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Sevilla, die Hauptstadt Andalusiens

Sonntag der 08. Dezember

Sevilla, die Hauptstadt Andalusiens

Sevilla, die Hauptstadt Andalusiens

„Fertig?“ fragt Gudrun mit der Tasche in der Hand und schon auf dem Weg zur Tür. Ich werfe noch einen schnellen Blick in meine Handtasche. Habe ich alles was ich brauche? Führerschein, Geld und Autoschlüssel- alles ist da. Es kann also losgehen.
Kurz darauf sind wir unterwegs in Richtung Sevilla, der Hauptstadt Andalusiens. Es sind nur ca. 200 km Entfernung von meinem Zuhause an der Küste, trotzdem haben wir beschlossen eine Nacht in Sevilla zu verbringen. So können wir stressfrei und in Ruhe diese schöne Stadt besichtigen und abends die beleuchtete Kathedrale bewundern. Und zu sehen gibt es auch genug für zwei Tage Aufenthalt.
Nach zwei Stunden haben wir den Stadtrand von Sevilla erreicht und halten uns nun in Richtung Zentrum. Das Hotel, welches ich gebucht habe, ist mitten in der Altstadt und die freundliche Dame an der Rezeption erklärte mir telefonisch ich solle zur Plaza de Armas fahren. Dort kann ich das Auto in die Tiefgarage stellen und bin nur wenige Gehminuten von dem Hotel entfernt. Denn einen Parkplatz in der Altstadt von Sevilla zu finden ist unmöglich. Die schmalen Gassen bieten keinen Platz um ein Auto abzustellen. Nun hoffe ich, dass wir die Plaza de Armas problemlos finden.
Es klappt fast. Nur einmal verfahren wir uns und das übrige sehen wir als kleine Stadtrundfahrt an. Kein Problem! Wir sind auf dem richtigen Weg, wie mir von Passanten auf meine Frage immer wieder versichert wird. Dann entdecken wir das Schild: Parkhaus Plaza de Armas. Jetzt bauchen wir nur noch unsere Unterkunft zu finden.
Mit den Ziehköfferchen klappern wir über das Kopfsteinpflaster und stehen kurz darauf vor dem Hotel. Es ist ein Bed&Breakfast und das Zimmer hat keine Fenster, doch ansonsten ist alles sauber und das Badezimmer komplett frisch renoviert. Ob da vor uns überhaupt schon jemand geduscht hat?
Doch wir halten uns nicht lange auf, das Gepäck abstellen und los geht es. Stadtbesichtigung in Sevilla!
Sevilla ist mit 700.000 Einwohnern die viert- grösste Stadt Spanien. Neben ihrer Bedeutung für den Tourismus ist sie ein wichtiger Industrie-und Handelsplatz. Sevilla liegt in einer fruchtbaren Ebene am Fluss Guadalquivir, der auch heute noch schiffbar ist. Seine Glanzzeiten hatte Sevilla dank des Hafens nach der Entdeckung Amerikas im 16. und 17. Jahrhundert. Als Folge des spanischen Erbfolgekrieges verlor Sevilla das transatlantische Handelsmonopol an Cadiz. Zu dieser Entscheidung hat sicherlich auch die zunehmende Versandung des Guadalquivir beigetragen.
Wir möchten mit der vermutlich bekanntesten Sehenswürdigkeit Sevillas beginnen: die Kathedrale Santa Maria de la Sede. Sie wurde an der Stelle gebaut, an der zur maurischen Zeit die Moschee stand. Noch heute kann man die einstige Ummauerung und den Innenhof der Moschee erkennen. Das Bauwerk gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Musikkapelle anlässlich des Feiertages

