Spanien Erlebnisse – Malaga und der historische botanische Garten „La Concepción“
Freitag, Juni 2010
Da es uns gestern im „Molino de Inca“ in Torremolinos gut gefallen hat, möchten wir heute einen weiteren botanischen Garten an der Costa del Sol besuchen.
Es geht an diesem Nachmittag nach Malaga in den historischen Garten „La Concepión“. Um diesen zu erreichen fahren wir mit dem Auto auf der „Ronda de Malaga“ und nehmen die Abfahrt in Richtung Antequera- Granada. Kurz nach dieser Abfahrt kommt ein Hinweisschild zu dem botanischen Garten. Hier verlassen wir die Autobahn und erreichen über eine kleine Landstraße mit Kreisverkehr und Kurven den Haupteingang.
Auch dieser Garten ist, wie in Torremolinos, Montags geschlossen. Jedoch er hat den ganzen Tag hindurch von 9:30h bis um 20:30 im Sommer und um 17:30h im Winter geöffnet. Der Besuch kann mit Führung oder alleine gemacht werden. Die Führungen finden jedoch nur zu bestimmten Zeiten statt und müssen vorab telefonisch erfragt werden (0034 – 952 252148 ).
Wir machen den Rundgang alleine und nehmen dabei den an der Kasse erhaltenen Plan zur Hilfe.
Dieser botanische Garten ist entschieden älter als der Molino de Inca von Torremolinos. Er wurde gegen 1857 von dem Marquis de Casa Loring gegründet und Jahre später von den zweiten Eigentümern, der Familie Echevarria-Echevarrieta erweitert. Sie erwarben das Grundstück im Jahre 1911. Im Jahre 1943 erfolgte die öffentliche Erklärung zum künstlerisch botanischen Garten und im Frühjahr 1990 wurde er zum Besitz der Stadt Malaga. Der Öffentlichkeit zugänglich ist dieser Garten jedoch erst seit 1994.
Wir beginnen unsere Spaziergang mit der Plantanenallee, ein natürliches Dach aus Zweigen und Laub, das gerade in der Mittagshitze ein angenehmer Schattenspender ist.
Langsam schlendern wir vorbei an einem mehr als mannshohem Bamusgebüsch und stehen einen Moment später vor zwei großen Ficusbäumen, deren beeindruckenden Wurzeln sich über den Boden ziehen. Einer der beiden hat die Wurzeln in Form eines Fußes und tatsächlich sieht es so aus, als ob er sich an dem dünnen Stamm des Nebenbaumes bequem abstützt.
Der Weg führt uns hinauf bis zu einem kleinen Teich, der Teich des Triton mit seinen Seerosen und der Steinfigur. Von hier aus sind es nur einige Treppenstufen hinauf zum Palast-Haus. Dieser Palast, gebaut von einem deutschen Architekten, wurde von 1857 bis 1911 von der Familie Loring als Erholungsvilla genutzt. Später wohnte hier die Familie Echevarria und das Haus war Treffpunkt berühmter Aristokraten, Politiker und Künstler des 19. und 20. Jahrhunderts. In den letzten Jahren ist der Palast renoviert worden und heute besteht die Möglichkeit einen oder mehrere der Räume für einen Abend zu mieten und dort evt. seine Hochzeit oder den Geburtstag zu feiern. Der preiswerteste Raum liegt bei 308,00 € Saalmiete, daher wird das vermutlich nur bei runden Geburtstagen genutzt. Jedoch viele Firmen veranstalten hier ihre Betriebsfeiern.
Auch heute herrscht Aktivität, es werden Getränke geliefert und auf der Terrasse ein Büfett aufgebaut.
Links neben dem Gebäude ist eine Gartenlaube, bewachsen mit Glyzinien. Zu jeder Jahreszeit bietet die Laube ein anderes Bild- voller blauer Blüten im Frühjahr, nun im Juni hat sie ein schattenspendendes grünes Dach und im Herbst findet man hier die bunte Pracht des Herbstlaubes. Auch diese Gartenlaube wird in die heutige Feier mit einbezogen, die ersten Tische stehen bereit und sind mit weißen Tischtüchern bedeckt.
