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Uruguay: Colonia del Sacramento

Colonia del Sacramento in Uruguay

Blick von der Bastión de San Miguel auf die Altstadt

Colonia del Sacramento gehört zweifelsohne zu den schönsten Sehenswürdigkeiten in Uruguay. In dieser kolonialen Musterstadt hat die  Zeit die Geschichte auf faszinierende Weise  erhalten und die historische Altstadt wurde 1995 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt. Von Montevideo aus gibt es täglich und fast stündlich Busverbindungen nach Colonia del Sacramento. Die Fahrt dauert ca. 3 Stunden und die Reisebusse der verschiedenen örtlichen Busunternehmen sind sehr komfortabel und klimatisiert. Als Tourist beginnt man normalerweise seine Fahrt in Montevideo oder in Colonia del Sacramento und bucht somit beim Fahrkartenkauf gleich einen Sitzplatz mit. Unterwegs steigen Leute ein und aus und es kann mitunter streckenweise etwas voll im Bus werden. Colonia del Sacramento ist auch von Buenos Aires aus sehr gut erreichbar. Eine Überfahrt dauert lediglich 1 Stunde und somit kann ein Argentinien-Urlaub wunderbar mit einem Aufenthalt in Uruguay verbunden werden. Die Fahrt mit der Fähre über den Río de la Plata hat für mich immer etwas Nostalgisches. Egal ob die Anreise per Fähre oder per Bus erfolgt, Ankunfts- und somit auch Ausgangspunkt ist der Terminal von Colonia del Sacramento. Am Ausgang überquert man den direkt vor einem liegenden  Zebrastreifen, der in die „Calle Manuel Lobo“  führt. Dieser Straße folgend, erreicht man nach ca. 10 Minuten Fußweg  das alte Stadttor, die dahinter liegende Altstadt, eine unbeschreibliche Magie und jede Menge uruguayische Geschichte. Ich habe diesen Ort oft besucht und noch immer wandere ich wie verzaubert durch die alten Gassen und möchte mit diesem Reisebericht etwas von diesem Zauber weiter geben und Colonia del Sacramento vorstellen.

geschichtsträchtiger Platz in Colonia del Sacramento

Plazoleta de 1811 – ein kleiner Platz mit großer Bedeutung für Uruguay

 

 

 

 

 

antike Zeugnisse in Colonia del Sacramento

das alte Stadttor mit Zugbrücke

 

 

Während der Kolonialzeit war Colonia del Sacramento eine portugiesische Festung und wurde 1680 durch Don Manuel Lobo, dem Gouverneur von Rio de Janeiro im Auftrag des portugiesischen Prinzregenten Pedro II, gegründet. Pedro II wollte hier an der Küste des Río de la Plata einen Brückenkopf zur Verteidigung seines Reiches anlegen lassen. Colonia del Sacramento liegt direkt gegenüber von Buenos Aires und aufgrund dieser strategisch günstigen  Lage war Colonia del Sacramento die ersten 150 Jahre seiner Geschichte ständig umkämpft und  Anlass  blutiger  Territorialstreitigkeiten zwischen der spanischen und portugiesischen Krone. In diesem Reisebericht möchte ich nicht weiter auf die Geschichte eingehen. Dafür empfehle ich jedem Besucher eine geführte Städtetour zu machen, bei der man sehr viele  interessante Hintergründe erfährt. Ich möchte mich bei diesem Reisebericht mehr auf die geschichtlichen Zeugnisse und Sehenswürdigkeiten konzentrieren.
Beim Anblick des alten Stadttores „Puerta de la Ciudadela““  ist jeder Besucher sofort fasziniert und schießt seine ersten Fotos. Die meisten Besucher wissen gar nicht, dass Sie bereits auf einem sehr bedeutsamen Fleck Erde stehen, während Sie Ihre Eindrücke in Bildern festhalten. Der kleine Platz „Plazoleta de 1811“  direkt neben der Stadtmauer ist so unscheinbar und doch so geschichtsträchtig. Von hier aus trat der Nationalheld Uruguays, General Artigas, seine Reise nach Buenos Aires an, welche später als Freiheitskreuzzug bekannt wurde. Auf dem Marmorschild erinnern die Namen an die mutigen Männer, die Artigas an jenem historischen Tag im Jahre 1811 begleiteten. Das Stadttor wurde 1745 errichtet und gehörte zusammen mit seiner Zugbrücke einst zur Festung von Colonia del Sacramento und war der einzige Zugang zur Stadt. Die alte Stadtmauer wurde 1859 im Auftrag von Präsident Gabriel Pereira komplett zerstört und zwischen 1968 und 1971 aus den Ruinen wieder aufgebaut.

