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Abenteuer Island- von Mödrudalur nach Myvaten

Herdubreid- Die Königin der isländischen Berge

Herdubreid- die Königin der isländischen Berge

Die Nächte in Island sind kurz! Nicht in dem Sinn wie zu Zeiten als ich die Nächte in Discos getanzt habe, sondern kurz an Dunkelheit. Bereits gegen 4ººh morgens schimmert das erste Tageslicht durch die Vorhänge des Wohnmobils. Nach einem kurzen Blick auf meine Uhr drehe ich mich zur Seite und versuche weiter zu schlafen- das ist definitiv noch zu früh um wach zu werden. Doch schon eine Stunde später höre ich die ersten Geräusche auf dem Campingplatz Mödrudalur und kurz nach 6ººh wage ich einen Blick aus dem Fenster. Hoffentlich hat es aufgehört zu regnen!

Doch nicht nur das! Der Himmel ist blau und der Ausblick atemberaubend. Einfach super und ein absolut guter Start in den Urlaubstag. Ich blicke auf einen Berg und dessen schneebedeckter Gipfel glänzt und glitzerd in der Sonne. Wow!! Was anderes fällt mir da nicht ein. Im Schlafanzug, mit Latschen und die Kamara um den Hals schleiche ich mich vorsichtig aus dem Wohnmobil. Hoffentlich wecke ich Monika nicht zu dieser unchristlichen Zeit! Was für ein Wetter- das darf jetzt gerne die nächsten 3 Wochen so bleiben. Auch unser Nachbar im Zelt ist schon munter, seine Turnschuhe stehen zum trocknen vor dem Zelt.

Campingplatz Mödrudalur

Abenteuer in Island- zelten

Mein nächster Gang ist zur Toilette. Leider sind diese seid gestern Abend nicht sauberer geworden. An der Tür hängt ein Holzkästchen mit dem Hinweis Geld einzuwerfen für die Reinigung der Toilette. Umgerechnent sind es 50 Cent. Ist ja in Ordnung, ich würde das allerdings lieber bezahlen, wenn die Toiletten auch sauber wären. Die Duschen sind nicht besser- im Gegenteil und ich beschliesse für heute die Dusche ausfallen zu lassen. Heute abend sind wir ja auf einem anderen Platz, dort ist es hoffentlich besser.
Inzwischen ist auch Monika wach und wir starten den Tag mit einem guten Frühstück bei dem wir den weiteren Tagesverlauf besprechen. Zuerst möchten wir uns ein wenig in Mödrudalur umsehen. Laut der Beschreibung gibt es hier einiges zu sehen und der Campingplatz bietet auch Jeep-Touren und Wanderungen an. Bekannt ist der Ort für sein schönes Bergpanorama und der schneebedeckte Gipfel ist die hier genannte „Königin der isländischen Berge“ mit dem Namen Herdubreid. Da wir jedoch nicht noch eine Nacht ungeduscht verbringen möchten beschliessen wir uns hier die nähere Umgebung mit der Kirche anzusehen und dann weiter zum Myvatan, dem Mückensee , zu fahren. Eigentlich ein bisschen schade, denn ansonsten ist es hier sehr schön.

Das Fjallakaffi

Helikopterflug in Island

„Lass uns doch mal schauen was ein Helikopter-Flug kostet“ animiere ich Monika. Dieses Angebot hier in Mödrudalur ist sicher ein besonderes Erlebnis. Allerdings kostet der Flug von 45 Minuten 400 Dollar und da muss ich passen. Auch Monika möchte so viel Geld nicht dafür ausgeben. Schade, das Wetter wäre optimal gewesen.
Doch auch ohne Wanderungen oder Helikopter verbringen wir hier einen schönen Vormittag. Das Restaurant Fjallakaffi, das gleichzeitig die Rezeption ist, bietet neben Frühstück islandische Spezialitäten. Trotz unserem Frühstück probieren wir eines der frisch gebackenen und lecker duftenden Hefegebäcks. Es ähnelt einem Berliner, allerdings ohne Marmelade doch dafür mit Rosinen und mit Zucker bestreut. Lecker!! Ich werfe einen Blick auf die Speisekarte, das Fjallakaffi bietet zum Abendessen Lamm- und Rentiergerichte.

