Simbabwe Reise-Erfahrung im Matobo Nationalpark: Wasserfälle und Felszeichnungen
Tag 10 16.März 2009
Pünktlich um 6 Uhr brachte mir Jephram meinen Tee. Er und die anderen Angestellten in der Küche waren sich anscheinend einig, dass ich etwas aufgepäppelt werden musste, daher war auf dem Tablett auch eine ganze Sammlung selbst-gebackener Kekse. Ich machte mir einen Becher Tee zurecht und ging damit hinaus auf die Veranda. Die ersten Sonnenstrahlen blitzten hinter einem riesigen Felsen auf der gegenüberliegenden Seite des Tals hervor.
Wenige Minuten später, von innen und außen gewärmt, sah ich mich um. Unter einem großen Steinbrocken lugten nervös zwei winzige schwarze Knopfaugen und eine rüsselartige Nase hinaus. Als ich mich nicht bewegte, kam langsam eine Elefantenspitzmaus aus dem Loch gekrochen und sonnte sich, genau wie ich. Der einzige Unterschied war, dass ich gemütlich meinen Tee trinken konnte, während die Spitzmaus sich gelegentlich heftig kratzen musste.
Nachdem ich in aller Ruhe meinen ersten Becher Tee genossen hatte, setzte ich mich noch eine Weile mit meinem Schreibblock inmitten der herrlichen Landschaft des Matobo Nationalpark auf die Veranda und machte mir ein paar Notizen über die Aktivitäten der letzten Tage. Das war in Hwange viel zu kurz gekommen, denn dort waren wir fast ständig unterwegs. Ich hörte ein kratzendes Geräusch in meiner Nähe und sah auf. Ein Klippschliefer beäugte mich misstrauisch von dem Felsen herab, neben dem sich die Spitzmaus immer noch sonnte. Ich schrieb weiter und bewegte mich kaum. Der Klippschliefer schien mich folglich nicht mehr als Bedrohung zu betrachten und räkelte sich auch in den wärmenden Sonnenstrahlen. Das Tier wurde immer entspannter bis es schließlich mit allen Vieren von sich gestreckt auf dem Bauch lag wie ein winziger Kaminvorleger von der Sorte „Dinner for One“.
Leider musste ich das Idyll nach einer Weile stören, es war Zeit, mich auf den Tag vorzubereiten. Da ich nicht wusste, was auf dem Plan stand, nahm ich mir vor, im Zweifelsfall für alles bereit zu sein. In den Tagesrucksack packte ich also eine Regenjacke, Sonnenschutz, Fernglas, einen vollen Akku für die Kamera und eine leere Speicherkarte sowie zwei Liter Wasser. Das sollte erst einmal reichen.
Mein Frühstück aß ich in der sehr angenehmen Gesellschaft meiner Gastgeber, dann hörte ich auch schon Ians Landrover. Wir unterhielten uns noch kurz mit den Gastgebern, dann fuhren wir los. Ich wusste immer noch nicht wohin, aber als wir die Teerstraße erreichten verriet Ian mir, dass wir zur Gulubawa Cave fahren würden und zu den Lumene Wasserfällen.
Bald schon bogen wir wieder von der geteerten Hauptstraße ab und es ging über
schmale Pisten weiter in die wunderschöne Hügellandschaft hinein. Die Schroffheit der Granitfelsen wurde durch die grünen Bäume und das lange Gras gemildert. Die verschiedenen Farben der Steine an sich, die grellen Farben und Muster, die orangefarbene und gelbe Flechten auf den Felsen zeichneten, das immer wieder neue Panorama, das sich hinter jeder Straßenbiegung entfaltete faszinierten mich unendlich. Mehrmals bat ich Ian zu halten, damit ich Fotos machen konnte.
Schließlich hielten wir neben einer riesigen Fels-Kuppel und stiegen aus. Der Weg zu der Höhle war ziemlich stark überwuchert und wir zwängten uns durch hohes Gras und an stachligen Büschen vorbei den Hang hinauf. Als wir die große Höhle erreichten, die sich rund und glatt wie eine Luftblase in den Fels wölbte, waren wir beide aus der Puste. Ich verbrachte eindeutig zu viel Zeit am Schreibtisch! Aber der Anblick der Felsmalereien ließ mich diese Gedanken schnell vergessen. Das Bild einer riesigen Python schlängelte sich an der Rückwand der Höhle entlang. Auf den Wellen, die durch ihren Körper gebildet wurden, spielten sich alle Möglichen Szenen zwischen menschlichen Figuren ab. Die Python selbst hatte einen hundeartigen Kopf mit langen Ohren. Erstaunlich, da die Künstler der San bestimmt sehr oft Pythons gesehen haben und normalerweise Tiere ziemlich Detail-getreu malten. Also musste es einen Grund haben, dass der Maler hier von dem Modell abwich, bloß welchen? Bei näherer Betrachtung, fand ich auf dem Rücken der Python auch eine menschliche Figur mit einem hundeartigen Kopf. Es gibt sehr viele Theorien darüber, warum die San von Jahrtausenden diese Figuren an die Wand malten, welche Farben sie verwendeten und welche Bedeutung ein Teil der Figuren hatte. Wir werden es wahrscheinlich nie ganz zu deuten wissen. Dieser Umstand macht die Kunstwerke um so faszinierender. Lange standen wir vor der Wand und sahen uns die Details an.
