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Südamerika Rundreise vom Pazifik zum Atlantik

Kandelaberkakteen auf der Isla de Pescado

Bizarre Landschaft auf dem Salar de Uyuni

Unternimmt man heute noch lange Fernreisen? Eigentlich nicht, der Trend geht ja immer mehr zu kürzeren und kurzen Touren, unabhängig von der Entfernung des Zieles. Ich habe mich aber anders entschieden, und zwar für eine Reise quer durch Südamerika, für eine Südamerika Rundreise vom Pazifik zum Atlantik. 34 Tage war ich unterwegs, habe drei Länder bereist und einen gigantischen Input über diesen Subkontinent erfahren. Erfahren ist das richtige Wort, denn es beschreibt sowohl meinen geistigen Zugewinn als auch die Reiseart des Unterwegs seins – nämlich über Land. In einer kleinen Gruppe von 12 Personen durchquerten wir über Asphalt, Schotterpisten, Salzkrusten, Sand und was sich sonst noch befahren lässt die Länder Chile, Bolivien und Brasilien. Südamerika Erfahren, ja das haben wir in der Tat auf dieser grandiosen Reise vom Pazifik zum Atlantik, auf dem Weg von einem Ozean zum Anderen.

Nagelköpfe in Tiwanaku

Besuch in Tiwanaku

So breit gefächert sich dieses Kaleidoskop aus Ländern, Menschen, Landschaften und Kulturen anhört, so eindrücklich war es auch vor Ort. Diese Südamerika Rundreise hat mich durch eine Welt der Gegensätze geführt – hat mich durchgeschüttelt auf den Pisten Boliviens und mit den Hüften schwingen lassen in einer Samba-Show in Brasilien; hat mich frieren lassen auf dem Salar de Uyuni am Ende der Welt und schwitzen lassen im Pantanál; hat mir die Farbenlust der verschlossenen bolivianischen Inigenas gezeigt und die Unbekümmerheit und den Optimismus der Brasilianer erleben lassen. Diese Gegensätze liesen sich in einer nahezu unendlichen Reihe beliebig fortsetzen. In mir kamen viele Fragen auf, die eigentlich immer auf die gleiche Ursache hinauslaufen: wie kann es sein, dass zwei Länder wie Bolivien und Brasilien, die so unmittelbar aneinander grenzen, zwei so gänzlich unterschiedliche Welten darstellen und doch im gleichen Kontinent beheimatet sind.

Bunte Tücher auf dem Hexenmarkt

Farbenfrohes Südamerika

Gestartet hat unsere Südamerika Rundreise im äussersten Norden Chiles. In Arica erlebten wir einen wunderbaren Spaziergang entlang des Pazifik und somit einen passenden Einstieg in diese Reise. Seevögel wie Kormorane, Pelikane und Tölpel überflogen dort in Scharen den Ozean und hinterliesen den positiven Eindruck, dass der Pazifik brechend voll mit Fisch sein muss. Und dann ging es los auf diese Reise, dessen Ziel der Atlantik bei Paranaguá in Brasilien sein sollte. Wie eine schrumpelige Nabelschnur erscheint die Asphaltverbindung von Arica nach La Paz, und wir hangeln uns zunächst in steilen Kehren das sandige Andengebirge hinauf. Zwei Vulkane des Feuergürtels Südamerikas, nämlich die Doppelvulkane Parinacota und Pomerape, begrüssen uns bei klarstem Himmel an der Grenze nach Bolivien. Mit dem Grenzwechsel ins Indianerland hat sich dann auch alles andere geändert – das Landschaftsbild, die Hautfarbe der Einheimischen, die Gerüche – Bolivien ist einfach ganz anders. Auf unserer Südamerika Rundreise haben wir mit dem Grenzwechsel den höchsten Punkt erreicht, nämlich weit über 4500 m über Null. Und so setzen sich die Höhepunke der Superlative in Bolivien fort. La Paz und Umgebung fand ich total beeindruckend und faszinierend. Sie ist eine Indianerstadt, die anscheinend vom Improvisieren lebt und voller Markt ist. Tausende Kleinhändler und Cholas sitzen auf den verschiedenen Plätzen und warten und warten und warten… auf Kundschaft. Zeit scheint keine Rolle zu spielen, denn mit aller Geduld wird ein Bauchladen mit Batterien, eine Decke mit Tomaten oder ein Holzstand mit Duschgel und Zahnpasta aufgefüllt und geordnet. Nicht zu vergessen die vielen Verkäufer auf dem Hexenmarkt, die Einheimische und Turisten mit Souvenirs und Zaubermitteln verführen.

Kinder beim Salz einpacken

Kinderarbeit in Colchani

Nach dem tiefblauen Titicacasee und der sehr eindrücklichen Wanderung über die Sonneninsel zieht uns im Süden des Andenstaates der Salar der Uyuni, der größte Salzsee der Welt, in seinen Bann. Nach einer abenteuerlichen Zufahrt über Sand und Staub erreichen wir in den Abendstunden 12000 km² Salz. Einfach unglaublich, bei dem Dorf Colchani die Einheimischen zu erleben, die vom und mit dem Salz leben. Kinder verpacken das gereinigte und getrocknete Salz unter primitivsten Bedingungen und verschweißen die Plastiktüten an einer Flamme. Auch der nächste Tag steckt voller Erlebnisse der hochkarätigen Art. Die Isla de Pescado mit ihren Kandelaberkakteen verzaubert uns in Anbetracht der umgebenden Unendlichkeit der Salzwüste im Hintergrund. Und auch die Ojos del Salar, die sogenannten Augen des Salzsees, geben glatt gewachsene Salzkristalle frei, wenn man mit den Händen in eiskalten Wasserlöchern sucht und es schafft, sie ans Licht zu befördern. Mit Höchstgeschwindigkeit donnern wir über den leeren und ebenen Salar in Richtung Osten zurück. Man muss aufpassen, um in diesem gleich aussehenden Nichts nicht die Orientierung zu verlieren und die extra aufgeschüttete Ausfahrt zu finden.

