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Reisebericht: Argentinien – Chile: Patagonien pur, von Buenos Aires nach Santiago de Chile

Chil, Torres del Paine Nationalpark

Chil, Torres del Paine Nationalpark

Lange Zeit konnte ich mit dem Begriff Patagonien nichts anfangen. Heute weiß ich: Patagonien ist kein Land, sondern eine Region im Süden Südamerikas, teilweise Argentinien, teilweise Chile. Zu Beginn könnte man meinen, Patagonien sei nichts als eine ziemlich triste Landschaft, karg und öd, mit ein paar Tieren und weiten, weiten Flächen. Hier und da ein paar Berge mit weißen Spitzen, und das war´s. Aber wenn man einmal da ist, und diese pure Landschaft wirklich in sich aufnimmt, dann wird man auch nicht mehr von ihr loskommen. Nirgends auf der Welt habe ich mich der Erde so nah gefühlt, nirgends war das Land so echt.

Allerdings muss man auch anmerken, dass man dort viele der Strecken im Flieger hinter sich bringen muss, die Entfernungen sind einfach enorm. Die Rundreise „Patagonien pur“ mit dem Münchner Reiseveranstalter Kiwi Tours begann in Frankfurt, wo ich die übrigen Teilnehmer der Reise kennen lernte. Ich hatte etwas Angst vor einer Reise mit einer Gruppe, ich hatte schreckliche Geschichten gehört über unzufriedene, ewig nörgelnde Mitreisende oder katastrophale Reiseerlebnisse aufgrund von schlechter Organisation. Aber was sollte ich tun, ich hatte absolut keine Lust, allein loszuziehen. Ich setzte mich tagelang ins Internet, las Reiseberichte und Angebote. Und entschied mich letztlich für Kiwi Tours.
Gut vier Monate später fuhr ich dann mit dem Zug nach Frankfurt und traf beim Checkin auf die ersten Mitreisenden, immer leicht zu erkennen an dem Kiwi-Anhänger am Koffer. Das ältere Paar war etwas aufgeregt, aber sehr nett. Während sie sich gleich zum Gate aufmachten, bummelte ich noch kurz über den Flughafen, kaufte ein paar Zeitschriften und hoffte auf eine schöne Reise.

Buenos Aires

Buenos Aires

Wir flogen nach Buenos Aires. Ich wollte hier alle Klischees außen vor lassen, Tango hat mich nicht interessiert, aber die Stadt ist wunderschön, auch ohne den Tanz, man kann wunderbar durch die Straßen schlendern und sich von den bunten Häusern in La Boca zum Schmunzeln animieren lassen. Bei einer Stadtrundfahrt haben wir die Sehenswürdigkeiten kennen gelernt, aber mich haben sowieso schon immer die tieferen Schichten einer Stadt, ihre Wunden, interessiert. Also habe ich mich nach der Stadtrundfahrt allein auf die Suche gemacht. Und das lohnt sich wirklich. Man sollte nicht immer nur an seiner Gruppe kleben, sondern auch selbständig die interessanten Ecken der Orte erkunden. Da mich Folklore nicht interessiert, habe ich meine Mitreisenden am nächsten Tag allein zu einem Ausflug losziehen lassen und mich noch einmal in das Getümmel der Stadt geworfen. Sie ist wirklich wunderbar, lebendig und voller Lebensfreude.
Am nächsten Morgen stiegen wir ins Flugzeug und flogen weiter nach Trelew. Die Entfernungen sind hier einfach zu groß, um sie mit dem Bus zurückzulegen. Der Flug mit Aerolineas Argentinas war angenehm, er dauerte gut zwei Stunden, mit dem Flugzeug ist das wirklich ein Klacks. Von Puerto Madryn starteten wir zu einer Fahrt auf die Halbinsel Valdes. Hier gibt es eine Unmenge Vögel und andere Tiere, die hier geschützt von allem (nur nicht den Touristen) leben. Doch auch ich konnte nicht an mich halten und musste eine Schiffstour hinaus zu den Walen machen. Es ist ein großartiger Anblick, die Meeresriesen zu sehen, die hier ganz frei leben. Sie sind voller Kraft und man hat das Gefühl, mit ihnen ins große Abenteuer aufzubrechen. Am Punta Tombo sahen wir die weltgrößte Pinguinkolonie. Man musste gar nicht in Sichtweite kommen, um zu wissen, was einen erwartete, es ist unglaublich, wie viele Vögel sich hier versammeln und wie laut sie sind. Sie stehen gedrängt, viele laufen herum, immer ist etwas in Bewegung. Wenn sie sich mit einer Welle an Land spülen lassen, machen sie lustige Bewegungen mit den Flügeln, um Halt zu bekommen. Dann watscheln sie zu den übrigen. Manche halten an und scheinen uns zu betrachten.
Unser nächster Halt war Ushuaia. Wieder trennte uns ein ca. zweistündiger Flug vom nächsten Ort. Wieder hieß es einchecken, warten und fliegen. Vom Flughafen wurden wir dann erst einmal zum Hotel gebracht. Das Hotel war sauber und freundlich, wenn auch nichts Besonderes. Dann wartete der Tierra del Fuego Nationalpark auf uns. Der Prospekt hatte wirklich Recht: Hier ticken die Uhren anders. Es war so still und ruhig, man wurde automatisch selbst ruhiger, fühlte sich ausgeglichener beim Anblick dieser gigantischen Landschaft, die einen selbst so klein erscheinen ließ. Es ist atemberaubend hier, so weit und ruhig. Fast, als hätte die Welt den Atem angehalten. Da ich selbst ein Mensch bin, der eher etwas quirlig ist und leicht unruhig wird, habe ich dieses Phänomen extrem gespürt. Wir besuchten die Stelle, an der die Panamericana, die in Alaska ihren Anfang nimmt, endet. Fast 18.000 Kilometer, unglaublich. Ein paar buchten eine Tour nach Lois Lobos, wo man Seelöwen sehen konnte, aber ich war schon mit dem einfachen Blick auf diese unglaublich schöne und raue Landschaft genug beschäftigt. Mein Motto, lieber eins richtig zu machen als vieles nur am Rande, hat mir einen Tag voller Entdeckungen im Kleinen beschert – und einen der schönsten Urlaubstage bei dieser Reise.

