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Kambodscha Reisebericht – der berühmte Tempel Angkor Wat

Punkt 8ººh steht Jimmy wie verabredet vor dem Hotel um mich abzuholen. Die  Motor-Rikscha steht fahrbereit vor der Tür und nachdem ich in den etwas wackligen Anhänger eingestiegen bin geht es  los. In zügigem Tempo fahren  wir durch Siem Reap und  Jimmy macht mich unterwegs auf einige Sehenswürdigkeiten aufmerksam.
Ab dem  Stadtrand tuckern wir in einer Rikschakolonne voller Touristen in Richtung Angkor Wat. Um uns herum ist grüner schattiger Wald und abgesehen von dem Motorknattern der Tuktuks ist nichts zu hören. Es gibt auch fleißige Urlauber- sie haben sich mit einem Fahrrad auf den Weg gemacht.

Eintrittskarte in Angkor Wat

Nach knapp 20 Minuten erreichen wir die Kasse und ich gehe mir die Eintrittskarte  kaufen. Eigentlich möchte ich ein Ticket für 2 Tage, doch Jimmy hat mir immerzu davon abgeraten. Er ist fest davon überzeugt, dass ein Tag ausreichend ist. Wieso gibt es dann drei Tage Tickets, wenn ein Tag reicht?  Doch wer weiß, vielleicht hat er ja recht und da es preislich keinen Unterschied macht zahle  ich den Eintritt nur für den heutigen Tag. Das kostet 20 Dollar, der zweite Tag würde ebenfalls so viel kosten. Eine  Ermäßigung  erhält man erst ab dem dritten Tag. So lange bin ich ja gar nicht hier! Als Eintrittskarte erhalte ich einen Ausweis, sogar mit einem Foto von mir.

der erste Blick auf Angkor Wat

Jimmy setzt mich vor dem Eingang zu dem Tempel Angkor Wat ab. Ein Anblick, der auf allen Postkarten und Reiseführern zu sehen ist. Einfach super! Wir verabreden einen Treffpunkt an dem Jimmy auf mich wartet und ich mache mich auf, um den Tempel zu besichtigen.
Der Angkor Wat ist in dieser historischen Bauanlage der größte Tempel. Um ihn zu erreichen folge ich dem Strom der anderen Besucher über einen Steg aus Steinen, denn die Anlage ist von einem breiten Wassergraben umgeben.

Erinnerungsfotos

Der weitere Weg führt über eine Wiese, die auf Grund der Regenzeit zur Zeit noch von Wasser überflutet ist. Das hält jedoch weder Urlauber noch Fotografen auf, gegen Entgelt ein Erinnerungsfoto zu knipsen. Das beliebteste Motiv ist für die meisten, auf einem Pferd sitzend mit dem Angkor Wat im Hintergrund. Um das Aufsitzen für die Besucher zu erleichtern steht ein kleiner Hocker neben dem stolzen Ross.
Nun habe ich den Eingang erreicht und betrete das Gemäuer, von welchem die Wissenschaftler annehmen, dass es aus dem 12. Jahrhundert stammt.

der Eingang zu Angkor Wat

Die Bauten weisen zahlreiche Schäden auf, die durch Witterungseinflüsse, Vegetation und menschlicher  Zerstörung resultiert. Ein weiterer Grund für den Verfall ist, das diese Tempelstadt ursprünglich dem Gott Vishnu geweiht war und die Khmer sich im 13. Jahrhundert dem Buddhismus zu wandten. Daher wurden auch keine neuen Tempel in Angkor errichtet. Die Anlage wurde erst später (ca. 16. Jahrhundert) als buddhistisches Heiligtum ernannt.
Inzwischen sind verschiedene Organisationen damit beschäftigt Ausbesserungsarbeiten vorzunehmen um den weiteren Zerfall von Angkor Wat zu stoppen.
Ich beginne meinen Rundgang im Erdgeschoss. Hier führt ein langer Flur rund um das Gebäude, auf der einen Seite unterbrochen von  Maueröffnungen durch die das Licht hinein fällt. An der anderen Wand sind Abbilder  verschiedener hinduistischer Gottheiten.

verwitterte und steile Stufen

An einer Stelle führt eine Toröffnung  in den Innenhof des Tempels. Hier  ragt in der Mitte ein hohes Gebäude auf, an dem eine „neue“ Treppe angebracht wurde um hinaufzusteigen. Die Originaltreppe ist im laufe der Zeit so verwittert und abgenutzt worden, das es zu gefährlich ist sie zu benutzen. Also los, hinauf! Es gibt keine Entschuldigung sich vor dem Treppensteigen zu drücken.
Doch die Mühe lohnt sich, von hier oben habe ich einen fantastischen Rundblick über das Gelände. Ganz hinten in weiter Ferne sehe ich den gelben Heliumballon aufsteigen. Diese Ballonflüge werden in allen Hotels als Ausflug angeboten.

