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China Urlaubsreise – die Grosse Mauer Mutianyu und die Ming Gräber

Mittwoch

die Große Mauer bei Mutianyu

die Große Mauer bei Mutianyu

Heute ist der dritte Tag unserer Reise und wir werden das berühmteste Bauwerk  Chinas besuchen.  Die Große Mauer, die das damalige China vor den feindlichen Nomaden aus dem Norden schützen sollte.
Für diesen Ausflug hat uns Jason, den wir gestern kennen lernten, ein Taxi bestellt und wie verabredet ist der Fahrer pünktlich um 9ººh an der Hotelrezeption um uns abzuholen.
„Good moling“ begrüßt er uns freundlich. Ach, wie schön! Er spricht englisch! Doch bedauernd meint er „Solly! No english!“   Aber er weiß wo wir hin möchten? Ich zeige ihm die Bilder in meinem Reiseführer und deute sicherheitshalber auf den Namen, Mutianyu. Er lächelt,  nickt und wiederholt „Mutianyu!“
Ich habe diesen Abschnitt der chinesischen Mauer ausgesucht, damit wir den vielen Touristenströmen in Badaling entgehen.  Das ein wenig weiter entfernte Mutianyu  soll wesentlich weniger besucht sein. Der zweite Grund ist sehr pragmatisch, es gibt dort eine  Seilbahn.
Nach ca. einer Stunde haben wir unser Ziel erreicht und der Fahrer zeigt uns, wo wir die Tickets für die Seilbahn bekommen.  Trotz  Gondel geht es nicht ohne Anstieg, sondern eine Gasse und  viele Treppen führen zu der Bahnstation. Doch  einfach erstürmt man die chinesische Mauer natürlich nicht, heutzutage erschweren zahllose Souvenirverkäufer den Zugang für die Nomaden aus dem fernen Westen. Ich brauche jedoch keinen grünen Tee, kein T-Shirt und auch keinen Schmuck. Vielleicht einen Strohhut? Nein, auch keinen Strohhut! „So einen Hut muss ich aber noch haben“ meint Edith „damit gehe ich dann zu Hause in meine Stammkneipe!“  Wirklich? „Den kannst du bestimmt auch in Hongkong kaufen“ erkläre ich ihr „sonst muss du den immer im Handgepäck tragen.“  Das Argument überzeugt und kurz darauf erreichen wir die Gondel .
Zügig geht es nach oben und die Sicht ist fantastisch. Gott sei Dank hatte Petrus heute ein Einsehen mit uns, der Himmel ist blau und klar.
Schon unterwegs können wir die Mauer mit einem der Wachtürme erkennen, ein beeindruckendes Bauwerk. Laut Wikipedia wurde mit dem Bau der Mauer  im 7.Jahrhundert  v.Chr. begonnen. Über die Länge des Bauwerkes gibt es verschiedene Aussagen. Die ersten Angaben  beliefen sich auf 6.000 km, was von den chinesischen Behörden im Jahre 2009 auf knapp 9.000 km berichtigt wurde. In dieser Berechnung hat man auch Naturbarrieren wie Berge und Flüsse mit eingerechnet. In den neusten Erhebungen aus dem Jahr 2012  des chinesischen Amtes für Kulturerbe ist jedoch die Rede von fast 22.000 km. Die Begründung für die große Differenz ist, laut  Wikipedia, dass zuvor nur die Abschnitte aus der Ming-Dynastie berechnet wurden.
Da ist die ursprüngliche chinesische Längenangabe  doch entschieden einfacher. Danach misst die Mauer 10.000 Li. Li ist eine Längenangabe, steht jedoch auch für Unendlichkeit oder  unzählbare Menge.  Eine sehr weise Berechnung und Bezeichnung.