ein Hauch von Kolonialzeit in Uruguay

Blick auf den Río de la Plata und die Bastión de San Miguel

Gleich neben dem Stadttor sind die Reste der Bastión de San Miguel zu finden. Zusammen mit drei weiteren Bastionen, die bei einer geführten Tour detailliert vorgestellt werden, gehörte die Bastión de San Miguel zur großen Befestigungsanlage von Colonia del Sacramento, welche den  Zugang zum Río de la Plata kontrollieren  und die Halbinsel, auf der sich die historische Altstadt befindet, mit Abwehrmauern umschließen sollte. Ich empfehle  jedem auf den Hügel der alten Bastion zu gehen, denn von hier oben hat man einen sehr schönen Blick über die Altstadt und kann an sonnigen Tagen sogar die Silhouette von Buenos Aires über dem Río de la Plata sehen.

Wenn man durch das Stadttor kommend die Altstadt betritt, blickt man auf den Hauptplatz, dem „Plaza 25 de Mayo“. Bei der Stadtgründung wurde er als großer offenen Platz angelegt, auf dem militärische Manöver durchgeführt wurden. Mittlerweile wurden Blumenbeete und Fußwege angelegt. Auf diese Weise wurde ein schöner Platz geschaffen, der zum Träumen und  Verweilen einlädt, aber der ursprüngliche Platz wurde dadurch  stark verändert.

Calle de los Suspiros in Uruguay`s Colonia del Sacramento

Calle de los Suspiros mit portugiesischen Häusern und einer charakteristischen Kopfsteinpflastergasse

 

 

Gleich bei der ersten Querstraße handelt es ich um die berühmte „Calle de los Suspiros“ (Seufzerstraße). Diese charakteristische Kopfsteinpflastergasse  ist aus dem 16. und 18. Jahrhundert und die Zeit hat das Original Fundament vorsichtig bewahrt. Es gibt viele Theorien wie die  Straße zu ihrem Namen gekommen ist und der architektonische Stil der Häuser an beiden Seiten der Straße kann klar zwischen spanischer und portugiesischer Architektur unterschieden werden.

Nur wenige Schritte weiter steht man direkt vor dem „Museo Portugués“ (Portugiesisches Museum). Hierbei handelt es sich um einen typischen Kolonialbau von 1717 bis 1722 und um ein außergewöhnliches Beispiel portugiesischer Architektur. Im Inneren können Original Steinwände, Flure und  Fliesenböden bestaunt werden. Außerdem sind hier Landkarten, Stiche, Kleidungsstücke, Kacheln, Waffen, Uniformen sowie das Original Wappen vom Stadttor ausgestellt. Dieses Haus wirkt immer sehr anziehend auf mich, denn es übermittelt eine ungewöhnliche Balance zwischen architektonischem Stil und einem bedeutenden und zum Leben erweckten Teil der Geschichte Uruguays. Als nächste Sehenswürdigkeiten sind natürlich der Leuchtturm und die davor liegende Klosterruine zu benennen. Das San Francisco Xavier Kloster wurde 1694 gebaut und diese Klosterruinen sind die ältesten Zeugnisse aus der Geschichte Uruguays. Wie ich bereits am Anfang erwähnte, wurde Colonia del Sacramento jahrelang umkämpft und so blieb es nicht aus, dass Gebäude zerstört wurden und leider gehört das Kloster auch dazu. Die einzigen Textilien und Schmuckwaren, die nach der Verwüstung übrig blieben, werden heute in anderen lokalen Kirchen aufbewahrt. Der Leuchtturm wurde 1845 aus den Steinen gebaut, die einst zum San Francisco Xavier  Kloster gehörten. 1873 brach ein Brand im oberen Bereich des Turmes aus und 1920 wurde er wieder aufgebaut. In der späten Hälfte des 20. Jahrhunderts erklärte Uruguay den Leuchtturm von Colonia del Sacramento zum Historischen Wahrzeichen. Noch immer aktiv, sendet er heute alle 9 Sekunden eine Serie  roter Leuchtfeuer, mit einer vergleichbaren Intensität wie von 620 Kerzen, aus. 118 Stufen führen auf den Turm hinauf und bieten einen Panoramablick auf die koloniale  Altstadt und über den Río de la Plata.

