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Die Tropfsteinhöhlen von Nerja und die Alcazaba in Malaga

Als ich am frühen Morgen aus dem Fenster schaue bin ich entsetzt. Schon wieder Regen? Das nimmt ja dieses Jahr  kein Ende. Dabei wollte ich doch heute mit meinem Besuch Jana einen Ausflug in das Landesinnere von Andalusien machen und ihr ein „touristenfreies“ Spanien zeigen.
Doch die Sonnenküste hat  Gott sei Dank viele Attraktionen. Wir fahren stattdessen nach Nerja in die Tropfsteinhöhle. Im Inneren der Höhle sind wir vor dem Regen sicher und, wer weiß, vielleicht ist ja auf der Ostseite von Malaga besseres Wetter als hier in Torremolinos.

Die Entdecker der Höhle von Nerja

Die Höhlen wurde 1959 von spielenden Kindern entdeckt und bietet noch heute den Höhlenforschern viel Neues. Erst seit 1969 sind zwei neue Galerien bekannt, die jedoch nur für die Forscher offen sind. Lediglich der vordere Teil, etwa ein  Viertel der Höhlen, sind der Öffentlichkeit zugänglich.
Die Autofahrt nach Nerja führt uns vorbei an Malaga in die Axarquía. Hier ist neben dem Tourismus die Landwirtschaft eine wichtige Einnahmequelle. Es werden hier Wein, Mandeln Oliven und Gemüse angebaut, doch auch exotische Früchte wie Papayas, Mangos und Chirimoyas.
Nach knapp einer Stunde erreichen wir Nerja und fahren  von hier aus noch 5 km weiter um als erstes die Höhlen zu besichtigen.  Trotz, oder vielleicht auch wegen, des schlechten Wetters herrscht ein großer Andrang. Laut Wikipedia ist die Höhle von Nerja neben dem Prado in Madrid und der Alhambra eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten in Spanien. Ich bezweifle diese Information ein klein wenig, aber wer weiß!

Der Eingang zu der Tropfsteinhöhle

Nachdem wir unsere Eintrittskarten gelöst haben gehen wir die Treppen hinab in die Tiefe der Erde. Am ersten Treppenabsatz steht eine junge Dame und ruft mir fröhlich zu : „Einen Moment! Bitte Lächeln!“   Und schon kommt ein Blitz und ein junger Mann hat erst Jana und dann mich fotografiert.  Nach einem kurzen Hinweis wo wir die Bilder später anschauen können, dürfen wir passieren und betreten die Höhle. Hier im oberen Bereich wird  in Englisch und Spanisch Information über die Geschichte der Höhle angeboten. Laut dieser Beschreibung wird angenommen, dass die Höhlen zwischen 30.000 v. Chr. Und 1.800 v.Chr. bewohnt wurden.
Langsam schlendern wir weiter und stehen kurz danach auf einer Empore mit Blick auf den großen Saal, in dem  regelmäßig Veranstaltungen wie Ballett oder Konzerte stattfinden. Der Blick ist, auch nach mehrmaligen Besuchen, immer wieder atemberaubend.

Kalksteinhöhle

In der Mitte des Saales steht ein riesiger Stalagnat, ein Tropfstein mit einer durchgehenden Säulenform. Von der Decke hängen Stalagtiten in allen Größen. Einige davon sind bei verschiedenen Erdbeben zu Boden gefallen und liegen zwischen den Stalagmiten.
Bei unserem Rundgang schaue ich immer wieder skeptisch nach oben. Die schweren Tropfsteine werden doch halten?