Bei dem, in schwarze Kellnerschürzen gekleidetem Personal scheint Zeitdruck zu herrschen. Aufgeregt laufen und rufen sie durcheinander: „Wo sollen die Gläser hin?“ „Hier!!“ „Nein, nein- auf gar keinen Fall!! Auf diese Seite!!“ Klirrrr!!! Ein volles Tablett mit Sektgläsern landet auf den Treppen des Palastes. Oh weh! Ich glaube wir gehen lieber weiter und stehen hier nicht auch noch im Weg herum.
Auf der anderen Seite der Gartenlaube zeigen die Glyzinien welche Kraft in Ihnen steckt. Diese sich um die Laube rankenden Pflanzen haben die Eisenstäbe der Laube verbogen um sich Platz für ihren Weg zu machen.
Langsam spazieren wir weiter, vorbei an einer unglaublichen Vielfalt der verschiedensten Pflanzen. Es ist eine Sammlung tropischer und subtropischer Flora unter freiem Himmel. Derzeit gibt es hier mehr als 800 tropischer und subtropischer Pflanzen, wobei etwa 100 Palmenarten vertreten sind. Daneben wachsen im Garten La Concepción ungefähr 200 einheimische Pflanzenarten.
Hinter einer kleine Holzbrücke passieren wir zwei Wasserfälle und erreichen kurz darauf den Nymphenbach. Hier ragen die blühenden Zweige großer Bananenbäume über den Weg und der Sonne entgegen.
Der nächste Punkt auf unserem Rundgang durch den Garten ist der historische Ausblickspunkt, an dem eine auf acht Säulen getragene Kuppel mit Keramikdach steht. Dies ist der Punkt des botanischen Gartens, den man im Vorbeifahren von der Autobahn aus sehen kann.
Der Weg dorthin führt uns über die Palmenallee und auch hier herrscht aufgeregte Aktivität zur Vorbereitung des heutigen Festes. Was ist das wohl für eine Feier? Ein privater Geburtstag sicherlich nicht, immerhin verteilen sich die festlich gedeckten Tische über mehrere Standorte des botanischen Gartens. Große Warmhalteplatten werden aus einem LKW geladen und ich frage einen der umstehenden Männer nach dem Anlass dieser Feier. „Das sind alles Gynäkologen“ lässt er mich wissen. Ach? „Ja, in Malaga war die letzten drei Tage ein Gynäkologen-Kongress und heute ist die Abschlussfeier.“ Ja, richtig! Irgendwo hatte ich da was gelesen. Auf jeden Fall sieht es hier nach einem festlichen und schönen Abend aus.
Die letzten Meter zum historischen Aussichtspunkt sind wir der spät-nachmittäglichen Sonne ausgesetzt, denn der Weg führt durch den Kakteengarten. Von diesem Weg aus haben wir einen guten Blick auf den historischen Zitronengarten und einen See mit den ihn umgebenden Palmen. An diesen Palmen führt der einstige Fußweg von der Stadt Malaga zur Finca La Concepción vorbei.
Nun haben wir den Aussichtspunkt erreicht und im Schatten der kleinen Kuppel genießen wir die Sicht auf Malaga. Der Hafen, die Kathedrale und die Altstadt- es ist von hier aus alles gut zu erkennen. Leider auch die Autobahn, der Baukran und das große knall-blaue Peugot-Verkaufshaus. Trotzdem ist der Blick schön und bei Nacht muss es hier oben traumhaft sein.
Wir haben nun die Auswahl von zwei Möglichkeiten des Rückweges. Die Route der Aussichtspunkte oder den gleichen Weg zurück. Wir entscheiden uns für die kürzere Variante und nehmen wieder den Pfad durch den Kakteengarten.
Am Ende der Palmenallee biegen wir rechts ab in Richtung Ausgang, doch es liegt noch eine weiter Sehenswürdigkeit vor uns, das Loring Museum, ein Mini-Museum im dorischem Stil.
Im Frühjahr 1858 erhielt D.Jorge Loring die Nachricht von der Entdeckung eines römischen Mosaiks in einem Haus in Cartama. Der Marquis erkannte die Bedeutung dieser Entdeckung und kaufte das entdeckte Mosaik bevor er sich auf der Finca La Concepción zur Ruhe setzte.