Gruppenbild – wo bin ich?

Im Gänsemarsch mit den vielen anderen Besuchern geht es  die steilen Holztreppen wieder hinab.
Unten werden wir von einer Gruppe Kambodschaner in Empfang genommen, die sich in traditionellen Kostümen mit den Urlaubern fotografieren lassen. Drei mal knipsen pro Person zum Preis von einigen Rial bieten sie uns an und auch ich lasse mich mit der Gruppe ablichten. Die Anweisungen sind exakt, eine der jungen Damen zeigt mir vor jedem Kameraklick genau wie ich meine Hände halten muss.
Nachdem ich die meisten der verschlungenen Gänge in dem Tempel besichtigt habe mache ich mich auf den Rückweg um Jimmy zu treffen und die übrigen Anlagen auf dem riesigen Gelände zu besichtigen.

Souvenirverkauf in Angkor Wat

Doch zuerst brauche ich einen Schluck Wasser, die Hitze und die Luftfeuchtigkeit sind absolut schweißtreibend. Ich gehe zu einem der Kioske neben den Verkaufsständen von Souvenirs, dort sind sogar Plastikstühle für die müden Besucher aufgestellt. Doch in dem Moment  wo ich sitze, bin ich den Verkäufern hilflos ausgeliefert. „One Dollar, only!“ tönt es von allen Seiten. Die meisten dieser Händler sind Kinder, vermutlich unter zehn Jahren. Doch geschickt und routiniert versuchen sie ihre Waren an den Mann bzw. Frau zu bringen. Seidentücher, T-Shirts, Ketten und Ansichtskarten, was immer das Herz begehrt. Sonnenhüte und Regenschirme bieten sie mit dem Hinweis an, dass ich beides bei jedem Wetter benutzen kann. Einige der Kinder verkaufen Flöten, auf denen sie zu Reklamezwecken „Stille Nacht, heilige Nacht“ spielen. Und das bei über 30ºC vor der allgemeinen Verkaufs-Geräuschkulisse. Ob ich jemals wieder dieses Lied nur mit Weihnachten verbinde?
Ich kaufe nur einen Kühlschrankmagneten und muss mich den enttäuschten Gesichtern der Sonnenschirm- und Flötenverkäufer stellen. Was haben wir in Europa für eine schöne und behütete Kindheit. Einer der jungendlichen Verkäufer hat leider jetzt bereits schon rote Zähne vom Betelnuss kauen. Mit zwanzig wird er vermutlich aussehen wie ein alter Mann. Schule? Nein, diese Chance haben viele dieser Kinder hier leider nicht.
Nach dieser Ruhepause mache ich mich auf den Weg zu meinem Treffpunkt mit Jimmy um die anderen Sehenswürdigkeiten auf dem riesigen Gelände zu besichtigen. Wir fahren ein Stück mit Jimmys Tuktuk die Straße entlang und dann bin ich wieder zu Fuß unterwegs. Jimmy hat heute morgen einen Lageplan mitgebracht und mir in diesem unseren nächsten Treffpunkt eingezeichnet. So marschiere ich von Tempel zu Tempel in dieser wirklich einmaligen und fantastischen Anlage.