bizarre Formen und Farben

Vermutlich schon, vor allem wenn ich bedenke wie lange diese Stalaktiten hier an der Decke hängen. Wissenschaftler rechnen mit einer durchschnittlichen Wachstumsgeschwindigkeit von 8 bis 15 Millimeter pro 100 Jahre. Ein Stalaktit  mit einem Meter Länge ist also vermutlich ca. 10.000 Jahre alt. Und viele der hiesigen  Tropfsteine sind größer als ein Meter.  „Schau mal“ meint Jana zu mir „sieht der Stein nicht aus wie ein Löwe?“
Ja, wirklich! Und ein Stück weiter, da sitzt ein Zwerg und daneben steht ein hochgewachsener schlanker Mann. Man braucht nicht viel Fantasie um die unterschiedlichsten Figuren zu erkennen, die im Laufe von Jahrtausenden durch herab fallende kalkhaltige Wassertropfen gebildet wurden. An einigen Stellen tropft nach wie vor Wasser von der Decke und der Wachstumsprozess des Tropfsteins geht  weiter. Allerdings nicht an allen Stellen, denn das Wachstum der Steine kann durch Höhlenbesucher gestört werden. Bei häufigem Berühren des Steins setzt sich Fett von der Haut ab und verhindert an dieser Stelle zukünftige Kalkablagerungen.
Unsere Besichtigungstour dauert eine gute Stunde und nachdem wir die Treppen an der Zuschauertribüne hinaufgestiegen sind, kommen wir wieder ans Tageslicht. Was ist aus dem Wetter geworden?  „Och, es regnet noch immer“ höre ich die ein wenig enttäuschte Stimme von Jana. Es ist ja einer ihrer letzten Urlaubstage und natürlich hat sie nach dem langen kalten Winter in Deutschland auf viele Sonnenstunden gehofft.

Nerjas Balcón de Europa im Regen

Doch durch so ein paar Regentropfen lassen wir uns natürlich nicht den Tag verderben, wir fahren nun die paar Kilometer zurück in das Zentrum von Nerja. Nerja hat knapp 20.000 Einwohner und im Sommer kommen noch mehrere tausend Touristen hinzu. Trotzdem hat sich Nerja seinen typischen charmanten Flair eines spanischen Fischerortes bewahrt.  Der Baustil ist angepasst an die renovierten Altbauten und die kleinen Gassen mit ihren Restaurants und Geschäften laden zum bummeln ein.

königliche Gesellschaft in Nerja

Unser Hauptziel ist der Balcón de Europa, ein beliebter Treffpunkt für Urlauber und Einheimische. Von hier hat man einen wunderschönen Blick über die Küste und auf kleine Strandbuchten.
An einem der Aussichtspunkte auf dem Platz steht eine lebensgroße Statue des Königs Alfonso XII. Er hat die Stadt am 20. Januar 1885 anlässlich des Erdbebens im Dezember 1884 besucht. Bei diesem Erdbeben, welches weite Teile der Axarquía und der Provinz  Granada erschütterte, waren insgesamt 900 Tote zu beklagen. In Nerja wurden viele Häuser zerstört und König Alonso XII hielt hier auf dem Balcón de Europa eine Rede. Wir schießen ein paar Fotos- wer weiß wann ich wieder die Möglichkeit habe mit einem König fotografiert zu werden.

malerische Badebuchten in Nerja

Langsam schlendern wir weiter bis wir wieder auf die Altstadtgassen stoßen. Nerja scheint eine mir bis dahin unbekannte Spezialität zu haben: Speiseeis. Es findet sich hier ein Eisverkäufer neben dem nächsten und die Auswahl an Eissorten bietet für jeden Geschmack  etwas. Schön dekoriert und appetitlich angeboten- da lassen auch wir uns zu einer großen Tüte Eis verführen. Statt Mittagessen!
Inzwischen  hat auch der Regen aufgehört und eine kleine Brise vertreibt die restlichen Wolken. Schon ist der Himmel wieder blau und die Temperatur wird sommerlich. Noch ein kleiner Einkaufsbummel in den vielen kleinen Geschäften mit Schuhe anprobieren und in den Boutiquen stöbern, dann geht es wieder zum Parkhaus und wir fahren zurück in Richtung Torremolinos.
Da jedoch die Sonne vom Himmel lacht entscheiden wir uns noch einen Abstecher nach Malaga zu machen, es liegt ja auf unserem Weg.
Um nicht lange einen Parkplatz suchen zu müssen, fahre ich direkt in die Tiefgarage am Hafen. Hier sind die einzelnen Parkplätze zwar recht eng, doch können wir von diesem zentralen Platz aus alles Sehenswerte in Malaga bequem zu Fuß erreichen.

