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China Urlaubserlebnis – Shanghai und der berühmte Bund

Mittwoch

Shanghai, der Name hat einen abenteuerlichen Klang für mich

Shanghai, der Name hat einen abenteuerlichen Klang für mich

Schanghai, eine Weltmetropole mit einem Namen  der Abenteuer assoziiert. In meiner Phantasie verbindet sich der Name mit Hafenspelunken, betrunkenen Matrosen, Schiffe die als Seelenverkäufer im Hafen dümpeln  und einem Kapitän mit einem Holzbein. „Tock, tock,tock“ tönt es jedes mal, wenn er über die Schiffsplanken hinkt. Doch auch in der Realität haben dramatische Ereignisse wie Opiumkrieg, extreme Armut neben überschwänglichem Luxus und Kulturrevolution diese Stadt bekannt gemacht.
Heute ist Schanghai mit einer Einwohnerzahl von über 20 Millionen das Symbol für den Wirtschaftsaufschwung Chinas.  Gespannt schaue ich beim Landeanflug aus dem Fenster des Flugzeuges, doch bei dem diesigen Wetter ist nicht viel zu sehen.
Die nächsten vier Urlaubstage werden wir in dieser Weltstadt verbringen.  Doch im Moment stehen wir am Gepäckband und warten auf unsere Koffer. „Wer von uns hat denn die Bordkarten?“ frage ich Edith während ich hektisch in meiner Tasche wühle. Wo sind die Dinger nur?  Inzwischen weiß ich, dass auf chinesischen Flughäfen immer kontrolliert wird, ob der Passagier das richtige Gepäckstück  erwischt hat. Dazu wird am Ausgang der Gepäckabschnitt mit der Bordkarte verglichen. Wenn es überein stimmt, darf man mit dem Koffer passieren. Wenn nicht…………..Gott sei Dank, die Erfahrung bleibt mir erspart! Ich habe die Bordkarten gefunden!
Gelandet sind wir auf dem ca. 13 km entfernten Nationalen Flughafen Hongqiao und wir nehmen uns ein Taxi um in das Zentrum zu fahren. Die nächsten vier Nächte wohnen wir im Riverview Hotel , nicht weit entfernt von der Altstadt Schanghais und mit Blick auf den Bund. Die Taxifahrt scheint endlos und führt uns durch  Häuserschluchten, über Brücken und wir sind allzeit umgeben von Wolkenkratzern. „Oh, wie schrecklich!“ höre ich Edith´s entsetzte Stimme. „Da war Datong aber viel schöner!“  Oh weh!  Es gefällt ihr hier nicht! Dabei habe ich mich besonders auf diese vielseitige und lebhafte Stadt gefreut. „Das muss ja schrecklich sein, hier zu leben“ lautet Edith´s weitere Beurteilung. Besonders heimelig und stilvoll wirken die Hochhäuser  tatsächlich nicht, doch Schanghai ist eine ständig wachsende Stadt mit vielen Zuwanderern aus gesamt China. Dies liegt an dem wirtschaftlichen Wachstum Schanghais und um den Zustrom zu kontrollieren besteht ein streng gehandhabtes Meldesystem. Jeder der sich länger als drei Tage in Schanghai aufhält, muss sich anmelden und erhält eine Aufenthaltsgenehmigung.

was muss ich alles wissen über Shanghai?

was muss ich alles wissen über Shanghai?

Die schnelle Entwicklung Schanghais in den letzten Jahren hat den Wohnungsbedarf stark ansteigen lassen. Man rechnet heute eine Netto-Wohnfläche von 9m2 pro Kopf .
Früher galt Schanghai als eine Stadt mit großer Wohnungsnot, doch seit 1980 wurde die gesamte Wohnfläche Schanghais verdoppelt.
Es sind heute vor allem noch die Altstadtgebiete in denen nach wie vor sehr beengte Wohnverhältnisse herrschen. Da der Baugrund in Schanghai sehr teuer ist, hat die Stadtregierung den Grund und Boden teilweise an ausländische Investoren verpachtet, die dort Banken, Bürogebäude und Hotels bauen.
Inzwischen haben wir den Huangpu River erreicht und es bietet sich uns der erste Blick auf den berühmten Bund, laut meinem Reiseführer eine der schönsten Uferstraßen der Welt. Am Südende biegen wir rechts in eine kleine Gasse und stehen vor dem Riverview Hotel.
Während des Eincheckens sehe ich mich in der geräumigen Hotelhalle um, das macht ja einen sehr guten Eindruck. Nun bin ich mal gespannt, ob das Zimmer wirklich mit Flussblick ist. Oder, wie auch schon erlebt, nur einen Ein -Zentimeter breiten Blick zwischen zwei Häuserecken frei lässt.