eine Stiftung der Firma Henkel

eine Stiftung der Firma Henkel

Die Mauer  wurde im Laufe verschiedener Dynastien in den letzten 2.000 Jahren mehrfach ausgebaut.
Heute wird sie durch staatliche Finanzierung ständig renoviert, vor allem die  von Touristen besuchten Abschnitte bei Peking. Auch internationale Firmen setzen sich für den Erhalt der Mauer ein, wie eine 1989 in Stein gemeisselte Danksagung an die Firma Henkel  zeigt.
Doch ein großer Teil ist in sehr schlechtem Zustand und in manchen Gegenden werden die Steine von Dorfbewohnern zum Hausbau verwendet. 1987 wurde die Mauer von der UNESCO als Weltkulturerbe erklärt und seit 2006 steht dieses historische Denkmal unter Schutz. Ein Jahr später wurde die Mauer im Rahmen einer Privatinitiative zu einem neuen Weltwunder erklärt.
Wir beginnen unseren Spaziergang an dem Wachturm oberhalb der Seilbahn und wenden uns als erstes nach links. Wir haben Blick über die Berge und sehen die Mauer, die sich  bergauf und bergab durch die Wälder zieht. Unendlich scheint dieses Bollwerk zu sein. Es geht hinauf und hinunter, dazwischen sind als Stolperfallen ein paar unregelmäßige Stufen und gelockerte Steine. Es stimmt, der Abschnitt bei  Mutianyu ist nicht in so gutem Zustand wie vermutlich Badaling. Trotzdem es war die richtige Entscheidung  diesen Mauerabschnitt zu besuchen.  Vor meinem inneren Auge sehe ich die Bilder der Mauer aus dem Internet, mit Menschen über Menschen und dazwischen die Reiseleiter mit bunten Fähnchen. Hier sind wir fast alleine, es ist einfach traumhaft.  Und die Seilbahn ist ebenfalls eine gute Idee, denn hier oben haben wir genügend Möglichkeiten unsere Fitness zu zeigen.

Mutianyu

eine Verschnaufpause auf der Mauer

Ein chinesischer Händler hat sich hier mit  Tisch, Sonnenschirm und einem Angebot an Getränken nieder gelassen. Da hat er aber jeden Tag eine Menge zu tragen, auch wenn er die Ware hier oben an der Seilbahn lassen kann.  Der Gedanke lässt die Frage nach dem Bau der Mauer aufkommen. Wie hat man nur all die Steine hier herauf gebracht? Seilbahn gab es damals ja noch keine.  Und Gewerkschaften auch nicht!  Während des ersten Bauabschnittes haben rund 1 Millionen Zwangsarbeiter für  den Wall aus Lehm, Sand und Stein hier gearbeitet.
Die vor Erschöpfung oder durch Unfälle umgekommenen Menschen sollen als „Füllmaterial“ gedient haben. Daher wird die Große Mauer auch oft als der längste Friedhof der Welt bezeichnet. Ein etwas makaberer Gedanke, wenn ich hier so über die Steine wandere.
„Möchtest du noch weit gehen?“ fragt mich Edith, nachdem sie einen weiteren Blick nach oben geworfen hat, wo sich die Mauer wie ein steinerner  Drache  entlang der Berge windet. „Du kannst ruhig noch ein Stück gehen“ erklärt sie mir, „aber meine Knie machen nicht mehr mit. Wir müssen ja auch wieder zurück, ich warte hier.“  Oh weh, aber bei den vielen ungleichmäßigen Treppen ist das kein Wunder, da leiden irgendwann sogar gesunde Knie. Ich gehe noch weiter bis zum nächsten Wachturm, dann kehren wir gemeinsam um.  Bei der Bahnstation klettern wir vorsichtig die hohen Stufen hinunter und halten nach einem Sitzplatz Ausschau. Nicht so einfach, denn jeder hier hat das Bedürfnis zu verschnaufen.
Eine chinesische Gruppe sieht unseren suchenden Blick und winkt uns heran. Sie sitzen auf einem großen flachen Felsen, rücken ein wenig zusammen und machen  für uns Platz. „Xiexie!“ versuche ich mit einem freundlichen Lächeln mein chinesisches „Danke“ an den Mann zu bringen. Doch keiner scheint mich zu verstehen, also wiederhole ich es auf englisch „Thank you!“ Das klappt, zwei Frauen strahlen mich an, lachen und sagen : „Ohh! Xiexie!“ Wo war da jetzt  der Unterschied?  „Das heißt Xiexie“ raunt mir Edith leise ins Ohr.  Ach so!?!
Da sich Edith ja offensichtlich problemlos verständigen kann, entschließe ich mich sie hier zu lassen und noch ein Stück der östlichen Mauerseite zu besichtigen.

