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Portugal Urlaub – Lissabons Stadtteil Belém

Dienstag, 01.11.11

Lissabon im Morgenlicht

Heute ist frühes Aufstehen angesagt, die Taschen warten bereits gepackt im Zimmer und wir sind heute bei den ersten im Frühstücksraum. Denn vor unserer langen Autofahrt nach Spanien möchten wir  noch die touristischen „must see“ in dem Ortsteil Belém besichtigen.
Wir haben geplant die Taschen in das Auto zu packen, nach Belém zu fahren und im Anschluss unserer Besichtigungstour direkt nach Spanien durch zu starten.
Doch der ein wenig straffe Zeitplan gerät bereits beim Aus-checken im Hotel ins wanken. Vor uns ist eine Gruppe an der Reihe, die Rechnung betrifft drei Doppelzimmer und irgendwie muss jetzt sofort an der Rezeption nach kontrolliert werden, wer denn wie viel aus der Minibar verzehrt hat. Endlich ist es geschafft, ich bin an der Reihe, zahle unsere Rechnung und werde mir mit Gudrun sicher später einig, wer wie viel Wasser aus dem Hotelkühlschrank genommen hat. Nun rasch über die Straße in die Tiefgarage, Taschen in den Kofferraum und los geht´s. Den Weg nach Belém finden wir, da bin ich mir sicher. Denn als wir vorgestern mit Maria nach Sintra fuhren habe ich auf der Schnellstraße ein Abfahrtsschild mit dem Hinweis „Belém“ gesehen. Das ist zwar kilometermässig ein Umweg, aber so ist es am einfachsten zu finden. Wer weiß, wie viele Einbahnstraßen uns bei einer Fahrt durch die Innenstadt begegnen. Lieber im Bogen außen herum!! Doch wie es auch bei dem besten Plan manchmal ist- er geht schief! Irgend jemand muss gestern im Laufe des Tages das Hinweisschild „Belém“ abmontiert haben. Anstatt in Belém finden wir uns auf der Autobahn in Richtung Porto wieder. Da möchte ich zwar auch gerne mal hin, aber doch nicht heute!

der Turm von Belém

Irgendwann haben wir es dann geschafft, „Belém“ steht angeschrieben und wir brauchen nur noch den Schildern zu folgen.  Da kommt auch schon die erste Sehenswürdigkeit in Sicht, der Turm von Belém. Dieser Turm ist vermutlich das bekannteste Wahrzeichen der Stadt Lissabon und hat als eines der wenigen Bauwerke das große Erdbeben überstanden.
Der Turm wurde 1515 in Auftrag gegeben und es dauerte sechs Jahre bis zu seiner Fertigstellung. Danach begrüßte er als Leuchtturm die ankommenden Entdecker und Handelsschiffe.
Das Innere des Turmes diente bis ins 19. Jahrhundert als Gefängnis und Waffenlager. Damals stand der Turm entschieden weiter im Fluss Tejo, doch durch Aufschüttungen am nördlichen Tejoufer im 19. Jahrhundert ist er nur noch wenige Meter vom Land entfernt und kann angeblich bei Ebbe auch trockenen Fußes erreicht werden. Der Torre de Belém zählt seit 1983 zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Im Turm selbst ist nicht allzu viel zu sehen, doch von den Terrassen haben wir einen guten Blick auf die Brücke des 25.April und die sich am anderen Ufer befindende Christusstatue . Sie ist der Christusstatue in Rio de Janeiro nachempfunden und genau wie diese blickt sie von der Bergspitze auf die gesamte Stadt. Mit dem Besucherstrom gehen wir von Raum zu Raum und versuchen von einem kleinen Turmfenster aus einen Blick auf das berühmte Nashorn zu erhaschen. Doch so sehr ich mich auch bemühe, ich kann kein Nashorn erkennen. Dieser Nashornkopf an der Nordwestseite des Turmes soll die erste plastische Darstellung eines Tieres in Europa gewesen sein. Laut Wikipedia handelt es sich dabei um die Abbildung eines Panzernashorns, welches  Alfonso de Albuquerque 1515 von seiner Indienfahrt mitbrachte.
Doch egal wie sehr ich mir den Hals verrenke, ich sehe nichts außer Mauern. Na ja, das Nashorn ist ja nun auch schon fast 500 Jahren dem Wind und Wasser ausgesetzt. Das macht es sicher nicht deutlicher! Hinter mir drängt eine Reisegruppe in den Raum, auch sie möchten einen Blick auf das Nashorn werfen und ich lasse sie ihr Glück versuchen. Ob sie etwas sehen? Tatsächlich- nach den viele „Ah –ja! Da!“ Rufen zu beurteilen muss ich zum Augenarzt. Nur eins ist merkwürdig, die meisten der Ja-Rufer schauen zum Nordostfenster hinaus. Doch laut Wikipedia ist es die Nordwestseite. Irrt sich Wikipedia? Oder bin es etwa gar nicht ich, die zum Optiker muss?