Dann kletterten wir den steilen Pfad wieder hinab und fuhren weiter. Die Piste wurde immer schmaler und war von Schlaglöchern übersät. Kleine Dörfer mit traditionellen Rundhütten aus Lehm mit Grasdächern lagen rechts und links der Straße. Einen sehr erfreulichen Anblick boten die Gruppen von Kindern in Schuluniform, die uns lachend zu winkten. Lange Zeit waren die Schulen geschlossen, teilweise aufgrund der politischen Turbulenzen in 2008 und auch weil Lehrer gestreikt hatten, weil sie und ihre Familien von ihrem Gehalt nicht leben konnten, vorausgesetzt es wurde überhaupt ausgezahlt.
Einmal bogen wir verkehrt ab, doch Ian merkte es schnell und machte kehrt. Kurze Zeit später erreichten wir einen Schlagbaum und stellten den Wagen ab. Ian sah sich die Lage kritisch an, dann schlug er vor, wir sollten die Schuhe im Auto lassen und barfuß weiter gehen denn wir würden das Flüsschen mindestens drei mal durchqueren müssen. Also, gesagt, getan. Wir nahmen auch eine kleine Kühltasche mit, in der unser Mittagessen verpackt war.
Nach ein paar Metern blieb ich staunend an einem Baum stehen und Ian lachte freudig. Eine Kolonie riesiger Raupen saß auf der zerfurchten Rinde. Sie waren größer, als mein Zeigefinger und über und über mit langen Haaren in grell-orange bedeckt. Zu allem Überfluss waren die Haare auch noch im Stil des „Irokesen-Kamms“ in Reihen angeordnet. Es waren die Raupen des Msasa-Falters und sie waren glänzende Beispiele für die Sorte Insekten, die Feinde mit Warnfarben abschrecken.
Wir durchquerten den Fluss, wobei mir das Wasser bis zur Höhe des halben Oberschenkels reichte, und gingen einen schmalen Pfad entlang bis zum Fuß eines Hügels. Nun wurde es etwas unangenehmer, auf bloßen Füßen die Granitfelsen hinauf zu klettern, aber es war kein wirkliches Problem.
Der kleine Fluss rauschte über einige Stromschnellen und kleinere Wasserfälle, bis wir
zwischen den Bäumen und Steinen auf ein Felsplateau hinaustraten. Vor uns lagen die Wasserfälle in ihrer vollen Pracht. Durch die ungewöhnlich gute Regenzeit stark angeschwollen, waren die Fälle eine Pracht, das Rauschen des Wassers so laut, dass wir mit sehr erhobener Stimme sprechen mussten um uns zu verständigen. Wir sahen uns etwas um, dann machten wir Mittagspause neben dem Flüsschen, genossen den hypnotischen Anblick des fallenden Wassers.
Schon bald mussten wir jedoch zum Auto zurück gehen, wir hatten noch eine lange Fahrt vor uns. So erhitzt, wie wir nach dem Anstieg zum Wasserfall waren, wollten wir auch noch kurz in dem Fluss baden. Unten am Hügel angekommen suchten wir uns eine schöne Stelle, wo das Wasser in ein kleines natürliches Becken floss, und sprangen hinein. Es war erfrischend kühl und wir lachten beide vor Freude.
Auch hier hielten wir uns nicht lange auf, sondern machten uns bald wieder auf den Weg. Am Auto angelangt, zogen wir uns die Schuhe wieder an und steigen noch ziemlich nass ein. Obwohl meine Füße von den geschätzten 5 km etwas weh taten, war es fast schade, sich nach einem solchen Erlebnis wieder „zivilisieren“ zu müssen. Die Luft war im Lauf des frühen Nachmittags immer schwüler geworden, daher war auch der Fahrtwind auf der nassen Haut und der klammen Kleidung kein Problem. Kurz bevor wir die Hauptstraße wieder erreichten brach ein Gewitter los. Fette Tropfen platschten auf uns herunter und wir waren im Nu wieder nass. Wir zogen unsere Jacken als Schutz vor dem Wind an, kniffen die Augen zusammen und weiter ging es. Es war nur ein kurzer Schauer und bis wir an der Lodge angelangt waren, war alles schon wieder vorbei.
Am gemütlichen Kaminfeuer in der Lodge erzählte uns unser Gastgeber von einer Felszeichnung, die auch Ian noch nicht kannte. Also beschlossen wir, sie uns am nächsten Tag anzusehen. Wieder war ein aufregender Tag auf dieser Reise viel zu schnell zu Ende gegangen.
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