die Ostseite der Mauer

die Ostseite der Mauer

Auch jetzt  habe ich einen grandiosen Blick, doch zu dieser Seite sind entschieden mehr Menschen unterwegs. Zwei Schulklassen hüpfen mit freudigem Lachen die Stufen auf und ab während sich andere Touristen versuchen durch die Kinderschar zu drängen. In dieser Richtung geht es zu einem Sessellift,  mit dem man ebenfalls zurück in das Tal kommt. Daher entscheiden sich viele Besucher  für diesen Rundgang .
Es soll auf dieser Seite  auch eine Rodel- bzw. ein Art Rutschbahn geben, auf der man den Rückweg antreten kann.  Doch ich bleibe der Gondelbahn treu und kehre um. Mal sehen was Edith ihre Chinesischkenntnisse machen.  Doch sie ist inzwischen im Gespräch mit einer jungen Frau aus Deutschland und ist ganz überrascht, dass ich schon wieder da bin. Ihre Gesprächspartnerin hat den Aufstieg zu Fuß gemacht und ist noch ein wenig außer Atem.  Bewundernswert, wie lange hat der Aufstieg denn gedauert? „Zwei- ein-halb Stunden“  berichtet sie mir schwer atmend. „Wenn ich gewusst hätte, dass es eine Seilbahn gibt, hätte ich mich nie so abgequält.“
Edith und ich verabschieden uns von der sportlichen Dame und machen uns auf den Rückweg zum Parkplatz.  Chen, so hat sich unser  Fahrer vorgestellt, hält schon nach uns Ausschau.
Von hier geht es nun weiter zu den Ming Gräber und sicherheitshalber zeige ich Chen noch einmal ein Bild in meinem Reiseführer.
Eine halbe Stunde später haben wir bereits unser Ziel erreicht. Anhand einer Karte erklärt uns Chen wo wir sind und an welcher Stelle er uns wieder abholt. Wir müssen einfach geradeaus auf die andere Seite der Anlage, dort ist ein Parkplatz an dem er wartet. Klappt doch, auch ohne Englisch!

konfuzianischer Beamter aus Stein

konfuzianischer Beamter aus Stein

Wir betreten die einst als „verbotenes  Land“ benannte Anlage durch das Ehrentor. Früher  war dieser Grabbezirk  von hohen Mauern umringt und stand unter strenger Bewachung. Es gibt auf diesem Gelände 13 kaiserliche Gräber, von denen jedoch nur drei  zu besichtigen sind.
Angelegt wurden diese Grabstätte  von Kaiser Yongle, der auch die verbotene Stadt bauen ließ. Die Ming Gräber wurden von der UNESCO 2003 als Weltkulturerbe erklärt.

der Seelenweg

der Seelenweg

Der vielleicht bekannteste oder meist fotografierte Teil der Grabanlage ist vermutlich der Seelenweg, auch Heilige Straße oder Geisterallee genannt.  Hier stehen rechts und links des kerzengerade verlaufenden  Weges  monumentale Tierfiguren sowie konfuzianische Beamte aus Stein. Wie hoch mögen diese Figuren sein? Ich stelle mich mit meinen 1,72 Metern daneben und reiche einem der Stein- Beamten bis kurz über die Ellbogen. Ich schätze, die Figuren müssen eine Höhe von ca. 2,50 Meter haben.  Die Tierwelt ist mit Kamelen, Elefanten und Pferden verewigt.