Brücke des 25. April

„Lass uns doch bis nach oben auf den Turm gehen“ schlägt Gudrun vor. Kein Problem, ich bin ja nun seit 3 Tagen im Steigen von Treppen und Stufen geübt. Doch ich streike trotzdem, denn die nach oben immer schmaler werdende Wendeltreppe ist für den Auf- und Abwärtsverkehr gedacht. Nein danke! Ich warte hier unten und beobachte weitere Reisegruppen. Mal schauen, ob die nächste Reisegruppe auch das Nashorn sieht.
Nein, nach dem Nashorn hält keiner mehr Ausschau und nach einer Weile verlasse ich den schattigen Raum und stelle mich gut sichtbar auf eine der Terrassen in die Sonne. Hier kann mich Gudrun eigentlich nicht übersehen. Oder vielleicht doch?  Sie ist ja nun schon sehr lange auf der Aussichtsterrasse. Ob sie mich in dem Turmzimmer sucht? Nein, hier ist sie auch nicht! Herrje- und jetzt? Habe ich überhaupt ihre Handynummer? Ich schau mal draußen, vielleicht ist sie ja schon längst außerhalb des Turms. Und tatsächlich- da steht sie und schaut sich suchend um. Genau wie am Flughafen letzte Woche, als ich mich beim Abholen um ein paar Minuten verspätet hatte.

Denkmal der Entdeckungen von Portugal

Doch nun geht es weiter zu unserem nächsten Besichtigungspunkt: das Denkmal der Entdeckungen. Dieses, einer Karavelle nachempfundene, Denkmal wurde 1960 anlässlich des 500. Todestages von Heinrich dem Seefahrer gebaut. Seinen Beinamen , der Seefahrer, verdankt er seinen Planungen und Berechnungen der Seewege. Er selbst unternahm keine Entdeckungsreisen, initiierte jedoch die Erschließung eines Seeweges nach Indien. Seine Kenntnisse in Navigation, Kartografie und Schiffbau waren entscheidend für die portugiesischen Entdeckungsfahrten.
Er ist auch derjenige , der auf dem Denkmal ganz vorne an der Spitze zu sehen ist mit einer Karavelle in den Händen. Die Karavelle war ein Segelschiffstyp mit geringem Tiefgang, die sich durch Schnelligkeit und Wenigkeit auszeichnete.
Hinter Heinrich dem Seefahrer stehen auf beiden Seiten des Denkmals insgesamt 33 weitere Personen, die für Portugal in dieser Zeit wichtige Persönlichkeiten waren. Darunter sind Dichter, Seefahrer, Politiker , Wissenschaftler und Geistliche.
Auf dem Boden  vor dem Denkmal befindet sich eine Windrose aus Mosaiksteinen. Eine Reiseleitung erklärt ihrer Gruppe gerade, dass dies ein Geschenk der Republik Südafrikas sei und einen Durchmesser von 50 Metern hat. Die Weltkarte im Zentrum zeigt die Entdeckungen Portugals im 15. und 16. Jahrhundert.

