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Reisebericht Indien Rundreise: Von Delhi über Agra nach Sariska

Jaipur Palast der Winde

Jaipur Palast der Winde

Wir sind oft vor einer Reise nach Indien gewarnt worden. Zu heiß, zu anstrengend, zu anders. Dass eine Reise nach Indien nicht nur angenehm werden könnte, das wussten wir schon bei der Buchung. Indien ist kein einfaches Land, um es zu bereisen. Meine Frau und ich sprechen nicht gut englisch, und wir sind auch nicht die Mutigsten, was Alleinreisen angeht. Also entschließen wir uns, bei einer geführten Rundreise das Land kennen lernen und uns auf unseren Reiseleiter verlassen. Mit klopfendem Herzen fahren wir los. Was wird uns erwarten? Uns ist beim Flug ein bisschen bange und wir fragen uns, auf was für ein Abenteuer wir uns da eingelassen haben. Man kann sich unsere Erleichterung vorstellen, als sich herausstellt, dass der Reiseveranstalter den wir ausgesucht hatten, sich in Delhi als sehr kompetent herausstellt. Am Flughafen in Frankfurt treffen wir auf andere Reisende. Wir erkennen uns an dem Kofferanhänger in Form des neuseeländischen Vogels. Ein paar von ihnen teilen unsere Aufregung. Bei vielen war eine Reise nach Indien schon immer ein großer Wunsch, aber allein hätte sich keiner getraut. Doch unsere Bedenken sind umsonst. Gleich am Flughafen werden wir von einem Mann mit einem Schild abgeholt, auf dem groß der Reiseveranstaltername steht. Wir atmen auf, denn danach kommen wir an mindestens hundert brüllenden Taxifahrern vorbei, die den Fluggästen ihre Dienste anbieten. Wir sind froh, dass wir unserem Reiseleiter einfach nur zu folgen brauchen. Vor dem Flughafen wartet unser Bus, der uns in unser Hotel bringt. Die Koffer werden verladen, wir müssen uns um nichts mehr kümmern. Jetzt können wir zum ersten Mal ein paar Eindrücke vom Land sammeln, der Reiseleiter stellt sich vor und begrüßt uns herzlich. Am Hotel übernimmt er die Formalitäten, wir müssen uns wieder um nichts kümmern. Wir bekommen das Zimmer 210. Dann können wir uns erst einmal ausruhen. Das haben wir auch nötig, denn die Luft ist schwül und drückend, und meine Frau muss sich erst daran gewöhnen. Der Flug ist anstrengend gewesen, so lange sind wir bisher noch nicht geflogen. So bleiben wir im Hotel und essen später hier zu Abend, bevor wir uns auf unser Zimmer begeben.

