Mit dem Auto nach Gambia. 2.Etappe: Bordeaux – Irun – Madrid
Hier ist der zweite Film / Reisebericht über die Etappe von Bordeaux / Frankreich über Irun an der französisch-spanischen Grenze bis nach Madrid – die Filme 1 und 3 bis 9 finden sich auch bei YouTube. Die weiteren Berichte folgen in Kürze. Die Fahrt unterstützt drei Projekte der “Projekthilfe Dritte Welt e.V.” in Hattingen: eine Buschklinik, eine Vorschule mit Kindergarten und Gartenbauprojekte.Ulfert Engelkes (Produktion: www.engelkes-tv.de).
Gambia-Tour 2009 – Tourtagebuch von Thorsten Meilahn und Ulfert Engelkes
Tag 2: Von Bordeaux über Irun bis nach Madrid
Samstag, 28.02.2009
Kurz nach sechs Uhr morgens hat der Hilfskonvoi von Deutschland nach Gambia Bordeaux passiert. Kurz vor der französisch-spanischen Grenze müssen wir anhalten: an unserem Ambulanz-Fahrzeug, einem VW-Bus T4, ist die Kupplung kaputt. Nach ersten Reparatur-Versuchen am Rand der Autobahn schleppen wir den Wagen mit den roten Kreuzen bis zur zwei Kilometer entfernten Tankstelle, wo unsere Auto-Experten Hydraulikflüssigkeit nachfüllen und das System entlüften: mit dem Schlauch eines Beatmungsgerätes. Um acht Uhr geht die Fahrt weiter.
Nach wenigen Kilometern die nächste Panne: an der letzten Maut-Station direkt an der französisch-spanischen Grenze gibt auch die Kupplung unseres weißen Nissan Terrano ihren Geist auf: ausgerechnet unserer Küchenwagen! Wir stranden mit dem Konvoi auf einem schmalen Seitenstreifen mitten in einer Baustelle – nur zehn Meter sind es von hier bis nach Spanien. Schnell schleppen wir die beiden Pannen-Fahrzeuge runter von der gefährlichen Autobahn.
Direkt an der Autobahnausfahrt Irun entdecken wir eine Station des spanischen TÜV und parken unsere acht Fahrzeuge am Rande des Geländes. Unsere Mechaniker beugen sich über die beiden Havaristen und holen ihre Werkzeugkisten raus. Nach wenigen Minuten jedoch erscheint ein privater Sicherheitsdienst und verweist uns unwirsch vom Platz.
Auf einem Brachgelände zwischen Autobahn-Damm und TÜV-Gelände verbringen wir die nächsten Stunden. Dieter und Ingo öffnen ihren Küchenwagen: Landbrot aus der Wesermarsch (in Dosen!), Streichkäse und Nutella – dazu Kaffee: endlich Frühstück! Herrlich!
Unsere Technik-Genies Klaus, Günther und Thomas liegen unter den gestrandeten Autos und betreiben Fehleranalyse.
Wir anderen hören fasziniert, aber auch etwas besorgt zu und lernen, dass es „Geber- und Nehmer-Zylinder“ gibt und dass Autos ohne so etwas nicht wirklich funktionieren. Morgen früh um neun fährt unsere Fähre nach Marokko – 1.200 lange Kilometer Fahrt sind es hier von Irun bis zum Hafen von Algeciras. Die Zeit verrinnt. Wir diskutieren Änderungen in der Tourplanung, telefonieren mit dem ADAC in Deutschland und schicken schließlich unseren spanischen Mitfahrer Ricardo los, um im Industriegebiet von Irun eine offene Autowerkstatt zu suchen: unsere Mechaniker haben den VW-Bus inzwischen wieder fahrbereit gemacht, den Terrano aber leider nicht. Vom ADAC in Deutschland haben wir erfahren, dass in Spanien samstags alle Werkstätten geschlossen haben.
Alle Werkstätten? Nein. Eine einzige hat geöffnet und Ricardo hat sie irgendwie gefunden – und dringend benötigte Ersatzteile auch. Nach vier Stunden Warterei auf dem Platz zwischen TÜV und Autobahn schleicht der Konvoi mit dem Terrano-Küchenwagen am Abschleppseil quer durch Irun bis ans andere Ende der Stadt zur Werkstatt.
Wir sind nicht unglücklich, dass sich diese Werkstatt direkt hinter einem großen Einkaufszentrum befindet – so fällt das Warten in den nächsten Stunden etwas leichter.
Wir schlafen, gehen einkaufen und versuchen, die Zeit rumzukriegen, während sich die Mechaniker der Werkstatt am Terrano zu schaffen machen. Ulfert und Jan sitzen im Schatten in einem der Autos und schneiden den Video-Bericht über unsere erste Etappe gestern. Seit unserem Start in Bochum gestern Abend sind wir jetzt fast 24 Stunden unterwegs. Viel Schlaf hat in den engen Autos noch keiner bekommen.
Kurz nach fünf steht fest, dass dem Krankenwagen eine Wunderheilung widerfahren ist. Keiner kann sich wirklich erklären, warum die Kupplung nach mehreren Entlüftungen erst einmal wieder funktioniert, und warum überhaupt Luft im System war. Hoffentlich folgt nicht doch noch das böse Erwachen. Wir werden die Kupplung jedenfalls regelmäßig kontrollieren und hoffen, dass wir in Marokko Zeit finden für einen intensiven Check.
Dann geben auch die Mitarbeiter der Werkstatt auf: eine Reparatur des Nissan Terrano der Küchencrew würde zwei Tage dauern – und morgen ist Sonntag. Die Zeit bis zur Fähre wird knapp und wir entscheiden, das Auto aufzugeben und hier in Irun zurückzulassen. In den nächsten Wochen soll der Wagen dann nach Deutschland zurücktransportiert und dort repariert werden. Wir werden mit nur noch sieben Autos nach Gambia weiterfahren.
In Windeseile entladen wir alle Wagen auf dem großen Parkplatz neben dem Einkaufszentrum und packen neu. Der Inhalt des Küchenwagens – ein speziell angefertigtes Schrank-Schubladen-System, Küchengeräte, Geschirr und alle Lebensmittel – , alle übrigen Gepäckstücke und die beiden Fahrer des Küchenwagens finden in und auf den anderen sieben Wagen Platz. Irgendwie.
Kurz nach 18 Uhr machen wir uns dann auf den 1.200 Kilometer langen Weg quer durch Spanien bis nach Algeciras am Mittelmeer – später dürfen wir auf keinen Fall starten, wenn wir überhaupt noch eine Chance haben wollen, unsere gebuchte Fähre zu erreichen. 1.200 Kilometer: uns bleiben dafür knapp 15 Stunden. Eine zweite Nacht am Steuer steht uns bevor – dabei hatten wir uns doch eigentlich vorgenommen und es sogar beschlossen, außer am Abend der Abfahrt in Deutschland nicht nachts zu fahren… Aber immerhin haben wir jetzt zwei zusätzliche Fahrer aus dem zurückgelassenen Küchenwagen, um uns alle zwei Stunden beim Fahren abzuwechseln.
Gegen Mitternacht sehen wir das Lichtermeer von Madrid. Bis hierhin läuft die nächtliche Fahrt ohne Probleme.
– Fortsetzung folgt… –
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