Tapabar „El Güerno“ in Malaga

Da sich inzwischen ein kleiner Hunger und ein großer Durst eingestellt hat, beschließen wir zuerst eine Pause in einer der vielen Tapabars einzulegen.
Wir spazieren die Calle Larios entlang und  finden in einer Seitenstraße das Lokal „El Güerno“. Diese, in Malaga sehr bekannte Tapabar,besteht aus einem langen Tresen der sich durch das schmale leicht gebogene Lokal zieht. Hier findet man alle Köstlichkeiten aus der malagenischen Küche und die von der Decken hängenden Schinken verbreiten einen appetitanregenden Duft. Das Stimmengewirr um uns herum ist typisch für eine spanische Bar- jeder ist mit seinem Tischnachbar oder einem Freund am anderen Ende der Bar im Gespräch. Und wer zu leise spricht und kein Gehör findet ist selber schuld.

Plaza de Constitution

Als wir eine Weile später gestärkt die Bar verlassen haben sich die dunklen Wolken endgültig verzogen. Der Himmel ist blau, so wie man das im Mai in Andalusien erwartet. Langsam schlendern wir zur Plaza de Constitution und von hier aus,quer durch das Gewirr schmaler Gassen, zur Kathedrale.

die Kathedrale von Malaga

Die Kathedrale, die von den christlichen Eroberern in der Zeit von 1528 bis 1728 über einer Moschee erbaut wurde, liegt nahe beim Hafen in der Innenstadt. Sie wird auch „la Manquita“ (die Einarmige) genannt, da der zweite Turm aus Geldmangel nie vollendet wurde.
Aus der geplanten  Besichtigung wird  leider nichts, die Kathedrale ist geschlossen. Doch auch von außen ist das kirchliche Gebäude, in dem sich durch die Bauzeit von 200 Jahren verschieden Stile vereinen, beeindruckend und sehenswert.

Bischofspalast von Malaga

Gleich neben der Kathedrale, am Plaza del Obispo, erhebt sich der Bischofspalast. Dieser Bau wurde im 18. Jahrhundert begonnen.  Im oberen Teil seiner Fassade steht in einer Mauernische ein Bildnis der Jungfrau Virgen de las Angustias.

Plaza del Obispo

Wir sind nicht die einzigen die das inzwischen schöne Wetter für einen Spaziergang nutzen. Rund um den Brunnen auf dem Platz herrscht reges Leben. Die Tische und Stühle auf den Terrassen der Cafés sind voll besetzt, Kinder spielen vor dem Brunnen Karten und Touristen sitzen auf einem Treppchen und genießen die warmen Sonnenstrahlen.
Langsam umrunden wir die Kathedrale und sind kurz darauf am Eingang zur Alcazaba.  An der Kasse bekommen wir ein Prospekt mit einem Plan und einer kurzen geschichtlichen Beschreibung .

die Alcazaba von Malaga

Die Alcazaba von Malaga, eine maurische Festung aus dem 11. Jahrhundert, wurde auf den Resten einer phönizischen  Palastanlage für die maurischen Könige von Granada errichtet und im 14. Jahrhundert weiter ausgebaut. Eine Doppelmauer schuf ursprünglich die Verbindung zwischen dem Palastbereich der Alcazaba und der oberhalb der Festung bestehenden Burganlage des Castillo de Gibralfaro. Am Fuße der Alcazaba befinden sich die Ruinen eines aus der Zeit des Römischen Reiches stammenden Amphitheaters.

Malaga

Über schmale gepflasterte Wege und Treppen steigen wir hinauf bis zu einem der Aussichtspunkte. Von hier haben wir einen fantastischen Blick auf Malaga, den Hafen und die Stierkampfarena.

arabischer Garten in der Alcazaba von Malaga

Im Inneren der Festungsanlage befinden sich die arabischen Gärten mit  verschiedenen Wasserläufen, kleinen Brunnen und liebevoll angelegten Blumenbeeten.
Es sind malerische, romantische Plätze und die Alcazaba ist in Malaga bei Brautpaaren ein beliebter Ort für  Hochzeitsfotos.

