Reiseberatung für individuelle Reisen

China Rundreise von Peking über Xian nach Shanghai

Kranichtempel

Kranichtempel

Dass ich eine Reise nach China machen würde, stand schon lange fest. So lange, dass meine Freunde schon witzelten, ich würde gar nicht mehr fahren. Aber jetzt war es endlich soweit. Schon beim Packen erfasste mich eine unbändige Aufregung. Schnell noch den Kofferanhänger in Form eines Kiwis ausgefüllt und drangehängt- Eigentlich etwas unpassend für China, der Kiwi, aber der Reiseveranstalter hieß so und somit war das wohl sein Maskottchen. Das war auch ganz praktisch, am Flughafen in Frankfurt erkannte ich die anderen Rundreiseteilnehmer sofort an ihrem Kiwi-Anhänger. Während ich meine Mitreisenden musterte und mich fragte, ob ich als Alleinreisende wohl Anschluss finden würde, wurden wir eingecheckt und die Koffer fuhren bereits unserem Flugzeug entgegen. Ein jüngeres Pärchen, Petra und Martin, stand neben mir, wir kamen schnell ins Gespräch und sie erzählten mir, dass sie eine organisierte Rundreise durch China einer individuellen vorzogen, weil sie gehört hatten, dass dort alles in Mandarin oder irgendeiner anderen chinesischen Sprache geschrieben war und man sich als Europäer doch schwer zurechtfand. Ich freute mich, gleich ein nettes Paar kennen gelernt zu haben.
Der Flug verlief ohne Zwischenfälle. Wir landeten am nächsten Morgen ein wenig zerknautscht in Peking. Am Flughafen wurden wir von der Reiseleiterin abgeholt und unsere Koffer wurden zum Reisebus gebracht. Da wir uns um nichts kümmern mussten, konnte ich mich schon einmal entspannt umsehen. Die Straße in die Stadt ist voll mit Schlaglöchern, und so dauert die eigentlich kurze Fahrt länger als ich gedacht hätte.
Peking ist riesig. Die Architektur in dieser Stadt hat mich manchmal erschreckt, scheinbar durfte hier gebaut werden, wie man Lust hatte, und leider ist auch vieles in einer Zeit gebaut worden, in der man nicht gerade Wert auf Schönheit gelegt hatte. Zwischen den Betonburgen finden sich aber immer wieder Beispiele traditioneller Architektur, und vor allem kleine Läden und Imbissstuben lockern die Tristheit fröhlich auf.

Ming gräber

Ming gräber

Unsere Reiseleiterin Lei erklärte uns, dass allein hier in Peking über 1000 Denkmäler sowie 72 Museen instand zu halten seien und das Geld so manches Mal nicht in die richtigen Taschen fließe. So würde ab und zu ein Projekt aus Geldmangel erst einmal wieder eingestellt. Bei unserer Fahrt durch Peking stelle ich fest, dass ich es mir genauso vorgestellt hatte, und krasser könnte der Unterschied zwischen vorsozialistischer, also der Architektur des kaiserlichen China und der heutigen gar nicht sein. Schon jetzt bin ich gebannt und warte gespannt auf weitere Ungereimtheiten dieses Riesenreiches.
Das Novotel befindet sich sehr zentral mitten in Peking. Ich war erstaunt, wie schön eine Hotelkette sein kann. Schon die Rezeption war interessant: Die Säulen bildeten einen Blickfang, waren sie doch wie dicke Bambusstangen gestaltet und zeigten so auf einfache, aber geschmackvolle Weise die Verbundenheit zum Land. Mein Zimmer war schlicht eingerichtet, aber schön. Ein Designtisch ragte aus der Wand und es gab einen Fernseher mit Flachbildschirm. Besonders schön fand ich den Strauß frischer Blumen auf dem Tisch. Eine Geste, die man nicht in jedem Hotel erwarten sollte. Nach dem Mittagessen fuhren wir dann los, um die Stadt zu besichtigen. Der Reisebus wartete vor dem Hotel auf uns. Der Fahrer war ein kleiner Chinese, der aussah, als würde er ständig lächeln, da seine Augen noch schmaler waren als bei anderen Chinesen. Das war lustig, vor allem, wenn er sich durch den Pekinger Verkehr quälte und dabei nie eine Miene verzog. Der Bus entsprach europäischem Standard, wenn auch die Sitze weicher und etwas durchgesessener waren. Das glich dann wenigstens die harte Federung aus. Unser erster Stopp war der Himmelstempel. Die weite Anlage ist wunderschön, und wir trafen gleich auf das größte Klischee, das man im Westen mit Chinesen in Verbindung bringt: Ältere chinesische Männer und Frauen beim Qi Gong oder so ähnlich. Die Halle der Ernteopfer beeindruckte mich aufgrund ihrer besonderen Form und Symmetrie. Doch die Außenansicht war nichts im Vergleich zu seinem Inneren. Schon bei der Erinnerung spüre ich wieder meinen steifen Hals, weil ich die ganze Zeit an die Decke gestarrt habe. Bunte und verschiedenartigste Bemalungen zieren die Decke. Wunderschön!
Den Abend verbrachten wir auf eigene Faust, ich war mit Petra und Martin unterwegs, wenn wir uns auch nicht weit vom Hotel weg trauten. Zuerst haben wir im Hotel sehr lecker gegessen, dann sind wir losgezogen. Peking bei Nacht ist hell erleuchtet und strahlt in verschiedensten Farben. Es ist ein Spektakel, Menschenmassen bewegen sich über die Straßen und überall die Schriftzeichen in hellen Neonlettern!
Am nächsten Tag ging’s zur Großen Mauer.

