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Reisebericht Zugreise: Mit der Transsibirischen Eisenbahn von Moskau nach Peking Teil 2

Mongolei Jurte

Mongolei Jurte

Teil 2: Von der Mongolei bis Peking

Nachdem wir rund 6000 Kilometer quer durch Sibirien hinter uns haben, fährt der Sonderzug nach schleppenden Grenzkontrollen bis Ulaanbataar, der Hauptstadt der Mongolei, weiter. Die kälteste Hauptstadt der Welt hat eine durchschnittliche Jahrestemperatur von  minus vier Grad. Temperaturunterschiede von bis zu fast neunzig Grad zwischen den eisigen Wintern mit bis zu -47 Grad und heißen Sommertagen bis zu +40 Grad müssen die Menschen, von denen noch 40 Prozent in Jurten leben, ertragen. Die mit Filzbahnen abgedämmten Rundzelte der Nomaden, können mit ihrem Scherengittersystem innerhalb einer Stunde abgebaut, mit Kamelen zu neuen Weidegründen gebracht und schnell wieder neu aufgebaut werden.

Hotel Mongolia

Hotel Mongolia

In der Nähe der Hauptstadt sind wir für eine Nacht einquartiert im Hotel „Mongolia“, das von einem Deutschen betrieben wird, der als Tourist in die Mongolei kam, sich in das Land und in eine Mongolin verliebte und dort blieb. Er führte mit dem „Khan-Bräu“ erstmals deutsches Bier in diesem Land ein, wurde damit sehr erfolgreich, gründete ein Brauhaus und  baute später das einer Tempelanlage gleichende große Hotel, in dem jetzt gerne die Teilnehmer der Transsib-Reise und andere Touristen übernachten.

 

Mongolische Olympiade: das „Naadam-Fest“

Wir erleben das größte nationale Sportereignis, das traditionelle „Naadam-Fest“, bei dem es um sportliche Meisterehren im Reiten, Bogenschießen und Ringen geht. Wir sind dabei, als die große Parade auf dem Sukhbataar-Platz stattfindet und der Staatspräsident einen Kranz am Dschingis-Khan-Denkmal vor dem Regierungssitz niederlegt. Am nächsten Tag sehen wir uns im zentralen Stadion der Stadt die feierliche Eröffnung dieser „Mongolischen Olympiade“ an. Nach einer längeren Ansprache des Präsidenten in der gutturalen Sprache der Mongolen erleben wir den feierlichen Aufzug der prächtig geschmückten Gruppen und der schönen Masken, ehe die Ringer, gekleidet in  blaue „“adehosen“ und Jäckchen aus roter Seide, ihre Wettkämpfe beginnen. Die Bogenschützen haben ihren Wettkampfplatz in der Nähe des Stadions. Die jugendlichen Reiter jagen mit ihren Pferden bis zu 35 Kilometer durch das grüne Meer der Mongolei, ein grandioses Schauspiel!

Mongolei Naadam Fest

Mongolei Naadam Fest

Die tollen Landschaften der Mongolei begeistern uns ebenso wie die karge Kulisse der Wüste Gobi, die wir auf dem Weg nach Peking durchfahren. Mitten in der Gobi hält der Zug, damit wir ein Jurten-Camp besuchen und uns von Tänzen verzaubern lassen und mit Kamelritten unterhalten lassen können.

Wer glaubt, eine so lange Zugreise könnte irgendwann einmal langweilig werden und man könnte einen Berg von Büchern abarbeiten, irrt sich gewaltig: Alle Teilnehmer unserer Reise waren sich einig: Es gibt so viel zu sehen – und zu unternehmen, dass man gar nicht dazu kommt, sich zu langweilen. Im Konferenzwagen haben wir Vorträge zu Städten und Landschaften gehört, zu Schul, Steuer- und Sozialsystemen, die uns einstimmten auf die Besuche in den diversen Ländern und ihren Städten. Wir haben gemeinsam gesungen: russische und deutsche Lieder, und wir haben einen Crashkurs in Russisch mitgemacht.

Im Übrigen sind wir mit drei Mahlzeiten und vielen Gängen über den Tag ebenso qualitätvoll wie liebevoll

speisewagen

Speisewagen

verwöhnt worden. Und immer wieder gab es von unseren netten Servicedamen Tee. Für die Hygiene ist an Bord bestens gesorgt: Die Toilettenanlagen werden ständig gesäubert. Ein zentraler Duschwagen steht für alle bereit. Bademäntel und Schlappen werden gestellt, so dass es leger zugehen kann. Alle spielt sich leicht ein, die Zugfahrt ist bequem…

An der chinesischen Grenze wird allerdings unser längst zur zweiten Heimat gewordener Zug gewechselt: Die Spurbreiten sind unterschiedlich zwischen Russland und China. Der chinesische Zug ist moderner, die Betten großzügiger, die Atmosphäre an Bord aber nicht mehr so familiär-freundlich, eher kühl, auch wenn sich das Personal alle Mühe gibt. Wir vermissen unseren russischen Sonderzug schon jetzt, aber bei der Fahrt,  die nur eine Nacht dauert, kann man im neuen Zug auch kaum heimisch werden!