Am nächsten Tag geht die Reise richtig los. Unser Bus ist ein moderner Reisebus, wir hatten schon Angst, es könne sich um einen Bus handeln wie die öffentlichen, die anmuten, als wären sie aus den 1960er Jahren. Doch wir verfügen über allen Komfort, von einer Klimaanlage über bequeme Sitze bis hin zu einem Fernseher, der allerdings nie an ist. Mit dem Bus besichtigen wir die Stadt, sehen die schönsten Gebäude – unter anderem die Jama Masjid Moschee und das Gandhi Denkmal – und die wichtigsten – die Residenz des Präsidenten und das Parlamentsgebäude. Von hier wird das riesige Land also mehr oder weniger erfolgreich geführt. Dann geht es weiter zum Sariska Tiger Nationalpark. Hier dürfen wir in einer der schönsten Unterkünfte nächtigen: Das Hotel Sariska Palace gehört zu den sogenannten Heritage Hotels. Diese Hotelart gibt es vor allem in Rajasthan. Dabei handelt es sich um ehemalige Paläste, Festungen oder Villen reicher Kaufleute. Sie wurden zu Hotels umgebaut wurden, wobei so wenig wie möglich an der ursprünglichen Bausubstanz verändert wurde. Das Sariska Palace wurde 1892 vom Maharaja Jai Singh erbaut und diente ursprünglich als königliches Jagdschloss. Jedes Zimmer hat einen eigenen Charme. In unserem Zimmer steht ein Bett, das mit feinen Schnitzereien versehen ist. Es ist sicher auch schon alt und sehr schön. Ein großer, vergoldeter Spiegel hängt gleich daneben an der Wand, und die Stühle sind gemütliche hohe Lehnstühle. Man kommt sich fast vor wie der Maharaja selbst. Da die Beleuchtung im ganzen Hotelkomplex eher eine schöne Atmosphäre als gute Sicht verbreitet, wäre allerdings eine Taschenlampe manchmal ganz hilfreich gewesen. Aber das schmälert in keiner Weise die Besonderheit dieser Unterkunft.
Heute machen wir einen Kamelritt in ein nahe liegendes Dorf. Eine Frau weigert sich, auf einem Kamel zu reiten, sie kann stattdessen mit dem Auto mitfahren. Diesen Service finde ich sehr gut, immerhin habe ich mir bei der Ausschreibung der Reise schon gedacht, dass es evtl. ein paar Dinge geben könnte, die einige Teilnehmer vielleicht nicht mitmachen wollen. Die Dorfbewohner laden uns unter die Vordächer ihrer Lehmhäuser ein. Hier im Schatten ist es angenehm kühl, und wir bekommen eine Tasse Tee. Zuerst habe ich keine Lust auf ein warmes Getränk, aber der Tee nimmt die innere Hitze. Wir haben nicht den Eindruck, dass die Menschen hier besonders viel besitzen, aber sie sind so unglaublich gastfreundlich, und als Gegengeschenk geben wir den Kindern die leeren Wasserflaschen, die wir dabei haben. Anscheinend können sie sie gut für die Milch ihrer Ziegen brauchen, erklärt der Reiseleiter. Erst spät kommen wir zurück zu Hotelpalast.

Am nächsten Morgen brechen wir sehr zeitig auf. Schon vor dem Frühstück müssen wir los, und ich bin ein wenig ungehalten, eigentlich brauche ich meinen Kaffee morgens. Aber der Reiseleiter erklärt uns, dass wir die Tiere am ehesten morgens sehen. Wir werden ein wenig enttäuscht, Tiger entdecken wir keine, dafür aber ein paar Stachelschweine und eine Unmenge Affen.

Tempel Affe

Tempel Affe

Vor denen sollte man sich in Acht nehmen, sie haben nur wenig Scheu vor Menschen. In Jaipur wollte ein kleiner Affe einem Reiseteilnehmer, der eine silberne Brille trug, diese entreißen. Der Mann trug einen Kratzer im Gesicht davon, seine Brille konnte er retten und steckte sie vorsichtshalber ein. Erfahrungen mit Affen haben wir noch mehr gemacht in Indien, sie trieben sich überall herum, vor allem in den großen Städten, in denen sie vom Abfall leben oder einfach von den Tellern der Menschen klauen, wenn sie die Gelegenheit dazu haben.
Am Nachmittag fahren wir weiter nach Mandawa. Die kleine Stadt besticht besonders durch die vielen Kaufmannshäuser, sogenannte Havelis. Sie haben vorne einen netten Balkon mit einer verzierten Balustrade. Eines der Havelis können wir besichtigen. In seinem Innern erwartet uns ein prachtvoller Innenhof. Kleine Bögen umgeben ihn, mit feinen Mustern und bunten Farben, ihre Unterkante wiederum aufgeteilt in weitere, kleinere Bögen. Die Säulen sind nicht einfach gerade, sondern mit einem Schwung versehen. Noch nie im Leben habe ich so schöne und feine Dinge gesehen wie hier in Indien. Schon dafür lohnt sich jede Anstrengung. In der Mitte des Innenhofes ist ein kleines Wasserbecken eingelassen, doch auch hier ist es nicht einfach ein viereckiges Loch, sondern kleine Stufen führen hinunter, alle Stufen nicht einfach eckig, sondern fein abgerundet. Das Becken ist zwar leer, aber man bekommt einen guten Eindruck, wie es wohl wäre, wenn da Wasser drin wäre. Ich stehe ehrfürchtig, bis meine Frau mich weiterzieht.
Auch in Mandawa dürfen wir in einem wunderschönen Hotel übernachten. Der gelb gestrichene Komplex sieht von außen zwar schön, aber nicht überragend aus. Erst, wenn man sich hineinbegibt, beginnt die Reise nach 1001 Nacht. Die Bögen an der Decke des Speisesaals sind mit bunten Verzierungen bemalt, die Zimmer sind wiederum etwas einfacher, aber elegant eingerichtet. Unser Bad ist richtig schick, mit einer großen Badewanne. Überall trifft man auf feine Bögen, bunte Kacheln und alte Bausubstanz. Dieses Hotel ist sicher ein Höhepunkt unserer Reise!