Löwe oder Phantasiefigur

Löwe oder Phantasiefigur

Eine Figur gibt Rätsel auf, ich bin mir nicht so ganz klar was es sein soll. Eine Phantasiefigur? Oder ein freundlich lächelnder Löwe mit ondulierter und gestylter Mähne?  Egal, die Figuren sind beeindruckend und wir genießen diesen ebenerdigen Spaziergang.

getarnter Lautsprecher

getarnter Lautsprecher

Schön hier, alle sehr harmonisch und im Hintergrund klingt leise klassische Musik. Wo kommt die nur her?  Irgendwo müssen doch Lautsprecher sein?  Doch nicht nur Musik erklingt, an einigen der Figuren ertönt eine erklärende Stimme, sobald wir davor stehen bleiben. Irgendwer erklärt auf chinesisch etwas über die Figuren. Nach einer Weile ist  die Tarnung gelüftet. Lautsprecher  sind in künstlichen  Baumstümpfen versteckt und somit der Landschaft angepasst.  Sprechende Baumstümpfe, was es nicht alles gibt!
Langsam schlendern wir zu den einzelnen Gräbern und genießen bei diesem Rundgang das schöne Wetter und die wärmende Sonne.
Am Ausgang  werden wir von Chen uns in Empfang genommen und zum Auto begleitet.
Chen fährt  zurück nach Peking, wo er uns am Hotel absetzen soll.  Doch ich möchte gerne, anstatt am Hotel, am Himmelstempel mit  der Halle für Erntegebete abgesetzt werden. Ob ich das Chen mit Hilfe des Bildes in meinem Reiseführer erklären kann? Er braucht auch nicht warten, wir fahren dann einfach mit der Metro zurück.  Für diese Erklärung verwende  ich den Stadtplan, in dem die Metroverbindungen eingezeichnet sind. Chen nickt  und benutzt eines seiner Englischvokabeln : „Yes!“   Das klappt ja besser als ich dachte, super!
Doch in Peking kommen mir Zweifel. Wo fährt er nur hin? Ich zeige ihm noch zwei mal das Bild, doch Chen nickt und scheint sich über mein Gebaren zu wundern. Es geht durch kleine Gassen, verstopft durch Mopeds, Autos und Fahrräder. Warum fährt er nicht auf der Hauptstraße und an der Metrostation nach links? „Warte ab“ beruhigt mich Edith „er weiß sicher, was er macht.“  Na hoffentlich, wer weiß wo er uns nachher absetzt. „Er hat dich verstanden“ meint Edith voller Gottvertrauen „ich bin mir ganz sicher.“  Und sie behält recht, Chen hat uns lediglich zu einem anderen Eingang gebracht als ich erwartet habe. Vielleicht,  weil wir dann nur in eine Richtung müssen um die Metrostation zu erreichen. Danke Chen!

am Himmelstempel

am Himmelstempel

Wir betreten den Park, der rundum von einer Mauer umgeben ist. Schon alleine der Park ist es wert besucht zu werden.  Eine bunte, blühende Vielzahl von Blumen, Rosenbeete und Grünanlagen zum Verweilen. Der Park  ist gut besucht, er scheint ein Treff für jung und alt zu sein. Hier wird miteinander getanzt, erzählt, Karten oder Majong  gespielt  und musiziert. Andere wieder betätigen sich sportlich mit Taiji, Kampfsport oder Jogging.