Gletscher, Calafate Perino Moreno

Gletscher, Calafate Perino Moreno

Von hier aus nahmen wir wieder das Flugzeug für den Flug nach El Calafate. Von hier aus startet man zu einem Ausflug zum Perito-Moreno-Gletscher. Unsere Reiseleiterin sah uns schon erwartungsfreudig an, sie wusste genau, was kommen würde, als wir mit dem Bus um die Ecke bogen und den ersten Blick auf den Gletscher werfen konnten. Es war unbeschreiblich. Einstimmige „Ahs!“ und „Ohs!“ ertönten. Diese Reise sprengte alle Erwartungen, die ich an diese Landschaft gehabt hatte. Auf Fotos schon beeindruckend genug, ist sie live fast unfassbar. Der Gletscher ist riesig, anscheinend wird er auch nicht kleiner wie so viele andere, sondern wächst immer weiter. Die am vorderen Rand steil nach oben ragenden Spitzen glitzern hellblau in der Sonne und sind so glatt, wie sie nur sein können, wenn immer wieder ein Stück wegbricht und ins Wasser stürzt. Dieses Phänomen haben wir leider nicht beobachten können. Später im Hotel haben wir uns dann einen Drink mit Perito-Moreno-Eiswürfeln gegönnt!
Am nächsten Tag fuhren wir nach Puerto Natales, ein kleiner Ort, der eigentlich nur aus Hostels und Ausleihstationen für Treckingsachen besteht. Aber er ist auch der Ausgangspunkt für Touren in den Torres del Paine Nationalpark.

Torres del paine Nationalpark

Torres del paine Nationalpark

Der Park ist wunderschön, vor allem bei schönem Wetter, das wir hatten, was aber nicht immer der Fall sein soll, wie uns unsere Reiseleiterin erklärte. Mit dem blauen Himmel im Hintergrund war besonders das Valle de France ein gutes Fotomotiv.
Die nächste Strecke legten wir wieder – klar! – mit dem Flugzeug zurück. Von Puntas Arenas bis nach Santiago de Chile sind es über 3.000 km. Der Flug war super, LAN Chile ist eine großartige Fluglinie, hat einen Superservice, lecker Essen und Trinken und ein Super-Unterhaltungssystem mit vielen Videos in allen möglichen Sprachen.

Santiago de Chile

Santiago de Chile

Die Stadt Santiago de Chile ist sehr schön und immer wieder stößt man auf die Überreste der spanischen Kolonialzeit. Leider wurde die Stadt immer wieder von vielen Erdbeben gebeutelt, so dass nur noch wenige der alten Gebäude stehen. Doch auch die neuen Gebäude, wie der Präsidentenpalast La Moneda sieht eigentlich alt aus.
Abends waren wir noch in der Bar, wo ich einen Pisco Sour probiert habe, so etwas wie das Nationalgetränk der Chilenen. Ein Mix aus einem Traubenbrand und Lemon Juice mit Eis. Lecker!

Alles in allem war die Reise für mich ein großer Erfolg. Ich war froh, dass ich die Reise mit einem Reiseveranstalter fest gebucht hatte, denn all die Schönheiten Patagoniens hätte ich allein gar nicht unterbringen können. Und wer weiß, wann ich das nächste Mal nach Südamerika komme… Den Reiseveranstalter kann ich auf jeden Fall empfehlen, die Reiseleiter waren sehr nett und vor allem kannten sie sich gut aus, die Organisation war perfekt, das Checkin für die Flüge wurde von den Reiseleitern organisiert, wir mussten uns um nichts kümmern als unser Handgepäck. Patagoniens Höhepunkte waren alle dabei, und wenn auch das ewige Fliegen ein wenig genervt hat, bin ich nicht sicher, ob eine Reise mit einem Bus schöner gewesen wäre. Erstens hätten wir dann weniger gesehen und zweitens verbringt man die meiste Zeit dann eh nur in einem Bus und fährt. So wurden wir gleich zu den wichtigen Zielen geflogen und konnten die dann direkt genießen. Eine wunderbare Reise in eine unfassbar schöne Landschaft.

Hermann C.

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Über den Autor

Eine Reaktion bis “ Reisebericht: Argentinien – Chile: Patagonien pur, von Buenos Aires nach Santiago de Chile ”

  1. Hallo Siggi,
    vielen dank für Deinen Bericht. Kannst DU mir vielleicht Unterkünfte empfehlen?
    Plane die Reise vom 13.01 – 06.02 (Buenos Aires, Ushuaia, El Calafate, Trelew, Puerto Madryn, Montevideo, Santiago, İguassu)

    vielen dank
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