Südperureise von Arequipa mit dem Colca Canyon, über Puno am Titicacasee nach Cusco und Machu Pichu
Südperureise Route: Lima – Paracas Nationalpark – Ica (Huacachina) – Arequipa – Chivay (Colca Canyon) – Puno – Copacabana und Isla del Sol (Bolivien) – Cusco und Umgebung (Valle Sagrado, Salkantay Treck, Machu Pichu).
Im Anschluss an diese Reise werde ich ein viermonatiges Praktikum bei SüdAmerikaTours.de – Touren und Bergsteigen mit Thomas Wilken in La Paz absolvieren. Ich bin Tourismusstudentin und habe nach dem Grundstudium die Möglichkeit,für ein Semester ins Ausland zu gehen – so also die Chance, mal nach Südamerika zu reisen. Es ist meine erste Reise dorthin, und ich habe vor meinem Abflug nur eine vage Vorstellung von dem, was mich erwarten wird. Thomas bietet von Rundreisen in Bolivien, Peru, Chile, Ecuador über Trekking und Bergsteigen (das ist seine Leidenschaft!) in bekannten und unbekannten Bergregionen ein breites Spektrum für deutsch- und englischsprachige Touren an – ganz so, wie es die Gäste wünschen.
Nach etwa fünf Wochen on Tour in einem fremden Kontinent, weit weg von der Heimat, gibt es viel zu berichten – Kurioses, Befremdliches, Atemberaubendes, Immenses, Anderes.
Hier ist einfach nichts wie in der guten alten Heimat… und man braucht beim Reisen doch ein ganz schön dickes Fell. Vielleicht nicht bei einer Urlaubsreise von drei Wochen, aber wenn man beabsichtigt, ein längeres Dasein zu fristen, dann definitiv!
Ich habe vorerst Abschied von meinem lieben Johannes genommen – von meinem Freund, meinem Reisegefährten, von meinem Abenteurer. Und werde nun das nächste Abenteuer vorerst allein bestreiten: Bolivien. Dazu jedoch später mehr.
Lima und Umgebung empfingen mich am 10.März mit einer brütenden Hitze. Der Blick beim Landeanflug ein Schock: wüstenartige Zustände, kein Grün weit und breit. Küste, aber doch nur braunes, hügliges Land und ein Häusermeer soweit das Auge reicht. Vom deutschen Winter ins heiße Peru, in Jeans, Wanderschuhen und Jacke, da standen mir bereits bei der Ankunft die Schweißperlen auf der Stirn.
Lima, mit geschätzten 10 Millionen Einwohnern die größte Stadt des Landes ist laut und dreckig. Die Innenstadt, durch die sich leider der Verkehr wälzt, hat einige Häuser mit schönen Fassaden, eine Kathedrale und Kirchen. In einem von französischen Nonnen geführten Kloster kann man sich eine Verschnaufpause gönnen: Crepe mit Schinken und Sahne, ein frisch gemachter Papayasaft. Großstädte sind eben nicht mein Ding.
Miraflores an der Küste, das Vorzeigeviertel von Lima, lockt mit westlich anmutendem Shoppingcenter und schicken Restaurants sowie einer Promenade an der Steilküste die Reichen und Schönen, Familien und Touristen… stolz betitelt man das Gebiet als Costa Verde, die grüne Küste. Mich schrecken die Gebäude eher ab, Johannes und ich gönnen uns aber ein feines Abendessen in einem der zahlreichen Restaurants. Bei Sonnenuntergang mit frischem Säftchen, leckerem Essen, kurzem T-Shirt und Trekkingsandalen… willkommen in einer anderen Welt!
Ich lasse das Großstadtgetümmel so schnell wie möglich hinter mir und fahre gen Süden. Erstes Ziel: Halbinsel Paracas mit dazugehörigem Nationalpark und die Islas Ballestas. Fahrzeit: etwa 3 Stunden. Die erste Busfahrt in Peru, ich habe vorher ja schlimmes gelesen. Um so erstaunter bin ich, als ich einem super modernen Reisebus sitze, mir von einer Stewardess ein Sandwich und Tee zur Verpflegung gereicht wird und die Elendsviertel mit den riesigen Werbeplakaten an mir vorbeiziehen. Es ist kein schönes Gefühl! Hütten und Baracken, Müll, unasphaltierte Wege… die Menschen aber, die man an der Straße sieht, lassen mich erahnen, dass sie großen Wert auf ihr äußeres Erscheinungsbild legen. An einer Tankstelle kann ich genauere Details erkennen: weiße Turnschuhe und Strümpfe – in diesem Staub?
Coco Cola zeigt mal wieder, wer der Herr im Ring ist: An Ständen, Häusern, Zäunen, überall die werbenden rot-weißen Schriftzüge. Ich wundere mich über Werbekampagnen in aller Vielfalt: westliche Models mit Topmaßen trinken kristallklares Wasser, posieren in der neusten Mode, ultramoderne Küchenzeilen, schicke Autos, Technik, süße Fruchtsaftgetränke. Was von all diesen Sachen brauchen die Menschen denn wirklich, die hier in den Außenbezirken leben? Einen gewissen Lebensstandard…
Ankunft im Örtchen Paracas: Wir entscheiden uns für eine Tour zum Nationalpark. Die Tour ist spontan und gut: Steilküste mit vielen Vögeln, wüstenartiges Klima – keine Vegetation. Wüste an der Küste? Ein einzigartiges Naturphänomen. Der Guide erklärt: Hier sei eines der trockensten Gebiete auf der Erde. Der Grund dafür sei, dass sich auf der anderen Seite der Anden die Wolken abregnen. Die Wolken mit Regen über Paracas ziehen noch ein Stück weiter gen Osten.
Erstes Essen – typisch peruanisch: frittierte Kartoffelspalten (Papas fritas), Reis, ein Stück Fleisch und Salatbeilage. Letzteres lasse ich liegen… ich möchte nicht gleich mit einem verstimmten Magen-Darm enden – das wird zukünftig noch oft genug der Fall sein. Gut, dass ich das zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß.
Ein kaltes Bierchen am Strand – in Paracas geht das Leben gleich viel ruhiger und entspannter zu… ein nettes Örtchen mit Fußgängerzone und verkehrsberuhigtem Zentrum an der Küste.
Die Islas Ballestas werden abwertend auch die „Galapagos-Inseln der armen Mannes“ genannt… obwohl ich denke, man kann das gar nicht vergleichen. Auf den Islas Ballestas, nur eine gute Stunde mit dem Boot entfernt, leben Unmengen an Meeresvögeln, Pelikanen, Krabben, Pinguinen, Geier mit Nachwuchs, und es gibt riesige Seerobbenkolonien. Es kreucht und fleucht, auf den Inseln ist reger Betrieb und ein geschäftiges Treiben.
Der frühe Vogel fängt den Wurm – am gleichen Tag fahren wir noch weiter nach Ica und entspannen in der Oase Huacachina, in Sanddünen gebettet, von Palmen eingerahmt. Ich bin überrascht, wie günstig man in Peru essen kann: ein Menü für nur 10 Soles (2,5 Euro) mit Getränk, Vorspeise und Hauptgericht. Der kochend heiße Sand und die knallende Sonne laden leider nicht gerade zum längeren Spazieren ein. Auf Sandboarden und Buggy fahren, kann ich gut verzichten. So also ein Nachmittag zum Ankommen und Verdauen der ersten Eindrücke, gefolgt von der ersten Mototaxifahrt in Peru: Mototaxi – ein Moped mit Kastengestell, auf dem der Fahrer, zwei Passagiere und das Gepäck transportiert werden kann. Eine ziemlich laute und nach Benzin stinkende Angelegenheit, aber in Peru eines der gängigen Fortbewegungsmittel in Städten, Dörfern und der näheren Umgebung. Viel günstiger als ein Auto-Taxi. Super! Mitten im Leben.
In Ica ist im Stadtzentrum die Hölle los: eine wahnsinnig dick verschmutzte Abgasluft durch Kolonnen von Taxis, Mototaxis und Bussen, Menschenmengen, auch fliegende Händler sowie Marktstände. Alles auf engstem Raum, es scheint gerade Feierabendstimmung zu sein. Drückende, heiße Luft verstärkt den Effekt für nicht akklimatisierte Europäer wie uns noch um einiges.
In Ica sehe ich zum ersten Mal wandelnde Telefonzellen: Personen, die sich ihr Geld damit verdienen, dass sie die an sich geketteten Handys verleihen, damit andere ein Gespräch führen können. Mann, sind die erfinderisch, die Südamerikaner. Es scheint ein Teufelskreislauf zu sein. Johannes erklärt mir seine Theorie: Jeder versucht mit dem, was er hat, soviel Geld zu verdienen, dass er überleben kann. Das verdiente Geld gibt man für Dienstleistungen und Güter des täglichen Bedarfs aus. Gespart wird nicht… wie gewonnen so zerronnen. So kommt man über die Runden. Speisen Touristen zusätzliches Geld in den Kreislauf, investiert man in Kleidung – die meisten Peruaner sind, wie oben schon erwähnt, sehr schön gekleidet…. Und so geht es tagein, tagaus, ohne Aussicht auf eine Zukunft mit Chancen.Mit dem Nachtbus geht es weiter nach Arequipa.
Die Nachtfahrt nach Arequipa ist trotz Komfortbus und Halbliegesitzen eine Tortur. Klimaanlage an, und es ist wie ein Kühlschrank, Klimaanlage aus, und ich schwitze… ich bin unruhig und finde keine Entspannung – leider auch keine bequeme Position. So erreiche ich Arequipa zerknautscht und kaputt. Lerne aber sogleich bei Ankunft eine Lektion: Hostel, bzw. Unterkunft müssen in Südamerika nicht im Voraus gebucht werden. Es gibt immer unzählige (günstige) Angebot für ein Zimmerchen. Das gebuchte Hostel finden wir nicht, auf eine zuverlässige Antwort und Hilfe, kann man bei den Peruanern lange warten – sie geben die Antwort, die man hören will (von der sie meinen, dass es die richtige für einen ist). Wenn sich die befragte Person allerdings am Geschäft beteiligen könnte und ein paar Soles in Aussicht stehen, wird man vertröstet und einem viel Besseres angeboten.
