Reiseberatung für individuelle Reisen

Erlebnisurlaub – Takayama, eine Stadt in den Japanischen Alpen

Freitag 26.03.10

Mein erster Gedanke beim Erwachen gilt dem Wetter. Hat es endlich aufgehört zu regnen?  Vorsichtig schiebe ich die Verkleidung aus Reispapier zur Seite und schaue auf die Straße. Nein, es hat sich nichts geändert. Der Himmel ist grau und das Wasser gießt in Strömen aus den Wolken. Schade, aber wir fahren heute ja weiter nach Takayama. Ob dort das Wetter besser ist?

Deutsche Bäckerei in Kanazawa

Gepackt haben wir schon gestern und so brauchen wir nach der Dusche nur noch die Koffer zu schließen, unsere Regenschirme in die Hand nehmen und die wenigen Meter von unserem Hotel zum Bahnhof gehen. Da wir gestern schon unsere Fahrkarten geholt haben, bleibt uns nun genügend Zeit für ein ausgedehntes Frühstück. Und die Entscheidung wo,  ist auch schon gefallen. In dem Bahnhofsgebäude haben wir gestern eine Deutsche Bäckerei gesehen und die dortige Auswahl an Backwaren ist verführerisch.
In der Bäckerei ist Selbstbedienung und mit einem großen Tablett bummeln wir an dem reichhaltigen Angebot vorbei. Es gibt verschiedenes süßes Gebäck, etliche Varianten von Hefezöpfen mit Käse überbacken oder mit Schinken gefüllt  und grüne Dampfnudeln mit Geschmack nach grünem Tee. Da fällt die Wahl schwer! Doch schließlich entscheiden wir uns jeder für ein pikantes Gebäck und als Nachtisch ein süßes Teilchen. An der Kasse wählen wir noch eine der vielen Teesorten aus und erhalten zu unserer angenehmen Überraschung einen Ingwer-Zitronen Tee, gesüßt mit Honig. Hmmm, lecker!

Es wird hier in Kanazawa auch  „Deutscher Kaffee“ angeboten und ich bin überzeugt, dass er den Erwartungen jedes deutschen Kaffeetrinkers entspricht. Es ist überraschend, so weit entfernt von zu Hause auf das Angebot „Deutscher Kaffee“ zu treffen.  Auch in Kyoto sind uns schon die Bäckereien aufgefallen. Dort werden ebenfalls knusprige Vollkornbrötchen, Schneckennudeln und andere Leckereien angeboten. Doch vielleicht staunen ja auch japanische Urlauber, wenn sie in Europa auf Sushi Restaurants treffen.

unterwegs in der Ferne

Schließlich ist es soweit, wir müssen auf den Bahnsteig gehen um unseren Zug zu erreichen. Auch hier ist eine hilfsbereite Beamtin, die sich unsere Tickets ansieht und uns zu dem richtigen Einstieg weist. Die Reise geht in zwei Etappen, die erste führt uns nach Toyama. Toyama ist eine Stadt mit etwas über 300.000 Einwohnern und liegt an der gleichnamigen Bucht des Japanischen Meeres. Von hier aus bestehen Verkehrsverbindungen in alle Richtungen.

dunkle Regenwolken

Trotzdem erweist sich das Umsteigen als ein wenig schwieriger als erwartet. Hier in Tomaya steht leider kein Bahnangestellter und wir haben keine Ahnung von welchem Gleis es weitergeht. Dabei ist der Bahnhof doch gar nicht groß. Dann, Gott sei Dank, ein Schild mit dem Hinweis: „Takayama –> Gleis 3“. Es geht treppauf, treppab und wir stehen auf Gleis 3. Doch wo ist der Zug? Oder eine Anzeigentafel? Oder ist es der Zug ganz am anderen Ende, auf dem Nebengleis? Spricht hier jemand Englisch? Nein, offensichtlich nicht. Ich werde mal diese japanische Dame fragen: „Takayama????“  Sie zuckt bedauernd mit den Schultern, gibt uns eine Erklärung auf japanisch und geht mit ihrem kleinen Koffer zu dem Zug. Hmmm? Also wenn sie mit dieser Bahn fährt und nur mit den Schultern zuckt, dann geht dieser Zug sicher nicht nach Takayama. Sonst hätte sie doch genickt, oder?