Wasserspiele

Als wir wieder am Ausgang ankommen werfen wir noch einen Blick auf das Römische Theater. Es wurde vermutlich zur Zeit Kaiser Augustus (im 1. Jh.n.Chr.) gebaut und war  drei Jahrhunderte in Gebrauch. Einen Teil der Steine benutzten die Mauren zum Aufbau der Alcazaba. Das Theater ist 1951 zufällig bei Gartenarbeiten im Kulturhaus entdeckt worden und 1995 musste das Kulturhaus weichen, um das Theater komplett freilegen zu können.

Bodega „El Pimpi“ in Malaga

Im Anschluss an den Besuch der Alcazaba machen wir noch einen kleinen Umweg und betrachten das Geburtshaus von Picasso. Danach geht es durch die Altstadt zurück in Richtung Parkhaus. Obwohl wir schon beide müde gelaufen sind, zeige ich Jana noch eine weitere typisch andalusische Tapabar: „El Pimpi“. Diese zweistöckige Bar mit den vielen Bildern ihrer prominenten Besucher besticht nicht nur durch gute Tapas. Auch das gesamte Ambiente des Lokales ist einzigartig. Hölzerne Fässer, aus denen der Sherrywein in Gläser gefüllt wird, bedecken die Wände und der Patio im Eingangsbereich ist blumengeschmückt. Die Bar ist aufgeteilt in mehrere Räume und der Hinterausgang führt  auf eine große bestuhlte Terrasse.

Im Patio von „El Pimpi“

Mit dem Besuch im „El Pimpi“ beenden wir unsere Besichtigungstour und gehen nun auf dem kürzesten Weg zu meinem kleinen Ford Fiesta der uns in 20 Minuten zurück nach Torremolinos bringt.
Als wir spät abends den Tag mit einem Glas Wein beschließen meint Jana: „Wir hatten echt Glück mit dem Wetter!“  Da hat sie recht, das hat heute morgen keiner von uns gedacht. Und so richtig nass geworden sind wir Dank der Tropfsteinhöhle ja auch nicht. Ja, wir hatten einen tollen Tag, da sind wir uns beide einig.

Spanienurlaub in Andalusien
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Über den Autor

Elke Hoppe

Vor ca. 20 Jahren bin ich von Deutschland nach Spanien ausgewandert, um auf der Sonnenseite Europas leben zu können. Doch auch von hier aus habe ich das Bedürfnis mehr von der Welt kennen zu lernen. Da es mir zeitlich und beruflich möglich ist, mache ich seit 2005 einmal im Jahr eine „große Reise“. Begleitet werde ich dabei von Edith, meiner Mutter, die vor 18 Jahre ebenfalls aus dem deutschen Regen in die spanische Sonne geflüchtet ist. Bisher hat uns unsere Reiselust nach Asien, Kenia und Peru geführt. Für das Jahr 2009 hatten wir uns für Indien entschieden und dort neben Rajasthan inzwischen auch andere Regionen besucht. Auf den Rundreisen in Indien waren wir in Begleitung von unserem Fahrer Prakash Acharya. Er ist ein zuverlässiger und informativer Reisebegleiter, den ich sehr empfehlen kann. Prakash hat sich vor einigen Jahren selbständig gemacht und falls jemand mit ihm eine Rundreise machen möchte bin gerne bereit den Kontakt herzustellen.

3 Reaktionen bis “ Die Tropfsteinhöhlen von Nerja und die Alcazaba in Malaga ”

  1. hallo meine liebe elke!

    ja, so war es wirklich.
    ein klasse bericht über eine klasse landschaft von einer klasse frau geschrieben.

    nur das beste wünscht dir
    jana!

  2. Liebe Frau Hoppe,

    danke für die guten Berichte und die schönen Bilder.
    Wir sind gerade bei der Planung einer 6-8wöchigen Andalusienreise
    ab März. Jetzt freue ich mich noch mehr darauf und kann es kaum erwarten…

    Liebe Grüße
    Bonjourelfie

  3. Elke Hoppe

    Liebe Bonjourelfie

    Vielen Dank für die nette Zuschrift. Meine Wahlheimat Andalusien bietet wirklich viel und es lohnt sich eine Reise zu machen um Land und Leute kennenzulernen. Ich wünsche Ihnen viel Spaß dabei und einen wunderschönen Urlaub.

    Liebe Grüße
    Elke Hoppe

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