So lassen auch wir uns locken: Hostelzimmer ziemlich direkt an der Plaza de Armas (Stadtzentrum), nur etwa 5 Euro pro Person. Ein Mehrbettzimmer, aber es wird versichert, dass keine weiteren Gäste dort einquartiert werden.
Erster Rückschlag auf Reisen: eiskalte Dusche im Gemeinschaftsbad, Unwohlsein, Kopfschmerzen. Es rafft Johannes mit Magen-Darm-Infekt dahin… willkommen in Südamerika! Das ist ein Teil, was in den kommenden Wochen immer dazugehört: aufgeblähter Bauch oder Durchfall. Ob es am Essen generell, am anderen Essen insbesondere, an der Höhenluft oder den manchmal fraglichen hygienischen Standards liegt, ist fraglich… eine Antwort darauf werde ich wohl nie bekommen.
Arequipa ist vorerst ein Ziel, an dem wir länger bleiben. Ich habe uns für eine Woche Sprachschule mit Gastfamilie angemeldet. Unterkunft in der Misky Whasi Lodge bei Martha, ihren 4 Söhnen und ihrem Liebhaber Howard. Martha träumt davon, mal ein richtiges Gästehaus zu führen… nur hat sie für Sauberkeit und Ordnung leider keinen Sinn. Ihre Energie investiert sie in ihre Kinder, kocht und ist ganz die Hausfrau. Kein schönes Leben, ohne richtige Aussichten – doch die Hoffnung stirbt zuletzt. Ich merke, dass ich meine Ansprüche an Wohnstandards senken muss. Das Bad ist eine einzige Katastrophe, das Klopapier kommt in Mülleimer. Die Küche (eine alte Dusche) auf der Dachterrasse kostet mich Überwindung. Fett, Müll, offen stehendes Essen, … oh Mann.
Die Terrasse hingegen ist der absolute Wahnsinn: Hier essen wir, halten uns auf, genießen den atemberaubenden Ausblick auf die Kulisse aus Sechstausendern: Die Vulkane Misti, Pichu Pichu und Chachani dominieren das Stadtbild. Mit schneebedeckten Kuppen thronen sie – Frühstück mit so einem Ausblick… das könnte ich mir immer gefallen lassen.
Martha hilft, wo sie kann: sie gibt Auskünfte über die Stadt, Busverbindungen, seriöse Taxiunternehmen. Kocht Hühnersuppe mit Yucca und Chicha Morado (Getränk aus schwarzem Mais, Gewürzen, Nelken, Zucker) für die verstimmten Mägen und plappert eifrig auf spanisch… schön, das ist die beste Schule. Learning by doing.
Arequipa, die zweitgrößte Stadt Perus, glänzt mit Vorzeige-UNESCO-Weltkulturerbe Stadtzentrum, lädt zum Bummeln und Entdecken ein. Die Stadt des ewigen Frühlings (mehr als 300 Sonnentage pro Jahr, Durchschnittstemperatur zwischen 10 und 25°C) hat aber auch unter dem Verkehrschaos mit rollendem Verkehr und Abgasen zum kämpfen, so dass das Bummeln für mich keineswegs Erholung ist.
Arequipa trägt auch den Beinamen „weiße Stadt“. Dafür gibt es zwei Gründe: Die Gebäude sind aus weißem Sillargestein vom Vulkan Chachani gebaut, die Fassaden mit schönen Ornamenten verziert. In Arequipa ist der Anteil an weißer Bevölkerung besonders hoch, früher musste das „farbige“ Personal sogar in den Außenbezirken der Stadt wohnen. Heute liegt es wohl eher an der Fülle des Geldbeutels, wo sich die Arequipener niederlassen.
Der Weg von Martha zur Sprachschule ist ohne Probleme zu Fuß machbar, in die Stadt nehmen wir bequemerweise meistens für 1 Euro ein Taxi. Taxis und Taxistas gibt es in der Stadt einfach Unmengen, doch hier ist Vorsicht geraten: Nur die offiziellen Taxifirmen nutzen, im Zweifelsfall ein Ruftaxi kommen lassen. Keinesfalls unseriöse Fahrzeuge nutzen, es kommt oft zu Überfällen und Gefangennahmen… Kreditkarten, Pässe, Wertgegenstände möglichst gar nicht erst mitnehmen.
Ich habe mich auf meiner Reise bisher nie wirklich bedroht gefühlt… manchmal mulmt es schon, aber lieber einmal ein mulmiges Gefühl zu viel, als zu wenig. Es ist kein schönes Gefühl, ständig auf der Hut zu sein, aber die Geschichten vom Hören-Sagen schrecken den gesunden Menschenverstand ab.
Das Stadtzentrum von Arequipa ist geprägt vom Plaza de Armas, einem immer lebhaften Platz mit Kathedrale, Springbrunnen, Arkadengängen, besucht von Einheimischen, Kindern, Tauben und natürlich Touristen! Europäisch anmutende Kaffees und Restaurants laden zum Verweilen und Schlemmen ein. Eine Bäckerei in einem ruhigen Innenhof hat es mir besonders angetan. Kirchen und Klöster, Museen, SouvenirShops, Stände, an denen einfach alles Mögliche verkauft wird. Und eine Fußgängerzone mit eindrücklichen Fassaden und vielen Geschäften. Außerdem gibt es viele Familienrestaurants, die Menüs aus Suppe, Hauptspeise, Tee oder süßes Getränk für gerade mal 4 Soles (etwa 1 Euro) anbieten. Mit verstimmten Mägen kann man da leider nicht viel ausprobieren… ich werde auch ein bisschen Vorsicht walten lassen.
Ein Ort der Stille und der Ruhe ist auch das Kloster Santa Catalina, eine Stadt innerhalb der Stadt. Ein Block in der Altstadt wurde 1579 einfach ummauert, hinter den Mauern lebten von da an 150 Nonnen und 400 Dienstmädchen in völliger Abgeschiedenheit. Heute leben noch etwa 28 Nonnen im Konvent. Das Areal ist angelegt wie eine kleine Stadt: jede Gasse trägt den Namen einer spanischen Stadt. Die Ähnlichkeiten mit maurischer Architektur sind unverkennbar. Gärten, Werkstätten, Küchen, Bäckereien, Wasserversorgung,… ermöglichten den Nonnen ein autarkes Leben mit möglichst wenig Kontakt zur Außenwelt: Die Angehörigen konnten die Nonnen bei Besuchen nicht sehen, die Nonne jedoch sie – ein hölzernes Gitter trennte sie voneinander. Geschenke wurden über ein Drehregal überreicht. Eine Nonne überwachte alle Gespräche und Geschenke.
Die Farben sind heute kräftig: orange. rot, blau, weiß. Blumenbepflanzungen und blauer Himmel geben viel Fotostoff! Das Klostercafe überzeugt mit Apfelkuchen, gutem Kaffee, Süppchen und einem Auflauf. Für die unbeschreibliche Ruhe und den Frieden, den dieser Ort ausstrahlt, bezahlt man seinen Preis, aber ich genieße jede Minute. In Südamerika ist das tägliche Leben lauter und nervenaufreibender als in Deutschland: Fußgänger werden auf den Straßen kaum beachtet, überquert man die Straße, hupen die Taxifahrer, treten nochmals aufs Gas, und man muss rennen, um nicht zu Schaden zu kommen. Für Fußgänger wird nicht gebremst – Rücksichtnahme gibt es nicht! Die Stärkeren (in diesem Fall die Motorisierten) haben immer Vorfahrt… Ich bin froh, dass ich mich hier nicht selbst mit einem fahrbaren Untersatz bewege.
Auf dem traditionellen Stadtmarkt „San Camilo“ wird alles und nichts verkauft: Berge von exotischem Obst und Gemüse, Haushaltswaren, Textilien, Technik, Fisch, Fleisch,… letzteres für europäische Staatsbürger wenig appetitlich, wenn nicht gar abstoßend. Innereien, Köpfe, Augen, igitt. Ein beißender Geruch geht mir durch und durch, es gibt in der Markthalle weder Kühlvorrichtungen, noch sanitäre Einrichtungen. Auf Essen aus den Garküchen und Essenständen verzichten wir vorerst lieber einmal… auch wenn es äußerst preiswert ist und sicher auch schmackhaft (insofern einem der Appetit nicht vergangen ist). Ein Fläschchen Nonisaft (Oma hatte eine Phase, da hat sie auf die heilende Wirkung der Noni-Frucht des Nonibaumes geschworen) soll helfen, die Darmflora wieder in Schwung zu bringen.
Die Sprachschule ist klein und im Gegensatz zu der in Andalusien wenig professionell. Die „Klassenzimmer“ sind nicht voneinander getrennt, so dass leider ein ständiger Geräuschpegel herrscht. Juan und Malena haben ein einjähriges Kind, was den Unterricht ständig begleitet und von ihnen verhätschelt wird. Eine Woche ist gut – mir reicht es dann aber mit Schule. Ich habe mal wieder das blöde Gefühl „da draußen“ etwas zu verpassen.