Direkt neben dem Fjallakaffi ist ein Sovenirshop, hier werden unter anderem Islandpullover angeboten. Die Preise liegen bei 200 Euro pro Pullover, fast günstig wenn ich es mit dem Helikopterflug vergleiche. Direkt neben dem Eingang zum Geschäft ist ein kleines Gehege mit einem jungen Fuchs. Scheu versteckt er sich in dem „Häuschen“ das ihm Unterschlupf bietet. Was macht ein junger Fuchs hier? Das wird doch hoffentlich keine Touri -Attraktion sein? Doch nein, das im Shop arbeitende Mädchen erklärt mir, dass der Baby-Fuchs mutterlos gefunden wurde. Was mit der Mutter geschah weiss man nicht, aber sie ziehen den kleinen Fuchs so lange gross bis sie ihn auswildern können. Alleine wäre er gestorben, er ist noch zu jung um sich selbst zu ernähren. Sie hofft, dass es mit dem auswildern klappt und der Fuchs in der Freiheit zurecht kommt. „Es passiert öfter, dass junge mutterlose Füchse gefunden werden“ erklärt mir die junge Frau.

Die Kirche in Mödrudalur

Die Kirche von Mödrudalur

Wir machen noch einen kleinen Spaziergang rund um die Kirche und die zum alten Bauernhof gehörenden Gebäude. Es ist alles sehr ländlich und idyllisch, alte Landwirtschaftmaschinen stehen malerisch und dokorativ auf den Wiesen. Die Kirche selbst ist leider geschlossen, uns bleibt nur ein Blick ins Innere durch eine Glastür. Wir blicken auf den Altar und ein Bild welches die Bergpredigt darstellt. Die kleine Kirche wurde 1949 von dem Bauern Jón Stefánsson zur Erinnerung an seine verstorbene Frau errichtet.

Elfenschloss

Elfenschlösser

bitte nicht……!!!

Nach diesem Rundgang brechen wir auf zu unserem nächsten Ziel- dem Mückensee. Die Fahrt führt uns durch eine Hochebene entlang am Rand des Lavafeldes Búrfellshraun. Mitten in der steinigen und unwirtlichen Umgebung stehen kleine Steintürmchen unterschiedlicher Grössen. Wer schichtet hier mitten in der Einöde Steine aufeinander? Das macht doch Mühe. Da gibt es für mich in Island eigentlich nur eine Erklärung: das sind Elfenschlösser! Anders kann es gar nicht sein. Bei allen unserer romantischen und mystischen Ideen entdecken wir auch ein Schild mit dem Hinweis keinen „menschlichen Abfall“ zu hinterlassen. Ein Hinweiss der Elfen nicht vor ihre Haustüre………????