Musikkapelle anlässlich des Feiertages

Durch kleine schmale Gassen der Altstadt gehen wir in die Richtung, in der wir die Kathedrale vermuten. Doch dies ist nicht so einfach. In Spanien ist der 06. und 08. Dezember Feiertage und ergeben eine sogenannte Puente (Brücke) die in Verbindung mit dem Wochenende von den Spaniern zu Kurzreisen genutzt wird. Entsprechend voll ist es daher heute auf den Strassen Sevillas. Viele Besucher und Sevillanos sind bei dem sonnigen Wetter unterwegs.
Der erste grössere Stau ist auf der Plaza Nueva, am Rathaus von Sevilla. Hier findet anlässlich des Feiertages und der Vorweihnachtszeit eine Musikparade statt. Verschiedene Blaskapellen defilieren durch die Stadt und unterhalten die Besucher. Vor dem Rathaus sind Stühle aufgebaut, die an die Benutzer vermietet werden. Doch auch in den hinteren Stehplätzen sind die Musikanten zu sehen und vor allem zu hören. Wir bleiben eine Weile hier, geniessen den Umtrieb und gehen dann vorbei an der Plaza San Francisco in Richtung Kathedrale.

holzgeschnitzte Krippenfiguen

holzgeschnitzte Krippenfiguren

Je näher wie an dem eindrucksvollen Bau kommen, um so grösser wird der Menschenandrang.
Um die Kathedrale ist ein Weihnachtsmarkt aufgebaut, allerdings nicht wie in Deutschland mit Glühwein, sondern mit handgearbeiteten Krippenfiguren. Ich bin erstaunt über die große Nachfrage und das Interesse. Ehrlich, ich bin noch nie auf die Idee gekommen mir eine Krippe ins Wohnzimmer zu stellen. Ein Adventskranz und vielleicht noch ein Engelchen neben einer Kerze. Aber ich bin ja auch ein Weihnachtsmuffel und somit kein gutes Beispiel.
Die Kathedrale jedoch ist geschlossen! Öffnungszeit morgens ab 11ººh bis 17ººh, Sonntags von 14:30h bis 18ººh. Geschlossen ist die Kathedrale an bestimmten Feiertagen wie z.B. heute.

die Alcazába von Sevilla

die Alcazába von Sevilla

Doch was soll´s, dann machen wir diese Besichtigung morgen und schauen uns nun die Alcázar an, die königliche Festung.
Diese, unmittelbar gegenüber der Kathedrale liegende Festung, war ursprünglich die Burg eines maurischen Herrschers. Nach der Rückeroberung Sevillas durch Ferdinand III zogen hier spanische Könige ein. Peter I , auch bekannt als Perdo der Grausame, ließ den Palast für seine Geliebte Maria de Padilla von einem maurischen Baumeister herrichten und schuf damit eines der schönsten mudejarer Bauwerke in Spanien.

die Gärten der Alcazába

die Gärten der Alcazába

Wir beginnen unseren Rundgang in den Palästen, die auf den Ruinen der maurischen Festung gebaut wurden. Noch heute werden Räume in diesem Palast von den spanischen Königen bei einem Aufenthalt in Sevilla genutzt und die Alcaza ist in dieser Zeit für die Öffentlichkeit geschlossen. Die Räume sind beeindruckend, doch wir möchten die letzten Sonnenstunden lieber im Freien verbringen und gehen daher als nächstes direkt in die Gärten.
Diese Gartenanlage wurde von Karl V gebaut und hatte ursprünglich eine wesentlich grössere Fläche als heute. Die Gliederung des Gartens durch Mauern diente dem Schutz vor den sommerlichen heißen Winden, dem Terral. Heute jedoch, Anfang Dezember, sucht keiner Schutz vor der Hitze. Im Gegenteil, jeder nutzt die wärmenden Sonnenstrahlen aus.
Ein sehr schöner Platz zum verweilen und Sonne zu tanken ist der Pavillon Karl V.