Tagesausflug zu den Thermalbädern von Yura, etwa eine Fahrtstunde mit dem öffentlichen Bus. Den empfohlenen Wanderweg von der Dame aus dem Tourismusbüro zu den Wasserfällen finden wir leider nicht – es ist nicht das einzige Mal, dass ich nach Wegen frage und ohne Erfolg suche. Für beide Länder, sowohl Peru als auch Bolivien, wäre ein Projekt der Kartographie und Initialisierung von Wegenetzen und Ausschilderungen ein großer Schritt. Mit den Infos aus dem Reiseführer (etwa so: da und da können sie eine sehr schöne 3 stündige Wanderung auf eigene Faust machen) sind nicht ausreichend, um den Weg zu finden. Die Auskünfte von Einheimischen, wie oben schon erwähnt, sind immer die, die sie glauben, dass sie für einen selbst gut sind. Bestes Beispiel dafür: Ich frage beim Bäcker: Ist das Brötchen mit Salz? Die Bäckersfrau meint, man möchte ein solches mit Salz und sagt demzufolge: Ja. Beim Hineinbeißen die bittere Ernüchterung: es ist ein süßes Brötchen. Ich habe schnell gelernt, dass man bei einer Frage, nach dem Gegenteil fragen muss… oder eben mehrere Leute, um ein Bild von der korrekten Antwort zu bekommen.
Fragen nach dem Weg werden meistens nur schwammig beantwortet – auch in Yura bekommen wir keine zufriedenstellende Antwort. So spazieren wir also durch die extrem trockenen, von Kakteen gespickten Hügel und kleinen Schluchten und entspannen uns anschließend in den heißen, heilenden Quellen…
Am nächsten Tag ist es an der Zeit, Neues zu entdecken: Fahrt mit dem Bus nach Chivay (diesmal nicht mit dem Luxusliner – wir kommen trotzdem pünktlich und gut an), dem Ausgangsort für eine mehrtägige Wanderung im Colca-Canyon, dem wohl zweittiefsten Canyon der Welt. Chivay ist herrlich gelegen: umrahmt von grünen Bergen (nur während und nach der Regenzeit – sonst ist es hier wohl eher braun und staubig!), ein kleines idyllisches Örtchen mit Plaza, unasphaltierten Wegen, Mototaxis, vielen Einheimischen in bunten Trachten und traditioneller Kleidung. Wir übernachten in einer sehr schönen Unterkunft mit herrlich bepflanztem Hof, kleiner verspielter Katze und mürrischer Besitzerin. Nur 40 Soles (ca 8 Euro) zahlen wir für ein Doppelzimmer mit Privatbad.
In Arequipa war die Mehrheit der Leute in westlicher Kleidung unterwegs – hier, auf dem Land, ein ganz anderes Bild: farbenfrohe, bestickte Trachten mit Hüten, Blusen, ausladenden Röcken. Die Frauen tragen geflochtene Zöpfe, je länger, desto besser (meist reichen sie bis zum Po). In Tragetüchern werden auf dem Rücken Kinder, Einkäufe und Waren zum Verkauf transportiert. Die dazugehörigen Männer sind eher unscheinbar.
Das Leben in Chivay spielt sich auf dem zentralen Platz und auf dem sich anschließenden Markt ab: Johannes und ich staunen nicht schlecht. Von Taschenmesser über gebrannte CDs und Filme, Suppen, Brötchen, Früchte, Gemüse, Fleisch zu Kleidung bis hin zur Dienstleistung eines Schuhmachers … gibt es mal wieder alles – und das zu verdammt günstigen Preisen (obwohl man uns sicher mal wieder einen dicken Aufschlag verpasst – die Touristen haben das Geld ja locker sitzen!) Das Obstangebot übt auf mich noch immer eine magische Anziehungskraft auf: Es gibt Obst in allen Formen und Farben, davon kann man im kalten Deutschland nur träumen: Maracujas, Mangos – groß, saftig, gelb-rot, süß!, kleine und große Bananen, Ananas, und mir unbekannte Obstsorten..
Die touristischen Kneipen am Platz servieren Einheitsessen, bzw. Einheitsmenüs. Nix Tolles, aber man wird satt. In Peru ist es sowieso irgendwie merkwürdig: In größeren Ortschaften sind alle Wäschereien an einer Ecke, die Kopiergeschäfte an einer anderen Straße. Nebeneinander liegende Restaurants servieren die gleichen Gerichte. Sehr kreativ scheint das Volk also nicht zu sein: Einmal hat einer eine gute Idee, macht einen Laden auf und nach kurzer Zeit ist er nicht mehr der einzige. Man gönnt sich nichts! So auch in Chivay… kreative Köpfe unbedingt gesucht! Mit einer guten Idee oder einer guten Kaffeemaschine könnte man hier sicher einiges verdienen.
Das Thema Kaffee ist für Kaffeeliebhaber ein wunder Punkt:
Kaffee = Instantpulver (hauptsächlich Nescafe). Die angebauten Bohnen werden exportiert (so kommt Geld in die Kassen) und anschließend in Form von löslichem Pulver wieder eingeführt. Man schwört darauf und stört sich nicht an der minderen Qualität. Um dem ganzen dann noch das kulinarische Krönchen aufzusetzen, verfeinert man die schwarze Brühe mit Kondens- oder besser noch Instantpulvermilch. In Südamerika schwört man auf beides. Milch, wie ich sie aus Deutschland kenne, gibt es kaum.
Den ersten Tag in Chivay verbringen wir ruhig, ich bin mal wieder vom Durchfall und einem rebellierenden Magen geplagt. Es gibt einen Regenschauer mit grollendem Donner, der das ganze Dorf unter Wasser setzt – auf dem Plaza fließt das Wasser etwa 20cm hoch in Bächen, die Dame aus dem Internetkaffee hat ihre Not, mit Eimern und Lappen ihren Laden trocken zu halten.
Der nächste Tag erwartet uns jedoch mit Sonnenschein! Fahrt mit dem Bus ins Colcatal. Geplante Abfahrt: 5.00Uhr. Pünktlich am Busterminal schaut man ganz ungläubig… was, schon da? Es dauert aber noch ein bisschen, bis der Bus abfährt. Aus 5 wird 6 – für Peru ganz normal! Atemberaubende Ausblicke aus dem Bus, markerschütterndes Geholper auf der „Piste“ zum Cruz del Condor, dem Aussichtspunkt für die Beobachtung von den Andenkönigen, den Kondoren. Mit einer Flügelspannweite von bis zu 3,20 m ist der Kondor der größte Raubvogel der Erde. Durch die thermischen Aufwinde im Colca-Canyon ist hier ein idealer Brutplatz für die riesigen Vögel. Vom Aussichtpunkt sieht man in 1200 m (!!!) Tiefe den Colcafluss… mir wird das erste Mal bewusst, in was für einem riesigen Gebirge ich da gelandet bin – in den Anden! Hier ist alles größer und gewaltiger als man es sich vorstellen kann, ich merke, wie klein ein Mensch in dieser wilden, unberechenbaren Natur ist – wie eine Ameise. Pünktlich am Morgen bekomme ich dann auch in ferner Weite die Vögel zu Gesicht – majestätisch schweben sie im blauen Morgendunst, lassen sich von den Aufwinden treiben. Die Massen an Touristen und Kleinbussen, welche anrollen, lassen uns weiterziehen… heute liegt eine große Wegstrecke zu Fuß vor uns. In den kommenden drei Tagen wollen wir ein Teilstück des Canyons durchwandern, auf eigene Faust und ohne Gruppe, die Wege seien gut markiert, Unterkünfte gäbe es in den kleinen Ortschaften genügend. Die erste mehrtägige Wanderung auf südamerikanischem Boden – ich bin euphorisch!
Mit malerischem Ausblick auf Felder, Bauerngehöfte, Berglandschaften (die Gipfel sind teilweise schneebedeckt) laufen wir erst entlang der Fahrstraße, später auf einem alten Inkaweg, wegweisend die aufwändig angelegten Bewässerungssystemen (ähnlich den Waalwegen in Südtirol) für die Bauernwirtschaften. Über unzählige Steintreppen geht es bergab. Bis zum Fluss im Tal müssen wir 1600 Höhenmeter überwinden. Der Planet brennt, die Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 50+ ist hier nicht unangebracht. Kaum Schatten – aber für mich sagenhafte Ausblicke. Viele Blumen, Kakteen, Eidechsen… die Gegend überrascht mit viel Leben und Vielfalt.
In den kommenden Erläuterungen und Ausführungen werde ich darauf verzichten müssen, immer wieder zu schreiben „tolle Ausblicke“ – das gehört einfach immer dazu! Die ganze Wegstrecke im Colcacanyon war/ist fotoreif, die tatsächlichen Größenverhältnisse kann sich aber nur ein Wandersmann (-frau) vorstellen, der/die dort gewesen ist.
Die Hitze habe ich unterschätzt , den notwendigen Wasserkonsum auch. Unten am Fluss, mehrere Laufstunden später belohnen wir uns mit einem Bad der müden Füße im kalten Nass, den Genuß einer Mango und einer Chirimoya. Chirimoya ist eine exotische Frucht, geschmacklich ein bisschen wie Eis. Für ausgedörrte Wandersleut ein Balsam für den Rachen…
Die Vegetation am Grund des Canyons unterscheidet sich deutlich von oben: In einem ganzjährig milden Klima können Pfirsiche und Feigen angebaut werden. Kaktusfeigen, Agaven, Bromelien wachsen überall – die Vegetation ist üppig.
