Wandern in England: Coast to Coast Walk von St. Bees Cumbria bis Robin Hood´s Bay Yorkshire
Eine steife Brise weht an St. Bees Head. Mit aufgeschlagenem Kragen stehen wir an der irischen See, der Westküste Englands. Hier beginnt sie, die legendäre „From Coast to Coast“ Tour. Sie führt durch drei Nationalparks und trifft 190 Meilen weiter östlich (und ein paar Meilen südlich) in Robin Hood’s Bay auf die Nordsee.
Zwei Wochen lang werden wir bei echt englischem Wetter, echt englischem Essen und Bier unterwegs sein.
Wie die Tradition es will, tauchen wir unsere Füße zu beginn der Tour in die See und freuen uns darauf, es viele Schritte später auch auf der anderen Seite Englands zu tun.
Wir stehen an der Westküste Englands; es beginnt, leicht zu regnen.
Wer kam eigentlich auf die Idee, diese verregnete Insel zu durchqueren? Aber: jetzt sind wir hier und los geht’s!
Man sagt, England kenne nur eine Art vom Wetter, nämlich den Regen. Aber das stimmt nicht. Es gibt davon viele Abstufungen und Variationen:
Beispielsweise kann es nieseln oder gießen, es gibt den Platzregen und den Sprühregen, es gibt Regen von Vorne und von der Seite – kurz: naß werden kann man auf viele Art und Weisen.
Aber so ist es dann doch nicht. Ein herrlich frischer Wind weht dem Wanderer um die Nase, die Wiesen und Weiden sind tiefgrün und auch in England scheint die Sonne und verzaubert die idyllische Landschaft mit ihren kleinen steinernen Hütten, die dann und wann mitten in der Landschaft auftauchen.
Wenn man Glück hat, ist das ein oder andere dieser Hütten ein Pub und man sich bei einem schönen Torffeuer mit einem kühlen Bier in der Hand von den Strapazen des Wanderns erholen.
Schon der erste Tag ist nicht zu unterschätzen und beginnt mit 25 Kilometern Länge in St. Bee. Schafskoppeln, Zäune, Feuchte Weiden und wunderschöne Hochebenen sind zu überqueren bis man in Ennerdale ankommt.
Die meisten Unterkünfte sind einfache Farmhäuser, von Familien oder älteren Paaren bewirtschaftet. Nur etwas vier Mal während der ganzen Tour müssen wir in unseren Zelten schlafen.
In einem Punkt freuen wir uns ganz besonders über den Wahrheitsgehalt der Klischees über England: es gäbe an jeder Eckeund auf jedem Kuhkaff einen Pub. Das stimmt und so können wir jeden Tag unser abendliches Bier genießen und englischer Musik lauschen.
Ein weiteres Vorurteil trifft das englische Essen. Hier trifft es vor allem das Frühstück.
Allmorgendlich sind wir schlagartig wach, sobald uns die fettigen Würstchen, die Eier und der gebratene Schinken serviert werden; „Full english breakfast“ nennt sich so etwas. Doch wir lernen dazu und gehen bald fast alle zum Porridge über.
Doch den Rest des Tages wird meist selbst gekocht. Und genau das macht für manche erst den richtigen Abenteuerurlaub aus; weiß doch so manch einer kaum, wo in der Küche das Salz steht!
Aber auch dieser wird gut in unsere Essenvorbereitungen eingegliedert: wer nicht kochen will oder kann, muß Zwiebeln schneiden, abspülen oder den Tisch decken. Wir haben zwei Gaskocher und zwei Kochtöpfe – um diese kümmern sich die Kocherfahrendsten. Lustigerweise waren das in unserer Gruppe zwei Männer.
Am dritten tag haben wir einen echten riesige Wiesenchampignon gefunden und mit in unsere Mahlzeit geschnitten! Herrlich!
Ich bemühe mich immer, recht viel zu essen und auch vom fettigen Frühstück etwas zu essen, denn schließlich ist die Tour nicht „ohne“ und „nur“ 15 Kilometergelten als Ruhetag (meist sind wir 20+x Kilometer unterwegs, es können aber auch schnell 30 und mehr werden). Blasen gehören zur Tagesordnung.
Am 13. Tag riechen wir das Meer förmlich. Gestern noch fix und fertig – so wissen wir heute: es ist nicht mehr weit – und wir singen und lachen auf unseren letzten Kilometern, die uns noch vom Ziel trennen.
Wir kommen über eine lange Ebene. Der Wind pfeifft uns um die Ohren. Und dann sehen wir es: das Meer. Etwa 100 Meter unter uns sehen wir das grau-blaue Wasser der Nordsee.
So weit werden wir es auch noch schaffen; dort hinunter.
Wir erreichen die ersten Häuser des Dorfes und treffen alte Bekannte: unterwegs hatten wir Wanderer aus Australien getroffen und uns prima verstanden. Diese drei sind schon da. Zwar haben sie einige Etappen im Bus zurückgelegt, aber sie sind hier, am Endpunkt des „Coast-to-Coasts“ und sind glücklich. Wir rufen uns Glückwünsche zu, umarmen uns – doch wir müssen weiter. Schließlich wollen wir bis ganz hinunter zum Meer.
Akkordeonspieler tauchen auf. Wanderer tanzenvor lauter Glück und Stolz – mitsamt all ihrer Blasen – mitten auf der Straße. Als das Meer in Sicht kommt, stoppen wir unserem Laufschritt nicht, sondern laufen geradewegs hinein: wir haben es geschafft: wir sind am Ziel! Wir haben einen der härtesten Treks der Welt hinter uns gebracht!
304 Kilometer und fast 13000 Höhenmeter in 14 Tagen.
Wir feiern unseren großen Erfolg gebührend in einem der vielen Pubs Richmonds und freuen uns dann doch auf eine heiße Wanne zu Hause und auf den Sonnenschein, der uns in Deutschland erwartet.
In der letzte Kneipe im Ort, Wainwrights Bar, schreibt man sich traditionell ins Buch der C2C Wanderer ein und lässt den letzten Tag ausklingen.
Wer nun beispielsweise von Manchester aus nach Hause fliegt, der suche noch eine der vielen Jeans Outlet Läden auf. Hier findet man Jeans in allen Formen und Farben, Größen und Alter. Für wenig Geld.
Habe den Walk auch unter die Füsse genommen und eine Homepage gestaltet, wo ich über die Reiseerfahrungen schreibe.
Toller Beitrag 🙂
Ich werden den Coast to Coast Walk zusammen mit einem Freund im Herbst wandern und schreibe in meinem Blog ebenfalls alles zu den Vorbereitungen. Der Hinweis mit den vielen Pubs wird uns sicherlich auch zugute kommen 😉
Hi. Toll geschrieben! Ich habe vor 2 Tagen England als Land für meine Wanderurlaube wiederentdeckt!
Mein Fotoalbum aus dem Urlaub im Juli 2012 lade ich demnächst auch in meinen Blog. Habe mir mal die Mühe gemacht, aufzuschreiben, wie man einen Wanderurlaub in England plant.
Vielleicht schaut Ihr mal rein!? Grüße aus Köln!
http://chippy-online.info/top-8-wie-plane-ich-meinen-wanderurlaub-in-england/