Mittagspause

Um die Mittagszeit besuche ich eines der vielen Restaurants mit ihren Zeltdächern und den langen Tischen. Fast wie in einem Bierzelt!  Hier treffe ich zwei meiner Mitreisenden von gestern. Es sind Taxi-Mitfahrer und wir tauschen die Erfahrungen der letzten Stunden aus. „Also hier fragen immer alle nur nach Dollar“ mokieren sich die beiden „das verstehe ich gar nicht!“  Ach neee? „Hier in Kambodscha  wollen die Leute für alles bezahlt werden, das ist doch keine Gastfreundschaft!“ erklärt sein Kumpel sich ein wenig genauer. Ach jaaa?  „Aber du kannst hier handeln!“ bekomme ich von den beiden als Gratistipp. Handeln? „Ja, sogar hier beim Essen! Ich habe das Nudelgericht von drei Dollar auf zwei Dollar runter gehandelt“  ist die stolze Erklärung. Toll! Da hat sich die weite Reise ja richtig gelohnt!
Das Essen schmeckt hervorragend und ich handle nicht um den Nudelpreis. Erstaunlich und beeindruckend, was hier mit so wenigen Mitteln gezaubert wird. Es gibt kaltes Wasser aus einem Wasserhahn hinter der „Küche“, die aus einer Feuerstelle und verschiedenen Töpfen besteht. Die Teller sind in einem offenen Regal und das Geschirr wird an dem Wasserhahn gespült. Doch alles macht einen sauberen Eindruck und als ich mir die Hände waschen möchte werde ich freundlich durch die „Küche“ zur Wasserstelle geführt. Das alles mit sehr viel Gastfreundschaft und niemand verlangt dafür einen Dollar!
Jimmy, der meine Essenseinladung dankend abgelehnt hatte, wartet am Parkplatz um mich an den nächsten sehenswerten Punkt zu fahren.

moosbewachsene Steine

Und dieser Punkt ist eine der vielen Attraktionen von Angor Wat. Die von den Baumwurzeln umschlungenen Wände und Mauern des Ta Prohm.

Ta Prohm

Hier ist klar zu erkennen wie stark die Natur ist und der Dschungel  Jahrhunderte alte Gebäude unter sich begräbt. Doch nicht nur Wurzeln bedecken die Steine, sie sind von Moos überwuchert das  in der feucht-warmen Luft natürlich die besten Bedingungen hat. Die grünliche Farbe gibt der Stätte einen besonderen Reiz. Zusammen mit mir ist hier eine chinesische Reisegruppe von ca. 30 Personen und   vermutlich mindestens fünfzig Kameras.  Fotokamera und Videokamera – beides scheint in China zu einer guten Ausrüstung zu gehören. Da gibt es Gruppenfotos und jeder möchte mit jedem auch auf einem Bild zu zweit sein. Es ist fast unmöglich als Einzelperson ein  Foto zu schießen, bei dem das Motiv nicht von der Gruppe verdeckt wird.

die Reisegruppe

Und nun reicht´s! „Sorry! Darf ich auch mal?“ frage ich so höflich wie es geht.  Ja, ich darf!

zwischen den Baumwurzeln

Die Gruppe ist sehr nett, ich komme ebenfalls auf einige Gruppenfotos und dann nochmal  mit einem der Ehemänner. Doch ich habe meine Bilder ohne Gruppe und werde auch mit meiner Kamera geknipst. Nur die Baumwurzeln und ich!
Als ich Jimmy wieder treffe ist es bereits später Nachmittag.  Er fährt mich zu dem noch nicht restaurierten Klosterkomplex Banteay Kdei  und das Schönste ist hier, dass außer mir kein Mensch zu sehen ist.  Ganz alleine! Ein tolles Gefühl!

