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Urlaubsreisebericht – mit dem Nostalgiezug von Puno nach Cusco

Montag

Puno- Cusco

Das war eine lange Nacht, ich habe so schlecht geschlafen wie schon ewig nicht mehr. Ob ich vielleicht die Mate de Coca reduzieren sollte? War die Tasse gestern Abend zu viel?  Und hat mein Bett heute Nacht wirklich gewackelt oder habe ich mir das nur eingebildet?

Kathedrale von Puno

Kathedrale von Puno

Sobald es hell ist stehe ich auf und schaue zuerst aus dem Fenster. Regnet es immer noch wie aus Eimern? Nein, im Gegenteil! Strahlend blauer Himmel und nicht ein Wölkchen zu sehen. Fantastisch, das Wetter nutze ich um vor dem Frühstück ein Foto von der Plaza de Armas und der Kathedrale zu machen. Um diese Uhrzeit ist der Platz so gut wie menschenleer und mein Hauptinteresse ist das Kreuz mit dem Bild von Jesus Christus, welches außen an der Kathedrale angebracht ist.

Christusstatur in den Anden

Christusstatur in den Anden

Es ist umgeben von Symbolen aus dem indigenen Glauben wie die Sonne und der Mond. Am Fußende befindet sich ein Hahn und über dem Kreuz hängen bestickte Stolen und Paramente aus der katholischen Kirche. Ein sehr eindrückliches Beispiel wie sich die indigene mit der katholischen Religion vermischt.
Nun aber rasch zurück ins Hotel, damit wir Zeit zum Frühstücken haben bevor wir abgeholt werden. Ich entscheide mich heute für einen Kamillentee, ohne Cocablätter.
Als wir pünktlich mit unseren Koffern an die Rezeption kommen wartet unsere Reiseleiterin bereits. Die Koffer werden wieder verstaut, einsteigen und los geht es Richtung Bahnhof. Kurz zuvor gibt es einen kurzen Halt und unsere beiden Begleiter geben in einem Nebengebäude des Bahnhofs unsere Koffer auf. Wir werden verwöhnt auf dieser Reise und brauchen uns wirklich um nichts zu kümmern.

Eisenbahnabteil

Eisenbahnabteil im Nostalgiezug von Puno nach Cusco

Am Bahnhof steht der Zug schon bereit und eine junge uniformierte Dame der Bahngesellschaft führt uns bis zu unserem Platz. Das Zugabteil ist möbliert mit bequemen Sesseln und auf den Tischen sind Tischdecken, ein kleiner Blumenstrauß und eine Tischlampe. Nachdem wir unser Handgepäck untergebracht haben gehen wir auf Entdeckungstour. Das nächste Abteil ist die Bar, es steht Knabberzeug auf den kleinen Tischen bereit und zwei Kellner stehen hinter der Theke und warten darauf  Pisco Sour zu mixen.

Hochland der Anden

Hochland der Anden

Den Schluss des ersten Klasse Abteils und des Zuges bildet ein Panoramawagen. In diesem hellen und mit großen Fenstern ausgestatteten Abteil ist in der Mitte eine Sitzbank und am hinteren Ende eine offene Aussichtsplattform.
Inzwischen sind auch andere Passagiere eingestiegen, die Plätze füllen sich und kurz darauf wird zur Abfahrt gepfiffen. Die Gleise führen durch enge Straßen hinaus aus der Stadt und unterwegs können wir uns mit letzten Blicken auf den Titicacasee von Puno verabschieden. Schnurgerade geht es über die Hochebene und der erste Ort den wir erreichen ist Juliaca.

Markt in Juliaca

Markt in Juliaca

Vor erst zwei Tagen sind wir hier bei Regen mit dem Bus durchgefahren. Was für ein Unterschied gegen heute. Bei blauem Himmel und Sonnenschein mit trockenen Strassen sieht es hier ganz anders aus. Es ist Markttag in Juliaca und dieser findet neben oder teilweise sogar auf den Eisenbahnschienen statt. Langsam rollt der Zug durch die Menschenmenge, vorbei an Händlern und ihren Kunden. Vor dem Zug werden alle Artikel zur Seite geräumt, flache Gegenstände bleiben in der Mitte der Gleise liegen bis die Bahn über sie hinweggerollt ist. Nachdem wir passiert haben wird das Angebot wieder in Windeseile vervollständigt, die Fahrräder gegen die Schienen gelehnt, der Marktstand bekommt wieder sein Vordach zurück.

