Single Wanderreise durch die Pyrenäen Andorras, Andorra la Vella, Merixtell, Engolasterssee, Os de Civis
Mit 20 netten Singles und Alleinreisenden im Alter zwischen 45 und 70 ging ich auf Wanderschaft. Gemeinsam wollten wir die Bergwelt Andorras inmitten der Pyrenäen erkunden. Es wurde eine Reise, die keiner von uns so schnell vergessen würde und von der wir lange neue Kraft und Elan für den Alltag schöpfen sollten. Neben den Wanderungen durch eine grandiose Landschaft zeichneten diese Reise insbesondere das gesellige Beisammensein aus, eine offene Atmosphäre und kulinarische Höhepunkte, die kaum einen Wunsch offen ließen. Und davon möchte ich nun berichten…
29.06.2009 – Anreise
Bereits am frühen Morgen traf ich mich mit meinen Gästen auf dem Flughafen Berlin-Tegel. Die meisten der Gäste wurden von unserem Haustür-Transfer-Service abgeholt und waren somit allesamt pünktlich und gut gelaunt. Nur ein Reiseteilnehmer hatte sein Personaldokument nicht dabei. Aber auch dies konnten wir ganz unproblematisch klären – es wurde ein Ersatzdokument ausgestellt und los ging’s. Nach 1 ½ Stunden Flug mit Air Berlin erreichten wir unseren Zielflughafen in Barcelona. Die Sonne schien, es war angenehm warm und unser Chauffeur Vincence erwartete uns schon. Das Gepäck wurde im Reisebus verstaut und wir nahmen unsere Plätze ein. Vincence hatte bereits einige Getränke kühl gestellt und wir dankten es ihm.
Von Barcelona aus machten wir uns nun auf den Weg in Richtung Pyrenäen. Wir passierten das beeindruckende Felsmassiv von Montserrat und fühlten uns dabei etwas an die heimatliche Sächsische Schweiz erinnert. Nach ca. 1 ½ Stunden Fahrtzeit legten wir einen kleinen Kaffeestopp ein. Die meisten der Gäste probierten den von mir empfohlen Cortado – einen typischen spanischen Espresso mit Milch. Und dies sollte dann auch eines unserer Lieblingsgetränke der kommenden Tage werden. Inzwischen hatten wir auch die Pyrenäen erreicht und auf unserer Weiterfahrt durchfuhren wir eine zauberhafte Landschaft, entlang eines riesigen Stausees, der sich bizarr in die Gebirgslandschaft einfügte. Und schließlich erreichten wir Andorra – einen der sogenannten 5 Zwergstaaten. Der Himmel zog sich zu und unmittelbar an der Grenze erwischte uns das erste Sommergewitter. Auf der Fahrt bis zu unserem Hotel konnten wir einen ersten Eindruck von Andorra bekommen: enge Täler umsäumt von hohen und steilen Bergen, moderne Städte und Infrastruktur, dazwischen kleine mittelalterlich anmutende Natursteindörfchen.
Am 4-Sterne-Hotel „Sport Village“ in Soldeu erwartete uns bereits unsere örtliche, Deutsch sprechende Reiseleiterin Christine. Nach der Begrüßung traten wir nun in das Hotel ein und waren gleich angenehm überrascht. Sehr viel Holz, warme Farben und gemütliche Sitzgelegenheiten würden nun für die nächsten Tage unser zu Hause sein. Nachdem wir unsere Zimmer bezogen hatten – die auch allesamt sehr gut ausgestattet waren – trafen wir uns in der Lounge zur allgemeinen Begrüßung. Hier wurde uns nun auch unser Wanderführer Joan Maria vorgestellt, der uns an den folgenden Tagen durch wunderschöne Berglandschaften führen würde.
Und dann folgte ein echter Höhepunkt – das abendliche Buffet. Ein kulinarischer Hochgenuss sondergleichen, mit allem was das Herz und die Geschmacksnerven begehren. Ein lecker Wein dazu, mit Blick auf die Berghänge – und die Welt war in Ordnung. So gestärkt, setzten wir uns in der Lounge nochmals zusammen und lernten uns erst einmal kennen. Jeder stellte sich kurz vor, wir waren uns sofort einig, dass wir alle per „Du „ sind – schließlich sind wir unkomplizierte Wanderer, tranken dazu den einen oder anderen Sangria, bevor wir zufrieden in unsere Betten sanken.