Große Mauer

Große Mauer

Es ist faszinierend zu sehen, wie ein so einfaches und kaum verziertes Bauwerk solch ein Erstaunen in uns allen hervorrufen kann. Die Größe ist gigantisch, und wir können dem Verlauf über Kilometer hinweg mit den Blicken folgen. Im Bus gibt es lautstarke Diskussionen über das Erlebte. Es ist überhaupt eine lustige Stimmung unter den meisten Mitreisenden und alle teilen ihre Eindrücke gern mit den anderen. Ich habe mich auf der ganzen Reise sehr wohl gefühlt. Natürlich bleibt es nicht aus, dass es – wo nicht? – immer ein paar Leute geben muss, die nicht dazupassen, aber der Großteil der Mitreisenden war nett und lustig und hatte richtig Lust, gemeinsam etwas zu erleben.

Sommerpalast

Sommerpalast

Der Sommerpalast ist heute ein beliebtes Ausflugsziel der Pekinger. Auch heute finden sich einige Pekinger, die einen kleinen Ausflug machen und auf dem Kunmingsee Tretboot fahren. Wenn man hierher kommt, dann versteht man, warum es die Pekinger hierherzieht. Die helle und freundliche Lage rund um den See, die verzierten Gebäude, die Drachenschiffe auf dem ruhigen Wasser, die Pflanzen, das alles lässt einen entspannen und genießen. Nichts mehr vom Smog der Stadt, von der Enge und den gehetzten Menschen. Mich hat besonders das steinerne Schiff beeindruckt. Es ist aus einem Steinblock geschnitzt und liegt erhaben am Rande des Wassers. Die Architektur hier ist faszinierend, z.B. auch die Brücke, die in einem hohen Bogen – für Westler wie mich völlig untypisch – im Garten übers Wasser führt. Man muss sie allerdings von weiter weg ansehen, dann erst erkennt man die Genauigkeit ihrer Form. In einem Wort: Gigantisch! Wer nach Peking kommt, sollte unbedingt einen Abstecher hierher machen.
Heute Abend trauen wir uns etwas weiter weg. Wir haben Lei gefragt, wo wir hingehen können. Sie hat uns ein Restaurant vorgeschlagen. Hier können wir uns auf Fotos aussuchen, was wir essen wollen. Ich bestelle irgendwas mit Ente – glaube ich. Es war sooooo lecker! Ich liebe das chinesische Essen, es hat erstaunlich wenig mit dem zu tun, was wir in Deutschland vorgesetzt bekommen.
Am nächsten Tag besichtigen wir den Tiananmenplatz. Was für ein Kontrast zu der Ruhe und Geborgenheit gestern! Der Platz ist so riesig, dass man sich drehen muss, um ihn wirklich zu erfassen. Mich hat er etwas erschreckt, auch angesichts der Geschichte, die dieser Ort für immer mit sich in Verbindung bringt. Die Kälte, die dieser Platz ausstrahlt, vielleicht nur Einbildung aufgrund der schlimmen Dinge die hier geschehen sind, und die Tatsache, dass Mao hier seit seinem Tod 1976 mumifiziert aufgebahrt wird, macht den Tiananmenplatz nicht zu einem meiner Lieblingsplätze in Peking. Dafür ist die Verbotene Stadt umso eindrucksvoller. Es war fast leer, kaum eine Menschenseele kreuzte unseren Weg. Wahrscheinlich lag das auch an der extremen Weite des Areals. Das war schön, hatte ich doch befürchtet, dass man die Sehenswürdigkeiten immer mit unendlich vielen anderen Touristen teilen muss. Es