Baumfarne im Amboro Nationalpark

Mystischer Nebelwald bei Samaipata

Ganz anders präsentieren sich Boliviens Highlightkontraste in den kommenden Tagen. Wir steigen von Potosis rauhen Höhen zunächst ins tiefer liegende Sucre hinab. Und dann geht es auf unserer Rundreise durch Südamerika noch weiter hinunter ins Tiefland in Richtung Santa Cruz. Auf diesem Weg liegt das niedliche Städtchen Samaipata, wo wir Zwischenstation machen. Eine Wanderung in die Nebelwälder des Amboro Nationalparks bilden den krassen Gegensatz zu der faszinierenden Trostlosigkeit der Salzwüste. Alles ist Grün, mit Grün überwuchert – in jeden Fall hat die Farbe Grün die Oberhand. Absolut genial finde ich die große Anzahl an Baumfarnen, die mancherorts den Waldeindruck beherrschen und die verschlungenen Lianen und Baumwurzeln geben dieser Ecke Boliviens einen mystischen Charakter.

Kaimane in einem Wasserloch

Tierreichtum im Pantanál

Was für ein Gegensatz! Wir haben die Tieflandmetropole Santa Cruz hinter uns gelassen und sind in Brasilien angekommen. Irgendwie habe ich sofort den Eindruck, dass hier die Stimmungsuhr anders tickt. Gleichmässiger, fröhlicher, unkomplizierter. Diesen Eindruck werde ich auch in den kommenden zwei Wochen auf unserer Rundreise durch Südamerika behalten und vertiefen. Brasilien vermittelt schon durch seine gewaltige Größe eine gewisse Gelassenheit und Autorität, die sicherlich auch dort bestehenden Probleme verdünnen sich jedoch in der Dimension des Landes. Brasilien ist ein Kontinent im Kontinent und einfach anders als Restsüdamerika, nicht nur bezüglich der Sprache.

Schreiender Brüllaffe

Brüllaffe im Pantanál

4 Tage erleben wir das größte Überschwemmungsgebiet der Erde mit all seinem Tierreichtum: das Pantanál. Wir sind zu allen möglichen Tageszeiten unterwegs, sowohl zu Fuß, per Jeep oder Pferd. Der Spürsinn der Pantanálführer ist beeindruckend. Mit unglaublicher Zielsicherheit suchen und finden sie die Tiere, die wir Mitteleuropäer nicht einmal im Traum an diesem Platz vermuten würden. Toll finde ich den ausgesprochen zahlreichen Vogelreichtum, die Masse an harmlosen Brillenkaimanen und Wasserschweinen und den faszinierenden Flug der seltenen Hyazintharas. Das Pantanál ist für mich ein Höhepunkt der einmaligen Art, ein Naturpark ungewöhnlicher Ausdehnung, in dem die Farmer mit ihrer Viehzucht und die natürliche Flora und Fauna gelernt haben, mit- und nebeneinander zu existieren.

Garganta del Diabolo in Argentinien

Iguazú Nationalpark in Argentinien

3 Tage halten wir uns um die schönsten Wasserfälle Südamerikas auf. Der Rio Iguazú, der in Flussmitte die Grenze zwischen Brasilien und Argentinien bildet, veranstaltet im sogenannten Dreiländereck ein Schauspiel der besonderen Art. Sowohl der Besuch des argentinischen als auch brasilianischen Teil des Nationalparks steht auf dem Programm und verzaubert mich an den verschiedenen Aussichtsplattformen immer wieder. Ich freue mich über die Zeit die wir zum Genießen haben und sie hinterlässt in mir das Gefühl, dass ich an diesem Platz wirklich alles gesehen habe. Der Iguazú Nationalpark ist ein absolutes Muss, auch wenn die vielen anderen Besucher aus aller Welt manchmal die Idylle stören. In solchen Momenten erinnere ich mich gerne an die Stille des Pantanál zurück.

Grüner Küstenregenwald bis an den Atlantik

Küstenregenwald in Brasilien

Unsere Südamerika Rundreise vom Pazifik zum Atlantik führt auf ihr Ziel zu. Wir durchqueren den Bundesstaat Paraná in Richtung Osten und erreichen nahe der Bundeshauptstadt Curitiba die Küstenkordillere. Nur noch wenige Fetzen dieser einstmals überall wuchernden Mata Atlantica sind erhalten und geschützt. Während einer spektakulären Zugfahrt an die Küste können wir diesen Juwel an Flora und Fauna erleben. Die Strecke führt über einige waghalsig gebaute Viadukte und immer wieder sind spektakuläre Ausblicke in und über den Küstenregenwald garantiert. Und dann entdecke ich ihn in der Ferne: den Atlantik! Mein Traum ist in Erfüllung gegangen, wir haben den Kontinent tatsächlich durchquert. Weit liegt der Pazifik, die Anden, Chile und Bolivien mit all ihren grandiosen Landschaften zurück. Was vor mir liegt ist der Hafen von Paranaguá und unsere morgige Wanderung über die Atlantikinsel Ilha do Mel. Südamerika ist schon ein Kontinent der Extreme und diese Reise mehr als nur ein Urlaub!

Traumhafte Stände auf der Ilha do Mel

Wanderung über die Ilha do Mel

 

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