In das vorolympische Peking

In Erlian, unserem chinesischen Grenzort, machen wir eine Rikschafahrt, immer wieder ein schönes Erlebnis. Moderne Technik auch hier: Die Rikschafahrer müssen nicht mehr nur selbst strampeln, sie werden von einem kleinen Motor unterstützt. Nach einer Nachtfahrt sind wir dann am Ende unserer langen Reise: Wir erreichen Beijing, die Hauptstadt im Reich der Mitte.  Mit etwa 16 Millionen Einwohnern ist Peking die drittgrößte Stadt des Landes. Wir haben die Stadt im Rahmen unserer großen China-Rundreise vor acht Jahren bereits ausgiebig besichtigt und in den GN darüber berichtet. Heute erkennen wir diese Stadt nicht wieder: Die chinesische Metropole hat sich mit viel Grün herausgeputzt für die Gäste, die aus aller Welt zur Olympiade kommen. Fahnen wehen, die modernen Sportanlagen sind beeindruckend, Die Bilder der Olympiade gingen um die Welt. Aus der einst grauen Beton-Stadt ist eine frisch aufgeputzte Olympiastadt geworden, die sich fein gemacht hat für die vielen Gäste aus aller Welt und die TV-Übertragungen. Über die Umweltprobleme der Riesenstadt, die von Bergen umgeben ist, wurde ausreichend in den deutschen Medien berichtet. Die Betriebe haben monatelang vorgearbeitet, weil sie während der Olympiade völlig geschlossen wurden. Mehr als drei Millionen Gastarbeiter aus dem eigenen Land werden während der Spiele nach Hause geschickt. 80 Prozent der Autos – immerhin inzwischen 3,5 Millionen in dieser imposanten Metropole – dürfen gar nicht bewegt werden und die überhaupt fahren dürfen, werden nach geraden und ungeraden Ziffern getrennt.

Wir bekommen einen Vorgeschmack auf die Probleme beim Besuch der großen Mauer: Da regnet es einen Tag lang und die Feuchtigkeit ist so stark, dass wir unsere T-Shirts durchschwitzen und neue besorgen müssen. Da fühlt jeder schon vorab mit den Athleten. Die litten dann ja auch genug unter dem schwül-heißen Wetter.

Kaiserpalast und Große Mauer

Was sieht man sich an, wenn man am Ende einer langen Reise nur zwei Tage Zeit hat? Natürlich die „Verbotene Stadt“ mit dem Kaiserpalast, dazu ein Besuch bei den Ming-Gräbern und der Stelenallee und – völlig unverzichtbar“  – ein Abstecher zur großen chinesischen Mauer bei Badaling.

chinesische Mauer

chinesische Mauer

Zwischendurch bewundert der Tourist aus Europa die riesigen Wolkenkratzer einer boomenden Megacity und die stattlichen Olympiabauten mit dem „Vogelnest“, dem gigantischen Olympiastadion, vorweg.

Dann endet mit dem Rückflug nach Deutschland von einem der modernsten Flughäfen der Welt die längste Zugfahrt der Welt mit spektakulären „Landgängen“ in die großen Städte Sibiriens, der Mongolei und Chinas. Unser Fazit: Einmal im Leben sollte man diese großartige Reise machen, sie ist auf der Welt einmalig.

Infos

Fahrten mit der „Transsibirischen Eisenbahn“ werden als Sonderzugfahrt von verschiedenen Veranstaltern angeboten.

Reisezeit: zwischen Juni und September

Es empfiehlt sich, wenig Gepäck mitzunehmen, da die Abteile klein sind und wenig Stauraum bieten

Autor: Jürgen Karstens
Fotos: Anke Karstens, Kiwi Tours

Teil 1 des Reiseberichtes finden Sie hier:

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Eine Reaktion bis “ Reisebericht Zugreise: Mit der Transsibirischen Eisenbahn von Moskau nach Peking Teil 2 ”

  1. Sehr schöner Reisebericht! In Russland mit der Eisenbahn zu fahren ist auf jeden Fall ein ganz tolles Erlebnis. Insbesondere die Strecke der Transsibischen Eisenbahn von Moskau bis nach Peking ist so vielfältig und wenn man die Zeit & das Geld hat, dann sollte man dieses Abenteuer auf jeden Fall wagen!

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