sah genauso aus, wie ich es mir vorgestellt hatte. Die Größe der Plätze zwischen den einzelnen Gebäuden war allerdings viel weiter und damit monumentaler, und so fiel es nicht schwer, sich vorzustellen, dass hier die Macht eines enorm großen Reiches repräsentiert wurde. Leider waren einige der Figuren und Statuen eingezäunt, da, wie Lei uns erklärte, einige Touristen es wohl nicht gelernt hatten, nur mit den Augen zu schauen. Schade. Bei einer Rikschatour entdeckten wir, dass noch nicht alles in Peking der unglaublichen Bauwut der Chinesen zum Opfer gefallen war. Die Hutongs waren die letzten noch lebenden Überbleibsel des alten, einfachen Peking. Das hier war mein Peking! Hier gefiel es mir am besten, weil diese Viertel noch lebendig waren, hier sah man, wie die Menschen leben. So schön die Sehenswürdigkeiten Pekings auch immer sein mögen, sie sind schon lange tot und nur noch Museen. Hier in den Hutongs allerdings konnte man ein ganz anderes Peking sehen. Ich war begeistert! Leider war die Zeit begrenzt, da wir am Abend noch zu einem gemeinsamen Pekingentenessen aufbrechen wollten. Daher wurden wir wieder zum Hotel zurückgebracht, wo wir uns noch einmal ausruhen und frisch machen konnten, bevor wir zu einem großen chinesischen Restaurant gebracht wurden. Auch hier waren die Ausmaße wieder gigantisch. Das Restaurant war riesig, eher ein Palast als ein normales Lokal wie bei uns. Das Essen war sehr lecker, und ich genoss es, die Höflichkeit und Perfektion der Chinesen in einem solchen Restaurant in Aktion zu sehen. Die Kellner waren durchweg beflissen, uns immer unsere Wünsche zu erfüllen, eigentlich noch bevor wir etwas sagen konnten. Es wimmelte nur so an dienstbeflissenem Personal, allein für uns waren fünf Kellner zuständig.
Am nächsten Morgen hatte ich noch Zeit bis am Nachmittag unser Flug ging. Ich beschloss, mich noch einmal ein wenig in den Hutongs umzusehen, da sie mir am besten gefallen hatten. Petra und Martin begleiteten mich wieder. Gemeinsam nahmen wir vom Hotel aus ein Taxi, das uns zu der Stelle zurückbrachte, wo wir gestern gewesen waren. Noch einmal genossen wir das einfache Leben, das sich uns darbot, dann mussten wir zum Hotel und weiter zum Flughafen. Unser Flug nach Xian wartete. Am Abend kamen wir im Hotel vor Ort an. Es handelte sich um das Grand New World Hotel, wie fast überall in China ein Hochhausbunker, allerdings mit einer beeindruckenden Lobby und schönen sauberen Zimmern. Von außen hätte man das nicht erwartet.
Xian ist ebenfalls eine Stadt voller Widersprüche. Wie jede chinesische Stadt ist sie quadratisch angelegt, so ist es einfach, sich zu orientieren. Die Taxis in Xian sind quietschgrün, was dem fließenden Verkehr immer eine lustige Farbe und meinen Fotos immer eine besondere Note gab. Vor allem von oben sieht es eigen aus, von meinem Hotelfenster konnte ich den Verkehr gut beobachten.
Am nächsten Morgen fuhren wir als allererstes zu einer der größten archäologischen Fundstellen der Welt: die Terrakottaarmee.