An der Oberfläche des Mosaiks war beim Graben der Fundamente des Hauses, unter dem es gefunden wurde, ein Teil zerstört worden. Ein paar Monate nach Baubeginn des Museums ließ der Marquis den Experten Luigi Leoini für eine genaue Rekonstruktion aus Rom kommen. Bei einer Begutachtung wurde das Mosaik auf die Zeit zwischen dem 2. und 3.Jahrhundert nach Christus datiert. Seine Abmessungen waren 2,89 x 6,02 Meter und zeigen in 15 Quadraten die 12 Aufgaben des Gottes Herkules aus der römischen Mythologie.
Seit 1963 ist das Mosaik im Pantheon der Familie Echevarria Echevarrieta. Im Loring Museum selbst befindet sich seit 2008 ein Foto, das auf die Hälfte der ursprünglichen Größe komprimiert ist und besichtigt werden kann. Es stellt eine weitere Attraktion in einem Garten dar, in dem Archäologie ein Teil seines Wesens ist.
Von dem Museum ist es nur noch ein kleines Stück Weg und wir befinden uns wieder am Ein- bzw. Ausgang. Hier machen wir einen kleinen Spaziergang um das Bassin mit den Wasserpflanzen. Ich weiß von früheren Besuchen, dass dieser Bereich das Zuhause von unzähligen Fröschen ist. Doch es dauert immer eine Weile, bis ich sie zwischen all diesen üppig wachsenden grünen Blättern entdecke. Doch hier ist schon der erste- er nimmt ein Sonnenbad auf einer der Pflanzenblättern. Und dort sitzt der zweite, er hat sich im Halbschatten niedergelassen. Je länger wir am Rande des Beckens stehen, um so mehr bekommen wir von der Frosch-Groß-Familie zu sehen. Auch Fische sind in dem Bassin und nach dem ersten Schreck beim Anblick der zwei am Rande stehenden Menschen, schwimmen sie langsam und träge unter den Wasserpflanzen hindurch.
Hier endet nun unser Besuch in dem historischen Garten, doch zum Abschluss möchten wir in der kleinen Bar neben dem Eingang unseren Durst löschen. Was gibt es hier denn alles? Mojito ohne Alkohol? Hört sich gut an und schmeckt noch besser als ich dachte. Erfrischend, nicht so süß- einfach lecker und jedem Besucher zu empfehlen.
Während wir an unserem Drink nippen lese ich die Informationsbroschüre des Gartens durch.
Dort steht unter anderem, dass im Jahre 1995 die AAC (Vereinigung der Freunde der Concepción) gegründet wurde. Ihr Ziel ist die Werbung und Unterstützung für den botanischen Garten, sowie die Förderung und den Schutz des botanischen Reichtums Malaga und seiner Provinz. Es handelt sich um eine gemeinnützige Vereinigung mit derzeit mehr als 1.000 Mitgliedern.
Außerdemfinden in dem botanischen Garten Bildungsmaßnahmen statt, über eine Lehrwerkstatt, in der Maurer-, Schreiner-, und Gärtnerarbeiten unterrichtet werden. Hinzu kommt die Durchführung spezieller Programme für Schüler aus Malaga und Umgebung.
Die botanische Forscherarbeit kommt natürlich auch nicht zu kurz, es stehen Labore, ein Experimentiertreibhaus, ein Herbarium und eine Pflanzensamenbank zur Verfügung.
Doch für uns wird es nun Zeit zu gehen, die Dame am Tresen ist bereits am Aufräumen und im Andenkenladen wird die Ware nach innen geräumt. Ich glaube wir sind inzwischen die letzten Besucher, vermutlich kommen bald die ersten Gynäkologen zum Abendessen. Ja, die Dame am Eintritt bestätigt uns: es wird heute wegen der großen Feier ein wenig früher geschlossen.
Als wir Zuhause ankommen ist es genau die richtige Zeit für das Abendessen und wir beenden diesen Urlaubstag mit einem leckeren Fischgericht. Dazu bekommen wir sogar noch ein Ständchen von zwei Musikern- der richtige Abschluss für einen interessanten und schönen Tag an der Costa del Sol.
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