Die erste Unterkunft am Wegesrand nehmen wir – eine tolle Wahl. In der Familienunterkunft „Posada del Roy“ schlafen wir in einem gemütlichen Zimmerchen mit Panoramafenster auf die Steilwand des Canyons, an der man ganz genau den Zick-Zack-Weg verfolgen kann. Sogar mit Dusche und warmem Wasser. Selten sieht man in Peru, dass Unterkünfte und Häuser mit Liebe gebaut wurden, hier ist alles von Handarbeit errichtet – der Hausherr arbeitet sogar noch nach Einbruch der Dunkelheit mit Taschenlampe an einem der Bungalows. Der Mann baut, die Frau kocht für die Gäste – und plauscht mit ihnen. Ob wir nicht länger im Colca bleiben wollten? So eine Woche oder auch gerne länger. Marcella, die Tochter der Familie, hat ein Deutschexamen verfehlt und übt nun fleißig mit den Gästen. Sprachunterricht im Tausch zu Kost und Logis. Wenn der Zeitplan nicht so eng gestrickt wäre (den haben wir uns blöderweise selber so zurecht gelegt), gerne. So zieht es mich aber eher weiter… Die Woche in Arequipa hätte ich gerne für die Woche hier eingetauscht. So bleiben wir nur eine Nacht: Abendessen bei Kerzenschein, Elektrizität gibt es hier unten nicht. Das Essen selbst gekocht und lecker… so lässt es sich aushalten.
Frühstück mit Pfannkuchen und Kokatee, gut gestärkt wandern wir weiter. Der Weg führt durch weitere Dörfer (Coshnihua, Malata) in ländlicher Gegend. Bei Maurizio gönnen wir uns eine eisgekühlte Cola, später ein super Mittagessen mit Alpaka, Mais, Kartoffeln, Zwiebel, Avocado, Tomate und Nudelsuppe. Die Zutaten zum Mittagessen sind kommen wahrscheinlich aus dem Garten. Sie sind soooo gut und frisch!!! Es gibt im Canyon keine Straßen, keine motorisierten Fahrzeuge. Zum Transport von allen Waren, Getränken, Gütern spannt man Mulis, Esel oder wer es sich leisten kann, Pferde ein. Die Menschen sind es seit früher Kindheit gewohnt zu laufen und sich zu Fuß zu bewegen. So sehen die Füße der Einheimischen auch aus: dick verhornt und breit getreten. Schuhe (meist Sandalen, nicht selten aus alten Reifen – die Frauen tragen Ballerinas) haben keinen großen Stellenwert.
Die zweite Nacht ist weniger anheimelnd und romantisch: Übernachtung in der Oase Sangalle, einem Domizil, das nur für Touristen erbaut wurde. Unterkünfte mit Pools, schlechtem Essen und horrenden Preisen (für peruanische Verhältnisse). Von Ursprünglichkeit ist hier nicht viel übrig geblieben.
Für den nächsten Morgen bestellen wir uns zwei Mulis, sie sollen uns die etwa 1000 Höhenmeter tragen – ein Erlebnis der besonderen Art, auf das ich im Nachhinein, aber verzichten hätte können. Die Höhenmeter in den Beinen zu spüren, kaputt zu sein, aber ein Gefühl von Sicherheit zu haben , das wäre wahrscheinlich die bessere Option gewesen. Der „Treiber“, bzw. „Führer“ läuft nicht vorneweg und führt das Leittier, sondern er trabt gemütlich hinter der Karawane aus sieben Mulis hinterher… ich vorneweg. Mein Muli soll das Leittier sein? Ich hoffe, es kennt den Weg ( sehr steil und steinig ), der sich beständig am Hang in Zick-Zacklinien herauf windet. Das Tier schlägt sich wacker… bis das Gras auf einem Nebenpfad grüner zu sein scheint. Höher, steiler, mir ist nicht wohl zumute – vor allem, wenn ich sehe, wie steil es wirklich herunter geht. Absteigen mit meinem Wanderrucksack unmöglich. Der Treiber flucht, schmeißt Steine – ich tätschele das Tier und rede ihm (oder mir?) gut zu. Ein ganz schöner Schrecken sitzt mir da in den Knochen. Durch Zufall (?) kommt ein zweiter Guide zur Gruppe hinzu – ein echt grimmiger peruanischer Cowboy, der lässig im Sattel sitzt und für die nächsten 1,5 Stunden nur noch „Ariba, Mula“ brüllt. Ein Kofferradio dröhnt vor sich hin… dass sich Peruaner aber auch immer in schöner Natur beschallen lassen müssen…
Ich bin erleichtert, als der Rand des Canyons erreicht ist. Danke Muli, du hast einen guten Job gemacht! Typisches Frühstück in Cabanaconde: Weißbrot, Erdbeermarmelade, verdünnter, frischer Orangensaft. Das ist noch so eine Marotte: frisch gepresste Säfte werden mit Wasser und Zucker gestreckt, auch wenn man die Kellner darauf hinweist, dass man auch gerne ein bisschen mehr bezahlen würde.
Im Bus nach Chivay haben Johannes und ich glücklicherweise einen Sitzplatz ergattert – es wird ganz schön eng und kuschelig. Grob geschätzt schälen sich in Chivay ca 100 Leute aus dem Fahrzeug, Sitzplätze ca 50. Ich gebe meinen Sitzplatz für eine verhutzelte Einheimische her, die Peruaner interessieren sich recht wenig für das alte Weib, die kaum noch die Treppen in den Bus überwinden kann. Schon nach kurzer Zeit hat es sich die füllige Frau richtig bequem gemacht, schläft an Johannes„ Schulter und belegt zwei Drittel der Sitzbank. Leider Gottes müffelt sie ziemlich… wie so viele Einheimische. Ob es daran liegt, dass sie in so ärmlichen Verhältnissen wohnen und keine sanitären Einrichtungen besitzen? Oder ist es einfach nur die Kleidung, die sie in Flüssen und Rinnsalen mit der Hand waschen? Wie wäscht man denn so eine ausladend wallende Tracht mit mehreren Lagen Stoff , dass sie auch wirklich rein ist? Fragen über Fragen… Nach einer guten halben Stunde ergreife ich die Gelegenheit und weise die alte Frau darauf hin, dass soeben noch ein Platz frei geworden ist… sie lächelt müde und macht mir wieder Platz. Aus einem Gefäß nimmt sie mit ihrer dreckigen, verrunzelten Hand ein paar Maiskörner und steckt sie sich in den Mund – dann fallen ihr auch schon wieder die Augen zu. Ich hoffe, der liebe Gott hat die gute Tat gesehen!
Zurück in Chivay: wohltuende Dusche, fettiges, frittiertes Hühnchen mit Kartoffelspalten und ein paar Stunden Entspannung pur in den Thermalquellen mit Massage. Genau das richtige für müde Beine. Hinfahrt bequem mit dem Mototaxi, Rückfahrt mit einem Collectivo (Collectivo = Sammeltaxi, ein Minibus). Sage und schreibe 14 Personen in einem Minibus – wow!
Noch einen Tag gönnen wir uns in Chivay und Umgebung – mit einer kleinen Wanderung ins Nachbardorf, völlig untouristisch, mit Schweinen, Alpakas, Hunden und Katzen, leider auch mit viel Müll auf den Straßen. Die Plaza lädt ein wenig zum Verweilen ein. Es ist schön, die Dorfkinder beim Spielen zu beobachten. Auf einer Bank sitzen junge Männer. Sie trinken Inka-Kola aus großen Flaschen und essen Chips. Mit der gelben Inka-Cola hat Coka Cola eine verdammt gute Kampagne entwickelt: die Peruaner schwören auf die gelbe, zuckersüße, nach Gummibärchen schmeckende Limonade und konsumieren sie zu jeder Gelegenheit. Gestern habe ich noch geglaubt, dass 14 Personen in einem Minibus viel sind, heute werde ich eines Besseren belehrt: Rückfahrt nach Chivay mit einem Kombi – Ladung: 13 Personen. Die Gepäckstücke werden aufs Dach geschnallt, ich klemme auf dem Ganghebel. Doch die Mitfahrer sind freundlich, bei der Frau neben mir schläft ein Kleinkind tief und fest auf dem Schoß… das Auto ist übrigens mindestens genauso alt wie ich, wenn nicht noch ein paar Jahre älter!
Plan für den nächsten Tag: Direktfahrt mit dem Touribus nach Puno – für ein halbes Vermögen: 40$!
Der Bus ist zwar überteuert, die Fahrt nach Puno aber sehr angenehm. Es regnet und graupelt – die zu überquerenden 4800 Höhenmeter an einem Pass machen sich in meinem Kopf bemerkbar. Auf der Altiplano-Hochebene grasen Herden über Herden von Alpakas, Lamas und Vicunas – in allen Farben und Größen. Ein tolles Bild! Fotostop an einer Lagune mit Flamingos – in 4500 m Höhe. Die Straßenschilder hier erinnern mich an Australien, nur dass nicht vor Känguruhs, sondern vor Lamas gewarnt wird.
Juliaca, Verkehrsknotenpunkt und Stadt, etwa eine Stunde von Puno entfernt, wirkt auf den ersten Eindruck abschreckend: Leuchtreklame, chaotischer Verkehr, Geschäfte über Geschäfte. Juliaca ist als großes Handelszentrum und auch als Schmugglerstadt mit Schwarzmarkt bekannt. Für mich kein attraktiver Ort!
Puno am Titicacasee hingegen überrascht: Direkt am Busbahnhof kaufen wir das Ticket für die Weiterfahrt für den nächsten Tag und lassen uns von einem sogenannten Schlepper (ein Verkäufer von Unterkünften, Touren und allem, was ein Tourist so an Dienstleistungen brauchen könnte) ein Hotel in der Innenstadt aufschwatzen, zu einem günstigen Preis (50 Soles) bekommen wir so ein nettes Zimmerchen in der Innenstadt mit Privatbad und heißem Wasser. Das wird meistens versprochen, ob die Dusche dann hält, was man verspricht, ist aber immer fraglich. Späte Ankunft – mit einem Loch im Magen gönnen wir uns im „Machu Pizza“ eine Steinofenpizza (die gibt es in Puno an jeder Ecke – soviel zum Thema Kreativität…) und trinken den ersten Pisco Sour, eines der Nationalgetränke Perus. Pisco Sour: ein Traubenschnaps, gemixt mit Limonensaft, Zucker, frischem Eiweiß und einigen Tropfen Angostura. Später probiere ich auch Pisco Sour mit Maracuja… lecker! Auch die peruanischen Biere können sich sehen lassen: Jede größere Stadt hat ihre Brauerei und produziert süffiges Bierchen. Zur Pizza und dem Pisco musizieren Amateurmusiker mit Panflöte, Gesang und Gitarre, Peru präsentiert sich von seiner besten Seite.