Blick auf die Giralda

Blick auf die Giralda

Als wir nach unserer Besichtigung wieder auf die Plaza Triunfo kommen werden die Schatten bereits länger und die Luft beginnt abzukühlen. „Also eine Kleinigkeit würde ich essen“ schlägt Gudrun vor. „Vielleicht können wir uns in eines der Cafes in die Sonne setzen?“ Eine gute Idee! Ein grosses Glas Wasser gegen den Durst und danach vielleicht ein kleines Glas Wein mit etwas spanischem Käse. Doch welche der vielen Lokale nehmen wir? Entweder sind die Stühle besetzt oder sie stehen im Schatten. Doch wir werden fündig! Direkt auf der Ecke gegenüber der Giralda, auf der Plaza Virgen de los Reyes. Es sieht ein wenig vornehm aus, aber wir möchten ja nur eine Kleinigkeit. Wir suchen uns einen der Tische aus, auf die noch die letzten Sonnenstrahlen scheinen und warten. Und warten! Drei Kellner stehen ca. 3 Meter von uns entfernt und unterhalten sich. Ob die schließen und nichts mehr ausschenken? „No Señora“ bekomme ich auf meine Nachfrage erklärt. „Wir haben geöffnet!“ Aha! Endlich kommt einer der drei zu uns und nimmt die Bestellung auf. Wir bestellen Getränke und eine Ration Manchego-Käse. Ich freue mich schon darauf, denn seit dem Frühstück in Torremolinos haben wir nichts mehr gegessen. Hunger! Mein Magen knurrt!
Doch als der Kellner endlich den Käse bringt, traue ich meinen Augen nicht. Vier kleine Bröselchen Käse liegen da auf dem Teller. Nicht vier Stücke oder vier Scheiben! Nein- vier Bröselchen! Und das soll 10,00 Euro kosten? Frechheit, aber wir sitzen natürlich auch mitten in der Touristen-Zone gegenüber der Kathedrale. Was soll´s – wir möchten ja nicht zunehmen und genießen den kleinen Snack. Danach knabbere ich noch ein paar trockene Kräcker, das füllt ja auch den Magen. Doch mit der Rechnung kommt die nächste Überraschung. Manchego- Käse für über 12,00 Euro? Da stand doch ein anderer Preis auf der Karte! „Si Señora“ erklärt mir der Kellner. „Bei den Preisen in der Karte ist die Mehrwertsteuer nicht enthalten.“ Tatsächlich, da unten steht es. Das berühmte Kleingedruckte! Ob der Kellner wohl gerne hier arbeitet? Für mich ist das jedenfalls Touristennepp!

eine Messe in der Kathedrala Santa Maria de la Sede

eine Messe in der Kathedrala Santa Maria de la Sede

Unser nächstes Ziel ist die Plaza de España, doch als wir über den Platz spazieren, entdecke ich eine Menschenschlange, die in die Kathedrale strömt. Ich denke da ist erst wieder morgen früh geöffnet? „Schau mal!“ mache ich Gudrun aufmerksam „Die gehen alle in die Kathedrale, lass uns mal schauen.“ Und mit all den anderen Besuchern lassen wir uns durch die Tür in das Innere der Kathedrale schieben.
Das Gebäude ist beeindruckend, allein die Höhe ist atemberaubend. Laut meinem Reiseführer ist die Kathedrale Santa Maria de la Sede die grösste gotische Kirche der Welt. Doch im Moment ist nicht die richtige Zeit zu einer Besichtigung, denn die Kirche wurde für einen Gottesdienst geöffnet. Der Andrang an Gläubigen ist groß und ich möchte hier nicht stören, indem ich mit meinem Fotoapparat durch die Reihen stolpere. Daher bleiben wir bei unserem Plan, verlassen das Gotteshaus und machen uns auf den Weg zur Plaza España.
Wir gehen bis zum Platz Puerta de Jerez mit dem bekannten fünf Sterne Hotel Alfonso XIII und vorbei an der Tabakfabrik, in der einst die berühmte Carmen aus der Oper von Bizets gearbeitet hat.

