Reiseberatung für individuelle Reisen

Ein weisses Bergdorf in Andalusien feiert seinen maurischen Ursprung

18./19.September 2009
An diesem Wochenende bin ich zum ersten mal seit unserer Indienreise https://www.reiseberichte-blog.com/indien-reise-von-neu-delhi-mit-dem-auto-nach-kaschmir/ wieder mit meiner Freundin Gabi verabredet.
Wir fahren von Freitag auf Samstag in die Berge nach Guaro, nur einige Kilometer von Marbella entfernt. Dort findet an diesem Wochenende ein besonderes Ereignis statt: Das Festival de la Luna Mora. Übersetzt bedeutet dies soviel wie: Das Festival des maurischen Mondes und Guaro feiert an diesen Tagen seinen maurischen Ursprung.
Gabi war letztes Jahr schon einmal dort, doch ich selbst habe keine genaue Vorstellung was mich an diesem Abend erwartet. „Die ganze Stadt wird mit Kerzen beleuchtet,“ erzählt Gabi mir begeistert.
Also mache ich mich Freitagmittag auf den Weg nach Marbella und dann gemeinsam mit Gabi nach Guaro. Damit wir heute Nacht nicht die kurvige Straße wieder zurück fahren müssen, hat Gabi eine Unterkunft bei einer Freundin in Guaro organisiert. Dies ist unser erstes Ziel, so können wir unser Gepäck abstellen bevor wir zu dem Fest gehen.

Swimmingpool mit Aussicht

Swimmingpool mit Aussicht auf die Berge von Andalusien

Die Fahrt führt uns von Marbella nach Monda, vorbei am Castillo von Monda. Dies wurde zu einem sehr romantischen Hotel mit wunderschönen Ausblicken auf die andalusische Landschaft umgebaut.
Einige Kilometer nach Monda meint Gabi: „Mach mal langsam, hier müssen wir irgendwo abbiegen.“  Hier? Mitten zwischen den Olivenbäumen?  „Ja,“ sagt Gabi „hier, diesen schmalen Weg! Andrea wohnt ein wenig außerhalb.“   Also das kann man laut sagen! Wir fahren den noch gepflasterten Weg entlang, biegen einmal verkehrt ab, doch ein  Anruf bei Andrea bringt uns auf den richtigen Weg.  Nach einer Abbiegung sehen wir unsere Gastgeberin, die vor dem Einfahrtstor auf uns wartet . Steil führt die Auffahrt nach oben. Ob mein kleiner Ford Fiesta da hoch kommt? Doch er schafft es spielend und als wir das Auto auf dem Parkplatz abgestellt haben und ausgestiegen sind können wir endlich auch Andrea begrüßen.

unser Apartment

unser Apartment

Staunend schaue ich mich um, rund um das Haus herrscht Sicht auf die Berge und die Olivenhaine. Kein Hotel oder Hochhaus, welches den Blick  versperrt. Ein Swimmingpool  und Liegen im Garten  laden zum längeren Verweilen ein. Toll!  Da lohnt sich die Anfahrt über das kleine Stück Feldweg.
Nun werden wir auch mit drei weiteren Bewohnern des Anwesens bekannt gemacht. Es sind drei Hunde, einer davon ein Welpe den Andrea einige Tage zuvor in einer Mülltonne gefunden hat. Meine Güte! Wer bringt es über´s Herz, so einen kleinen liebenswerten Gesellen auszusetzen?  Der Kleine weiß noch gar nicht, was für ein Glück er mit seinem neuen Zuhause hat.
Andrea zeigt uns unser Apartment, überreicht uns einen Schlüssel für das Tor und kurz darauf machen wir uns auf den Weg nach Guaro.

Informationszelt

Informationszelt

Es ist  noch früh und es herrscht noch Tageslicht. Doch  Guaro ist an diesem Felstival so gut besucht, dass wir möglicherweise später keinen Parkplatz mehr bekommen.
Der Ort ist in Bewegung wie ein Bienenstock, die Aufregung ist  an allen Ecken und in den Straßen von Guaro zu spüren. Das sonst so verschlafenen weiße Dort ist voller Leben. Am Eingang zu der Altstadt steht ein Zelt, umringt von Teelichtern und im Inneren bekommen wir ein Programmheft für den heutigen Abend. Es finden die unterschiedlichsten Veranstaltungen statt, das offizielle Anzünden der Kerzen um 18ººh, ein Kindertheater, Tanzvorführungen und ein Konzert. Doch wir schauen uns erst einmal in Ruhe um.