Wiederaufbau der Fahrräder

Wiederaufbau der Fahrräder

Ich stehe mit einigen anderen Passagieren staunend auf der Aussichtsplattform und habe somit Blick auf die Ware, freundlich winkende Kinder und ihre Mütter, Kochtöpfe in denen schon das Mittagessen zubereitet wird, Schubkarren in denen sich Kartoffeln häufen und die Kleinsten der Familie sicher untergebracht sind. Die Menschen stehen rechts und links der Gleise und warten darauf, dass dieser endlos lange Zug vorbei fährt. Keiner scheint jedoch ungeduldig über die Unterbrechung. Die Gesichter sind voll freundlichem Interesse und nicht nur die Kinder sondern auch die Erwachsenen winken uns zu. Sobald wir den Ortskern verlassen wird es wieder ruhiger und es sind nur noch vereinzelte Marktstände zu sehen.

luftige Busfahrt

luftige Busfahrt

Parallel zu den Schienen verläuft die Landstraße in Richtung Cusco und wir werden überholt von Fernbussen, Pkws und Lastwagen die gleichzeitig Passagiere auf der Ladung transportieren. Offiziell ist dieser Personentransport verboten, hatte mir Juanita schon in Nasca erklärt, wird aber als preiswertes Transportmittel immer noch gebraucht.

Tänzerin im Nostalgiezug

Tänzerin im Nostalgiezug

Auf einmal kommt Leben in die Bar und den Panoramawagen, die Mitarbeiter der Eisenbahn laden alle ihre Passagiere zu einem Pisco Sour in die Bar ein. Da kommen auch die, die bisher trotz Markt und toller Landschaft an ihrem Tisch geblieben sind. Der Pisco Sour ist allerdings nicht die einzige Attraktion. Eine Musik- und Tanzgruppe sorgt mit viel Schwung, peruanischen Melodien und fantasievollen Kostümen für unsere Unterhaltung.

Panflötenspieler

Panflötenspieler

Ehe wir uns versehen ist der Vormittag vorbei und es wird Zeit für das Mittagessen. Heute Morgen wurde bereits die Bestellung von einer jungen Dame aufgenommen und wir konnten bei Vorspeise und Hauptgericht zwischen drei Gerichten wählen. Die Tische sind inzwischen mit Silberbesteck und Stoffservietten elegant eingedeckt und da wir es uns besonders gut gehen lassen wollen nehmen wir eine Flasche Weißwein dazu.

Das Servieren der Gänge ist sehenswert: die Teller werden von den Mitarbeiter synchron auf den Tisch gestellt, die Weinflasche gekonnt geöffnet und eingeschenkt. Das Essen ist so gut wie es aussieht und wir sind rundum zufrieden. Das Weintrinken erweist sich als einfach, dass Nachschenken als ausgesprochen schwierig. „Kann denn der Zugführer nicht ein wenig langsamer fahren?“ will Edith wissen.

schneebedeckte Berge

schneebedeckte Berge

Das Rattern und Schütteln des Zuges hat inzwischen auch zugenommen, da sich die Landschaft verändert. Wir haben das Hochplateau verlassen und durchfahren nun ein bergiges und kurvenreiches Gebiet. Auch das Wetter hat gewechselt, es sind Wolken aufgezogen und die Berge sind hoch und kantig mit Schnee auf den Gipfeln. Hin und wieder durchfahren wir kleinere Ortschaften in denen die Kinder ihr Spiel unterbrechen und dem Zug mit großen Augen winkend nachschauen.
Mitten in dieser großartigen Bergwelt stoppt die Bahn, die Bremsen quietschen und wir stehen. Hier ist doch gar kein Ort, warum dieser Halt?

Verkaufsstand mitten in den Bergen von Peru

Verkaufsstand mitten in den Bergen von Peru

Es müssen Weichen gestellt  und der Gegenzug von Cusco nach Puno abgewartet werden, wer möchte kann während des Aufenthaltes von fünfzehn Minuten aussteigen. Hier? Warum sollte hier jemand aussteigen? Ich schaue aus dem Fenster und kann es kaum glauben: Verkaufsstände! Kilometerweit vom nächsten Ort entfernt. Natürlich steige ich aus und sehe mir das Angebot an. Schon alleine für die Mühe die es kostet die Ware hierher zu bringen, die Stände aufzubauen und bei Wind und Wetter auf die beiden Züge zu warten. Denn mehr Verkehr ist hier nicht! Zuerst bin ich die einzige die sich aus der Bahn ins Unbekannte wagt und eine kleine handgewebte Decke kauft. Doch nach einigen Minuten sind mehr Leute an den Verkaufsständen als im Abteil und Geldscheine bzw. Handarbeiten wechseln die Besitzer.