die ersten scheebedeckten Berge

Doch da kommt sie noch mal zurück gelaufen und spricht nickend auf japanisch auf uns ein. Das einzige Wort, das ich verstehe ist „Takayama“. Doch die Gestik ist eindeutig, wir sollen in den Zug einsteigen. Ich vermute sie hat für uns gefragt und sich dann die Mühe gemacht nochmal zu uns zurück zu kommen. Oder haben wir sie nur beim ersten mal nicht verstanden? Egal, es ist auf jeden Fall sehr nett und hilfsbereit von ihr.
Von hier aus haben wir eine 1 ½ stündige Fahrt vor uns und mit jedem Kilometer verändert sich die Landschaft. Takayama liegt in einem Talkessel in den Japanischen Alpen und die beginnende Berglandschaft zeigt überall Spuren von Schnee. Oh weh, das sieht aus als ob es hier noch kälter wird als bisher. Edith jedoch sieht den Schnee positiv. „Oh wie schön, seit ich in Spanien lebe habe ich fast keinen Schnee mehr erlebt!“

Touristeninformation

Die Fahrt vergeht rasch und schon sind wir in Takayama. Es ist ein kleiner übersichtlicher Bahnhof und direkt gegenüber des Ausgangs ist das Touristeninformationsbüro. Hier erkundigen wir uns nach dem Weg zu unserem Hotel und bekommen zu der Wegbeschreibung einen deutschen Stadtplan von Takayama. „Flanier-und Spazierkarte“ steht darauf und auf der Rückseite sind alle wichtigen Informationen über Takayama, einschließlich  Notrufnummern.
Das Hotel ist nur ca. 5 Minuten Fußweg vom Bahnhof entfernt und auch leicht zu finden. Als wir das Hida Hotel Plaza erreichen, werden wir von einem jungen Mann auf unser Zimmer geführt und im Aufzug informiert er uns über das Hotel: „Wir haben verschiedene Restaurants, zwei japanische im Ost Flügel und ein internationales und chinesisches im Nord Flügel“.  Zusätzlich weist er uns noch auf eine Bar und einen Nachtclub hin. „Und hier ist eine Liste mit den von uns empfohlenen Restaurants in Takayama.“ Er drückt mir eine Fotokopie mit einem Stadtplan und einer Restaurantliste in die Hand. Doch das Highlight hebt er sich für den Schluss auf: „Wir haben auch einen Jakuzzi auf dem Dach und im anderen Flügel ein Schwimmbad.“ Super! Das hört sich super an! Inzwischen sind wir auch im Zimmer angekommen, ein heller freundlicher Raum mit einem Sofa als Sitzgelegenheit. Toll! Die von Jal Tours gebuchten Hotels sind durchweg empfehlenswert. Doch ich glaube das Hida Hotel Plaza ist das Schönste auf unserer Reise.

Steinfiguren am Nara Tempel

Nachdem wir ausgepackt und uns ein wenig frisch gemacht haben starten wir unsere erste Erkundigungstour durch Takayama.

im Nara Tempel

Unser Ziel ist Sannomachi, das historische Viertel mit seinen traditionellen Straßenzügen. Auf dem Weg dorthin legen wir einen kurzen Stopp in einem Tempel ein, laut unserem Stadtplan ist es  ein Tempel aus der Nara Zeit. Auch hier sind , wie wir schon in anderen Tempeln gesehen haben, die Steinfiguren mit einer Mütze und einem Tuch bekleidet.
Inzwischen hat sich die Bewölkung gelichtet und seit vier Tagen sehen wir das erste mal wieder blauen Himmel und Sonnenschein. So genießen wir unseren Spaziergang ganz besonders. Nachdem wir die Kaijbashi-Brücke überquert haben ist es nicht mehr weit und wir haben das historische Viertel erreicht.

historisches Viertel

Hier reiht sich ein traditionelles Holzhaus an das andere und langsam schlendern wir durch die schmalen Gassen. Rechts und links des Weges sind kleine Wasserläufe, zu den Eingangstüren führen kleine Stege über die Rinnsale hinweg. In jedem Haus wird etwas anderes angeboten, Süßigkeiten und Knabbereien, Lebensmittel, Kleidung und Souvenirs. Doch es gibt auch Sake –Brauereien, in denen die Herstellung von Sake erklärt wird, Museen und zahllose Restaurants. An einem Straßenstand duftet es lecker nach etwas Gebackenem und ich schaue genauer hin. Was mag das sein? Es sieht aus wie Eis am Stil, wird aber auf den Grill gelegt. Die Neugierde siegt ! Das möchte ich unbedingt probieren und ich kaufe eins für mich und eines für Edith. Mitgefangen- mitgehangen!

