor

Elke Hoppe

Vor ca. 20 Jahren bin ich von Deutschland nach Spanien ausgewandert, um auf der Sonnenseite Europas leben zu können. Doch auch von hier aus habe ich das Bedürfnis mehr von der Welt kennen zu lernen. Da es mir zeitlich und beruflich möglich ist, mache ich seit 2005 einmal im Jahr eine „große Reise“. Begleitet werde ich dabei von Edith, meiner Mutter, die vor 18 Jahre ebenfalls aus dem deutschen Regen in die spanische Sonne geflüchtet ist. Bisher hat uns unsere Reiselust nach Asien, Kenia und Peru geführt. Für das Jahr 2009 hatten wir uns für Indien entschieden und dort neben Rajasthan inzwischen auch andere Regionen besucht. Auf den Rundreisen in Indien waren wir in Begleitung von unserem Fahrer Prakash Acharya. Er ist ein zuverlässiger und informativer Reisebegleiter, den ich sehr empfehlen kann. Prakash hat sich vor einigen Jahren selbständig gemacht und falls jemand mit ihm eine Rundreise machen möchte bin gerne bereit den Kontakt herzustellen.

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