Das Solfatarenfeld Hverarönd

Solfatarenfeld Hverarönd

Unser nächster Halt ist das Hverarönd, eines der schönsten Solfatarenfelder Islands. Schon von weitem sehen wir die weissen Dampfwolken und kurz darauf dringt der Schwefelgeruch in das Wohnmobil. Solfataren sind heisse postvulkanische Exhalationen von Gasen mit Temperaturen von 100ºC bis zu 250ºC. Sie bestehen hauptsächlich aus Schwefelwasserstoff, Kohlenstoffdioxid und Wasserdampf. Der Schwefelwasserstoff oxidiert bei Kontakt mit der Luft und bildet schweflige Säure. Diese Säure greift das Gestein und den Boden an und bewirkt zusammen mit dem heissen Wasserdampf die Zersetzung der mineralischen Bestandteile. Dadurch bilden sich Schlammkessel in denen die Gase unter Blasenbildung austreten.
Das Hverarönd ist gut besucht, Busse , PKWs und Wohnmobile stehen auf dem Parkplatz. Doch ganz am Ende ist noch ein Parkplatz frei, genau wie für unser Wohnmobil gemacht. Die Schlammtöpfe und Dampfquellen sind abgezäunt, damit niemand in den kochend heissen Schlamm tritt. Doch auf den Holzstegen, Plattformen und den vorgegebenen Wegen können wir gefahrlos bis fast an die vor sich hin blubbernden Schlammquellen gehen und das Phänomen aus der Nähe betrachten. Es ist beeindruckend! So ähnlich habe ich mir immer den Eingang zur Hölle vorgestellt. Heisser Qualm, grauer heisser Schlamm und alles riecht nach Schwefel. Auch die Blubber- und Gluckergeräusche – fazinierend und ein bisschen beängstigend wenn ich mir die Kraft und Energie unseres Planeten so betrachte. Ein absolut unkontrollierbares Geschehen, was sich hier unter der Erde abspielt.
Auch die umliegende Landschaft scheint unwirklich. In weissen Qualm gehüllt sieht man die Schwefelablagerungen in allen Farbschattierungen die Schwefel hervorbringt. Und wer nicht glaubt, dass unsere Erde lebt, der sollte sich dieseses Schauspiel der Natur ansehen.

Der Mückensee Myvatan

Der Mückensee Myvatan

Nach diesem beeindruckendem Erlebnis geht unsere Tour weiter auf der Ringstrasse und einige Kilometer weiter, der Schwefelduft ist noch in unseren Nasen, haben wir den ersten Blick auf unser heutiges Ziel. Der Myvatan, auch der Mückensee genannt.
Dieser Name, Mückensee, erhielt der See durch seine im Sommer zahlreich auftretenden Mücken. Doch es ist beruhigend im Reiseführer zu lesen, dass die meisten davon nicht stechen. Sie sind harmlose Zuckmücken die in riesigen Schwärmen im Juli und August ihre Tänze aufführen. Allerdings krabbeln sie auch überall hin, in Getränke, aufs Essen, in Ohren und Nase. Daher werden die kleinen Plagegeister im Volksmund auch als die „Bartläuse des Teufels“ bezeichnet. Es gibt zwei Routen um den See. Entlang der Ringstrasse das Westufer, die Strecke, die vor allem für Ornithologen interessant ist. Wir dagegen nehmen die 5 km längere Alternativroute am Ostufer des Myvatan. Hier gibt es einge schöne Spazierwege entlang des Sees.

Bärenklau

giftiger Bärenklau

Wir entscheiden uns für einen Rundgang durch einen lichten Birkenwald. Der Weg führt uns vorbei an Sträuchern und Büschen und jede Menge mir unbekannter Gewächse. Eines sieht besonders schön aus- hochgewachsen mit weissen filigranan Blüten und im vorbeigehen streiche ich sanft über diese hübsch anzusehende Staude. „Um Gottes willen“ höre ich Monikas entsetze Stimme. „Nicht anfassen! Die sind hochgiftig!“ Ach je- zu spät! Wie giftig ist die Pflanze denn? So genau weiss Monika das im Moment auch nicht, aber ich habe ein ungutes Gefühl an meinen Händen. Und tatsächlich, als wir später die Pflanze googeln erfahre ich, dass es der Bärenklau ist. Habe ich noch nie gehört, aber es ist tatsächlich eine giftige Pflanze die hier im Wald wächst. Das Gefährliche sind die im Pflanzensaft vorhandenen Fucomarine, die in Verbindung mit Sonnenlicht phototoxisch wirken. Dies führt zu starken Rötungen und Blasenbildung die ärztlich behandelt werden müssen. Sogar alleine das Tageslich kann zu schmerzhaften Blasen und Quaddeln führen. Gott sei Dank habe ich nur leicht darüber gestrichen.