Banteay Kdei

Danach geht es zurück nach Siem Reap und in das Hotel. Ich muss zugeben, ich bin hundemüde. Es war ein langer Tag- wunderschön aber anstrengend. Vor dem Hotel habe ich mit Jimmy „Lagebesprechnung“.  „Möchtest du morgen wieder nach Angkor Wat?“ fragt er mich mit einem verschmitzten Lächeln. Morgen nochmal bei dieser feuchten Hitze über Stock und Stein durch den Dschungel klettern um  weitere Ruinen und Tempel zu betrachten? Nein, ich denke nicht! Ein Tag reicht, da hatte Jimmy völlig recht. Ich will ja schließlich nicht kambodschanische Geschichte oder Geologie studieren. „Wir können morgen an den Tonle Sap See fahren“ ist Jimmys Vorschlag. „Dort kannst du eine Bootsfahrt machen und eines der schwimmenden Dörfer besuchen.“ Das hört sich gut an! Auf einem Boot werde ich gefahren und auf dem Wasser weht bestimmt ein angenehmes kühles Lüftchen. Das ist eine gute Idee!
„Und heute Abend?“ möchte Jimmy wissen.  Gute Frage, so schön das Hotel auch ist, es liegt doch sehr abseits vom Zentrum. Und jeden Abend auf der Terrasse am Pool verbringen ist auch nicht so prickelnd. Daher verabreden wir uns  für 20ººh, denn Jimmy möchte zuerst nach Hause und sich etwas frisch machen. Gut, das geht mir genauso wie ihm.
Punkt acht Uhr ist Jimmy wieder zurück und setzt mich kurz darauf in der Ortsmitte ab. „Dort drüben entlang geht es zum Markt, da sind auch Restaurants und Geschäfte“ gibt er mir noch auf den Weg mit. „Wann soll ich dich wieder abholen?“ möchte er zum Abschied wissen.  Nun, ich denke 2 ½ bis 3 Stunden reichen. Ich möchte mich nicht unbedingt in ein ausschweifendes Nachtleben stürzen.
Die Zeit nutze ich um über den Markt zu schlendern, meine müden Füße massieren zu lassen und essen zu gehen. Als ich müde und zufrieden wieder an unserem Treffpunkt erscheine ist Jimmy schon am warten. Auf dem Weg zum Hotel berichtet er mir, dass er die Zeit genutzt hat um seine Freunde zu treffen und so ebenfalls einen schönen Abend verbracht hat. Gott sei Dank, da brauche ich kein schlechtes Gewissen zu haben, dass  er so viele Stunden mit mir unterwegs ist.
Am Hotel verabschieden wir uns mit einem fröhlichen „see you tomorrow!“ und sobald ich in meinem Zimmer bin falle ich direkt ins Bett. Sogar die Klimaanlage vergesse ich einzuschalten!

mein vorheriger Bericht ist erschienen unter: https://www.reiseberichte-blog.com/kambodscha-reise-der-grenzubergang-aranyaprathet-auf-dem-weg-nach-siem-reap/

 

Thailand-Kambodscha Reise

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Über den Autor

Elke Hoppe

Vor ca. 20 Jahren bin ich von Deutschland nach Spanien ausgewandert, um auf der Sonnenseite Europas leben zu können. Doch auch von hier aus habe ich das Bedürfnis mehr von der Welt kennen zu lernen. Da es mir zeitlich und beruflich möglich ist, mache ich seit 2005 einmal im Jahr eine „große Reise“. Begleitet werde ich dabei von Edith, meiner Mutter, die vor 18 Jahre ebenfalls aus dem deutschen Regen in die spanische Sonne geflüchtet ist. Bisher hat uns unsere Reiselust nach Asien, Kenia und Peru geführt. Für das Jahr 2009 hatten wir uns für Indien entschieden und dort neben Rajasthan inzwischen auch andere Regionen besucht. Auf den Rundreisen in Indien waren wir in Begleitung von unserem Fahrer Prakash Acharya. Er ist ein zuverlässiger und informativer Reisebegleiter, den ich sehr empfehlen kann. Prakash hat sich vor einigen Jahren selbständig gemacht und falls jemand mit ihm eine Rundreise machen möchte bin gerne bereit den Kontakt herzustellen.

3 Reaktionen bis “ Kambodscha Reisebericht – der berühmte Tempel Angkor Wat ”

  1. Hallo Elke,

    wie immer ein unglaublich toller Reisebericht und Ankor War ist schon lange auf meiner Das-will-ich-sehen-Liste.
    Mal schauen, ob es sich dieses Jahr noch ausgeht. 😉

    Liebe Grüße
    Christina

  2. Elke Hoppe

    Hallo Christine
    schön, dass dir der Bericht gefällt, freut mich riesig! 🙂
    Angkor Wat ist absolut zu recht auf Deiner Liste. Ich drücke dir die Daumen, dass es diese Jahr noch klappt.
    Meine China-Pläne werden übrigens immer konkreter ;-), scheint als ist diese Ziel meiner „das will ich sehen Liste“ sehr nahe gerückt.
    Nochmal danke für deine Tipps und den link dazu.
    Liebe Grüße
    Elke

  3. […] Der vorhergehende Bericht ist erschienen unter: https://www.reiseberichte-blog.com/kambodscha-reisebericht-der-beruehmte-tempel-angkor-wat/ […]

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