japanisches Softeis

Gespannt nehme ich das unbekannte „gegrillte Eis am Stil“ in Empfang und versuche davon. Nanu- das ist Reis. Süßer klebriger Reis, er wurde an ein Holzspießchen gepappt und auf den Grill gelegt. Naja, es schmeckt nicht schlecht- doch der Geruch hat mehr versprochen als die Nascherei dann hält. Edith ist in etwa meiner Meinung: „Reis!“ meint sie zutreffend. „Nicht schlecht, aber auch nicht aufregend.“
Ich gleiche das einige Meter weiter wieder aus, indem ich mir ein richtiges Eis kaufe. Ein japanisches Softeis! Lecker, ich habe das schon in Nara versucht. Die beiden gängigsten Sorten sind Vanille und grüner Tee und beides schmeckt.

wir überqueren die Kaijbashi Brücke

Es ist inzwischen später Nachmittag und die Sonne sinkt immer tiefer, genau wie die Temperaturen. Wir sind bei unserem Rundgang inzwischen an dem historischen Regierungshaus angekommen, doch keiner von uns beiden hat große Lust zu einer Besichtigung. Geplant war eigentlich das Freilichtmuseum, doch dazu ist es nun schon zu spät.

Seitengasse in Takayama

Daher halten wir uns in Richtung Bahnhof und als wir unterwegs ein geöffnetes Café sehen wärmen wir uns mit einem heißen Getränk erst mal auf. Das Thermometer ist inzwischen bestimmt bis unter Null gefallen. Danach kommt der Endspurt zum Hotel- meine Güte ist das kalt!
Doch kaum haben wir uns in unserem Zimmer durchgewärmt, schmieden wir schon wieder Pläne.

im Restaurant Suzuya in Takayama

Wo gehen wir denn heute Abend essen? Ich nehme die Empfehlungsliste des Hotels heraus. Zu jedem Restaurant in der Liste steht die Information ob es japanisch, mit Fleisch oder Sushi, oder ein internationales Restaurant ist. Zusätzlich finde ich die Öffnungszeiten der Lokale, ob eine Reservierung nötig ist und ob ich mit Kreditkarte bezahlen kann. Toll, das ist super gemacht und durchdacht! Wir entscheiden uns für ein japanisches Restaurant mit der hiesigen Spezialität  Hida- Rindfleisch. Das es auch das Nächstgelegene ist, ist Zufall. Oder hat es mit dem Wetter zu tun? Als wir uns mit 2 Pullovern und Jacke bekleidet auf den Weg machen, fängt es jedenfalls an zu schneien und wir sind froh, nicht zu weit gehen zu müssen.
Doch wir haben mit dem Restaurant Suzuya sehr gut gewählt. Der Kellner ist sehr freundlich und das Essen schmeckt uns hervorragend.
Zufrieden machen wir uns anschließend auf den Rückweg und schlendern langsam durch  leise herab fallende Schneeflocken. Ob der Schnee wohl liegen bleibt? „Auf jeden Fall lieber Schnee als Regen,“ erklärt Edith „außerdem ist die trockene Kälte nicht so unangenehm wie die dauernde Nässe der letzten vier Tage.“ Da hat sie vermutlich recht, ich friere auch nicht mehr ganz so stark. Oder liegt das an dem Sapporo-Bier, das ich zum Essen getrunken habe?

Japanreise

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Über den Autor

Elke Hoppe

Vor ca. 20 Jahren bin ich von Deutschland nach Spanien ausgewandert, um auf der Sonnenseite Europas leben zu können. Doch auch von hier aus habe ich das Bedürfnis mehr von der Welt kennen zu lernen. Da es mir zeitlich und beruflich möglich ist, mache ich seit 2005 einmal im Jahr eine „große Reise“. Begleitet werde ich dabei von Edith, meiner Mutter, die vor 18 Jahre ebenfalls aus dem deutschen Regen in die spanische Sonne geflüchtet ist. Bisher hat uns unsere Reiselust nach Asien, Kenia und Peru geführt. Für das Jahr 2009 hatten wir uns für Indien entschieden und dort neben Rajasthan inzwischen auch andere Regionen besucht. Auf den Rundreisen in Indien waren wir in Begleitung von unserem Fahrer Prakash Acharya. Er ist ein zuverlässiger und informativer Reisebegleiter, den ich sehr empfehlen kann. Prakash hat sich vor einigen Jahren selbständig gemacht und falls jemand mit ihm eine Rundreise machen möchte bin gerne bereit den Kontakt herzustellen.

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