das Jeronimuskloster im Stadtteil Belém

Im Inneren des Denkmals besteht die Möglichkeit mit einem Lift hinaus zu fahren, doch wir beschließen darauf zu verzichten. Wir verbringen lieber ein wenig mehr Zeit im Jeronimuskloster. Denn dies ist nun unser nächstes Ziel.
Bereits beim durchqueren  der weiten Parkanlage können wir die reichverzierte Kalksteinfassade bewundern.
Das Kloster hat Manuel  I in Auftrag gegeben und im Jahre 1544 wurden der Bau fertiggestellt.  Die Bauarbeiten dauerten 42 Jahre und sind vorwiegend mit den Geldern des Überseehandels finanziert worden. Bis 1834 lebte hier der Orden des Heiligen Hieronimus und gab dem Kloster damit seinen Namen. Genau wie der Turm von Belém überstand das Kloster das große Erdbeben ohne größere Schäden. Die größten Verwüstungen, die das Kloster im Laufe der Jahre erlitt, entstanden Anfang des 19. Jahrhunderts durch die Truppen Napoléon Bonapartes.
Doch davon ist heute Gott sei Dank nichts mehr zu sehen und das Kloster zählt ebenfalls  zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Das letzte wichtige Weltgeschehen im Jeronimuskloster ereignete sich 2007, als von den EU-Staaten der Vertrag von Lissabon hier abgeschlossen wurde.

im Inneren des Klosters

In den langen Seitenflügeln sind das Marine- und archäologische Museum untergebracht. Inzwischen haben wir das Kloster fast erreicht und ich schaue hinüber zum Eingang. Ein kleine Warteschlange, aber so wie es aussieht haben wir Glück und müssen nicht so lange warten. Rasch hinüber und anstellen. Das Portal können wir auch noch hinterher anschauen!
Vor uns ist eine Reisegruppe, sie darf nun passieren. Die Dame am Portal wirft einen Blick auf uns –wir dürfen noch mit hinein. Glück gehabt! Das Ehepaar hinter uns muss draußen bleiben. Scheint als dürfen immer nur eine gewisse Anzahl Menschen in das Kloster. Macht ja auch Sinn!
Langsam schlendern wir die Gänge entlang, bestaunen die hohe reichverzierte Decke und das immer wiederkehrende Malteserkreuz an den weit hinaufragenden Säulen. Bei unserer Besichtigung passieren wir auch die Sarkophage verschiedener portugiesischer Könige sowie von Vasco de Gama und der beiden Dichter und Schriftsteller Fernando Pessoa und Luis Camões. Der Sarkophag Vasco de Gamas scheint der bekannteste zu sein, denn er ist derjenige, welcher bei allen meiner bisherigen Besuchen von Fotografen und Besuchern umringt ist.
Nun haben wir das Kirchenschiff durchschritten und sind fast am Altar angelangt. Doch kurz davor geht es nicht weiter, eine grüne Kordel ist gespannt und schneidet uns den Weg ab. Nanu? Dabei sind auch auf der anderen Seite Besucher , ich sehe sie doch  auf den Bänken sitzen. Eine Dame kommt auf mich zu und flüstert in mein Ohr: „Noch 10 Minuten“.  Was meint sie damit? Wird in 10 Minuten die Kordel geöffnet? Am besten wir setzen uns auf eine Bank und warten was geschieht.

Sarkophag Vasco de Gamas in Lissabon

Die Kordel bleibt, was sie meinte war der Beginn eines Gottesdienstes. Klar- heute ist der erste November, ein kirchlicher Feiertag. Wir hören eine Weile zu, zumindest so lange gesungen wird. Doch dann mache ich mich gemeinsam mit Gudrun so leise wie möglich an den Rückzug. Sehr vorsichtig, denn wir möchten ja keinen stören. Erst jetzt realisieren wir, dass das Kloster „touristenfrei“ ist. Für die Dauer des Gottesdienstes ist der Zutritt für Besichtigungen untersagt. Wir sind gerade noch als letzte hineingerutscht. Und nun haben wir den gesamten Teil des hinteren Kirchenschiffs für uns. Und endlich- nach ich weiß nicht wie vielen Besuchen in dem Kloster habe ich die Gelegenheit den Sarkophag Vasco de Gamas zu fotografieren. Ohne andere Urlauber, die mir vor die Linse huschen! Ich wollte schon immer wissen, wie solche Fotos entstehen.
Als wir unseren Besuch beenden und vor die Tür treten steht dort immer noch das Ehepaar, welches nun die Warteschlange anführt. Da hatten wir wirklich Glück, mehr als wir in dem Moment geahnt haben.

auf Wiedersehen Lissabon!