Leuchtturm und Klosterruine von Colonia del Sacramento

Leuchtturm und Klosterruine von Colonia del Sacramento

 

 

 

 

 

 

 

Colonias Klosterruine

die Ruinen des San Francisco Xavier Kloster

 

 

Neben Leuchtturm und Klosterruine und schon vom Stadttor aus sichtbar, erstrahlt das „Casa de  Nocarello“  in seiner rosaroten Pracht. Hierbei handelt es sich um ein Original erhaltenes Wohnhaus aus dem 18. Jahrhundert, welches 1933 liebevoll und originalgetreu restauriert wurde  Dieses Denkmal wurde erst 1994 für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht und im Inneren kann man ursprüngliche Möbel und Elemente aus der portugiesischen Kolonialzeit besichtigen.

Kolonialbau in Uruguay

Casa de Nocarello – ein Original erhaltenes Wohnhaus aus der Kolonialzeit

In der Altstadt findet man heute zahlreiche Museen, die Schätze aus vergangenen Zeiten präsentieren und mit einem Kombiticket von nur  50,00 uruguayischen Pesos kann man verschiedene dieser Museen besichtigen. Bei einem Besuch in Colonia del Sacramento sollte man unbedingt auch einen Blick in die „Iglesia Matriz del Santisimo Sacramento“  werfen. Diese Kirche wurde im Laufe der Geschichte mehrfach angegriffen und dadurch teilweise zerstört. Außerdem tobten sich in den Jahren verschiedene Architekten an ihr aus. Trotz vieler Veränderungen  blieb sie die Mutterkirche unter den größten Heiligen Sacramenten und ist die älteste Kirche in Uruguay. Heute kann man im Inneren unter anderem ein Taufbecken von 1700, eine mit Marmor verzierte Wand hinter dem hölzernen spanischen Altar, einen Thron aus dem19. Jhd. sowie ein von Indianern geschnitztes Kruzifix  finden. Gleich neben der Iglesia Matriz  zeichnen sich die Überreste des ehemaligen Präsidentenpalastes ab. Dieses Haus war das wichtigste Gebäude in der kolonialen Stadt und nach zahlreichen Ausbauten und Vergrößerungen wurde am Ende ein imposanter Palast  aus wertvollen Materialien und hochwertigen Stoffen gebaut. In den Folgen der Kriege wurde er schwer beschädigt und unbewohnbar und letztendlich im Jahre 1777 von den Spaniern komplett zerstört. Geblieben sind nur die Sockel … aber es muss ein Prachtbau gewesen sein.

Iglesia Matriz in Colonia del Sacramento

die älteste Kirche von Uruguay

 

 

 

 

 

 

 

koloniale Zeugnisse in Uruguay

die Überreste des Präsidentenpalastes in Colonia del Sacramento

Egal, ob Sie nur für ein paar Stunden oder für länger nach Uruguay kommen … Colonia del Sacramento sollten Sie besuchen. In der Altstadt können Sie bequem mit uruguayischem Peso, argentinischen Peso oder US Dollar zahlen. Natürlich kann man die Altstadt in nur wenigen Stunden besichtigen und dann wieder per Fähre zurück nach Buenos Aires oder mit dem Bus nach Montevideo fahren. Aber wer sich für Geschichte und Kultur interessiert, der sollte länger bleiben und mindestens 1 Nacht in Colonia del Sacramento verbringen. Direkt in der Altstadt gibt es viele schöne Hotels mit kolonialem Flair. Außerdem bietet Colonia  traumhafte Sonnenuntergänge und wenn die alten Laternen die antiken Gassen erleuchten, wird ein Abendspaziergang zu etwas ganz Besonderem und die vergessene Seele von Colonia del Sacramento scheint spürbar über einem zu schweben.

Es gibt so viel in der Altstadt von Colonia del Sacramento zu entdecken … jedes Haus, jeder Stein, jede Ecke  atmet und erzählt eine  Geschichte, die hier in einem Reisebericht allerdings nur schwer erzählt werden können.  Wenn Sie Lust bekommen haben die Geschichten von Colonia del Sacramento zu hören, die Magie dieses Ortes zu spüren  und dabei viele interessante Hintergrundinformationen zu den einzelnen antiken Schätzen zu bekommen, die Sie so im Reiseführer nicht finden werden, dann lade ich Sie ein mich auf einem Rundgang durch das Historische Colonia del Sacramento zu begleiten.

Uruguay ist meine Leidenschaft und berufsbedingt bin ich jedes Jahr  für ein paar Wochen in Uruguay unterwegs und dann auch als deutschsprachiger Guide buchbar.

Ihre Birgit

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