kleiner Junge in Peru

kleiner Junge in Peru

Dann heißt es „bitte einsteigen“, die Fahrt wird gleich weitergehen. Ich bin schon auf der Plattform als ein kleiner Junge sich neben den Zug stellt und uns Touristen unverwandt mit ernstem Gesicht schweigend anschaut. Er trägt eine zu enge warme Jacke, offene Sandalen und eine viel zu lange und zu große Hose. „Möchtest Du ein paar Bonbons?“ frage ich ihn. Ein ernsthaftes Nicken ist die Antwort. „Dann warte einen Moment, ich muss sie erst holen“ und laufe so schnell wie möglich zu meiner Handtasche. Doch kurz bevor ich den Jungen erreiche geht ein Rucken durch den Zug und wir setzen uns langsam in Bewegung. Liebe Zeit, die versprochenen Bonbons! Aber es klappt! Der Junge läuft so rasch er kann hinter dem Zug her und so schaffe ich es, dass er zu seinen Bonbons kommt.

unsere Eisenbahn

unsere Eisenbahn von Puno nach Cusco

Nach diesem kurzen Aufenthalt beginnt die Bahngesellschaft mit ihrem nächsten Unterhaltungsprogramm- eine Modeschau. Vorgeführt werden Pullover aus Alpaca –Wolle mit dazu passenden Schals und wer möchte hat auch die Möglichkeit zu kaufen.
Außerhalb des Zuges wird das Land wieder grüner und fruchtbarer und die Abstände von Ortschaft zu Ortschaft wird geringer. In dieser Region wird Landwirtschaft betrieben und Alpaca- und Lamaherden sind auf den Wiesen zu sehen. Ein Blick auf meine Uhr, nur noch anderthalb Stunden bis Cusco? Wo ist die Zeit geblieben? Um fünf Uhr werden wir noch mal bewirtet, es gibt Tee mit Keksen und einem kleinen Käsesandwich, und pünktlich um 18ººh sind wir in Cusco.

Aussichtsplattform

Aussichtsplattform des Nostalgiezug

Wie auf allen unseren „Stationen“ werden wir in Empfang genommen und unsere Reiseleitung wartet schon auf dem Bahnsteig. Ein Bahnangestellter bringt unsere Koffer und wir gehen mit Conchita, unserer Reiseleitung, zu dem wartenden Taxi.
Im Hotel „El Puma“ angekommen möchte Conchita zuerst unseren Aufenthalt in Cusco mit uns besprechen. Es gibt eine kleine Programmänderung. Bei unserem Besuch im heiligen Tal der Inka fahren wir auch nach Pisac und die dortige Attraktion ist der Markt am Dienstag. Wenn wir den besuchen wollen, müssen wir morgen ins Tal der Inka statt übermorgen. Dadurch verschiebt sich der Besuch des Machu Picchu und die Stadtbesichtigung von Cusco ist dann zum Schluss. Warum nicht, die Reihenfolge ist egal. Die Koffer können im Hotel bleiben und wir brauchen nur unsere Rucksäcke mitzunehmen. Rucksäcke? Welche Rucksäcke? Was ist falsch an unseren Samsonite-Ziehköfferchen? Sie sind zu groß und vor allem zu schwer, sagt uns Conchita. Einen kleinen Rucksack haben wir, aber da passt niemals alles für drei Tage für uns beide rein. „Kein Problem“ sagt Conchita „ich bringe Dir morgen früh einen mit, da brauchst Du nur noch die schon vorbereiteten Sachen einpacken. Das geht ganz schnell.“ Na gut, wir gehen auf unser Zimmer und überlegen uns, was wir alles so mitnehmen. Das sind schwere Entscheidungen! Auf jeden Fall die Regenjacke, die muss mit und auch ein warmer Pulli. Am besten ist das „Zwiebelsystem.“ T-Shirt, Pulli, Jacke, alles übereinander und dann je nach Temperatur an- und ausziehen. Ein Badeanzug für die Thermalquellen in Aquas Calientes muss auch noch Platz finden. Dann Sonnencreme, Shampoo, Wimperntusche und Haarbürste. Wie soll das alles in einen Rucksack passen? Das klappt so nicht! Ob ich mal für drei Tage auf meine Antifaltencreme verzichten kann?
Nach häufigem Sortieren ist endlich die Auswahl getroffen und ich hoffe, Conchitas Rucksack ist groß genug um alle meine Sachen unterzubringen. Nun wollen wir eine Kleinigkeit essen und danach ins Bett gehen, denn morgen heißt es wieder früh aufstehen.