Gondelfahrt am spanischen Platz

Gondelfahrt am spanischen Platz

Dann können wir die ersten Turmspitzen des Gebäudes rund um die Plaza España sehen. Dieser Platz und der gegenüberliegende Parque Maria Luisa wurde 1929 anlässlich der ibero-amerikanischen Ausstellung gebaut. Heute ist es wohl der bekannteste Platz in Sevilla. Die Halkreisform soll eine Umarmung der südamerikanischen Kolonien durch Spanien symbolisieren.

die Provinz Malaga, meine Wahlheimat

die Provinz Malaga, meine Wahlheimat

Vier Jahre dauerte der Bau und es waren ständig mehr als tausend Arbeiter hier beschäftigt. Rings um den Platz führt ein Kanal mit vier Brücken, welche die vier alten Königreiche Spaniens repräsentieren. Wer möchte kann eines der Ruderboote mieten und auf dem Kanal um den Platz rudern. Oder von einer Pferdedroschke kutschieren lassen.

die Plaza de España

die Plaza de España

Wir machen jedoch unsere Besichtigung zu Fuß und betrachten die gefliesten Bilder an den Wänden. Sie stellen die 48 spanischen Provinzen dar und natürlich lasse ich mich vor meiner Heimatprovinz Malaga fotografieren. Danach steigen wir noch rasch die Treppen des Gebäudes hinauf und nutzen die letzten Sonnenstrahlen für ein Foto des Platzes. Mit seinen gefliesten Bildern und Mosaiken war die Plaza España die teuerste Präsentation auf der ibero-amerikanischen Ausstellung.
Inzwischen ist es dunkel und wir beginnen den Rückweg. „Lass uns doch gleich unterwegs nach einem Restaurant suchen“ schlägt Gudrun vor. Eigentlich ein guter Gedanke, denn außer unserem „großen“ Käse-Imbiss haben wir den ganzen Tag noch nichts gegessen. Doch es ist erst halb sieben und da sind in Spanien noch die meisten Restaurants geschlossen.

Weihnachtsbeleuchtung in Sevilla

Weihnachtsbeleuchtung in Sevilla

„Lass uns einfach in Richtung Hotel gehen, dort in der Nähe war doch so ein nettes kleines Lokal“ erinnere ich Gudrun. Das hat wirklich sehr urig ausgesehen, so im alten spanischen Stil mit vielen Fliesen an den Wänden. Doch es ist nicht einfach, in eine bestimmte Richtung zu laufen. Die Strassen sind voll!! Voller Menschen, die sich durch die Einkaufsstraße drängen und die Weihnachtsbeleuchtung sowie die angestrahlte Giralda sehen möchten. Die Kathedrale bei Nacht, ein toller Anblick den jeder Besucher Sevillas erleben möchte. Ich glaube hier hat sich heute halb Spanien versammelt! Erwachsene und Kinder sowie Mütter und Väter mit Kinderwagen, den sie geschickt als Waffe einsetzten.

die Kathedrale bei Nacht

die Kathedrale bei Nacht

Auf der Fußgängerzone gibt es eine akrobatische Vorstellung, was zu einem weiteren Stau führt. Doch die Menschen nehmen es mit mediterraner Gelassenheit. Es geht eben langsam, aber wozu soll man eilen?
Langsam wird es lichter, wir haben die Einkaufsstraße hinter uns gelassen und nähern uns dem Viertel ,in dem sich auch das Hotel befindet. Wo ist nun dieses schnuckelige Restaurant? Dreimal gehen wir die Gasse entlang bis wir es finden. Aus der Nähe verliert das Lokal jedoch seinen Charme. Die Tischdecken sind übersät von Flecken. Die Speisekarte klebt und was wir darin lesen, Spiegelei mit Fritten, ist nicht das, wir wir uns erhofft haben. Und nun? Gehen wir in die überfüllte Bodega, in der wir keinen Sitzplatz mehr bekommen? Oder lieber in das leere Restaurant? Vielleicht ist es da nicht frisch, sonst wären dort doch sicher auch Gäste? Wir sind müde und möchten sitzen, der Tag war lange genug und gelaufen sind wir auch viel. Also auf Risiko mit einem Sitzplatz! Es ist die richtige Entscheidung, es schmeckt uns hervorragend. Das haben wir gut gemacht!
Ein oder zwei Gläser Rotwein runden den Abend und den erlebten Tag ab. Zufrieden und müde schlendern wir einiges später in unser Hotel. „Morgen geht es hoch auf die Giralda!“ kündigt mir Gudrun an. „Bis oben hin! Ich werde dich schon die Treppen hochjagen!“ Hmmm- sie kennt meine Unlust Treppen zu steigen. Doch heute entlockt mir das nur ein Lächeln. In der Giralda gibt es nämlich fast keine Treppen, es ist eine Rampe und gar nicht so schwierig zu bewältigen. Aber das verrate ich jetzt noch nicht, das wird Gudrun erst morgen sehen. 😉