Nun aber los, zurück zum Auto. „Lass uns doch mal schauen, vielleicht ist heute ja auch keine lange Warteschlange für die berühmten Pasteles de Belém“ schlägt Gudrun vor. Cremtörtchen? Schon wieder? Na gut! Wer weiß, wann es wieder portugiesische Cremtörtchen gibt. Die Pasteleria ist nur einige Meter entfernt und Gudrun hatte recht, die Warteschlange ist heute nicht so lang wie Sonntagabend. Trotzdem, es herrscht ein rechtes Gedränge in der Konditorei. Erst an der Kasse bezahlen, dort bekommt Gudrun einen Bon und danach nochmals anstehen um die Törtchen in Empfang zu nehmen. Ob die wirklich so gut sind, dass dies lohnt?
Gespannt probiere ich draußen das angebotene Törtchen. Ja, es schmeckt schon gut. Aber ehrlich gesagt- dafür anstehen würde ich nicht unbedingt. Vielleicht für scharf gewürzte indische Pakora mit Chillisosse- aber für ein Cremtörtchen? Doch das ist natürlich Geschmackssache!
Auf dem Rückweg zum Auto kommt ein kühler Wind auf und der mit Wolken bedeckte Himmel wird immer dunkler. Das schöne Wetter der letzten Tage scheint vorbei zu sein, genau wie unser Wochenende in Lissabon.
Wir sind froh, als wir das Auto erreichen und ins warme Innere steigen können. Und nun heißt es Abschied nehmen, ein letzter Blick auf den Turm von Belém und als wir die Brücke des 25. April überqueren hat Gudrun aus dem Rückfenster nochmals eine fantastische Aussicht auf Lissabon und den Hafen. Ich als Fahrer schaue lieber nicht,doch mit ein wenig Glück kann ich die vor uns liegende Christusstatue ansehen.
Auf Wiedersehen Lissabon! Eine  Stadt, die immer wieder eine Reise wert ist.

Mein vorhergehender Bericht ist erschienen unter:https://www.reiseberichte-blog.com/lissabon-die-stadt-an-der-muendung-des-tejo/

Lissabon- die Hauptstadt Portugals

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Über den Autor

Elke Hoppe

Vor ca. 20 Jahren bin ich von Deutschland nach Spanien ausgewandert, um auf der Sonnenseite Europas leben zu können. Doch auch von hier aus habe ich das Bedürfnis mehr von der Welt kennen zu lernen. Da es mir zeitlich und beruflich möglich ist, mache ich seit 2005 einmal im Jahr eine „große Reise“. Begleitet werde ich dabei von Edith, meiner Mutter, die vor 18 Jahre ebenfalls aus dem deutschen Regen in die spanische Sonne geflüchtet ist. Bisher hat uns unsere Reiselust nach Asien, Kenia und Peru geführt. Für das Jahr 2009 hatten wir uns für Indien entschieden und dort neben Rajasthan inzwischen auch andere Regionen besucht. Auf den Rundreisen in Indien waren wir in Begleitung von unserem Fahrer Prakash Acharya. Er ist ein zuverlässiger und informativer Reisebegleiter, den ich sehr empfehlen kann. Prakash hat sich vor einigen Jahren selbständig gemacht und falls jemand mit ihm eine Rundreise machen möchte bin gerne bereit den Kontakt herzustellen.

2 Reaktionen bis “ Portugal Urlaub – Lissabons Stadtteil Belém ”

  1. Hallo Frau Hoppe,
    ich muss ein Kompliment aussprechen. Der Beitrag ist wirklich super und hat mich bis zum Ende gefesselt (kommt bei so langen Beiträgen eher nicht so oft vor), aber auch das Bildmaterial ist perfekt platziert.
    Ich bin eigentlich jedes Jahr in Portugal, ich bin fasziniert von der Umgebung und den Städten.

    Gruß
    Henning

  2. Elke Hoppe

    Hallo Henning
    vielen Dank für das tolle Kompliment!!! 🙂 Das geht runter wie das gute portugiesisches Olivenöl 🙂 oder der Viño Verde!
    Und es freut mich besonders, dass es von einem Portugal-Kenner kommt.
    Viele Grüße und viel Spaß bei ihrer nächsten Portugal-Reise
    Elke

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