Smog

Smog in chinesischen Großstädten 

Doch hier ist es tatsächlich freier Blick auf den Huangpu Fluss bis nach Pudong. Super! Nur sehen können wir nicht viel, der Himmel ist bedeckt mit grau-weißem Dunst und alles liegt unter einem Schleier von Smog. Vor unserer Abreise habe ich gelesen, dass Schanghai 1996 zu einer der am stärksten umweltgeschädigten Städte weltweit erklärt worden ist. Platz vier hat diese Stadt damals erreicht! So wie es heute aussieht, hat sich seitdem nicht viel geändert.
Doch egal, wir werden diese Stadt erkunden und starten heute mit dem Bund. Rasch machen wir uns ein wenig frisch und schon kann es losgehen.
Wir beginnen unseren Spaziergang im Süden und schlendern die Uferpromenade entlang.

Edith vor dem Pearl Tower

Edith vor dem Pearl Tower

Nicht zu übersehen ist das Wahrzeichen Schanghais, der Oriental Pearl Tower. Dieser Fernsehturm wird auch die Perle des Orients genannt und ist das dritt-höchste Gebäude der Welt. „Morgen besichtigen wir Pudong“ erkläre ich Edith „dann fahren wir da hinauf!“
Doch neben der Sicht auf den Pearl Tower bietet der Bund noch andere Sehenswürdigkeiten.  So z.B. zwei Europäerinnen mit hellen Haaren, der Meinung scheinen zumindest viele Chinesen zu sein.  Ob heimlich oder unheimlich, wir werden fotografiert. Manche fragen sehr nett indem sie uns anlächeln, auf ihre Kamera deuten und dann auf uns. Andere wiederum bleiben einfach vor uns stehen und drücken kichernd auf den Auslöser. Manchmal wird die Begleitung des Fotografen zuvor an unserem Arm eingehängt. Widerstand ist vermutlich zwecklos, also lächeln wir mit asiatischer Gelassenheit in die Linse und lassen uns ablichten. Beeindruckend ist, wenn die Kinder gemeinsam mit uns auf das Erinnerungsfoto sollen. Die lieben Kleinen wehren sich! Die Eltern bringen sie in unsere Nähe, das Kind schaut in mein Gesicht, reißt erschrocken die Augen auf  und beginnt panisch zu weinen. Vermutlich entsprechen blonde Locken und blaue Augen nicht dem, was ein kleines chinesisches Kind mit Vertrauen verbindet.
Es  kommt  Wind auf, verteilt die Dunstwolken und wir bekommen ein Stückchen blauen Himmel zu sehen. Vielleicht doch kein Smog? Wäre ja schön!

der Bund

der Bund von Shanghai

Inzwischen haben wir den nördlicheren Teil des Bunds erreicht, wo wir auf der linken Seite die Prachtbauten im Kolonialstil bewundern.  Banken, Konsulate und Hotels reihen sich hier aneinander, Gucci und Armani werben um den Besuch in ihren Geschäften.
Je weiter wir in Richtung Waibaidu-Brücke kommen, um so mehr Menschen befinden sich auf der Promenade. Es wird so voll wie vorgestern an den Longman-Höhlen. „Um Himmels willen, was wollen all die vielen Leute hier?“  stöhnt Edith genervt auf. Es ist immer noch die sogenannte Goldene –Woche, die Tage nach dem chinesischen Nationalfeiertag. Halb China soll in dieser Zeit unterwegs sein um seine Freunde und Verwandte in anderen Orten zu besuchen oder einfach Urlaub zu machen. Ich habe das Gefühl, das war untertrieben. Nicht halb China, ganz China scheint am Reisen zu sein.

eine Hafenrundfahrt ?

eine Hafenrundfahrt ?

Eigentlich hatten wir eine Hafenrundfahrt geplant, doch an der Anlegestelle ändern wir unsere Meinung. „Ach du liebe Zeit!“ entfährt es Edith erschrocken. „Weißt du noch………………..die Schiffsfahrt in Tokio?“ erinnere ich sie. „Hier ist es mindestens genauso überfüllt!“ Die Leute drängen auf das Schiff, von hinten wird geschoben und wer im Innenraum zwischen all die Menschen eingekeilt ist hat von dieser Fahrt reichlich wenig. Wir betrachten uns das Geschiebe noch eine Weile von unserem eroberten freien Platz am Zaun des Bund.
Langsam bummeln wir weiter bis wir die Waibaidu-Brücke erreicht haben.  An dieser Brücke mündet der Wusong-Fluss in den Huangpu und diese Stelle soll ein beliebter Ort für Hochzeitfotos sein. Jetzt am späten Nachmittag mit bewölktem Himmel ist jedoch weit und breit kein Brautpaar zu sehen.