30.06.2009 – Rundfahrt Andorra
Gut ausgeruht trafen wir uns am Frühstücksbuffet wieder. Auch dies war sehr reichhaltig und zufriedenstellend. Für den einen oder anderen Gast orderten wir an der Rezeption noch eine weitere Decke – wie im mediterranen Raum üblich, gab es nur recht dünne Wolldecken. Aber schließlich befanden wir uns hier auf einer Höhe von immerhin 1800 Metern. Und schon konnte es losgehen auf unsere Rundfahrt durch Andorra. Christine und Vincence, unsere örtliche Reiseleiterin und der Chauffeur, waren auch wieder da. Vincence fuhr uns sicher durch seine heimatlichen Berge und Täler und Christine, spanisch-deutscher Abstammung – mit deutschem Aussehen und spanischem Temperament, erzählte uns viel Wissenswertes über Land und Leute Andorras. Alle hörten gespannt zu und es wurde uns nicht langweilig. Erste Station unseres Ausfluges war Andorra la Vella, die Hauptstadt und Parlamentssitz Andorras. Und das Parlament haben wir dann auch gleich besichtigt. Das Casa de la Vall (Andorra la Vella), Sitz des Generalrates der Täler, wurde 1580 errichtet. Dort konnten wir den Gerichtssaal, den Sitzungssaal des Generalrates (in dem sich der Schrank mit den sieben Schlüsseln befindet, in dem dereinst die Unterlagen des Rates aufbewahrt wurden), den Vornehmen Saal und die mit traditionellen Möbeln eingerichtete Küche besichtigen.
Und dies wird heute noch so genutzt, aber leider nicht mehr lange. Ein neues modernes Parlamentsgebäude soll errichtet werden und die traditionsreichen Räumlichkeiten werden dann wohl nur noch als Museum genutzt – schade, wie wir alle fanden. Anschließend hatten wir etwas Freizeit. Einige nutzen dies, um durch die Geschäfte der sogenannten Steueroase zu bummeln. Aber ehrlich – es lohnt nicht wirklich. einzig allein Parfüms oder elektronische Waren sind hier günstiger als anderenorts. Eine nächste Station unseres Ausfluges war Ordino, eine kleine Ortschaft im Nordwesten Andorras. Wir besuchten die Casa Plandolit, ein kleines Museum. Dieser Besuch führte uns zurück in das Andorra des 19. und 20. Jahrhunderts. Das Gebäude ist ein Sommerhaus aus dieser Periode und vermittelt ein genaues Bild des Lebensstils der Familie Areny-Plandolit und der sozialen Klasse, der diese Familie angehörte. Das Museumshaus stellt Objekte und Souvenirs aus einer Zeit aus, in der Luxus und Extravaganzen in den Tälern von Andorra nicht gerade selbstverständlich waren. Wir waren begeistert und finden: ein absolutes „Muss“ bei einem Aufenthalt in Andorra.
Einige Gäste stärkten sich dann mit mir in einer Creperie. Herzhafte Crepes mit grünen Spargelspitzen, Schinken und leckerem Käse, dazu ein Cidre ließen die Lebensgeister wieder erwachen. Nur leider dauerte die Zubereitung der Speisen etwas länger, so dass wir dann keine Zeit mehr für einen Spaziergang durch das Dörfchen hatten. Mein Tipp: bei der Bestellung einfach ansagen, wie viel Zeit man zur Verfügung hat. In Andorra schlagen die Uhren auch etwas langsamer als bei uns.
Und nun ging es noch hinauf zum Coll de la Botella – dem Flaschenhals, ein Pass, der die Form eines Flaschenhalses hat, und mit etwas Phantasie konnten auch wir dies erkennen. Leider hatten wir hier nur Lust auf einen kurzen Fotostopp, denn zum zweiten Mal in diesem Urlaub ereilte uns ein Sommergewitter. Dies wiederum verlieh dem ganzen allerdings eine ganz besonders mystische und imposante Stimmung. Um uns herum ein Meer an Bergen und sanften Wiesen, in denen es nur so donnerte und blitzte. Am Nachmittag erreichten wir dann wieder unser Hotel, hatten Zeit für einen Cortado an der Hotelbar oder ein Nickerchen. Nach dem abermals opulenten Abendbuffet riss der Himmel über den Bergen Andorras wieder auf und einige Gäste unternahmen noch einen Spaziergang in und um Soldeu. Danach noch ein „Absacker“ an der Hotelbar und ein wirklich toller Tag ging zu Ende.
01.07.2009: Wanderung zur Merixtell
Heute nun stand unsere erste Wanderung auf dem Programm – denn deshalb sind wir ja nach Andorra gereist. Natürlich handelte es sich hier um eine kleine Wanderung zum Einstimmen und zur Orientierung. Wieder begrüßt uns Christine nach dem Frühstück im Hotel und heute anstelle des Chauffeurs Vincence ist an ihrer Seite unser Wanderführer Joan Maria. Schon wie der Name klingt! Auch wenn es eine leichte Wanderung werden sollte und die Wanderstöcke getrost im Hotel verbleiben konnten, sollte doch das Schuhwerk angemessen sein. Nach einigen Korrekturen ging es also los. Ziel der Wanderung sollte die Wallfahrtskirche Meritxell in der Ortschaft Canillo sein. Ein schmaler Weg, ohne große An- und Abstiege schlängelte sich an einem Berg entlang, durch blumige Wiesen- und Waldlandschaft. Leider verlief dieser oberhalb einer Hauptverkehrsstraße, und so wurden die Naturgeräusche etwas übertönt von Straßenlärm. Aber es sollte noch schlimmer kommen. Am Höhepunkt des Weges angekommen – einer kleinen, mächtig schaukelnden Hängebrücke, die es zu überqueren galt – kamen zum Straßenlärm auch noch Pressluftgehämmer dazu. Denn in 10 Tagen sollte dort die Tour de France durchrollen und es gab wohl noch einiges zu tun. Irgendwann wand sich der Weg jedoch von der Straße ab und endlich trat die ersehnte Ruhe in Form von Wald und Wiesen ein. Schließlich erreichten wir unser Tagesziel – die Wallfahrtskirche Maritxell. Das Nationalheiligtum Andorras ist der Schutzpatronin des Landes gewidmet und beherbergt die Heiligenbildnisse der sieben andorranischen Gemeinden, heute ein moderner, lichtdurchfluteter Bau. Und wie wir hier erfahren konnten, tragen aus diesem Grund viele Mädchen Andorras diesen klangvollen Namen.