Halle der Erntegebete

Halle der Erntegebete

Wir gehen bis zu der Halle der Erntegebete, in  der jedes Frühjahr der regierende Kaiser um ein gutes Gedeihen der Saat bat. Die Halle soll eines der schönsten Gebäude Pekings sein, was ich nur bestätigen kann. Die weiße Marmortreppe, das blau glasierte Dach und die goldenen Verzierungen lassen mich einen Moment den Atem anhalten. Toll!  Genau so habe ich mir das vorgestellt!
Von der Halle der Erntegebete führt ein breiter Spazierweg mit großen roten Lampenions weiter zum nächsten Tempel. Auch hier ist im Hintergrund leise klassische Musik zu hören, diesmal sind die Lautsprecher als Laternen getarnt. „Toll!“ schwärmt Edith „so viele Blumen und so liebevoll angelegt, einfach schön.“
Auch der nächste, kleinere Tempel ist einen Besuch wert. Die Farben und die Harmonie der Gebäude  kommen besonders im Abendlicht zur Geltung.

Abendlicht

Abendlicht

„Wir sollten uns so langsam auf den Heimweg machen“ erinnert mich Edith „schließlich möchten wir heute Abend ja noch eine Peking –Ente essen.“  Oh ja, richtig! Wir haben dazu auch schon ein entsprechendes Lokal ausgesucht. Es liegt zwischen Metrostation und unserem Hotel und da im Fenster jeden Tag frische Enten hängen sind sie dort bestimmt auf Peking-Ente spezialisiert. Wir haben dem Lokal auch schon einen Namen gegeben: der Entenkönig!
Wir machen uns also auf die Suche nach dem Ausgang in Richtung Metro. Ich frage an einem der Ausgänge nach  indem ich den Metroplan zeige und erfahre dadurch, dass wir so ziemlich am anderen Ende des Parks sind.  Oh je, wir sind so viel gelaufen, so schön wie der Park auch  ist. Unsere Beine und Füße sind jetzt müde, es war ein langer Tag.
Etwas eine Stunde später sitzen wir endlich in der Metro. Ja, wirklich wir sitzen! Da haben wir richtig Glück gehabt.  „Gleich ins Restaurant oder erst ins Hotel?“ möchte Edith von mir wissen. Erst ins Hotel, ein wenig frisch machen, Haare kämmen und was man sonst so braucht um sich wieder wohl zu fühlen. Und dann geht es zum Entenkönig, so eine knusprige Peking-Ente haben wir uns nach dem schönen aber anstrengenden Tag verdient.
Und da die Peking-Ente in Peking ein „Muss“ ist, verzichte auch ich heute auf Brokkoli & Co.
In dem Restaurant sind wir die einzigen Westler und auch die einzigen mit genaueren Englischkenntnissen. „Peking-Duck!?!“  fragt lächelnd die freundliche und hilfsbereite Bedienung, die uns einen Platz an einem der langen Tische zugewiesen hat. Ich lächle und nicke.  „ Drink?“  ist, mit der entsprechenden Handbewegung um Missverständnissen vorzubeugen, die nächste Frage.  Ich lächle, nicke und sage: „Two beer“.  „Beer big!“ ist der Hinweis der jungen Dame, da die Bierflaschen in China Litergrösse haben. „Two beer!“ bestätige ich meine Bestellung. Sie lächelt und nickt. Als sie mit den Getränken kommt legt sie mir ein weiteres Mal die Speisekarte vor und spricht in chinesisch auf uns ein. Was meint sie? Ist die Ente ausverkauft?  „Long time duck“  versucht sie es mit Englisch. Aha, sie möchte bestimmt, dass wir vorher eine Vorspeise nehmen wegen einer langen Wartezeit. Vermutlich sieht man uns unseren Hunger an.  Sie zeigt auf einige chinesische Schriftzeichen und  macht ein fragendes Gesicht. Ich lächle und nicke.