Kettenkarussell

Kettenkarussell in einem weißen Bergdorf

Ein Kinderkarussell weckt als erstes meine Aufmerksamkeit. Es ist dass, was meine Oma früher immer eine „Kettenreitschule“ nannte. Hier sind die Pferde jedoch nicht aus Holz, sondern aus Autoreifen gebastelt und hängen an der Metallverstrebung eines großen Sonnenschirms. Betrieben wird dieses Karussell sehr umweltfreundlich mit „ein Mann Stärke“. Der Betreiber sitzt auf einem Fahrrad in der Mitte und sorgt mit dem Treten der Pedale für den nötigen Antrieb. Schöne Idee! Nun schlendern wir entlang der Verkaufsstände, trinken einen marokkanischen Pfefferminztee und lassen uns von dem süßen Mandel-und Pistaziengebäck verführen. Puh! Das nächste halbe Jahr esse ich keine Süßigkeiten mehr!
Das Angebot an Esswaren und  Getränke ist groß.

Glasmalereien

Glasmalereien

Dazu kommen die vielen zum Einkauf einladenden Dinge wie Modeschmuck, handbemalte Glasmobiles, selbst hergestellte Kerzen, magische Tafeln und Holzspielzeug. Besonders angetan haben es mir Mobiles mit  kleinen Elfen-, Hexen- und Magierfiguren.  Langsam werden nach und nach im gesamten Dorf die Kerzen angezündet. In den Fenstern, auf den Balkons und entlang der Hausmauern.

Kinder in Guaro

Kinder in Guaro

Kinder aus dem Ort  sind unentwegt dabei neue Kerzen zu entzünden und ausgelöschte neu zu entfachen. Die Betreiber der Verkaufsstände haben zwischen ihren Auslagen Marmeladengläser als Kerzenständer verwendet und beleuchten so ihr Angebot.

Meisterköche

andalusische Meisterköche

In der gesamten Altstadt bleibt heute das elektrische Licht ausgeschaltet. Wir machen eine kleine Pause in einem Straßenlokal und hoffen, dass der spanische Wein die marokkanischen Süßigkeiten auflöst. Es hilft tatsächlich und nach diesem Erfolg gehen wir in Richtung der Stände, an denen inzwischen die verschiedensten Spezialitäten bruzzeln.

Fleischpfanne

Fleischpfanne

Gebackene und gefüllte Kartoffeln, Falaffel, spanische Chorizo, mit Fleisch gefüllte Fladenbrote – da fällt die Wahl wirklich schwer. Und noch schwerer ist es, einen Sitzplatz zum Essen zu finden. Denn inzwischen hat sich das Dorf gefüllt und wir nehmen notgedrungen unsere Falaffel im stehen zu uns.

Teelicher als Strassenbeleuchtung

Teelicher als Strassenbeleuchtung

Inzwischen ist es komplett dunkel geworden und nur noch die Kerzen erhellen die Ortschaft und die Gassen. Die Menschen sind erstaunlich leise und es herrscht eine fast märchenhafte Ambiente. Die Gastwirte haben ihre Lokale in maurischen Stil geschmückt und das Personal trägt arabische Kaftane, Djellabas  und die Mädchen Haremskleider.

Die Balkone sind mit Teppichen geschmückt, welche über das Geländer drapiert sind.

Bauchtanz

Bauchtanz

Wir möchten uns gerne eine Weile hinsetzen und das Treiben beobachten. Alle Bars des Dorfes haben ihre Tische und Stühle auf die Straße gestellt um dort die Gäste bewirten zu können. Nur leider spielt an diesem Wochenende das Wetter nicht mit. Es ist die letzten zwei Tage erstaunlich abgekühlt, vor allem Nachts.  Daher gehen wir in ein Lokal, wo wir drinnen an der Bar sitzen können. Von hier können wir teilweise das Geschehen auf der Straße beobachten. Als Attraktion tritt hier ein junges Mädchen als Bauchtänzerin auf. Erst zeigt sie ihr tänzerisches Können auf der Terrasse, im Anschluss im Innenraum des Lokals. Meine Versuche sie bei ihrem orientalischen Tanz zu fotografieren sind leider nicht sehr erfolgreich. Jedes mal, wenn ich auf den Auslöser drücke, dreht sie sich mit einem Hüftschwung herum- und wieder habe ich die langen Haare und ihren Rücken auf meinem Display.
Wir trinken noch ein weiteres Glas Wein, doch dann muss ich so langsam passen. Wir haben zwar nicht weit zu fahren, doch als wir nach Guaro kamen parkierte ein Polizeiauto am Ortseingang. Vielleicht stehen die ja immer noch dort und warten auf mich?