… und verabschiedet sich mit geöffneten Schleusen: am nächsten Morgen regnet es wie aus Kübeln. So wird aus der geplanten Fahrt mit einer Rikscha zum Bus leider nichts.
Ziel: Copacabana, der Wallfahrtsort in Bolivien am Titicacasee. Fahrt mit super schönen Ausblicken auf den höchsten schiffbaren See der Welt. Ich kann kaum glauben, dass ich mich auf etwa 3800 Höhenmeter befinde und ziemlich eben drei Stunden im Bus fahre, immer entlang des leuchtend blauen Ufers des Sees. Die Wolken hängen extrem tief, man hat fast das Gefühl, als würde man den Himmel berühren können. Doch es sind nicht die Wolken, die tief hängen, sondern es ist die extreme Höhe, in der ich reise. Man ist dem Himmel etwa 4000 m höher als zu Hause.
Das Ufer des Sees ist idyllisch: kleine Felder mit Blumen, Mais, Ackerbau, Kräutern und allem möglichem Gemüse. Ländliche Häuschen, gepflegte Gärten, viele Nutztiere: Esel, Schafe, Kühe, Hunde tummeln sich im Idyll. Ein bisschen erinnert mich die Landschaft an die Coromandel Halbinsel in Neuseeland.
Die Grenze Peru – Bolivien eine Klasse für sich: alle aus dem Bus aussteigen, zwei Behörden segnen in Peru die Ausreise ab, anschließend läuft man ein paar hundert Meter im Niemandsland, dann begrüßt Bolivien mit gehissten Fahnen. Bei dem kleinen Hügel merke ich schon, wie dünn hier oben die Luft ist. Die Einreise nach Bolivien ist völlig unproblematisch, mir wird ein 30-Tagesvisum in den Pass geknallt und dann rollen wir auch schon gen Copacabana.
Auf den ersten Blick sehr idyllisch gelegen: In einer Bucht am See, umgeben von Hügeln.
Auf den zweiten Blick jedoch sehr touristisch! An allen Ecken und Enden wird gebaut: Mehrstöckige Hotels schießen in die Höhe – der Ort hat sich mit Wechselstuben, Souvenirständen, Restaurants, Unterkünften, Busverbindungen und Internetkaffees ganz auf Touristen eingestellt… und die tummeln sich hier zur Genüge. Nichts mit ein bisschen Ruhe am See. Von einer schönen Kolonialfassade und einer Empfehlung im Reiseführer lassen wir uns unterkunftstechnisch blenden und landen diesmal in einem nicht ganz so schönen Bettchen.
Mittagsmenü mit undefinierbarer Suppe aus schwarzen Kartoffeln und Mais, Forelle und frisch gepresstem Orangensaft, dann ein wohl verdientes Mittagsschläfchen und ein Spaziergang durch das Örtchen. Die Suche nach einem Kaffee aus einer richtigen Kaffeemaschine ist vergebens, so also eine süße Mango vom Markt.
Die Basilika ist für einen doch recht kleinen Ort beeindruckend, vor ihren Pforten scharen sich jedoch etliche Bettler. Interessant: Hier vermischten die Spanier den Katholizismus und ihren eigenen Glauben: es gibt eine schwarze Madonna.
Der Spaziergang auf den Kalvarienberg (4018m) vorbei an 14 Kreuzstationen hat es in sich, die 200 Höhenmeter sind in dieser Höhe kein Zuckerschlecken. Der Blick über den Titicacacasee und Copacabana entschädigen jedoch die Anstrengung. Hier oben gibt es ein befremdliches Ritual: Man kann seine Wünsche in Kleinformat an einem der Stände kaufen (von Häuschen über Geld, Restaurant, Auto, Hochzeit – Miniaturausgaben aus Plastik) und anschließend verbrennen, der Mutter Erde so mitteilen, was man sich für die Zukunft wünscht.
Tolles Abendessen mit einem Gläschen Rotwein, Rinderfilet und Moussaka im Restaurant La Cupula, ein bisschen ab vom Zentrum unter der Leitung von einem Deutschen/Schweizer. Einfach genial! Der Reiseführer hat sich mal wieder bewährt!
Mein erster Eindruck von den Bolivianern? Sie sind unfreundlich und genervt – bei Fragen nach Informationen unwillig, widerwillige Antworten überwiegen. Ich bin frustriert über die sanitären Zustände: für 1 Boliviano bekomme ich ein Klo ohne Klospülung und ohne Waschbecken. Pfui Teufel! Ich habe meine Zweifel, ob La Paz denn wirklich das Richtige für mich ist… so ganz alleine in der großen Stadt? … wenn die Männer schon auf Reisen mit Johannes, mich mit schiefen gammligen Zähnen angrinsen und hinter herschauen. Ja, verdammt, ich bin blond und europäisch! Ich fasse den Entschluss. Ich werde in La Paz viel Zeit damit verbringen, zu lesen, endlich mal an meine australischen Freunde zu schreiben, Spanisch zu lernen und eifrig E-Mails zu schreiben – wenn das nicht schon zu viele Dinge sind, die ich endlich mal machen möchte.
Das Hauptausflugsziel von Copacabana sind die Sonneninsel (Isla del Sol) und die Mondinsel (Isla de la Luna). Für nur einen Euro transportiert ein Boot die zahlreichen Touris zum Südanleger der Sonneninsel. Hier machen wir in den kommenden zwei Tagen eine schöne Rundwanderung. Die Sonneninsel soll laut Historie die Keimzelle des Inkaimperiums sein, auch der Name des Titicacasees leitet sich von ihrem ursprünglichen Namen „Titicachi“ ab. Damit wurde für die Quechua und die Aymara nicht nur die Insel, sondern auch der See heilig. Kleine Ortschaften, terrassierte Hänge begleiten, tolle Ausblicke und Buchten begleiten uns am Tag eins. Frauen in traditionellen Kleidern und Ballerinas (es hat geregnet und die Wege sind schlammig!) arbeiten in den Gärten und auf den Feldern, waschen ihre Wäsche in Flüssen und treiben die Tiere (Schafe, Esel, Schweine, Lamas). Jeder geht geschäftig seinem Tun nach – die Zeit scheint hier jedoch noch langsamer zu ticken als auf dem Festland, man begegnet den „Gringos“ freundlich. Auf einem der Dorfplätze ist eine Versammlung: Männer und Frauen (mit langen schwarzen geflochtenen Zöpfen und Melonenhüten) scherzen, schenken den „blöden“ Touris keine Aufmerksamkeit.
Ein kleines Mädchen mit einer Alpakaherde möchte unverschämterweise für ein Foto gleich 5 Bolivianos – ein halbes Frühstück! Schade, die Kinder lernen hier viel zu früh das Betteln nach Geld und Süßigkeiten, werden schon im Kleinkindalter alleine an den Wanderweg gesetzt, um zu spielen.
In einer Bucht auf einem Steg pausieren wir ausgiebig, tanken Sonne und picknicken fürstlich: Tomaten-, Avocado-, Zwiebelsalat, Brötchen mit Ei, Tomate und Käse, ein wahnsinnig schöner Ausblick auf das funkelnde Wasser, die Füße baumeln zur Abkühlung im See. Zum Baden lädt der kühle Wind jedoch nicht gerade ein. Wir übernachten in einer sehr einfachen Unterkunft im Norden der Insel und verdrücken zum Abendessen in einer Schilfhütte am Strand Quinoasuppe, Forelle (was sonst?), frittierte Kartoffeln und Reis, serviert von einer zahnlosen kräftigen Indiofrau.
Der Nordteil der Sonneninsel ist karg, rau und felsig. Über einen schönen Kammweg wandern wir wieder gen Süden. Sonne scheint heftig, die Höhe setzt mir energietechnisch ganz schön zu. Die erste Bleibe am Wegesrand lockt mit herrlichem frisch gepresstem Saft und letztendlich auch mit einem schönen, gemütlichen Bett, warmer Dusche und leckerem hausgemachtem Essen. Es gibt mal wieder Quinoasuppe und Forelle. Letzteres jedoch nicht frittiert, sondern vom Grill, mit frischem Gemüse und Reis. Ich schlafe wie ein Baby. Am nächsten Morgen geht es mit dem Boot wieder zum Festland. Nach einem guten Kaffee und Yoghurt mit Früchten bei einem irischen Auswanderer fahren wir mit dem Bus zurück nach Puno. Es benötigt in Südamerika leider doch recht viel Reisezeit – Zeit, die man mit Nachdenken oder süßem Nichtstun verbringt. Die Gedanken einfach nur so schweifen zu lassen… ohne das Gefühl, dass man die Stunden vergeudet. Im täglichen Alltagsleben gibt es dafür kaum Momente – schade eigentlich!
Wieder unkomplizierte Übernachtung in Puno, am nächsten Tag Weiterfahrt nach Cusco mit einem touristischen Bus und einigen Stopps auf dem Weg. Landschaftlich sehr schön und abwechslungsreich. Das Mittags-Bufet in einer Touristenabsteige überrascht mit etlichen Variationen an Fleisch (Alpaka, Rind, Fisch, …). Außerdem füllen Gemüse, Desserts und Suppe die hungrigen Mägen.