Amber Fort bei Jaipur

Amber Fort bei Jaipur

Unser nächster Halt ist Jaipur, die rosarote Stadt. Ihren Namen hat sie erhalten, weil zu Besuch des Prinzen Albert von England im vorletzten Jahrhundert die ganze Altstadt in rosa gestrichen wurde. Von unserem Reiseleiter erfahren wir, dass rosa die traditionelle Farbe der Gastfreundlichkeit in Rajasthan ist. Nicht alle Häuser sind mehr wirklich rosa, bei den meisten blättert die Farbe ab, ist ausgeblichen oder sie haben bereits wieder eine andere Farbe. Aber man erkennt, warum die Stadt diesen Beinamen trägt. Zum Fort hinauf soll es auf einem Elefanten gehen, aber wir können diesen Ritt nicht machen. Ich ärgere mich, aber ich verstehe auch, dass, wenn dieser Service vor Ort nicht immer angeboten wird, wir natürlich nicht auf ihn zurückgreifen können. Aber vielleicht sollte man ihn dann aus dem Prospekt herausnehmen. (Später habe ich noch einmal nachgelesen, und gesehen, dass der Reiseveranstalter diesen Ritt bereits in seinem Prospekt nur eingeschränkt angeboten hatte). Wir fahren mit dem Jeep hinauf. Das Fort ist groß und beeindruckend. Wir haben einen phantastischen Blick auf die Stadt hinunter, die sich doch weiter ausdehnt, als man vorher gedacht hätte. Doch das schönste Gebäude in Jaipur ist der Hawa Mahal, der Palast der Winde. Man muss bedenken, dass dieses Gebäude mit den feinen Verzierungen bereits 1799 gebaut wurde! Jedes der vielen Fenster sieht anders aus, die kleinen, wabenartigen Erker dienten scheinbar den Haremsdamen dazu, den Festumzügen beizuwohnen, ohne selbst gesehen zu werden. Man kann sich richtig vorstellen, wie sie dahinter sitzen und auf die Straße hinunterschauen. Der Fotostopp am Hawa Mahal ist kurz, doch wir haben ein schönes Bild gemacht.
Wir setzen uns wieder in unseren Bus, kühlen uns ein wenig ab von der Hitze draußen. Das nächste Ziel Bharatpur ist besonders wegen seines Vogelparks interessant. Da ich mich nicht besonders für Vögel interessiere, ist dieser Halt für mich weniger spannend. Ich freue mich, wenn wir endlich weiterkommen und Agra erreichen. Doch vorher machen wir Halt in Fatehpur Sikri. Die Gebäude hier stehen unter dem Schutz der UNESCO, und unbegreiflicherweise kann man heute wie vor vierhundert Jahren durch eine intakte Stadt laufen. Sie sollte einst als Hauptstadt für den Mogulherrscher Akbar dienen, doch die Wasserknappheit bewog die Menschen nach nur knapp 10 Jahren, die Stadt von einem auf den anderen Tag zu verlassen.
Und dann endlich Agra, mein großes Ziel!