 

Montag der 09. Dezember

Wir sind heute früh auf, denn wir möchten noch so viel wie möglich von Sevilla entdecken und heute mittag geht es leider wieder zurück nach Torremolinos.
Unsere Koffer können wir im Hotel an der Rezeption lassen. „Sie können dann nochmal das Bad benutzen und die Koffer sind nicht in einem unbeaufsichtigten Auto“ erklärt mir die sehr freundliche junge Rezeptionistin. Die Überlegung ist praktisch und wir folgen ihrem Ratschlag.

die Giralda im frühen Morgenlicht

die Giralda im frühen Morgenlicht

Für einen Besuch der Kathedrale sind wir noch zu früh, daher beginnen wir mit einem Rundgang durch das Altstadtviertel Santa Cruz und seinen malerischen Gassen. Der Rundgang führt uns zurück zum Platz Puerta de Jerez und von hier aus an das Ufer des Guadalquivir und den goldenen Turm (Torro del Oro).

der goldene Turm von Sevilla

der goldene Turm von Sevilla

Dieser Turm aus dem 13. Jahrhundert diente bei seinem Bau militärischen Zwecken. Von seiner Basis aus führte einst eine schwere Eisenkette auf die andere Flussseite zum dem nicht mehr erhaltenen „Torre de la Fortaleza“. So konnte der Hafen gegen die flussaufwärts fahrenden Schiffe gesichert werden.
Genutzt wurde der Turm zeitweise als Gefängnis und ab dem 16.Jahrhundert als Lagerstelle für die Edelmetalle, die von der spanischen Flotte aus Südamerika gebracht wurden. Möglicherweise stammt die Bezeichnung „Goldener Turm“ aus dieser Zeit. Doch es besteht auch die Theorie, dass er seinen Namen von der einstigen gelben Kachelverkleidung hat, die in der Sonne golden glänzte. Ein Gedanke der mir eigentlich logischer erscheint, aber wer weiß!
Heutzutage ist im Goldenen Turm ein Schifffahrtsmuseum untergebracht.

ein Sonnenbad auf dem Guadalquivir

ein Sonnenbad auf dem Guadalquivir

Wir jedoch wollen das schöne Wetter und die andalusische Sonne nutzen und entschließen uns zu einer Bootsfahrt auf dem Guadalquivir. Auf dieser Fahrt werden per Lautsprecher die rechts und links des Flusses liegenden Sehenswürdigkeiten in verschiedenen Sprachen erläutert.
Wir sind die ersten auf dem Boot, es dauert noch fast eine halbe Stunde bis zu Abfahrt. Doch kein Problem, mit einem Sonnenbad an Deck vergeht die Wartezeit schnell.
Kurz vor Abfahrt füllt sich das Boot und pünktlich legen wir ab. Vom Goldenen Turm aus fahren wir vorbei am Palast San Telmo, dem Palast der Herzöge von Montpensier. Ursprünglich war es eine Schifffahrtsschule und trägt daher den Namen San Telmo, der Patron der Seefahrer, dessen Skulptur vor dem Eingang steht. Heute gehört das Gebäude der Junta de Andalucia und ist Sitz der Landesregierung.