Ankunft am Abend in Cusco: Jörg, der zukünftige Arbeitsgeber von Johannes und ein deutscher Kollege nehmen uns in Empfang und bringen uns im Taxi zu Jörgs Bleib . Dort werden wir für die nächsten zwei Wochen eine Basis haben, werden aber auch noch einige Ausflüge in die Umgebung unternehmen.
Cusco war die einstige Hauptstadt und das Herz des Inkaimperiums, der sogenannte Nabel der Welt (Qosqo = Zentrum). Historiker gehen davon aus, dass die Stadt der Bedeutung Roms in keinster Weise nachstand. Der Reiseführer schreibt: „… Cusco ist nicht nur die schönste und abwechslungsreichste Stadt Perus, sondern aufgrund ihrer historischen Bedeutung, die wohl interessanteste Stadt Südamerikas…“ Klingt für mich sehr vielversprechend – es scheint viel zum Entdecken zu geben.
Entdeckt werden aber zuallererst die Gringos, die Weißen, die Touristen… die, mit dem Geld in den Taschen. Unzählige Souvernirverkäufer, Straßenhändler und Bettler prägen das Innenstadtbild. Jörg meint bei einem ersten abendlichen Spaziergang überzeugt: Die Innenstadt Cuscos sei absolut sicher, Sicherheitskameras sind installiert, Polizei wacht über Ruhe und Ordnung. Beim ersten Gang durch die Altstadt bin ich von der langen Busfahrt so geschafft, dass ich von meiner Umgebung kaum etwas wahrnehme: Jörg zeigt, erklärt, gibt Tipps zum Essen – soviel auf einmal – in einer völlig unbekannten Stadt. Leckeres Grillhänderl mit Salatbar zum Abendessen, ruhige Nacht.
Huancaro. Jörg und Eli wohnen in einem Haus etwa in 20-minütiger Entfernung mit dem Bus vom Zentrum. Die Stadtbusse fahren oft, allerdings ohne Haltestellen und Fahrpläne (wie überall Peru). So muss man sich einfach an die Straße stellen und warten – einsteigen, zusehen, dass man einen Sitzplatz bekommt (die Minibusse sind so niedrig, dass ein Ottonormal-Europäer garantiert nur in gebückter Haltung stehen kann), die Route auf der Karte verfolgen und letztendlich irgendwo an einer Ecke aussteigen. Fahrpreis: ein Spottpreis! (0,60 Soles/Person – ca. 15 Eurocent). Die Taxifahrer in Cusco sollte man meiden und recht schnell merke ich, warum. Sie sind unfähig, den direktesten Weg zum gewünschten Ziel zu finden, unfreundlich und zocken Touristen ab. Das Wohngebiet, wo wir schlafen, ist keine Gegend für Gringos, aber ein großes Einzugsgebiet für Einheimische. So gibt es glücklicherweise zahlreiche öffentliche Busse (bei denen man nie so genau weiß, ob sie die nächste Fahrt noch schaffen oder beim nächsten Schlagloch (und das kommt bestimmt) auseinanderfallen.
Vor dem Haus in greifbarer Nähe gibt es einen großen Markt: Gemüse, Obst, Eier, Haushaltswaren, Fleisch, Fisch, Blumen und Kräuter – Freitag kommen die neuen Lieferungen und die Marktfrauen preisen ihre herrlichen Waren an. Praktisch! Eine Mango zum Frühstück? Die holt man sich am besten frisch vom Markt.
Die Altstadt von Cusco ist gepflegt und glänzt mit Gässchen, Kirchen und Museen. Außerhalb der Altstadt ist das Leben jedoch hektisch, die Autofahrer rücksichtslos, die Straßen eigentlich immer voll … Stadt eben (350.000 Einwohner). Der Hauptplatz, der Plaza de Armas, ist nahezu vollständig von Arkadengängen umgeben. In zahlreichen Restaurants kann man auf einem der Balkone einen Kaffee schlürfen und das Treiben auf dem Platz beobachten: In der Mitte ein Brunnen, Kolonialkirchen (Kathedrale, Kirche La Compania), Bänke, Bepflanzungen, Schuhputzer (oftmals Kinder!), oben schon genannte Souvenirhändler, Straßenkünstler.
Die Gassen vom Altstadtviertel San Blas sind eng, gepflastert – die Grundmauern der Häuser stammen zum Großteil noch aus Inkazeiten, und man kann die schöne Kunst der fugenlosen Verblockung riesiger Steine begutachten. Die Steinblöcke sind bis zu einem Meter groß und haben bis zu 12 Ecken. Ich kann mir bis jetzt (auch nach so vielen Besichtigungen von Ruinen) nicht vorstellen, wie zur Zeit der Inkas gebaut wurde. Mit genauster Präzision! Erdbebensicher, robust! Unter Einsatz aller menschlicher Kräfte.
An den Häusern gibt es zahlreiche Balkone, Innenhöfe, schön geziegelte Dächer, fein rausgeputzte Fassaden. Mit weißem Putz, blauen Fenstern, blauen Balkongeländer oder Blumenkästen sehen die Häuser sehr schön aus. Trotz der vielen Treppen und Atemnot (viele Pausen notwendig – Cusco liegt auf 3430 m Höhe) ist es sehr schön, durch die Gässchen zu schlendern. Am Aussichtspunkt San Christobal wird dem Besucher erst einmal die Größe von Cusco bewusst. Ein Häusermeer zieht sich an den Hängen hinauf. Der Flughafen ist mit Landebahn mitten in die Stadt gebaut, mal wieder ein Zeichen dafür, dass sich die Peruaner an Lärmbelästigung nur wenig stören.
Kulinarisch hat Cusco einiges zu bieten:
Viele touristische Menüs von schlechter Qualität, aber auch unzählige familiäre Restaurants, in denen man günstig essen kann. Wir schlemmen: In der Granja Heidi, einem Restaurant von Südtirolern (?), gibt es mittags leckere Menüs mit (für peruanische Verhältnisse) ausgefallenen, gesunden Suppen, Speisen, Salaten, Tees (Kräutertee mit losen Kräutern und Honig) und Kuchen (Nelson-Mandela-Kuchen mit Paranüssen und Rum). Im Nomads frühstückt man für nur 15 Soles mit Pfannkuchen, Brot, Yoghurt, Obst, Kaffee und frisch gepresstem Saft. Außerdem gibt es zahlreiche Bäckereien mit Leckereien, Küchlein und verschiedenen Brotsorten. Die Märkte und das herrliche Angebot an Obst lassen den Genießerzahn also nicht tropfen. Von Kaffee versteht man in Cusco auch etwas – so dass wir uns, wann immer wir in der Stadt sind, ein Tässchen gönnen. Die Holzofenpizzen in Carlos Pizzeria (ganz kleiner Familienbetrieb von Mutter und Sohn) sind köstlich!
In und um den „Nabel der Welt“ kann man Tage füllende Programme aufstellen: Ruinen, historische Städte, Dörfer erkunden, Täler durchstreifen, Natur erleben bei eintägigen und mehrtägigen Trekkingtouren… man muss sich nur entscheiden, was man will.
Auf unserem Plan steht erst einmal die nähere Umgebung: Die Ruinenstädte der alten Inkas in unmittelbarer Umgebung, teils zu Fuß erreichbar. Für stolze 130Soles (Studentenermäßigung 50%) kaufen wir die Boletos Turistico, mit denen man allerhand heilige Stätten und bedeutsame Plätze besuchen kann… und so „klappern“ wir die Ruinen ab.
Saqsaywaman: Am Bau der mächtigen Festungsanlage haben 20.000 bis 40.000 Menschen etwa 70 Jahre lang gebaut, genauere Angaben unbekannt … vielleicht diente die Anlage auch nicht zum Schutz, sondern war eine Kultstätte des Sonnengottes. Riesige zyklopische Steine sind verschachtelt, Quader mit Ausmaßen von bis zu 6,20x5x4 m, Gewicht: 42 Tonnen. Der Grundriss der Anlage gleicht der Form eines Falken, daher auch der Name „waman – Falke“
Der Kult- und Festplatz Q’enqo wirft bei bestimmter Sonneneinstrahlung den Schatten eines Pumas. Sitze und Altäre im Fels, sowie die in den Fels gehauene schlangenförmige Opferrinne lassen erahnen, was sich hier vor langer Zeit ereignet haben muß.
Pukapukara, eine kleine Bergfestung, war ein Kontroll- und Lagerposten. Von hier aus wurde die Straße von Cusco ins Urubambatal eingesehen.
In Tambomachay erholten sich die Nachrichtenübermittler und Reisenden, ein Ort der Ruhe, zum Tanken von Energie mit heiligen Wassern. Das kühle Nass stammt wahrscheinlich aus einer unterirdischen Quelle oder einer alten Inka-Wasserleitung.
Die vier genannten Ruinenkomplexe sind von Cusco mühelos zu Fuß oder mit Taxi bzw. Bus erreichbar – ein schöner Tagesausflug zum Akklimatisieren an die dünne Luft!
Ins heilige Tal der Inkas (Valle Sagrado de los Incas), nördlich von Cusco, lohnt sich ein Ausflug mit mindestens einer Übernachtung. Reisende mit mehr Zeit (so wie wir) sollten sich ruhig ein paar mehr Stunden nehmen. Wir lassen es auch ruhig angehen. Mit dem öffentlichen Bus fahren wir nach Pisaq.
Pisaq war nach Cusco eine der wichtigsten Städte der Inkas, heute noch zu bestaunen die Ruinenstadt mit Häusern, Palästen, Tempeln, Befestigungsmauern und Bastionen. Die Festung liegt eindrucksvolle 300 Meter über dem Urubambatal. Wir haben Glück, die Touristenströme sind schon durch, die Festungsanlange gehört fast nur uns allein. So schlendern wir durch die Gemäuer, genießen herrliche Blicke ins Tal, und ich fühle mich wie in eine andere Welt versetzt. Leider, und gerade deshalb sind wir fast allein, herrschen keine idealen Fotobedingungen…
Die Unterkunft in Pisaq ist einfach und günstig: Bad ohne Tür, Bett mit Plastiküberzug unter dem Laken… so schläft man, wenn man mit Budget reist.