Zuckerbäcker

spanischer Zuckerbäcker

„Nein,“ beruhigt mich Gabi „die haben nur  den Verkehr in Richtung Parkplatz gelenkt.“  Ich glaube ihr zwar, und als der Wirt uns zu einem weiteren Glas einlädt nehme ich es gerne an.

Strassenbeleuchtung in Guaro

Straßenbeleuchtung in Guaro

Aber so ganz sicher bin ich mir nicht. Daher brechen wir auf und bummeln langsam durch die Menschenmenge zurück. Wir lassen uns dabei viel Zeit zum Schauen, denn an jeder Ecke sind die Kerzen in unterschiedlichen Formen angeordnet. Einige zeigen einen Halbmond, andere wiederum Sterne oder Kometen. Es sind trotz der späten Stunde nicht weniger Menschen unterwegs und wiederum wundere ich mich über die erstaunlich leise Geräuschkulisse. Als ob das natürliche Kerzenlicht automatisch Andacht verbreitet. Oder ist jeder so darauf konzentriert, bei der doch relativ schwachen Beleuchtung nicht über eine Stufe zu stolpern? Oder beides??
Das Kettenkarussell ist jedoch inzwischen geschlossen, der Betreiber ist für heute genug Fahrrad gefahren.
Bei der Ausfahrt aus Guaro ist die Polizei inzwischen natürlich weg, Gabi hatte absolut  recht. Doch wir sind froh gut nach Hause zu Andrea zu kommen und vor allem stolz darauf bei Dunkelheit das Haus sofort wieder gefunden zu haben.
Wir bleiben in dem Apartment noch eine Weile bei geöffneter Terrassentür sitzen und bewundern den Sternenhimmel. Es herrscht hier oben eine absolut friedliche Ruhe, ein perfekter Abschluss zu dem Abend in Guaro.

ein Platz an der Sonne

ein Platz an der Sonne in den Bergen von Andalusien

Als ich am nächsten Morgen erwache scheint die Sonne in das Zimmer und der Himmel erstrahlt in einem perfekten Blau . Gabi schläft noch, doch ich gehe in den Garten auf Entdeckungstour. Die Hunde begrüssen mich mit freundlichem Gebell und ich suche mir ein sonniges Plätzchen unter einem Olivenbaum und genieße die Schönheit der Landschaft. Es ist zwar ein wenig Abgelegen, doch mit dem Auto ist man in eine halben Stunde an der Küste. Dort lohnt sich ein Besuch in Marbella, mit dem Hafen Puerto Banus oder einfach ein Strandbesuch.
Als ich meinen morgendlichen Ausflug beende, ist auch Gabi wach und wir suchen nach Andrea um uns zu verabschieden. Bei dieser Gelegenheit erfahre ich, dass sie in ihrem Haus über zwei Apartments verfügt, die sie an Feriengäste vermietet.  Ich bin mir sicher, dass ich dies irgendwann nutzen werde. Ein Wochenende in absoluter Ruhe!  „Du kannst hier auch jede Menge unternehmen“ erklärt mir Andrea. „Wir haben hier in der Nähe Golf Plätze und einen Reitstall. Außerdem gibt es unzählige Wandermöglichkeiten durch die Berge.“  Viele ihrer Gäste bleiben jedoch auch gerne mal einige Tage einfach nur am Pool liegen, gehen schwimmen und lesen ein Buch. Die Adresse, Telefonnummer oder eMail von Andrea bin ich gerne bereit, als einen Geheimtipp an Interessenten weiter zu geben.

Spaziergang im andalusischen Hinterland

Spaziergang im andalusischen Hinterland

Ein letztes Winken, dann sind wir schon wieder unterwegs.  Wir haben jedoch nicht die Absicht jetzt schon nach Hause zu fahren.  Nach einem Kaffee und dem typisch spanischem  Frühstück, getostetes Brot mit Tomate und Olivenöl,  suchen wir uns einen Spazierweg. Das ist bei der Auswahl  an Wegen hier in den Bergen nicht schwierig. Nicht weit von Guaro entfernt finden wir einen Pfad, der uns durch die herbstlichen Wiesen fürt.  Neben  bunten Gräsern stehen  Mandelbäume mit reifen Früchten behängt. Wir sammeln beide unsere Taschen voll mit Mandeln, direkt frisch vom Baum. Zurück am Auto wird nun erst mal von der Handtasche in eine Stofftüte umsortiert.

das Maskottchen vom Reitstall

das Maskottchen vom Reitstall

Auch den Reitstall finden wir und statten ihm einen kurzen Besuch ab. Die Eigentümer sind Engländer und freuen sich sehr über unser Interesse. Es besteht hier die Möglichkeit Reitunterricht zu nehmen, ebenso wie ein mehrstündiger  Ausritt durch die Berge.  Die Mindestzeit ist eine Stunde, je nach Ausdauer und Reitkünsten des Einzelnen.