Terrakotta Armee

Terrakotta Armee

Die tönernen Figuren stehen beeindruckend in perfekter Formation hintereinander. Wie man die so heil ausgraben konnte, war mir ein Rätsel. In den noch übrig gebliebenen Erdhügeln erkennt man die restlichen Krieger, die noch im Schutz der Erde auf ihre Entdeckung warten. Sogar Pferde und ganze von Pferden gezogene Karossen wurden ausgegraben. An der Restaurierung eines Wagens mit vier Pferden arbeiteten Archäologen acht Jahre. Unglaublich!
Nach dem Besuch haben wir Nudeln zu Mittag gegessen, bei deren Zubereitung wir zusehen konnten. Der Koch beeindruckte uns mit der Fingerfertigkeit, mit der er die langen Nudeln um seine Hände schlang, ohne sie kaputt zu machen. Danach folgte, frisch gestärkt, der nächste Programmpunkt: die Wildganspagode. Es handelt sich hierbei um eine schön angelegte Tempelanlage. Abends wurden wir zu einer Tang-Tanzdarbietungen gebracht. Die Künstler sind in traditionelle, äußerst phantasievolle Kostüme gekleidet und zeigen Tänze der Tang Dynastie (618-907 n Chr.). Es war exotisch und interessant, und die Stimmung an unserem Tisch stimmte wieder einmal.
Am nächsten Morgen besuchten wir noch das Shaanxi Museum, dann habe ich mich noch einmal massieren lassen. Danach mussten wir schon wieder zum Flughafen für unseren Flug nach Shanghai.

Shanghai Skyline

Shanghai Skyline

Beim Abschied habe ich mich noch einmal sehr herzlich bei Lei bedankt, die wirklich eine großartige Reiseleiterin war und uns neben den geschichtlichen Infos auch mit allerlei Anekdoten aus dem chinesischen Alltag unterhalten hat. Wer das Glück hat, mit solch einer Reiseleitung zu reisen, wird vielmehr als nur trockene Informationen mit nach Hause nehmen.
Auch in Shanghai erwartete uns ein Moloch von Stadt, wenn auch noch größer. Shanghai ist mit 16 Millionen Einwohnern eine der größten Städte der Welt. Und das merkt man auch. Ich war froh, dass die ganze Reise so gut organisiert war, dass ich mir nie Sorgen machen musste. Wieder wurden wir von einem neuen Reiseleiter am Flughafen abgeholt, der mir schon gleich zu Beginn leid tat, weil ich ihn dauernd mit Lei maß. Der Bus wartete schon und wir wurden gleich zum Hotel gebracht.
Am Abend traf ich mich noch mit Petra, Martin und zwei anderen Paaren an der Bar. Am nächsten Tag machten wir eine Stadtrundfahrt. Das war sehr angenehm, denn die Stadt war überfüllt und hektisch, und so brauchten wir uns nur in den Bus zu setzen und konnten uns an die ganze Atmosphäre erst einmal langsam gewöhnen. Am Jade Buddha Tempel machten wir Halt. In der Halle stehen zwei Buddhafiguren. Die eine sitzt, die andere liegt. Eine zeigt Buddha bei der Erleuchtung, die andere beim Eintritt ins Nirvana. Hier drin ist alles von einer Reinheit, die ich in einer Stadt wie Shanghai nicht erwartet hätte. Nach einem Spaziergang am Bund und in den Yu Gärten schlendern wir über die Einkaufsstraße Nanjing Road. Die Straße sieht ein bisschen aus wie in einem Zukunftsfilm, die Häuser haben lustige futuristische Kuppeln und überall sind die Wände zugepflastert mit Werbeflächen. Die abendliche Akrobatikvorstellung muss für mich leider ausfallen. Ich habe mir eine Erkältung eingefangen und liege in meinem Zimmer.
Das ist zwar ein bitterer Abschluss für meine Reise, aber ich bin froh, dass es mich nicht früher erwischt hat. Die Reise durch das „Reich der Mitte“ hat mich sehr beeindruckt. Mein besonderer Dank gilt Lei, die es geschafft hat, ihr Land in ungeheuer bildhafter Weise zu beschreiben. Solche Reiseleiter sollte man öfter haben. Sie rasselte nicht nur Daten runter, sondern vermittelte uns Reisenden das Gefühl, dass sie sich selbst auch für die Geschichte und die Geschichten ihrer Heimat interessierte. Ich kann eine Reise mit Kiwi Tours also nur empfehlen. Lei hat mich dazu veranlasst, vielleicht noch einmal andere Ecken dieses Landes zu erkunden. Es würde mich auf jeden Fall reizen. Ich bin ein Wiederkehrer.

von Suse W.

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