Um so schöner die Unterkunft an der nächsten Station: Ein Tipp von Jörg – einer seiner Tourguides hat in Ollanta ein nettes Hostel. Hier kann man sich auch wirklich wie zu Hause fühlen… es ist so schön, dass wir später noch einmal wieder kommen. Auch in Ollanta „klappert“ man als Tourist einen Ruinenkomplex ab, was sonst?
Ollanta beeindruckt außerdem mit seinem Grundriss, der sich seit der Inkazeit nahezu nicht verändert hat – ein Unikum. Auch die Kanäle in den Gassen, die spielenden Kindern und die in traditionelle Kleidung gekleideten Frauen und die gemauerten Häuser lassen einen erahnen, wie ruhig das Leben hier, abseits vom Touristengewimmel auf dem Markt, zugeht. Die Tempelburg Ollantaytambo thront wie ein Adlerhorst über steilen Terrassen auf einem mächtigen Bergsporn. Es ist noch heute kaum vorstellbar, wie die Baumeister der Inka die monumentalen Steinblöcke (bis zu 50 Tonnen) ohne Benutzung von Rad oder Flaschenzug, vom Steinbruch auf der anderen Seite des Tales hierher transportiert haben. Der Guide erklärt, es gab Rampen. Die Anlagen sind erdbebensicher gebaut, die Mauern um 7 Grad geneigt. Der Versuch von Restaurationen schlägt fehl, die heutigen Archäologen können mit den Baukünsten der Inkas nicht mithalten.
Um das touristische Programm im heiligen Tal zu komplettieren, besuchen wir auf der Rückfahrt nach Cusco die Salzterrassen von Pichingoto – wir sind jedoch zu voreilig: Die Salzgewinnung erfolgt nur von Mai bis Oktober. So also nur ein Blick auf die braunen Salinen, in die das salzige Wasser geleitet wird. Gearbeitet wird momentan leider nicht. Es dauert einen Monat, bis sich in einem Becken eine Salzkruste von 250 kg gebildet hat, für die die Salzbauern etwa 20 Soles (5 Euro) erhalten – eine Knochenarbeit!
Letzter Stopp auf der Tour: Moray, ein ehemaliges Landwirtschaftzentrum aus Inkazeiten. Terrassierte bis zu 150 m große und bis zu 30 m tiefe kreisförmige Ackerbauanlagen mit Bewässerungskanälen und Wassergräben ziehen in den Bann. In den kreisrunden Anlagen herrschen verschiedene Mikroklimate, so dass Temperaturunterschiede von bis zu 15 Grad erzielt werden.
Nach all dem „Abgeklapper“ des Touristentickets gönnen wir uns noch einen wohl verdienten Ruhetag in Cusco – und fiebern aber schon wieder dem nächsten Highlight entgegen, dem viertägigen Salkantaytreck nach Machu Pichu. “Nur“ mit dem Zug zur bekanntesten aller Inkaruinen zu fahren – das kann ja jeder. Ich möchte die Strapaze des Wanderns auf mich nehmen und mich langsam nähern. Den Inkatrail hätte man wohl schon Monate vorher buchen müssen – er ist der meist begangene Trail Südamerikas. Aufgrund von gewaltigen Umweltproblemen wurde die Personenzahl auf dem Weg auf 500 pro Tag begrenzt.
Es ist wenig bekannt, dass es viele, weitaus romantischere und ursprünglichere Routen nach Machu Picchu gibt, so zum Beispiel der Trail rund um den Berg Salkantay.
Auf dem Treck wandert man mit Tragtieren: Pferde und Esel transportieren Zelte, Küche, Fußkranke und von jedem Wandere eine Tasche mit persönlichen Utensilien (Höchstgewicht 8 kg). So gönne ich mir den Luxus und nehme ein zweites Paar Schuhe mit. Jörg warnt, es werde in dieser Jahreszeit eine Schlammschlacht, ich sollte mich seelisch und moralisch auf Regen, Nässe und Kälte einstellen. Ach was, ein echter Wanderer kennt keinen Schmerz… davon lasse ich mich nicht einschüchtern!
Die Mitstreiter sind 4 Amerikaner, etwa älter als ich, allesamt Bürohengste und furchtbar wettbewerbsgeil… ich muss mich in den kommenden Tagen daran gewöhnen, dass ein jeder von ihnen als erster auf dem Berg, dem Lager, dem Rastplatz sein will und ich mit Johannes hinterher trabe. Schon einmal vorneweg: Wandern in Gruppen ist nichts für mich! Tolle Natur und mehrtägige Wanderungen aber umso mehr. Das wird (hoffentlich) nicht die letzte gewesen sein. Des Weiteren begleiten uns ein Wanderführer, Koch und Gehilfe und der Horseman (immer mit einer Backe voll mit Kokablättern, immer ein freundliches, zahnloses Lächeln auf dem Gesicht, unterwegs im Laufschritt in alten Autoreifensandalen mit verhornten Füßen – er hüpft in den kommenden Tagen wie ein junges Reh neben unseren Tragtieren her, hat aber mindestens schon doppelt so viele (harte) Jahre auf dem Buckel wie ich.
Tag 1: In aller Herrgottsfrühe starten wir von Cusco nach Mollepata, einem kleinen verschlafenene Bergdorf in etwa 2800 hm. Die Nacht hat es mich mal wieder tüchtig durchgepustet – nicht gerade die beste Voraussetzung für eine viertägige Wanderung… Frühstück mit (faulen?) Eiern und Kokatee – dann sind wir startklar und wandern auf einer holprigen Fahrstraße stetig bergauf. Tiere, Gepäck und Crew fahren heute bequem mit einem Lastwagen. Von oben bleibt es trocken, von unten kämpfen wir teilweise ganz schön mit Schlamm und Wasser. Der Aufstieg bis zum Mittagessen ist eine schweißtreibende Angelegenheit. Ein leckeres Mittagessen belohnt und stärkt für die Nachmittagsetappe. An einem mit Servietten und Tischdecke eingedeckten Tischchen essen wir Forelle, Tofu und Champignons, Süppchen, Reis. Der Koch und sein Gehilfe haben ganze Arbeit geleistet.
Gut gestärkt wandern wir ins Tal des mächtigen Bergriesen Salkantay (schlappe … m), die morgendlichen Wolken verziehen sich und geben prächtige Blicke auf die vergletscherte Bischofsmütze frei… wunderbar! Der zweite Teil des Tages ist Genusswandern – immer leicht bergan hinein zu einem Talboden, wo das erste Nachtlager aufgeschlagen wird. Komfortabel stehen die Zelte unter einer Art Schuppen. So sind wir vor eventuellem Sturm, Wind und Regen geschützt. Ich bin ziemlich erledigt. Nach einem Tässchen Tee und Abendessen falle ich ins Bett. Die Nacht wird ein Horror und leider gar nicht so erholsam, wie sie eigentlich sein müsste. Nicht die Kälte ist das Problem, sondern mein lieber Johannes, der wieder mal komplett durchgespült wird, im wahrsten Sinne ein verdammter Scheiß! Am Morgen reden wir sogar davon umzukehren… David, der Guide, hilft jedoch mit ein paar Tabletten und einem Wunder-Kräutertee auf die Beine – und Johannes beschließt für sich, dass ein Umkehren nicht in Frage kommt.
Und so starten wir im Morgengrauen zum langen Aufstieg auf den Pass – nochmals gute 850 Höhenmeter gilt es zu bezwingen. Ziel: Pass 4650 m über dem Meeresspiegel. Danke Oma, für die Energiegetränke, das kommt mir heute Morgen gerade richtig. Mit Kokablättern in der Backe und einem Fläschchen des Wundermittels bin ich gut gerüstet für den Anstieg – und wahnsinnig erleichtert, als nach gut drei Stunden das Zwischenziel erreicht ist. So froh, dass mir sogar ein paar Freudentränen die Wangen herunter kullern. Vom Talboden, so verlangt es die Tradition, muss ein jeder Wandersmann einen kleinen (oder für die fiteren Wandersleut auch gerne einen größeren) Stein zum Pass tragen. Mit diesem und einer Spende aus Kokablättern erfolgt der Dank an Mutter Erde (Pachamama) und den Bergen. Das Panorama von den Giganten Salkantay und Umantay ist phantastisch. Hier merke ich erst einmal, wie klein der Mensch doch ist, ein Nichts in den Anden.
Alles, was wir mühsam hoch gekraxelt sind, geht es auch wieder bergab – heute liegen noch gut 2000 Höhenmeter abwärts vor uns, eine Herausforderung für die Knie. Nach dem Mittagessen ändert sich die Landschaft schlagartig. Wir tauchen in den Bergnebelwald, ein immer feuchtes Gebiet, ein. Die Vegetation ist subtropisch: Orchidee, Bambus, Moos bewachsene Bäume, Farne, saure Himbeeren (eine leckere Gaumenfreude für zwischendurch) – später kommen Bananen, Papayas, Feigenbäume hinzu. Der Weg ins Tal zieht sich… aber wir sind ja nicht auf einem Spaziergang oder etwa im Altersheim.
Wir durchqueren Grundstücke mit Bambus gedeckten Hütten und Hunden, Gänse und Esel – es scheint ein ruhiges (aber sicher auch hartes) Leben im Nebelwald zu sein. Ich könnte mir gut vorstellen, hier ein bisschen Zeit fernab von Zivilisation zu verbringen.