das russische Konsulat

das russische Konsulat in Shanghai

Auf der anderen Seite der Brücke liegt das 1917 von einem deutschen Architekten gebaute Russische Konsulat. Mit seiner auffallend weißen Fassade und dem russischen Wappen ist es nicht zu übersehen.
Dahinter befindet sich auch die einst als „Broadway“ bekannte Straße. In ihr befanden sich  in den 30iger Jahren die Kneipen, Opiumhöhlen und schummrigen Bordelle. Doch wir bleiben auf der Seite des Bund und schauen uns den Huangpu Park mit dem Denkmal der Volkshelden an. Es ist der kleinste und älteste Park Schanghais.
„Lass uns so langsam zurück gehen“ schlage ich vor. Denn der Wind wird frisch und meine Füße müde. Außerdem muss ich mir noch irgendwo ein Feuerzeug kaufen, meine in Luoyang gekauften mussten dort am Flughafen bleiben. Wie machen das die chinesischen Raucher?
Vielleicht ist es eine gute Geschäftsidee, direkt vor den Ankunfts-Terminals der Flughäfen ein Feuerzeug-Verkaufs-Stand zu eröffnen? So als Kette, die an jedem chinesischen Flughafen zu finden ist?

Mao Statue

Mao Statue

Den Rückweg machen wir nicht direkt auf dem Bund, sondern auf dem tiefer gelegenen Fußgängerweg entlang der Autostraße. Doch unsere Hoffnung hier sei weniger Betrieb erfüllt sich nicht. Vor allem an der  Mao-Statue ist großer Andrang, sie scheint als ein beliebter Treffpunkt zu gelten. Junge Leute sitzen davor und plaudern, Urlauber machen Fotos  und Kinder nutzen den Platz um zu spielen.
Es beginnt bereits zu dämmern, als wir die 1908 erbaute Wettersignalstation erreichen. Heute fungiert sie als Bar mit Dachterrasse, das Atanu genannt. „Lass uns dort einen Drink nehmen, vielleicht haben die ja sogar ein Restaurant“  animiere ich Edith. Restaurant haben sie zwar keines, dafür hat man von hier oben jedoch einen fantastischen Blick auf Pudong und den Bund. Nach und nach gehen mit zunehmender Dunkelheit die Lichter an. Lichtreklamen, die 40ig-stöckige Hauswände einnehmen, erleuchten und spiegeln sich im Fluss wieder. Genau das Richtige für unseren ersten Abend in Schanghai! Wir lassen im Atanu unseren Ankunftstag  in dieser Stadt ausklingen, bevor wir langsam zurück zum Hotel spazieren.

abends auf der Terrasse von Atanu

abends auf der Terrasse von Atanu

Nach einem Abendessen im Restaurant gehen wir zufrieden auf unser Zimmer. Ein schönes Hotel, eine aufregende Stadt und morgen werden wir Pudong erkunden.  Die Goldene Woche ist ja schon fast vorbei, es werden jetzt bestimmt jeden Tag weniger Menschen unterwegs sein.

Der vorhergehende Bericht ist erschienen unter: https://www.reiseberichte-blog.com/china-abenteuerreise-die-longman-hoehlen-in-luoyang-und-ein-ausflug-zum-shaolin-kloster/

 

China- Reise September 2012

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Über den Autor

Elke Hoppe

Vor ca. 20 Jahren bin ich von Deutschland nach Spanien ausgewandert, um auf der Sonnenseite Europas leben zu können. Doch auch von hier aus habe ich das Bedürfnis mehr von der Welt kennen zu lernen. Da es mir zeitlich und beruflich möglich ist, mache ich seit 2005 einmal im Jahr eine „große Reise“. Begleitet werde ich dabei von Edith, meiner Mutter, die vor 18 Jahre ebenfalls aus dem deutschen Regen in die spanische Sonne geflüchtet ist. Bisher hat uns unsere Reiselust nach Asien, Kenia und Peru geführt. Für das Jahr 2009 hatten wir uns für Indien entschieden und dort neben Rajasthan inzwischen auch andere Regionen besucht. Auf den Rundreisen in Indien waren wir in Begleitung von unserem Fahrer Prakash Acharya. Er ist ein zuverlässiger und informativer Reisebegleiter, den ich sehr empfehlen kann. Prakash hat sich vor einigen Jahren selbständig gemacht und falls jemand mit ihm eine Rundreise machen möchte bin gerne bereit den Kontakt herzustellen.

Eine Reaktion bis “ China Urlaubserlebnis – Shanghai und der berühmte Bund ”

  1. […] Mein vorhergehender Bericht ist erschienen unter: https://www.reiseberichte-blog.com/china-urlaubserlebnis-shanghai-und-der-beruehmte-bund/ […]

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