Mückenplage

 

Blumenwiese

Trotz des Bärenklaus geniessen wir unseren Rundgang. Er führt uns über eine Wiese voller gelber Blumen, es sieht aus wie gelb getupft. Doch das Highlight ist der Weg entlang des Ufers. Klares Wasser in dem sich der blaue Himmel und die Wolken spiegeln, die Farben sind klar und die Luft rein. Ein kleines Paradies. Doch wie in jedem Paradies gibt es einen kleinen Haken und hier sind das die Mücken. Sehr aufdringlich umschwirren sie uns, doch tatsächlich, sie stechen nicht. Solange ich nicht tief einatme ist das zwar unangenehm, aber kein Problem. Der See selbst ist vor langer Zeit bei einige Volkanausbrüchen entstanden, als Lava das Wasser aufstaute. Er liegt auf einer Hochebene (277 m) und ist 37km2 gross. An den meisten Stellen ist er zwischen zwei und vier Metern tief.

Campingplatz Myvatan

Als wir unseren Rundgang beenden ist es bereits nachmittag und wir machen uns auf die Suche nach einem geeigneten Campingplatz für unsere Übernachtung. Den Platz,

Sonnenuntergang am Myvatan

den wir mit unserer Campingkarte besuchen können, haben wir bereits begutachtet. Das sah nicht besonders einladend aus und da wir das Bedürfnis nach einer richtig „schönen“ Dusche haben fahren wir an den Platz „Camping Myvatan“ und damit haben wir eine gute Entscheidung getroffen. Direkt am See gelegen, mit schönem Blick und alles top sauber. Der Preis pro Nacht liegt bei ca. 40,00 Euro und das ist uns eine saubere Dusche mit warmen Wasser wert.
Und wir treffen „alte“ Bekannte! Die deutsche „Gruppe“, die wir gestern in der Einöde auf unserer Suche nach Mödrudalur getroffen haben sind ebenfalls hier. Ich habe ja gelesen, dass sich in Island jeder kennt. Scheint offensichtlich nicht so schwer zu sein. Auf jeden Fall ist es nett bekannte Gesichter zu sehen.
Den Abend verbringen wir mit Aussicht auf einen farbenprächtigen Sonnenuntergang bei einer Runde Kniffeln. Ich bin am lernen, mal sehen ob ich es diesen Urlaub schaffe den Kniffel-Profi Monika zu schlagen. Wenn nicht heute, dann vielleicht im laufe der nächsten Tage.
Morgen soll es dann weiter gehen via dem Wasserfall Godafoss bis nach Akureyri.
Doch jetzt erst mal eine gute Nacht!

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Über den Autor

Elke Hoppe

Vor ca. 20 Jahren bin ich von Deutschland nach Spanien ausgewandert, um auf der Sonnenseite Europas leben zu können. Doch auch von hier aus habe ich das Bedürfnis mehr von der Welt kennen zu lernen. Da es mir zeitlich und beruflich möglich ist, mache ich seit 2005 einmal im Jahr eine „große Reise“. Begleitet werde ich dabei von Edith, meiner Mutter, die vor 18 Jahre ebenfalls aus dem deutschen Regen in die spanische Sonne geflüchtet ist. Bisher hat uns unsere Reiselust nach Asien, Kenia und Peru geführt. Für das Jahr 2009 hatten wir uns für Indien entschieden und dort neben Rajasthan inzwischen auch andere Regionen besucht. Auf den Rundreisen in Indien waren wir in Begleitung von unserem Fahrer Prakash Acharya. Er ist ein zuverlässiger und informativer Reisebegleiter, den ich sehr empfehlen kann. Prakash hat sich vor einigen Jahren selbständig gemacht und falls jemand mit ihm eine Rundreise machen möchte bin gerne bereit den Kontakt herzustellen.

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