Das zweite Nachtlager nach einer tollen Hängebrückenüberquerung befindet sich in einer friedlichen Siedlung. Ich bin ziemlich erschlagen, es war ein langer Tag. Meine Füße sind verblast. Ich hoffe, der morgige Tag wird ein bisschen ruhiger.
… es geht tatsächlich „nur“ weiter bergab. Der Treck ist aufgrund von Schlamm leider nicht zu begehen, so bleiben wir auf einer unasphaltierten Fahrstraße. Je mehr Höhenmeter es nach unten geht, um so spürbar heißer brennt der Planet – es ist ein heißer Tag. Ich freue mich schon auf die bitter nötige Dusche in der Unterkunft in Aguas Calientes. Der Weg führt uns vorerst bis zu einer Siedlung in gut 2000 m Höhe. Gepflegter Sportplatz, Kaffee aus kleiner Espressomaschine (den gönnen wir uns), Mittagessen, Abschied von der Crew.
Mit einem Kleinbus fahren wir durch spektakuläre Landschaft bis zur Hidroelectric, einem Wasserwerk. Von hier fährt der touristische Zug nach Aguas Calientes, Fahrpreis für Touristen 18 Dollar, Fahrpreis für Einheimische 5 Sol, Entfernung ca. 11 km. So verladen wir das Gepäck im Zug und machen uns auf den Weg… Machu Pichu muss sich verdient werden. Es ist bereits zum Greifen nah! Da hinter dem Bergrücken liegt es versteckt! Die Spannung steigt.
Zum Glück ist der Weg recht eben, es geht immer an den Bahngleisen entlang durch das Tal des Rio Urubamba. Jetzt fühle ich mich wirklich wie im Dschungel. Ein reißender brauner Fluss, die Vegetation ist üppig und grün, die Luft heiß und stickig. Ich klebe! Die letzten Kilometer sind landschaftlich nochmal sehr schön. Man bekommt einen vagen Eindruck, in was für einer Umgebung die sagenumwobene, touristisch zertrampelte und überlaufene Ruine liegt.
In Aguas Calientes (heiße Wasser – es gibt eine Thermalquelle) kann ich kaum noch hatschen… muss man hier aber auch nicht mehr sonderlich viel, denn es gibt außer Restaurants und Unterkünften nicht viel. Unterkunft ok. Sehr ordentliches Bad, ich genieße eine heiße Dusche. Später ein eiskaltes Bier. Ich fühle mich wie neu geboren. Kurz vorm Schlafen packen wir mal wieder die sieben Sachen zusammen. Das gehört zum täglichen Leben auf Reise leider Gottes immer wieder dazu, auch wenn es nervenaufreibend und zeitraubend ist.
Die kommende Nacht wird kurz, extrem kurz.
Um vier Uhr in der Früh stehen wir bereits in den Startlöchern und warten auf den Einlass an der Hängebrücke, um den scheinbar endlosen Aufstieg zum Eingang der Ruine schnellst möglichst hinter uns zu bringen. Es ist gewissermaßen ein Wettlauf mit den anderen hunderten Touristen: Und jeder will ihn haben, den Stempel für die Besteigung des Bergsporn Waynapicchu (das ist der Berg, den man auf einer typischen Aufnahme des Ruinenkomplexes im Hintergrund der Anlage sieht) . Die Besucherzahl ist auf 400 Personen pro Tag beschränkt. So lohnt es sich also die 1750 Steinstufen auf dem sehr steilen Weg von Aguas Calientes zum Eingang der Ruine möglichste zügig hinter sich zu bringen, um vor den anrollenden Bussen da zu sein. Eine wahre Herausforderung. Ich schwitze wie ein Schwein. Schon am Morgen ist es feuchtwarm, und die Suppe läuft. Ich erreiche die Stempelstelle rechtzeitig, fühle mich in dem Moment aber gar nicht, als wollte ich heute noch auf einen anderen Berg kraxeln. Johannes hat aber gut reden – er überzeugt mich schließlich doch. Danke!
Machu Picchu ist laut Reiseführer eines der schönsten und rätselhaftesten Zeugnisse der Inkazeit – man weiß noch immer nicht genau, was die Anlage einmal war: Sommerresidenz, Fluchtburg, eine Stadt der Magier, Inka-Universität oder eine Festung? Oder etwa alles zusammen?
Die Anlage ist vom Urubambatal kaum zu sehen und wurde erst 1911 von Hiram Bingham auf der Suche nach der „Verlorenen Stadt der Inkas“ entdeckt (Machu Picchu ist NICHT das, wonach er suchte).
Es ist ein magischer Ort… die Nebelschwaden wallen durch die Mauerreste, ein Gesamteindruck bleibt mir am Morgen nicht vergönnt, so dicht ist die Nebelsuppe.
Dafür begrüßt eine Herde neugieriger Lamas. Ganz zahm sind die Gesellen, bis ein Hund in ihr Territorium eindringt. Da werden sie unruhig und lassen erahnen, dass sie tief im Herzen doch keine friedlichen Gesellen sind.
Wir bekommen einen ersten Eindruck vom Umfang und der Größe auf der morgendlichen (leider schwachen und hektischen) Führung – welche voll im Nebel stattfindet… einerseits ziemlich mystisch, andererseits fühle ich mich ein bisschen orientierungslos.
Schade, dass uns der Sonnenaufgang heute unsichtbar bleibt.
Dafür fühlt man sich beim Wandeln durch die Nebelschwaden und Ruinen wie in einer anderen Welt – in einer längst vergessenen! Uralten! Mystischen! Was sich hier wohl alles abgespielt haben könnte? Vor meinem inneren Auge sehe ich viele Szenen, es braucht gar nicht viel Phantasie und Vorstellungskraft…
Einzig störend sind die unzähligen Touristengruppen aus aller Welt! Sie passen nicht so ganz ins Bild… mit super ausgestatteter Trekkingmontur, Hightech-Kameras, dem Feinstem vom Feinsten. Auf Fotopirsch, mit großen Augen lauschend. Es ist traurig, dass das ganze Geld von den Touristen nach Lima fließt und die unmittelbare Bevölkerung von dem Geldsegen nichts zu sehen bekommt. Aber so ist es wahrscheinlich immer: Die Kohle wird zwischen denen hergeschoben, die sie haben.
Für mich absolutes Highlight an diesem Tag: Die Besteigung des Waynapicchu, dem Berg hinter die Ruine. Ja – richtig gelesen. Obwohl ich am Morgen so ausgepowert war, haben wir es dennoch gemacht. Noch einmal zusätzlich 350 Höhenmeter erklommen und einen atemberaubenden Blick auf die umliegenden Berge und das Urubambatal genossen (und natürlich nicht zu vergessen auf die Ruinenanlage – Machu Pichu hat von oben gesehen die Form eines Kondors). Der Nebel hat sich verzogen, die Sonne den Durchbruch geschafft – für die Mühen am Morgen werden wir mehr als belohnt. Der Anstieg ist steil, die Stufen hoch – die Touristen schlängeln sich aneinander vorbei (es gab hier schon Abstürze!). Ich bewundere die Statiker – sie arbeiten am Rande des Abgrundes und vermessen, wie sicher es noch ist, hier herum zu klettern – es ist wirklich steil!!!
Von oben genieße ich einfach nur den Ausblick… und schaue lange in die faszinierende Landschaft. Üppiges Grün, Täler, Berge – … und so weiter und so fort – ich fange bestimmt schon an, den fleißigen Leser zu langweilen, so also genug mit Landschaftsbeschreibungen.
Es bleibt nur noch anzufügen, dass am Nachmittag, Mittag die besten Fotobedingungen herrschen und ich „mein“ Bild aus der allseits bekannten Perspektive von Machu Pichu noch ergattere.
In Aguas Calientes verbringen Johannes und ich die letzten Stunden vor der Rückfahrt mit einem Bad in den heißen Quellen: wohlverdient und wahrlich schön gelegen! Unter freiem Himmel gibt es verschieden warme Becken, in denen man die müden Knochen wieder aufpäppeln kann. Bei mir haut die Wärme voll rein – ich werde hundemüde. Abendessen mit Alpaka, einem Glässchen Pisco und dann in den Zug nach Ollanta. Von der schönen Natur (der Leser hat in diesem Falle Glück gehabt) sehe ich nichts mehr, es ist leider schon dunkel. Der Zug ist gerammelt voll mit Touristen, hauptsächlich Backpacker. Johannes und ich bleiben für die kommende Nach nochmal in dem schönen Hostel in Ollanta – schlafen gut und tief… gönnen uns am nächsten Morgen ein Frühstück mit Pfannkuchen. Ich möchte gar nicht zurück nach Cusco – denn bald heißt es Abschied nehmen. Noch eine Nacht im Chaosladen Jörg, und dann mache ich mich auf den Weg nach La Paz. Was mich dort wohl erwartet? Ich getraue mich gar nicht daran zu denken… aber laut Thomas gibt es noch eine zweite Praktikantin. Schön!
In Cusco schlemmern wir noch einmal bei der Heidi, stopfen uns mit Kuchen voll – Süßes hilft ja bekanntlich gegen Herzschmerz… und dann gehe ich in den Nachtbus nach Puno – von dort weiter nach Bolivien. Jetzt beginnt für mich ein neuer Abschnitt der Reise, ohne meinen lieben Johannes, in neuer Umgebung – einem neuen Land!
Ich versichere: es bleibt spannend! Bolivien hat auch die eine oder andere Überraschung (von positiver aber auch negativer Art) bereit! Ich bin froh, dass ich zum Zeitpunkt meiner Abreise aus Peru noch nicht ahne, was auf mich zukommt.
Mehr über das Unternhemen findet ihr unter: http://www.suedamerikatours.de/
Eure Anja Gabriel
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