Kuy zum Abendessen

Kuy zum Abendessen

Auf Grund unseren letzten Erfahrungen mit Hotelessen beschließen wir in das Zentrum zu gehen und dort ein nettes Restaurant zu suchen. Das Zentrum mit der Plaza de Armas ist zu Fuß gut zu erreichen und nach einem Tag im Zug ist es angenehm noch ein wenig zu gehen. Auf der Plaza de Armas angekommen schauen wir uns um. Wir haben ja bisher noch kein Meerschweinchen probiert, ob wir hier eins bekommen? Eine junge Frau spricht uns an, sie macht Werbung für eines der vielen Restaurants. „Meerschweinchen, klar haben wir das“ versichert sie uns und wir gehen kurz entschlossen hinein und bestellen uns Kuy.
Während der Wartezeit auf unser Essen denke ich kurz an Trixi, das Meerschweinchen meiner Freundin Gudrun. Tut mir ja leid Trixi, ich hoffe, dass es dir niemand erzählt!
Danach gibt es noch mal einen kleinen Spaziergang zurück zum Hotel.
Nach einem letzten zweifelnden Blick auf meine paar Habseligkeiten, die für drei Tage reichen sollen, mache ich die Augen zu und bin einen Moment später auch schon eingeschlafen.

Peru, eine Rundreise von der Küste in die Anden und den Regenwald Perus

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Über den Autor

Elke Hoppe

Vor ca. 20 Jahren bin ich von Deutschland nach Spanien ausgewandert, um auf der Sonnenseite Europas leben zu können. Doch auch von hier aus habe ich das Bedürfnis mehr von der Welt kennen zu lernen. Da es mir zeitlich und beruflich möglich ist, mache ich seit 2005 einmal im Jahr eine „große Reise“. Begleitet werde ich dabei von Edith, meiner Mutter, die vor 18 Jahre ebenfalls aus dem deutschen Regen in die spanische Sonne geflüchtet ist. Bisher hat uns unsere Reiselust nach Asien, Kenia und Peru geführt. Für das Jahr 2009 hatten wir uns für Indien entschieden und dort neben Rajasthan inzwischen auch andere Regionen besucht. Auf den Rundreisen in Indien waren wir in Begleitung von unserem Fahrer Prakash Acharya. Er ist ein zuverlässiger und informativer Reisebegleiter, den ich sehr empfehlen kann. Prakash hat sich vor einigen Jahren selbständig gemacht und falls jemand mit ihm eine Rundreise machen möchte bin gerne bereit den Kontakt herzustellen.

2 Reaktionen bis “ Urlaubsreisebericht – mit dem Nostalgiezug von Puno nach Cusco ”

  1. Hi Elke, wir sind gerade auf deinen Reisebericht gestossen und er ist echt hilfreich für unsere Peru-Reise im September/Oktober. Wir haben im Internet gesehen, dass die Zugfahrt Cuzco – Puno 220 Dollar/Person kostet. Stimmt das? Ist die Zugfahrt empfehlenswert… ? Wir würden Sie auch gerne machen, sind allerdings als Backpacker unterwegs und müssen ein bisschen auf unser Reisebudget schauen. Vielen lieben Dank schon einmal für deine Antwort.
    Gruss Verena und Maik

  2. Elke Hoppe

    Hallo Verena

    die Fahrt in dem Nostalgie-Zug ist meiner Ansicht absolut empfehlenswert.Allein schon der anhängende Panorama-Waggon mit dem man durch eine grandiose Landschaft fährt……es war eine tolle Reise nach Cusco. Wir haben damals ein preisliches Gesamtangebot von Hotels und Transport gehabt, daher weiß ich nicht den genauen Preis. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass es so viel pro Person war. Das hätte auch unseren Rahmen für eine Zugfahrt gesprengt. Ich werde heute Mittag die web-Adresse des Veranstalters suchen und Dir senden.Sicher kannst Du dich dort über den Preis der Zugfahrt informieren.
    Viele Grüße
    Elke

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