Kurz Trip Katalonien – Individual Reise nach Barcelona – Tag 1
Drei Paar Socken, vier karierte Unterhosen, ein schwarzes Hemd.Vier T-Shirts, zwei lange Jeans – eine Schwarz, eine Blau. Eine Polaroid Kamera mit dazugehörigem 20-Bild Quick InsertFilm und 2 Blatt Papier. Medikamente gegen Kopfschmerzen, Diarrhöe und Insektenstiche. 100 Euro sowie ein Schlafsack. Handy, Kugelschreiber und Karte der Stadt im Seitenfach.
Die ersten Wellen der heißen Luft enttäuschten. Sie rochen wie auf jedem verdammten Flughafen der Welt. Es sollte dauern, bis dieser erste Eindruck widerlegt werden würde. Von der sengenden Hitze der Landebahn geht es in die klimatisierte Abfertigungshalle, vorbei an Geschäftsleuten, die nervös an der Hörmuschel ihres Handys klebend auf ihren Flug warten, sowie an aviophobischen jungen Müttern, die ihre Fingernägel tief in den gepolsterten Armlehnen der Sitzsessel im Wartesaal vergraben, während ihre nörgelnden Kinder ihnen das Sommerkleidchen verziehen, durch die Drehtür, die einem zum letzten Mal kalte Luft ins Gesicht bläst. Und dann überkommt es einen, wiees einen nur überkommen kann, wenn man drei Tage zuvor den Flug gebucht hat. Kein Hotel, keine Reservierung,kein gar nichts hat. Niemanden in der Stadt, in dem Land, der eine Ahnung hat, dass man gerade angekommen ist. Man hat nichts, außer dem erwähnten Gepäck und dem sehnlichsten Wunsch nach Erkenntnis.
Ich hatte die vergangenen 4 Stunden erfolgreich damit verbracht, jeglichen Gedanken die folgenden 12 Tage betreffend zu vermeiden. Habe überFrauen und Reiseführer nachgedacht und meine Einfälle in weite Ferne schweifen lassen. Habe mich über männliche Stewardessen aufgeregt und vergeblich gewartet, dass Turbulenzen mich das Leben wieder spüren lassen würden. Obwohl nun angekommen, machte mein Kopf trotzdem keinerlei Anstalten, sich, wie ursprünglich gedacht, wichtigen Themen zu widmen. Schließlich gab es auch noch viel zu tun. So musste ein Bett für die Nacht gefunden werden. Möglichst günstig sollte es sein.
Ich gebe dem Busfahrer am Steuer 4,05€, damit er mich in die Stadt bringt. Während der Fahrt unterhalte ich mich mit einem Brasilianer, der ebenfalls gerade angekommen ist. Er fragt mich ob ich weiß wo ich die Nacht verbringe. Ich verneine, er schlägt mir ein Hostel vor und beschreibt mir den Weg. An der nächsten Station verlasse ich den Bus. Er gibt mir seine Email. Ich sage, dass ich mich solange ich in der Stadt sei mal melden würde, weiß aber schon vorher, dass ich es nicht werde.
Nach einer halbstündigen Wanderung durch das Stadtinnere, das mich von Lautstärke und Gedränge immer mehr an einen Bienenstock erinnert, sehe ich nach zwei Jahren endlich wieder das Meer. Aber irgendwas stimmt nicht. Es passt nicht. Ich weiß nicht was, aber es besorgt mich. Doch auch dieser Gedanke muss warten, vorerst wird er also zu den anderen geschoben und ich lenke mich wieder mit der Suche nach meinem Schlafplatz ab.
Die Sonne scheint mir ins Gesicht und der Schweiß brennt in meinen Augen. Auch der Rucksack beginnt mehr und mehr mich zu nerven. Nach einer Stunde bin ich noch immer auf der Suche. Ich frage einen Einheimischen. Man reagiert hier nicht besonders nett auf Touristen. Unfreundlich und in gebrochenem Englisch wird mir halbherzig der Weg erklärt. Ich gehe weiter und nach zwei weiteren Auskünften finde ich das Hostel.
Drinnen wird mir gesagt, dass ich ohne Reservierung so gut wie keine Chance habe ein Bett in der Stadt zu bekommen aber nach einigen Telefonaten findet der Rezeptionist doch eins für mich. Er gibt mir eine Wegbeschreibung und ich laufe wieder. Die Last des Rucksackes wird jetzt immer schwerer. Ich laufe den gesamten Weg wieder zurück, nehme die Metro, bekomme von einem Einheimischen gesagt, dass ich die falsche genommen habe, steige um. Diesmal ist es die Richtige. Raus aus der Metro und wieder zurück ins schwüle Treiben auf den Straßen. Das Hostel finde ich mehrere Minuten später.
Das Haus ist im Jugendstil gebaut und gefällt.
Nachdem ich eingecheckt habe, bringe ich meine Sachen auf eines der karg eingerichteten Zimmer. Außer meinem Bett, stehen noch sieben weitere im Zimmer. Ich breite meinen Schlafsack aus und lege mich hin.
Doch in dem Moment indem ich flach auf dem oberen Teil des grauen Etagenbettes liege und aus dem mit einer Eisenkette verschlossenem Fenster schaue,überkommen mich all die Gedanken und Gefühle, die ich schon den ganzen Tag vor mir herschob. Größtenteils, sind diese Gedanken nicht angenehm und als sie mich treffen, treffen sie mich mit einer solchen Wucht, dass ich Lust hätte, den nächsten Flieger nach Hause zu nehmen. Die Gedanken rasen in meinem Kopf so schnell wie das Blut durch meine Adern pumpt. Tausend Fragen, aber nicht eine Antwort.