das Expo Gelände am Ufer des Guadalquivir

das Expo Gelände am Ufer des Guadalquivir

Auf der anderen Flussseite befindet sich der Stadtteil Triana. Dieser Stadtteil war einst das Seefahrer-viertel, doch auch Handwerker wie Töpfer ließen sich in diesem Viertel nieder. Triana hat zudem viele berühmte Flamencotänzer und- sänger sowie Toreros hervorgebracht.
Nach einigen Kilometern macht das Boot eine Wende und wir fahren zurück in die andere Richtung. Auf der rechten Seite sehen wir das Theater Maestranza und anschließend Sevillas Stierkampfarena. Danach passieren wir die Brücke „Puente de Triana“ die seit dem Jahr 1852 die beiden Stadtteile verbindet.
Das rechte Flussufer ist gesäumt von einer Uferpromenade, die von den Bewohnern Sevillas offensichtlich sehr genutzt wird. Besonders heute, an einem sonnigen Feiertag, finden sich hier viele Spaziergänger ein. „Schau mal“ zeige ich Gudrun „dort ist die Plaza de Armas und in diesem Gebäude steht das Auto!“ Erst jetzt sehe ich, dass sich auf dem Plaza de Armas ein Busbahnhof befindet.
Links von uns taucht nun das Expo-Gelände und die Isla Magica auf. Die Expo 1992 brauchte Sevilla eine verbesserte Infrastruktur und hatte mehr Besucher als erwartet. Heute befindet sich hier ein Technologie- Park (Cartuja) und der Freizeitpark.

Stierkampfarena von Sevilla

Stierkampfarena von Sevilla

Damit ist die Flussfahrt vorüber und gemächlich tuckern wir zurück zum goldenen Turm, wo wir wieder von Bord gehen. Was nun zuerst? Die Stierkampfarena oder die Kathedrale? Da die Sonne einladend die Uferpromenade bescheint, entscheiden wir uns für die Stierkampfarena. Es ist nicht weit bis wir unser Ziel erreicht haben. Diese Arena (Real Maestranza) aus dem 18. Jahrhundert ist nach Madrid die wichtigste und fasst ca. 15.000 Menschen. „Möchtest du hinein gehen?“ frage ich Gudrun. Doch sie schüttelt den Kopf und meint: „Muss ich nicht haben!“ Wie in allen Arenen ist auch hier eine Kapelle für die Toreros sowie ein Museum angeschlossen. Im Museum wird die Geschichte des Stierkampfes erklärt und die Portrás und Kleidung (Traje de Luz) berühmter Toreros ausgestellt. Heute ist der Stierkampf auch in Spanien umstritten und in einigen Regionen inzwischen verboten. In Sevilla beginnen die Stierkämpfe im April mit der Feria und enden im September.

ein Altar in der Kathedrale von Sevilla

ein Altar in der Kathedrale von Sevilla

Wir schlendern langsam zurück bis zur Kathedrale, die inzwischen geöffnet hat. Der Eintritt beträgt 8,00 € und nachdem wir unsere Eintrittskarte haben beginnen wir mit der Besichtigung. „Sollen wir einen Audioguide nehmen?“ frage ich Gudrun. Doch sie schüttelt nur den Kopf und auch ich verzichte darauf. So interessant viele Dinge auch sind, ich genieße die Besichtigung ohne alle Daten und Namen zu hören. Das Bauwerk selbst ist es, was ich sehen möchte. Alles andere kann ich auch nachlesen.
Langsam bummeln wir durch das Kirchenschiff, besichtigen die vielen Kapellen und das Chorgestühl. In der Kathedrale steht auch der Sarkophag des Christoph Columbus. Er wird von Herolden getragen die für 4 Königreiche in Spanien stehen. Es soll eine Symbolik dafür sein, dass auch die sterblichen Überreste von Columbus noch gereist sind. Denn laut Geschichte wurde Columbus nach seinem Tod zuerst nach Sevilla gebracht und 90 Jahre später nach Santo Domingo überführt. Von dort „reiste“ er via Havanna wieder zurück nach Sevilla. Da sich die Wissenschaftler nicht einig waren ob das wirklich so stimmt, wurde 2006 ein DNA Abgleich mit den sterblichen Überresten seines Bruders und seines Sohnes durchgeführt. Laut dieser Probe wurde die Identität von Christoph Columbus in Sevilla bestätigt.
Ein beeindruckendes Gotteshaus, ganz ohne Zweifel. Die damaligen Domherren sollen bei der Planung die Absicht geäußert haben: „Sie soll so groß sein, dass sie uns für verrückt erklären“.