Oktoberfest

Oktoberfest in Spanien

Zum Abschluss des Tages besuchen wir in Monda das „Oktoberfest“, eine von deutschen Residenten organisierte Feier.

bayrische Musikkapelle

bayrische Musikkapelle

Ich fühle mich wirklich nach Bayern versetzt: bayrische Musik, bayrisches Bier und bayrische Küche. Die Bedienungen tragen ein Dirndl, die Männer Lederhosen. Einer der Gäste erinnert irgendwie an Mosi, vermutlich sind es die schwarz gefärbten Haare und der Schnurrbart.
Es ist  für Gabi ein beruflicher Besuch, da sie für die Zeitung  „Sur in Deutsch“ arbeitet und gerne einen Bericht über das anscheinend sehr gelungene Fest abgeben möchte.
Auf jeden Fall war es ein interessanter und lustiger Abschluss eines perfekten Wochenendes.

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Über den Autor

Elke Hoppe

Vor ca. 20 Jahren bin ich von Deutschland nach Spanien ausgewandert, um auf der Sonnenseite Europas leben zu können. Doch auch von hier aus habe ich das Bedürfnis mehr von der Welt kennen zu lernen. Da es mir zeitlich und beruflich möglich ist, mache ich seit 2005 einmal im Jahr eine „große Reise“. Begleitet werde ich dabei von Edith, meiner Mutter, die vor 18 Jahre ebenfalls aus dem deutschen Regen in die spanische Sonne geflüchtet ist. Bisher hat uns unsere Reiselust nach Asien, Kenia und Peru geführt. Für das Jahr 2009 hatten wir uns für Indien entschieden und dort neben Rajasthan inzwischen auch andere Regionen besucht. Auf den Rundreisen in Indien waren wir in Begleitung von unserem Fahrer Prakash Acharya. Er ist ein zuverlässiger und informativer Reisebegleiter, den ich sehr empfehlen kann. Prakash hat sich vor einigen Jahren selbständig gemacht und falls jemand mit ihm eine Rundreise machen möchte bin gerne bereit den Kontakt herzustellen.

7 Reaktionen bis “ Ein weisses Bergdorf in Andalusien feiert seinen maurischen Ursprung ”

  1. Andalusien hat einfach unzählige versteckte wunderbare Orte, was durch diesen Bericht mal wieder bewiesen wurde 🙂

  2. Hallo, würdest du uns den Namen der Unterkunft in Guaro bei Andrea verraten? Sieht ganz toll aus! Danke und Gruß, Andrea

  3. Elke Hoppe

    Hallo Andrea

    Du kannst Andrea erreichen unter der email: merkursun@hotmail.com oder unter der Telefonnummer (++34)620 477 500.
    Es sieht nicht nur toll aus, es ist auch toll 🙂
    Falls der Kontakt nicht klappt, melde Dich nochmal.
    Viele Grüsse
    Elke

  4. Hallo Elke,
    dieser Platz hat mich fasziniert. Spricht Andrea Deutsch? Falls nicht, in welcher Sprache schreibe ich Ihr eine email?
    Besten Dank im Voraus.
    Werner

  5. Elke Hoppe

    Hallo Werner
    Der Platz ist wirklich faszinierend, ein echtes Paradies.
    Du kannst Andrea in deutsch schreiben, sie ist Deutsche und hat sich, genau wie ich, vor vielen Jahren hier an der Küste niedergelassen.
    Viele Grüsse
    Elke

  6. Hallo Elke, gibts denn in Guaro generell Pensionen oder sonst günstige Unterkünfte? Habe vor dort jemanden zu besuchen.

    Vielen Dank und freundliche Grüße

  7. Elke Hoppe

    Hallo Melanie

    ich vermute schon, dass es in Guaro Pensionen oder Hostals gibt. Allerdings kenne ich selbst keine. Ich wohne ca. 50 km entfernt und wenn ich in Guaro übernachte miete ich mich bei Andrea ein. Ich war schon eine Weile nicht mehr dort und kann daher nicht den genauen Zimmerpreis sagen. Aber frage doch einfach mal nach, evt. kann sie Dir auch eine Pension in Guaro empfehlen.Ihre e-mail ist: merkursun@hotmail.com
    viele Grüsse
    Elke

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