Taj Mahal

Taj Mahal

Das Taj Mahal besuchen wir gleich nach Ankunft, ich bin schon sehr aufgeregt. Es ist wirklich sehr schön. Leider kam der Erbauer Shah Jahan nicht dazu, gegenüber ein Pendant für sich selbst aus schwarzem Marmor zu bauen. Heute steht sein Sarg neben dem seiner geliebten Frau, was dem Raum die Symmetrie raubt, dafür aber, wie meine Frau meinte, romantisch sei. Vor dem Sarg liegt eine Blume. Weiter hinten, am Fluss, sieht man den Palast, in dem der Shah eingekerkert seine letzten Jahre verbrachte. Von hier hatte er einen guten Blick über den Fluss Jamuna auf das Grabmal seiner toten Frau. Meine Frau ist bewegt von der Geschichte, wir blicken auf das Taj, von dem Punkt aus, den man schon auf so vielen Bildern gesehen hatte. Hier hatte Lady Diana gesessen bei ihrer letzten Indienreise.
Die Stadt an sich ist wenig sehenswert. Das Fort und der Palast, von dem aus der Shah während seiner Gefangenschaft zu dem Monument gesehen haben soll, wo seine tote Frau begraben lag, sind das einzig Sehenswerte. Mit ein wenig Trauer bemerke ich, dass unsere Reise langsam zu Ende geht. Noch einmal fahren wir nach Delhi. Fast alle Reisen beginnen und enden in Delhi oder Mumbai. Das sind interessante Städte, aber für uns aus einer beschaulichen deutschen Kleinstadt dann doch ein wenig zu groß. Das Schwierigste war, dass man immer wieder von Verkäufern belagert wurde, die man einfach nicht abschütteln konnte. Aber wenn man es schafft, sich den Weg frei zu machen, ist das, was die frühen muslimischen Mogule und hinduistischen Maharajas hinterlassen haben, so schön wie nichts sonst auf der Welt. In einer Zeit, als Deutschland noch in stinkenden Gassen versank und in dunklen Gemäuern lebte, gab es hier unglaublich schöne und fein gearbeitete Architektur.
Am Vormittag fragen wir unseren Reiseleiter nach einem Tipp, wo man indische Kunsthandwerksarbeiten zum Mitbringen bekommt. Er schickt uns ins Central Cottage Industries Emporium, in dem man auf mehreren Etagen Handwerk aus ganz Indien bekommt. Er begleitet uns zur Rikscha und erklärt uns, wie wir wieder zurückkommen. Wir machen uns allein in einer Rikscha auf den Weg! Wir bekommen alles, was wir brauchen und der Tag vergeht schnell – zu schnell. Abends geht schon unser Flieger zurück. Wir sind froh, dass wir uns für dieses Abenteuer entschieden haben, denn wir haben uns nicht einmal unwohl gefühlt.

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Über den Autor

4 Reaktionen bis “ Reisebericht Indien Rundreise: Von Delhi über Agra nach Sariska ”

  1. Lieber Siggi,

    mein Mann und ich machen im August 2013 unsere erste Reise nach Indien.
    Können Sie uns einen Tip geben, wo wir einen schönen blauen Stoff kaufen können?
    Liebe Grüße auch an Ihre Frau
    Barbara

  2. HAllo Barbara,

    da bin ich leider überfragt. Wir haben unsere Souvenirs dort gekauft, wo unser Reiseleiter uns hingeführt hat. Stoffe waren nicht dabei. Ich wollte mir in Indien einen Anzug schneidern lassen, aber das hat dann doch zu lange gedauert und so wurde nichts draus. Ich weiß daher aber, dass man sich vor dem Schneider den Stoff in einem anderen Laden aussucht und mit zum Schneider nimmt. Wo diese Läden allerdings sind, weiß ich nicht.
    Wir sind gewarnt worden, nicht Rikscha- oder Taxifahrer zu fragen, die bringen einen wohl immer an Orte, die teuer sind und wo sie selbst dann eine Provision kassieren. Fragt doch mal in eurem Hotel nach.
    Tut mir Leid, dass ich nicht helfen konnte.
    Schöne Reise und unglaubliche Erfahrungen in Indien!!!

  3. Da fällt mir noch was ein: Meine Frau hat sich einen Sari gekauft (fragt mich nicht, wo), und in diesem Laden gab es auch Stoffe. Vielleicht kann man euch in dieser Richtung besser weiterhelfen. Wir waren in einem richtigen Kaufhaus. Sowas muss es doch in jeder größeren Stadt geben.
    Viele GRüße!

  4. Hi. Ich habe euren tollen Bericht hier gelesen und meine Freundin und ich planen auch eine geführte 9 oder 12 Tage Tour mit ähnlichen Programm. Daher wollte ich Mal fragen ob ihr auch Zeit hattet bei den einzelnen Stationen selbst zu besichtigen oder war alles sehr knapp bemessen von der Zeit? Zweitens würde mich interessieren wie es mit den Tieren ist? Habt ihr euch vor der Reise gegen Tollwut impfen lassen? Danke im Vorhinein für eure Antwort. LG Harald

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