Blick von der Giralda auf Sevilla

Blick von der Giralda auf Sevilla

Aus diesem Wunsch entstanden die Ausmaße der Kathedrale Santa Maria de la Sede mit 115 m Länge, 74 m Breite und einer Höhe von 40 m.
Doch nun kommt das Highlight der Besichtigung, die Giralda, das Wahrzeichen der Stadt Sevilla. Der Turm stammt aus dem Jahr 1184 und war einst das Minarett der Moschee. Zu dieser Zeit zählte er zu den drei höchsten Bauwerken der Welt.
Heute misst die Giralda 105 Meter Höhe und auf der Turmspitze steht eine weibliche Statue als Verkörperung , die Inkarnation, des christlichen Glaubens.
Also hinauf, die Aussicht ist es wert! Und so wie ich gestern Abend gehofft hatte staunt Gudrun über die fehlenden Stufen. Den statt Treppen führt eine 2,50 Meter breite Rampe bis auf die Höhe des Glockenstuhls in 70 Metern. Bis zu dieser Galerie war einst der Aufstieg zu Pferde möglich und so konnten wichtige Nachrichten rasch verkündet werden. Der Turm war so etwas wie die aktuelle Radiosendung. Und mir bleibt heute das Treppensteigen erspart!
Doch auch bei einer Rampe kommen die meisten, so wie ich, auf den letzten Metern ein wenig außer Atem. Doch dafür sind ja die vielen Fenster im Turm. Da kann man unauffällig einen kleinen Stopp einlegen und sagen :“Oh- schau mal! So eine schöne Sicht!“

........und unter uns das Nepp-Lokal

……..und unter uns das Nepp-Lokal

Dann ist es geschafft und wir stehen oben auf der Aussichtsgalerie. Hier haben wir Blick über die gesamte Stadt und all ihre Attraktionen. Von der Plaza España bis hin zum Expo-Gelände breitet sich Sevilla und der Fluss Guadalquivir vor uns aus. Und das überteuerte Nepp-Lokal von gestern liegt direkt vor unseren Füssen. „Schau, das ist der gleiche Kellner wie gestern,“ zeige ich Gudrun meine Entdeckung.

der Orangenhof

der Orangenhof

Auf der anderen Seite sehen wir die Stierkampfarena und noch ein Stück weiter direkt unter uns den Orangenhof. Es ist der ehemalige Vorhof der Moschee, in welchem vor dem Gebet die rituellen Waschungen durchgeführt wurden. In seiner Mitte steht noch der gleiche Brunnen wie damals, er soll aus der westgotischen Zeit stammen.
Wir drehen noch eine Extra-runde, der Aufstieg muss sich ja schließlich lohnen, dann geht es wieder hinab. Der Ausgang aus der Giralda führt uns in den Orangenhof und von dort zum Westtor, der Puerta del Perdón.
„In den Eintritt ist ein Besuch der Kirche San Salvador eingeschlossen“ erinnert mich Gudrun. Wo ist denn die Kirche San Salvador? Ob sich das lohnt nach einem Besuch in dieser beeindruckenden Kathedrale? Da die Kirche jedoch fast auf unserem Weg liegt möchten wir sie besuchen.
Wir erreichen den Platz San Savador und bleiben erstaunt stehen. Es sieht hier aus wie auf einem Volksfest. Das schöne Wetter mit frühlings-haften Temperaturen hat Alt und Jung auf die Strasse gebracht und der Platz mit seinen Orangenbäumen scheint ein bekannter Treffpunkt zu sein. Gruppen und Familien stehen vor den Bars, trinken fröhlich plaudernd ein Bier und genießen dazu eine Tapa. Lachend wird gerufen und gewunken, wenn irgendwo in der Menge ein weiteres bekanntes Gesicht auftaucht.