So sehr ich mich den ganzen Tag nach einem Moment der Ruhe gesehnt habe, so schnell stehe ich auch wieder auf. Ich muss mich ablenken. Darf keine Zeit zum Nachdenken haben. Ich nehme eine schnelle Dusche, ziehe saubere Klamotten an und mache mich auf die Suche nach einem Münztelefon. Fündig werde ich in einer kleinen Bar. Ich werfe drei Euro in den Schlitz und wähle die Nummer meiner Mutter. Da niemand abhebt wähle ich ihre Handynummer. Sie ist erleichtert von mir zu hören. Natürlich erzähle ich ihr nichts von dem unangenehmen Teil meines Tages. Die drei Euro reichen nur für drei Minuten und ich will nicht noch etwas nachwerfen. Wir werden also beim Verabschieden unterbrochen und ich mache mich auf den Weg in die Innenstadt.
Dort frage ich zwei Mädchen wo man in der Stadt am besten Gras auftreiben könne. Sie verweisen mich auf eine der vielen Seitenstraßen, in der ich einen Schwarzen anspreche, der mir auch sofort mit Hasch aushelfen will. Ich kaufe also zwei Gramm, gebe ihm das Geld und verschwinde schnell wieder aus der Gasse.
Folgend, gehe ich noch zwei Liter Bier kaufen und wieder zurück auf mein Zimmer. Dort rolle ich einen Joint und erschrecke mich, als zwei Männer durch die Tür kommen. Es ist mittlerweile Abend und ich biete ihnen Bier an. Sie kommen aus Brasilien. Wir trinken das warme Bier und reden mehrere Stunden über ihr und mein Leben. Gegen Mitternacht bin ich ziemlich betrunken und will das Hasch probieren. Da in den Zimmern, an den Decke überall Rauchmelder sind, gehe ich vor die Tür, setze mich auf eine Bank und rauche dort. Ich bin schon gut high, als ein Typ, in spitzen Schuhen, Röhrenjeans, zerschlissenen Ringelpulli, behangen mit Ketten und einem Strohhut, aus dem Hostel kommt. Er fragt mich nach Feuer. Ich kann am Akzent hören, dass er Engländer ist, frage aber trotzdem woher er sei. Wir kommen ist Gespräch. Er ist mit ein paar Freunden unterwegs auf ein Festival weiter südlich im Land und nur eine Nacht in der Stadt. Er lädt mich auf einen Drink auf sein Zimmer ein. Ich willige ein. Sein Zimmer ist im zweiten Stock, wir nehmen aber trotzdem den Aufzug.
Der Vodka Geruch steigt mir schon vor dem Öffnen der Tür in die Nase. Das Innere des Zimmers ist unglaublich verdreckt. Der Boden ist überflutet, mit einer gelblichen Flüssigkeit, von der ich hoffe, dass sie Orangensaft sei. Dreckige Klamotten und Plastikverpackungen liegen auf Betten und Boden. Neben einem Bett, in dem ein Mädchen scheinbar schlafend liegt, stehen mehrere leere Vodka Flaschen. Die restliche Gruppe von vier Leuten begrüßen mich als seinen wir alte Freunde. Sie waren offensichtlich ziemlich betrunken, aber das war ich auch. Nach ein paar Drinks entschließen wir uns auf die Straße zu gehen. Ich unterhalte mich abwechselnd mit allen fünf. Sie sind sehr nett, komplimentieren mehrfach mein Englisch und unterstreichen das Bild, vom pöbelnden, speckigen Engländer, dass ich zuvor gehabt habe überhaupt nicht.
Wir spielen Fußball mit ein paar Einheimischen während der Ball mehrfach auf die noch immer dicht befahrene Hauptstraße rollt. Irgendwann bin ich zu faul weiter zuspielen und setzte mich mit einem der englischen Mädchen auf den Boden. Wir rauchen und unterhalten uns über Musik, Drogen und Reisen. Nach einer Weile hat auch der Rest genug vom Fußball und wir suchen uns eine Bar. Einer der Jungs bestellt für mich Whiskey Cola. Wir rauchen und reden über Fußball.
Die Bar will schließen und man bittet uns zu gehen. Die Entscheidung, nicht in einen Club zu gehen, fällt angesichts der hohen Eintrittspreise leicht. Ich habe auch keine Lust auf laute Musik und überdrehte Touristen, also kaufe ich von einem Straßenverkäufer zwei Bier und gebe eine Dose dem, der mir zuvor den Whiskey spendiert hatte. Die anderen gehen zurück ins Hostel. Wir setzen uns auf einen Bordstein, trinken Bier und reden über alles Mögliche. London, Musik, Fußball. Und wir rauchen. Ich hab meinen Tabak im Hostel vergessen und schnorre schon die ganze Nacht von ihm. Ich fühle mich schlecht deshalb und verzichte von da an auf weitere Zigaretten. Während wir kontinuierlich von Bierverkäufern angesprochen werden, machen wir uns langsam auf den Weg zurück ins Hostel.
Mein Zimmer ist im vierten Stock. Diesmal nehmen wir allerdings die Treppe. Auf der zweiten Etage tauschen wir Kontaktdaten aus und verabschieden uns.
Als ich in mein Zimmer komme, sind die anderen Betten im Zimmer belegt. Ich lege mich ins Bett und bin froh zu betrunken zu sein, um in weiteren Gedanken zu versinken.
Wer ein paar entspannende Tage verbringen will, liegt mit einem Barcelona-Urlaub auf jeden Fall richtig. Neben Hostels bieten Ferienwohnungen die wohl günstigste Möglichkeit für Barcelona Städtereisen