Nach der Besichtigung und einer anschließenden Cortado-Pause auf einer sonnenbeschienenen Terrasse stand unser Bus schon wieder bereit, für die Rückfahrt zum Hotel. Und da es erst am frühen Nachmittag war, war nun noch ausreichend Zeit, sich im 4.500 m² großen und luxuriösen Spa- und Wellnessbereich verwöhnen zu lassen und zu erholen. Viele meiner Gäste taten dies auch. Andere gingen im Außenpool schwimmen.
02.07.2009: Engolasterssee und Os de Civis
Voller Tatendrang und Neugierde nach einer geruhsamen Nacht und stärkendem Frühstück standen alle wieder pünktlich zur Abfahrt an der Hotelrezeption bereit. Uns erwarteten heute Christine und unser Chauffeur Vincence, jedoch unser Wanderführer mit dem wohlklingenden Namen nicht, denn eine Wanderung stand nicht auf dem Programm. Auf dem Weg zu unserem ersten Ausflugsziel legten wir zwei kleine Fotostopps an einem Wasserfall und einer kleinen romanischen Kirche ein. Am Engolasterssee angekommen, gab es zunächst eine Cortado-Pause bevor wir uns auf den Weg machten, den See bei einem gemütlichen Spaziergang zu umrunden. Immerhin auf 1615 Metern Höhe gelegen, vermittelte er uns jedoch eher das Gefühl im Mittelgebirge und nicht im Hochgebirge zu sein. Und abermals hatten wir Pech mit der ersehnten Gebirgsruhe. Waldarbeiter machten sich daran zu schaffen, den Wald zu pflegen. Aber auch das tat unserer Stimmung keinen Abbruch. 4 Gäste meiner Gruppe entschieden sich dann für eine Wanderung hinunter ins Tal. Mit allen anderen Gästen fuhren wir weiter in ein kleines Bergdörfchen unmittelbar an der spanischen Grenze – nach Os de Civis. Auf dem Weg dorthin schlängelte sich der Bus gekonnt durch die Engen Kurven und Kehren. Links und rechts der Straße konnten wir zahlreiche Angler beobachten, die auf Fischfang aus waren.
In Os de Civis angekommen, entschied sich ein weiterer Teil der Gruppe für ein individuell gestaltetes Programm. Wir erkundeten das kleine Bergdörfchen, das in wunderschöner Natur eingepasst liegt und ausschließlich aus Naturstein erbaut wurde, welcher dem Dorf diesen einzigartig romantischen Charakter verleiht. Und mit 11 Gästen führ ich hinauf zu einer Berg-Restauration. Hier wurden wir herzlichst empfangen mit Käse- und Wurstprodukten aus eigener Herstellung, die uns sehr mundeten. Es erwartete uns ein sogenanntes Bergfest. Sicher, es ist eine der typischen touristischen Attraktionen, die eher den Charakter von „Massentourismus“ haben. Wir waren nicht die einzige Gruppe dort, hatten aber wirklich sehr viel Spaß. Es gab zu Essen und zu Trinken so viel man mochte, es war ausgesprochen lecker und es dauerte nicht lange, bis die Stimmung am Kochen war. Wir schlossen uns dem Formationstanz der französischen Seniorengruppe an und dabei hatten nicht nur die charmanten, älteren Franzosen ihren Spaß. Als wir uns verwundert darüber zeigten, dass in Andorra herkömmlicher Senf zu den Speisen gereicht wird, wurde uns erklärt, dass die deutschen Gruppen dies eben so wünschen. Aber das konnten wir schnell abändern und schon stand die nicht nur von mir sehr geliebte Knoblauch-Majonaise (Aioli) auf dem Tisch. Auf dem Rückweg legte Vincence flotte Musik im Bus ein und es wurde zu „Viva Andorra“ lauthals mitgesungen und gewippt.
Die anderen Gäste luden wir unterwegs wieder ein, die sich natürlich verwunderlich ob der riesen Stimmung im Bus zeigten, sich aber bald mit ins Boot holen ließen. Ein Stopp noch an der Likörfabrik bescherte uns volle Einkaufstüten und rundum zufriedene Gesichter.
Das war der erste Teil meines Reiseberichtes. In einem zweiten Teil schreibe ich über Wanderungen ins Val de Incles, Vall de Nuria und den Sorteny Park, sowie unseren Besuch in Besuch in Barcelona.
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