Quarkbällchen und dann Peking -Ente

Quarkbällchen und dann Peking -Ente

Kurz darauf kommt unsere Vorspeise, stolz stellt sie den Teller vor uns. Es ist ein längliches Gebäck, innen so etwa wie Quarkbällchen. Das ganze ist mit Honig beträufelt. „Süß!“ sagt Edith mit Entsetzen in der Stimme. „Das ist doch eher ein Nachtisch.“ Stimmt, aber andere Länder, andere Sitten. Und sie hat es bestimmt nett gemeint. Da kommt sie auch schon strahlend an unseren Tisch. „Good?“ möchte sie  wissen. Ich lächle und nicke. „Wenn wir das alles essen, dann bekomme ich keinen Bissen von der Ente herunter“ stellt Edith absolut richtig fest. Wir müssen also einige Quarkbällchen stehen lassen. Tut mir leid, und ich versuche ihr mit Handzeichen auf meinem Bauch zu verdeutlichen, was ich meine. Sie lächelt und nickt.
Endlich kommt die lang ersehnte Peking-Ente. Doch auch hier ist der Geschmack ein wenig anders. Ich erfahre hinterher, dass in China nicht das Fleisch der Ente,  sondern die knusprige Haut die Delikatesse ist. Und je fetter desto besser. „Also die Ente ist nicht schlecht“  kommt Edith ihr vorsichtiger  Kommentar. „Doch Zuhause in Torremolinos  schmeckt sie mir schon besser. Irgendwie hat das hier nicht viel Geschmack, da fehlt was“  sinnt sie als Hausfrau nach. Egal was es ist, ich bin nicht unbedingt begeistert. Und dann noch diese Quarkbällchen-Kombination, dass liegt so richtig schwer im Magen.  Das hatten wir uns ein wenig anders vorgestellt.
Trotzdem, als die nette Dame fragt ob es gut war, erhält sie ein Lächeln und Nicken.
„Puh, das liegt aber schwer im Magen. Sehr fett!“ klagt auch Edith, als wir nach  einem weiteren Lächeln und Nicken wieder auf der Straße stehen.
Da haben wir doch gestern Abend ein Kiosk in der Nähe des  Hotels gesehen, oder? Wir machen einen kleinen Umweg und tatsächlich, dort werden auch alkoholische Getränke verkauft. Wir  erstehen  eine Flasche Whisky und in unserem Zimmer genießen wir heute einen großen Verdauungsschnaps! Prost! Auf den Entenkönig und eine angenehme Nachtruhe. Und die haben wir, egal ob es an dem Whisky oder an einem schönen, aber auch sehr  langen Tag liegt.

der vorhergehende Bericht ist erschienen unter: https://www.reiseberichte-blog.com/china-rundreise-peking-und-die-verbotene-stadt/

China- Reise September 2012

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Über den Autor

Elke Hoppe

Vor ca. 20 Jahren bin ich von Deutschland nach Spanien ausgewandert, um auf der Sonnenseite Europas leben zu können. Doch auch von hier aus habe ich das Bedürfnis mehr von der Welt kennen zu lernen. Da es mir zeitlich und beruflich möglich ist, mache ich seit 2005 einmal im Jahr eine „große Reise“. Begleitet werde ich dabei von Edith, meiner Mutter, die vor 18 Jahre ebenfalls aus dem deutschen Regen in die spanische Sonne geflüchtet ist. Bisher hat uns unsere Reiselust nach Asien, Kenia und Peru geführt. Für das Jahr 2009 hatten wir uns für Indien entschieden und dort neben Rajasthan inzwischen auch andere Regionen besucht. Auf den Rundreisen in Indien waren wir in Begleitung von unserem Fahrer Prakash Acharya. Er ist ein zuverlässiger und informativer Reisebegleiter, den ich sehr empfehlen kann. Prakash hat sich vor einigen Jahren selbständig gemacht und falls jemand mit ihm eine Rundreise machen möchte bin gerne bereit den Kontakt herzustellen.

3 Reaktionen bis “ China Urlaubsreise – die Grosse Mauer Mutianyu und die Ming Gräber ”

  1. Schöner ausführlicher Reisebericht und hübsche Bilder. Die Chinesische Landschaft und Kultur ist einfach atemberaubend schön!

  2. Elke Hoppe

    Vielen Dank für den netten Kommentar 🙂
    China gehört mit zu meinen schönsten Urlauben, ein faszinierendes Land.
    Viele Grüße
    Elke Hoppe

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