die Barockkirche San Salvador

die Barockkirche San Salvador

„Ohh!“ und „Ahh!“ sind die ersten Kommentare von Gudrun und mir. Das sieht aber sehr einladend aus.
Doch zuerst besuchen wir die Kirche San Salvador. Sie wurde zwischen 1674 und 1712 auf dem Fundament einer ehemaligen Moschee gebaut. Im Inneren der dreischiffigen Barockkirche dominiert der Altar. Er glänzt golden im einfallenden Licht, ist das Herzstück der Kirche und zieht alle Blicke auf sich. Auch die Seitenaltare schimmern prunkvoll. Der Besuch lohnt sich auf jeden Fall, die Kirche ist absolut sehenswert.
Zurück auf dem Platz San Salvador bleiben wir stehen und beobachten eine Weile das fröhliche Zusammensein der Besucher. Die Ambiente des Platzes und all die leckeren Kleinigkeiten, welche zu den Getränken gegessen werden – da bekommen wir beide Appetit auf ein frisch gezapftes Bier. Doch ich habe noch über 200 km zu fahren, da möchte ich lieber nichts alkoholisches trinken. „Trink du doch ein Bier, ich bleibe einfach bei Wasser“ animiere ich Gudrun wehmütig . Doch sie lässt mich nicht alleine darben und verzichtet ebenfalls, so verlassen wir schweren Herzens den Platz und gehen zurück in Richtung Hotel. Wenn ich das gewusst hätte! Ich hätte einfach eine Nacht länger gebucht und dann hätten wir heute Abend hier eine richtige Sause gemacht! Na ja- das nächste Mal werde ich vorher daran denken. 😉
Doch für heute müssen wir uns von Sevilla verabschieden, auch wenn es uns schwer fällt.
Bald darauf sind wir unterwegs und nach nur einmal verfahren auf der Autobahn in Richtung Malaga. „Das war eine gute Idee zwei Tage zu bleiben“ stimmt mir Gudrun im Gespräch zu.
Mit erzählen und plaudern vergeht die Rückfahrt rasch………….zu rasch! Denn nur 3 Wochen später bekomme ich Post – vom „Traffico“ (spanisches Verkehrsamt) mit einem gestochen scharfem Foto von meinem Auto. Ich habe es mir auf, als Souvenir an ein gelungenes Wochenende! 😉

 

Spanienurlaub in Andalusien

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Über den Autor

Elke Hoppe

Vor ca. 20 Jahren bin ich von Deutschland nach Spanien ausgewandert, um auf der Sonnenseite Europas leben zu können. Doch auch von hier aus habe ich das Bedürfnis mehr von der Welt kennen zu lernen. Da es mir zeitlich und beruflich möglich ist, mache ich seit 2005 einmal im Jahr eine „große Reise“. Begleitet werde ich dabei von Edith, meiner Mutter, die vor 18 Jahre ebenfalls aus dem deutschen Regen in die spanische Sonne geflüchtet ist. Bisher hat uns unsere Reiselust nach Asien, Kenia und Peru geführt. Für das Jahr 2009 hatten wir uns für Indien entschieden und dort neben Rajasthan inzwischen auch andere Regionen besucht. Auf den Rundreisen in Indien waren wir in Begleitung von unserem Fahrer Prakash Acharya. Er ist ein zuverlässiger und informativer Reisebegleiter, den ich sehr empfehlen kann. Prakash hat sich vor einigen Jahren selbständig gemacht und falls jemand mit ihm eine Rundreise machen möchte bin gerne bereit den Kontakt herzustellen.

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